17. Juli 2025 06:00

Konjunktur Wirtschaftsankurbelung: In jedem Fall schädlich

Angriff auf das Sparen

von Olivier Kessler drucken

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Bildquelle: PhotoSGH / Shutterstock Sparen: Galt früher mal als Tugend – heute eine Sünde?

Die Konjunktur besteht aus Auf- und Abschwüngen. Abschwünge sind dabei genauso wichtig wie die Aufschwünge, weil sie allfällige Übertreibungen korrigieren und Bewertungen wieder an ein realistischeres Niveau heranführen. Exzessive Aufschwünge ohne Verankerung in der Wirklichkeit sind letztlich nichts als Blasen, die irgendwann platzen müssen. Damit die Menschen dauerhaft ihre wandelnden Bedürfnisse befriedigen können, müssen sich Angebot und Nachfrage flexibel aneinander angleichen können.

Aus guten Gründen wollen wir in gewissen Lebensphasen und Perioden vermehrt sparen und investieren, statt unser ganzes Geld in den direkten Konsum zu stecken. Das bedeutet, dass wir einer besseren Bedürfnisbefriedigung in der Zukunft derzeit einen höheren Wert beimessen als dem Konsum im Hier und Jetzt. Entsprechend ist es sinnvoll, wenn die Produktion der Gegenwartsgüter in diesem Moment entsprechend der sich veränderten Nachfrage reduziert wird, weil ansonsten lediglich Güter produziert würden, die zu wenig nachgefragt würden, was einer sinnlosen Ressourcenverschwendung gleichkäme.

Das heute vorherrschende Narrativ geht jedoch davon aus, dass wirtschaftliche „Abschwünge“ eine unnötige Last für die Gesellschaft darstellten, weshalb man solche Wirtschaftskrisen um jeden Preis verhindern oder zumindest abdämpfen müsse. Doch wer ist dieser man? Natürlich der Staat. Dieser wird im etatistischen Zeitalter, wie bei allen anderen Problemen auch, zum Heilsbringer erkoren. Ihm wird von keynesianischen Ökonomen zugetraut, dass er die Wirtschaft gottartig mit seiner Allwissenheit steuern und ankurbeln könne. Dies soll er zum Beispiel durch seinen geldpolitischen Arm der politisch eingeführten Zentralbank tun, indem diese die Zinsen absenke, um so das Sparen im Vergleich zum Konsum weniger attraktiv zu machen. Denn wenn die Menschen auf ihren Sparkonten weniger Zinsen erhielten, gäben sie es eher für den gegenwärtigen Konsum aus, was nötig sei, um aktuelle Krisen abzumildern.

Die Zentralbank kann das Platzen einer (durch ihre vorherige Tiefzinspolitik selbst herbeigeführten) Blase jedoch nicht für immer verhindern. Sie kann entsprechende Korrekturen mit etwas Glück lediglich zeitlich etwas hinausschieben. Dies hat allerdings den Preis, dass dadurch sogenannte Zombie-Firmen am Leben erhalten werden (also Firmen, die auf dem freien Markt nicht überlebensfähig wären, weil sie mehr Werte vernichten als schaffen). Zombie-Firmen ständig das Leben zu retten ist deshalb wirtschaftsschädlich, weil diese Firmen so an den wahren Bedürfnissen der Konsumenten vorbeiproduzieren und Wohlstand vernichten.

Was hinzukommt, sind noch abartigere Blasen, die sich in der Folge wegen des billigen Geldes bilden, das die Zentralbank auf die Märkte wirft. Die Zentralbank trägt mit ihrer inflationären Geldpolitik zur unnötigen Aufblähung von Werten und dadurch zu einer Verschlimmerung des nachfolgenden Crashs bei, weil Preise sich so zunächst noch stärker aufblähen, bevor sie anschließend korrigiert werden müssen. Je weiter entfernt sich die Preise von der Realität befinden, je höher sie über dem Grund der Wirklichkeit schweben, desto verheerender wirkt sich dann der Absturz in einer Bereinigungsphase aus. Diese Bereinigungsphase lässt sich irgendwann nicht mehr aufhalten, weil die Zentralbank früher oder später schachmatt dasteht und nur noch die Wahl zwischen Depression (wegen zu hoher Zinsen) oder Hyperinflation (wegen zu niedriger Zinsen) hat. Beides ist für die Betroffenen ein Graus.

