Replik auf „Gatekeeper Julian Reichelt?“ von Axel B.C. Krauss: Moralkeulenentschärfer Reichelt
Wieso das neue Format des Ex-„Bild“-Chefs zu begrüßen ist
von David Andres
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Dieser Tage habe ich, bei der Lektüre eines Artikels von Axel B.C. Krauss, einen neuen Begriff gelernt. Er lautet: „Limited Hangout“. Den musste ich erst mal nachschlagen. Und damit herzlich willkommen bei meiner neuen dritten Rubrik neben der „Personalprüfung“ und dem „Guten Einkauf“: der „Replik“ auf den ein oder anderen Beitrag unter uns Eigentümlichen, der mir dazu Anlass gibt.
Einen „Hangaround“, den kenne ich wohl. Das ist jemand, der in loser Verbindung zu einer Rockervereinigung steht, ihr hilft und sie unterstützt, ohne Pflichten, aber auch noch ohne Rechte. Das ist ein Schritt vor der Probezeit, vor der verbindlichen, aber vorübergehenden Aufnahme als „Prospect“, als Mitglied auf Zeit. Fragen Sie mich nicht, woher ich das weiß, sonst muss ich Sie erschießen. Nein, Spaß. Ich habe einen ehemaligen Klassenkameraden, der ein Höllenengel war.
Julian Reichelt nun also, der ist zwar auch ein Höllenengel für die Grünen, die er mehrmals die Woche wort- und wirkmächtig attackiert, aber laut Axel B.C. Krauss eben auch ein „Limited Hangout“. Das Ganze ist, so lese ich bei der amerikanischen Wikipedia, nachdem ich den Eintrag durch den Übersetzer gejagt habe, „Spionagejargon für einen beliebten und häufig verwendeten Trick der Geheimdienstprofis“, der darin besteht, „wenn der Schleier der Geheimhaltung zerfetzt ist“ und der Betroffene „sich nicht mehr auf eine gefälschte Tarngeschichte verlassen“ kann, „einen Teil der Wahrheit zuzugeben“, während es ihm immer noch gelingt, „die entscheidenden und schädlichen Fakten in dem Fall zurückzuhalten“. Diese bestehen, so lese ich Krauss’ Text, im Falle Reichelt darin, ganz allgemein weiter ein Systemling zu sein und ganz konkret ein Supporter der Merz-CDU, quasi ein Hangaround des christsozialen Clubs.
Nun mag das alles sein, denn „Achtung, Reichelt!“ ist wahrlich kein libertäres Format, aber es leistet in der Ansprache der breiten Bevölkerung etwas, das sich nur begrüßen lässt – Julian Reichelt entschärft mit jeder einzelnen Sendung die Moralkeule der linken Gatekeeper, die seit mindestens zwei Jahrzehnten jedwede Kritik mundtot zu machen versuchen, indem sie das Gegenüber als „rechts“ oder eben heute auch als Aluhut oder Querdenker diffamieren. Vor allem aber die „Rechts!“-Keule wird stumpfer mit jeder Sendung, die Julian Reichelt ausstrahlt, da er fast immer entlang einer neuen, obskuren, ganz offensichtlichen Zumutung aufzeigt, wie das Kartell aus linken Politikern und Medien diese Keule zu schwingen versucht.
Zum Beispiel, wenn er eine Schautafel der Wissenschaftssimulationssendung „Quarks“ zitiert: „Eher unwahrscheinlich. Internationale Studien zeigen, dass mehr oder weniger Straßenbeleuchtung kaum Einfluss auf die Zahl der Gewaltdelikte hat. Eher unwahrscheinlich? Internationale Studien? Mehr oder weniger? Kaum? Das sind alles Formulierungen, die uns misstrauisch machen, wenn sie von Öffentlich-Rechtlichen kommen. Skeptisch, um mal ein Wort zu benutzen, für das Sie von den Öffentlich-Rechtlichen als Rechter beschimpft werden; Sie rechter Skeptiker!“
In der aktuellen Sendung über die Vertuschung islamistischer Gewalt finden Reichelt oder seine Ghostwriter eine ganz hervorragende Formulierung in einem eingeschobenen Nebensatz: „Vor wenigen Tagen löste unsere Innenministerin Nancy Faeser, die eher ihre eigenen Ansichten als unser Land beschützt, den Expertenkreis Islamismus auf.“
Allein derlei Einschübe machen Reichelt schon wertvoll. Natürlich stellt sich auch in dieser Folge an passender Stelle wieder die rhetorische Frage, was das Publikum laut der Herrschenden wohl ist, wenn es Drive-by-Shootings und Clan-Gewalt für empörend hält – natürlich „rechts“.
Wenn also eines vor allem hängen bleibt von Reichelts Rhetorik, dann, dass man aufhören darf, sich von realitätsfernen Vollidioten, die sich als ethische Koryphäen aufspielen, bei jedem kritischen Pieps als „rechts“ beschimpfen und aus dem Diskurs ausschließen zu lassen.
Und das ist – abseits unserer kleinen Echokammer hier und mitten im Mainstream beim Mann auf der Straße – schon sehr wichtig und sehr viel.
Axel B.C. Krauss: Gatekeeper Julian Reichelt?
„Achtung, Reichelt“: Faeser und ARD-Chef Gniffke: So vertuschen sie Gewalt von Islamisten
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