03. Februar 2023 19:00

Vonovia und die Geldplanwirtschaft Kalkulationen gehen nicht auf – Neubauten auf Eis gelegt!

Wieso fehlen der kritische Blick auf die Geldpolitik und das eindeutige Zahlenmaterial?

von Benjamin Mudlack

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Per Monatsultimo des abgelaufenen ersten Monats des Jahres 2023 hallte eine Nachricht durch den Blätterwald: „Vonovia stoppt alle Neubauprojekte“, titelte beispielsweise die Tagesschau auf ihrer Website. Was war geschehen?

Erlauben Sie mir, die Angelegenheit in meinen Worten und mit Fokus auf das Geldsystem auf den Punkt zu bringen. Die ursprünglich von Deutschlands größtem Immobilienkonzern aufgestellten Kalkulationen gehen nicht mehr auf. Wir erleben nun in der Praxis die Realität eines sich umkehrenden Booms in einen Bust. Der Boom wurde zentral bedingt durch viel Geld und durch einen nicht marktgerechten beziehungsweise zu niedrigen Zins erzeugt. Ein Boom erhöht die Nachfrage – in diesem Fall unter anderem nach Baumaterial –, und in der Folge steigen die Preise. Durch die politisch verfügte Lockdownkrise brachen die Lieferketten zusammen und führten zu einer Verknappung des Güterangebotes. Hauptsächlich verursacht durch die Erhöhung der Staatsschulden, wurde die Geldmenge in der Euro-Zone seit Ende 2019 ungefähr um fast 25 Prozent ausgedehnt. Seit 1999 wurde die Geldmenge im Euro-Raum um den Faktor 3,4 gesteigert. Ein Euro von heute hat im Vergleich zu 1999 folglich rein quantitativ betrachtet nur noch den Tauschwert von nicht einmal 30 Cent. Die Schuldenpolitik lässt die Geldmenge explodieren, und diese trifft nun auf ein verknapptes Angebot – ein Gemisch, das nur zu steigenden Preisen führen kann.

Wie sehen einzelne Zahlen aus? Laut Statistischem Bundesamt stiegen die Preise für Flachglas im Jahr 2022 und bezogen auf den Vorjahresvergleich um fast 50 Prozent. Spanplatten stiegen im Vorjahresvergleich um weit über 30 und Stahl um 40 Prozent. Auch im Jahr 2021 waren ähnliche Preissteigerungsraten zu verzeichnen. Kurzum: Seit einigen Jahren kommt es auf breiter Front zu Preissteigerungen im Bereich der Baumaterialien.

Nun ist der Punkt erreicht, an dem Bauträger und Immobilienunternehmen wie Vonovia die weiße Flagge hissen. Die Preissteigerungen machen die ursprünglich angestellten Kalkulationen zunichte, und die steigenden Zinsen wie auch die staatliche Regulierung gefährden die Bauprojekte. Ich erlaube mir an der Stelle den Verweis auf meine Freiheitsfunke-Kolumne vom 16. Dezember 2022 mit der Überschrift „Ein Kilo ist ein Kilo – aber ein Euro ist nicht ein Euro“.

Die jahrzehntelange Geldplanwirtschaft (Geldmengenwachstum und nicht marktkonforme Zinsen) trifft nun auf die Realität, und der müssen auch die Unternehmer Rechnung tragen: „Wir werden in diesem Jahr keinen Beginn von Neubau-Projekten haben. Die Inflation und die Zinsen sind enorm gestiegen, und davor können wir nicht die Augen verschließen“, sagte Vonovia-Vorstand Daniel Riedl der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“.

Die definitorische Unschärfe, dass der Immobilienmanager einfach „nur“ von Inflation spricht, sei ihm verziehen. Ergänzend möchte ich jedoch anführen, dass eine exakte Differenzierung und Abgrenzung der Begrifflichkeiten schon wichtig sind. Die Ausdehnung der Geldmenge ist Inflation, und diese Tatsache ist dann ursächlich dafür verantwortlich, dass der Tauschwert (Grenznutzen einer jeden Einheit sinkt bei Ausweitung der Gesamtmenge) des Geldes abnimmt. In der Folge steigen die Preise auf den Gütermärkten, in denen die dann gesteigerte Nachfrage das Angebot dominiert/übersteigt.

