Der historische Handschlag von Peking: Saudi-Arabien und der Iran sind jetzt ein Paar – und was das für die Welt bedeutet
Der Westen kann nach Hause fahren
von André F. Lichtschlag (Pausiert)
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Haben Sie die schon beinahe ikonographischen Bilder vom Händeschütteln dreier hochrangiger Herren in Peking am 10. März auch im Kopf? Unter Vermittlung Chinas verkündeten die Staatsführungen von Saudi-Arabien und dem Iran, ihre Erzfeindschaft jetzt mal eben zu beenden und bald schon diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Hatten sich zuletzt nicht auch die Erzfeinde Türkei und Iran unter Vermittlung Russlands bereits angenähert?
Was ist da eigentlich los im Nahen Osten, wo gänzlich unerwartete Dinge geschehen und der Westen dabei so völlig außen vor ist? Meine kleine Analyse dazu erschien hier vor genau einem Monat unter dem Titel „Neues nicht nur aus Saudi-Arabien: Die östlichen Allianzen gegen Nato und G7 erhalten immer stärkeren Zulauf“ (Link unten). Aber das war vor dem Handschlag von Peking.
Die „Bild“, der manche Beobachter nachsagen, so etwas wie der publizistische Arm der amerikanischen Geheimdienste in Deutschland zu sein, reagierte wenig souverän auf die Nachricht aus Fernost und titelte: „Iran, Saudi-Arabien und China schmieden neue Achse des Bösen: Wie gefährlich ist dieser Handschlag für die Welt?“ Frieden ist Krieg? Und Krieg ist Frieden? Im Westen nichts Neues also.
Umso mehr in anderen Teilen der Welt, wo man von den ultragerechten Kriegen des Westens und den obligatorischen Belehrungen der internationalen „Besserwessis“ offenbar endgültig die Nase voll hat, siehe meine verlinkte Analyse. War da nicht auch ein anderes ikonographisches Bild vor ein paar Monaten, das dem Rest der Welt endgültig signalisierte, dass der Westen womöglich schlicht irregeworden, in jedem Fall aber am Ende ist? Erinnern Sie sich an die Nancy mit Armbinde im Fußballstadion von Katar? So was kommt von so was.
Jetzt macht die jahrzehntelang von amerikanischen Interventionen und Angriffskriegen (die man so natürlich in der „Bild“ zum Beispiel nie bezeichnet hat) und durch vielerlei traditionell und religiös bedingte Erzfeindschaften gebeutelte Region des Nahen Ostens plötzlich ihr eigenes Ding: Ringelpiez mit Anfassen. One Love. Nur eben anders.
Früher galt: Iran bekriegt Saudi-Arabien und Türkei, Türkei bekriegt Saudi-Arabien und Iran, Saudi-Arabien bekriegt Türkei und Iran. Und alle bekriegen Israel. Dazu kam noch der Irak mit solitärer Agenda, bevor er von den USA um ein Jahrhundert zurückgebombt wurde. Und die kleineren Golfmonarchien, beneidet und beargwöhnt auch von allen anderen. Und Syrien unter Assad mit kurdischer Minderheit, auch ein Erzfeind der Türkei – ein Konflikt, der jüngst ebenfalls unter russischer Vermittlung beigelegt wurde.
Die Schutzmacht der Region war nach dem Abdanken der Engländer mehr als ein halbes Jahrhundert lang die USA – friedlich ging es unter ihrer Ägide gerade nicht zu. Dennoch waren viele der Akteure mit der Führungsmacht des Westens fest alliiert: die Saudis, die kleineren Ölmonarchien, Israel sowieso und die Türkei in der Nato. Nur der Iran nicht.
Und jetzt? Trifft man sich in kleineren und größeren Runden in Peking und Moskau zum Tee, lässt man Feindschaft einfach Feindschaft sein und den Westen außen vor. Peking bezahlt das Öl aus Saudi-Arabien seit ein paar Monaten schon nicht mehr in Dollar. Andere werden folgen.
Geht hier eine Ära zu Ende? Ist womöglich die monopolare Weltordnung mit dem Hegemon USA seit dem 10. März 2023 Geschichte? Sind wir mit dem Handschlag von Peking bereits in einer multipolaren Staatenwelt aufgewacht?
Vieles spricht dafür. Unter anderem für unseren zukünftigen Lebensstandard hier in Deutschland bedeutet das – wie so viele andere folgenschwere Entwicklungen in diesen Tagen – eher nichts Gutes. Dazu ein anderes Mal mehr. Hier nur zur Erinnerung: Die deutsche Außenministerin lässt derweil Dorftoiletten in Afrika nach feministischer Vorgabe bauen.
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