Der Staat schafft auch dann keinen zusätzlichen Wohlstand, wenn er vorgibt, durch seine Interventionen Jobs zu schaffen oder zu retten. Warum ist das so? Der Staat kann für das Schaffen von Jobs nur Geld ausgeben, das er zuvor jemandem weggenommen hat. Er schafft deshalb keinen zusätzlichen Wohlstand, sondern verteilt diesen nur um (und nimmt sich dabei auch einen großzügigen Anteil für sich selbst heraus). Andere Jobs und Einkommen werden aufgrund dieser Staatsintervention entweder vernichtet, weil sie durch die zusätzlichen Steuern, die die betroffenen Unternehmen zur Finanzierung der staatlichen Ausgaben leisten müssen, unrentabel werden. Oder aber sie können aufgrund der via Steuern abgeschöpften Kaufkraft gar nicht erst entstehen, obwohl diese neuen Arbeitsstellen prioritärere Kundenbedürfnisse befriedigt oder die Aufgaben besser erfüllt hätten als die staatlich geförderten Unternehmungen.

Die verhinderten privaten Projekte wären im Gegensatz zu den Konjunkturpaketen des Staates freiwillig nachgefragt worden und hätten damit den Beweis erbracht, dass sie wahre Bedürfnisse befriedigt hätten. Staatliche Konjunkturprogramme hingegen sind per definitionem eine reine Ressourcenverschwendung, weil sie die Bürger zwingen, nicht prioritäre oder ungewünschte Dinge zu finanzieren, die sie gar nicht freiwillig nachfragen würden. Wenn der Staat für die Bürger ihr Geld ausgibt, kommt es notwendigerweise zu einem Auseinanderdriften von Angebot und Nachfrage und die Mittel wandern in Projekte, die von den Menschen als weniger wichtig beurteilt werden, als wenn sie das Geld selbst hätten ausgeben dürfen.

Der Staat verringert durch seine Konjunkturprogramme außerdem die allgemeinen Lebensstandards, weil dadurch unnötige bürokratische Kosten entstehen, die in der Privatwirtschaft nicht angefallen wären. Im Gegensatz zur Privatwirtschaft sind bei staatlichen Projekten diverse politische Akteure in den Prozess involviert, die alle noch irgendwie mitreden und sich persönlich womöglich noch ein Denkmal setzen wollen. Es bestehen bei den Behörden keinerlei Anreize für einen sparsamen Umgang mit den Mitteln der Bürger, weil sich hier die Eigentümer nicht um ihre eigenen Investitionen kümmern und niemand das Risiko eines Verlusts persönlich tragen muss. Die verantwortlichen Bürokraten haben kein „skin in the game“, denn sie haben keinerlei Konsequenzen zu befürchten, wenn die Vorhaben nicht den gewünschten Erfolg bringen und an den Bedürfnissen der Menschen vorbeizielen. Weder haben sie für die Verluste persönlich mit ihrem Vermögen zu haften, noch müssen sie in der geschützten Werkstatt namens Verwaltung ernsthaft mit einer Entlassung rechnen. Haarsträubende Verschwendung und Missmanagement sind daher Begleiterscheinungen staatlichen Handelns.

Staatliche Konjunkturprogramme sind auch deshalb so schädlich, weil sie meistens ausgerechnet dann auf den Weg gebracht werden, wenn die Bürger gerne mehr gespart hätten. Der Staat zwingt die Menschen also dazu, entgegen ihren Bedürfnissen zu handeln, womit er Wohlstand vernichtet. Von keynesianischen Ökonomen wird das Sparen zu Unrecht als schädlich für die Konjunktur interpretiert, weil sie lediglich makroökonomische Aggregate betrachten. Sie schauen sich nicht den dynamischen unternehmerischen Prozess an, sondern richten ihr Augenmerk auf statische Größen. So ist ihnen die kurzfristige Steigerung des Konsums wichtiger als die individuellen Präferenzen der Bürger.

Ziel einer guten Wirtschaftspolitik sollte aber nicht die künstliche Steuerung von Aggregaten durch staatliche Interventionen sein, sondern die möglichst optimale Befriedigung der Bedürfnisse der Bürger – was nur der Marktwirtschaft gelingt. Hier helfen Befehle an die Adresse der Unternehmen nichts, zumal dies implizieren würde, dass die Politiker alles besser wüssten und eine erfolgreiche Planwirtschaft möglich wäre. Unternehmer kennen sich jedoch in ihren jeweiligen Gebieten, für die sie sich spezialisiert haben, weit besser aus als politische Akteure, die mit oberflächlichem Wissen oftmals Gesetze über eine Vielzahl von Lebensbereichen und Fachgebieten erlassen, mit denen sie privat oder beruflich nur am Rande oder rein gar nichts zu tun haben. Wir sollten zum Wohle aller unbedingt die Hände von staatlicher „Wirtschaftsankurbelung“ lassen.


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