Am Immobilienmarkt könnte nun nicht mehr kostendeckend vermietet werden, weil die Gestehungskosten pro Quadratmeter in die Höhe geschossen sind.

„Bei Objekten, die wir früher für zwölf Euro Kaltmiete pro Quadratmeter anbieten konnten, müssten wir jetzt eher Richtung 20 Euro gehen, um unsere Kosten von 5.000 Euro pro Quadratmeter hereinzuholen“, sagte Riedl.

An dem Punkt wird das Problem deutlich. Die Investitionskosten, die getätigt werden müssen, um den Wohnraum entstehen zu lassen, stiegen in den letzten Jahren deutlich schneller als die durchschnittlichen Einkommen der Menschen.

Der Blick auf den Häuserpreisindex und die Steigerungsraten der durchschnittlichen Nettolöhne lohnt sich, um Klarheit zu erhalten. Im Anschluss an die Politik zur Aufrechterhaltung des Euro-Systems hat sich der Häuserpreisindex im Rahmen der Geldmengenerweiterungen in Deutschland von 2010 bis Ende 2022 mehr als verdoppelt. Die durchschnittlichen Nettolöhne (ledig/kinderlos) lagen 2010 laut Statista bei 18.405 Euro. Für das Jahr 2022 weist Statista ein durchschnittliches Nettojahreseinkommen von 25.583 Euro aus. Mathematisch lässt sich folglich eine Steigerungsrate von ziemlich exakt 39 Prozent ermitteln. Das Delta zu 100 Prozent Preissteigerung im Immobiliensektor ist erheblich. Und an der Stelle orientieren wir uns an einem Index. In einzelnen Regionen ist die Diskrepanz noch heftiger. Dem Durchschnittslohnbezieher ist es nahezu unmöglich geworden, mit dem Erwerb von Wohneigentum für die Altersruhezeit vorzusorgen. Und wie der Vonovia-Vorstand ausführt, ist die Tragfähigkeit der Mieten durch die Durchschnittslohnbezieher auch an der Belastbarkeitsgrenze angekommen.

Interessant ist, dass nahezu kein medialer Kommentator in aller Deutlichkeit den Zusammenhang mit dem Geldmengenwachstum anspricht. Ebenso bemerkenswert ist, wie widerspruchslos die jüngst getätigte Aussage des Bundesverteidigungsministers hingenommen wird. Woher das Geld für die neuen Panzer und sonstigen Rüstungsgüter komme, sei ihm egal. Die Antwort mit der höchsten Wahrscheinlichkeit ist in der heutigen Zeit des deckungslosen Schuldgeldsystems (Fiatgeld-System) recht einfach. Der Amtskollege aus dem Finanzministerium sorgt mit neuer Staatsverschuldung für Liquidität. Das wiederum führt zu einer Ausweitung der Geldmenge und setzt den Tauschwert der Nominalvermögen, Arbeitseinkommen und Rentenbezüge (Nominalwertbezüge im Allgemeinen) herab und lässt die Menschen weiter verarmen. Denn auch die allgemeinen Preise für die Lebenshaltung sind erheblich gestiegen.

Fazit

Weite Teile der Bevölkerung und zeitgenössische Kommentatoren klagen über die steigenden Preise und prangern die Wohnungsnot ebenso an wie die zunehmende Verarmung der Bevölkerung. Leider vergessen sie jedoch, dem Problem buchstäblich auf den Grund zu gehen. Die Problemanalyse geht nicht in die Tiefe. Man könnte auch sagen, sie lasse den dringend notwendigen Tiefgang vermissen. Mehr noch: Es wird gar gefordert, den Bereich für Wohnraum nicht mehr dem Markt zu überlassen. Er sei zu wichtig. Dabei ist die Abwesenheit der Marktwirtschaft nur allzu offensichtlich, und zwar aus den folgenden Gründen:

Erstens: Der Zins wird per Diktat mehr oder minder willkürlich festgelegt und bildet sich nicht marktkonform und auf Basis der Kapitalkraft des Schuldners oder der Staaten. In der Folge kommt es zu einer Fehlleitung von Ressourcen und Kapital, weil sich nun auch Investitionen rechnen, die bei einem dann höheren marktkonformen Zins nicht rentabel wären. Krise für Krise wurde der Zins künstlich abgesenkt.

Zweitens: Die Geldmenge wird durch die steigende Staatsverschuldung (und auch Verschuldung des Privatsektors) immer weiter ausgedehnt und setzt sukzessive den Tauschwert der Nominalwerte (des Geldes) herab. Daraus folgen Verwässerungseffekte, die dann die Wirtschaftsrechnung auf Dauer verunmöglichen. Vonovia ist nur eines von vielen Beispielen, die man anführen könnte.

Drittens: Gerade der Immobilienmarkt ist übersät mit bürokratischen Elementen, Vorschriften und Eingriffen in die Vertragsfreiheit. Die Regulierung wird weiter ausgeweitet, denn es ist zum Beispiel geplant, den Einbau von neuen Gasheizungen ab dem 1. Januar 2024 zu verbieten.

Viertens: Die sogenannten Nachhaltigkeitskriterien und möglichen Regulierungen in Bezug auf die Energieeffizienz und die CO2-Bilanz einer Immobilie unterminieren den Zugriff des Eigentümers auf seine Objekte: ein mit marktwirtschaftlichen Kriterien nicht vereinbarer Griff an das Privateigentum. Nebenbei bemerkt schaffen dieser Dschungel an Unwägbarkeiten und auch die unrühmliche Aussicht auf weitere Gesetze keine Anreize zur Bautätigkeit und kein Vertrauen in den Investitionsstandort Deutschland.

Die Liste mit den Gründen der Abwesenheit der Marktwirtschaft ließe sich noch erweitern. Wichtig ist, dass sich jeder Bürger unseres Landes mit sämtlichen Implikationen der staatlichen Aktivität und der Auswirkungen zusätzlicher Staatsverschuldung wie auch der Geldpolitik auseinandersetzt. Die Ausweitung der Staatsverschuldung und die Herabsetzung der Kaufkraft sind siamesische Zwillinge. Sie hängen buchstäblich zusammen!

1923, also vor ziemlich exakt 100 Jahren, war das Jahr der Hyperinflation in Deutschland. Diese Dimensionen haben wir noch nicht erreicht. Die mahnende Generation der Zeitzeugen ist leider verstorben, und die heutige Generation scheint nicht imstande zu sein, aus den Fehlern der Vergangenheit die passenden Lehren zu ziehen. Es ist eigentlich unnötig und angesichts der Folgen für die Bevölkerung vollkommen unverständlich, den Versuch des maßlosen Gelddruckens nochmals falsifizieren zu wollen.

Welche Fragen drängen sich heute abschließend auf?

- Mietendeckel und Preiseingriffe sind in der Vergangenheit ausnahmslos gescheitert. Ergibt es Sinn, diesen Feldversuch zu wiederholen?

- Sehen Sie positive Anreize, Wohnraum zu schaffen?

- Ist es sozial gerecht, wenn der Staat und staatliche Institutionen durch Staatsverschuldung und Geldmengenwachstum die Bevölkerung verarmen lassen?

- Sehen Sie in der öffentlichen Debatte, dass man den Problemen aufrichtig auf den Grund geht?

Freiheitsfunken: „Ein Kilo ist ein Kilo – aber ein Euro ist nicht ein Euro“

Freiheitsfunken: „Inflationsverklärung: Abgrenzung der Begrifflichkeiten und Verantwortlichkeiten“

Tagesschau: Vonovia stoppt alle Neubauprojekte

Statistisches Bundesamt: Baumaterialien im Jahr 2022 erneut stark verteuert

Statistisches Bundesamt: Baumaterialien im Jahr 2021 stark verteuert

Trading Economics: Häuserpreisindex Deutschland

Statista: Durchschnittlicher Netto-Jahresarbeitslohn von ledigen Arbeitnehmern ohne Kinder in Deutschland von 1960 bis 2022

„Focus“: Verteidigungsminister Pistorius: „Woher das Geld dafür kommt, ist mir ehrlich gesagt egal“


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