04. Juli 2023 20:00

„Werden wir gewinnen?“ Wo wollen „wir“ hin? – Der Tragödie zweiter Teil

Wie sähe eine friedliche und freundliche Agenda 2030 aus?

von Andreas Tiedtke (Pausiert)

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Bildquelle: Shutterstock Freundliches Handeln: Nur möglich auf Basis von Freiwilligkeit

Meine letzte Kolumne begann ich mit einer Frage, die James Corbett gestellt wurde und die lautete, ob „wir“ gewinnen würden? Corbett meinte ja, fragte aber, wohin die Reise denn gehen solle? Und ich beschloss meine Kolumne mit der Feststellung, dass es keine Wissenschaft geben könne, die besagt, dass Menschen eine friedliche und freundliche Gesellschaft wollen sollten, aber die Wissenschaft kann sagen, wie eine friedliche und freundliche Gesellschaft aussehen müsste. Denn es gibt zwar keine normative Wissenschaft, aber es gibt eine Wissenschaft vom Normativen, und das ist die von Ludwig von Mises (1881–1973) begründete Handlungslogik (Praxeologie).

Mit der Handlungslogik können wir feindliches, freundliches und zumindest friedliches Handeln von vornherein unterscheiden.

Feindliches Handeln

Feindliches Handeln liegt stets dann vor, wenn als Mittel Drohung, Zwang, Gewalt und Wegnahme oder Täuschung eingesetzt werden, um einen anderen Menschen zu einer Handlung oder Unterlassung zu bringen oder ihn an seinem Besitz zu schädigen, und zwar am Besitz an seinem Körper und seinen Sachen. Die klassischen Beispiele sind allgemein bekannt und sie sind im auf Anselm von Feuerbach (1775–1833) zurückgehenden modernen Strafrecht beschrieben: Diebstahl, Betrug, Raub, räuberische Erpressung, Nötigung, Freiheitsberaubung, Sachbeschädigung, Körperverletzung, Totschlag und dergleichen.

Die handlungslogische Definition der feindlichen Handlung ist universell und es ändert nichts an der Qualität einer feindlichen Handlung, wenn eine Gruppe von Menschen systematisch und wiederholt feindliche Handlungen begeht und diese als Recht oder gerechtfertigt bezeichnet, selbst dann nicht, wenn sie in der Mehrheit sind. Denn Recht ist dem Handeln nicht vorausgesetzt, sondern es entsteht erst durch normative Interaktion, also wenn die beteiligten Parteien Rechte und – spiegelbildlich – Pflichten freiwillig vereinbaren. Macht und Zwang sind auf handlungslogischer Ebene grundverschieden von Recht und Pflicht. Durch die freiwillige Vereinbarung von Rechten ergeben sich Win-win-Situationen, neue Pareto-Optima (Verbesserungen für alle Beteiligten). Durch das Erzwingen von feindlichen Handlungen hingegen kommt es zu sogenannten Pareto-Verschlechterungen, also zu Win-lose-Situationen: Die einen gewinnen auf Kosten und zu Lasten der Geschädigten.

Negativ können wir also formulieren, dass eine friedliche und freundliche Gesellschaft keine ist, in der systematisch und wiederholt feindliche Handlungen einer Gruppe von Menschen gegen andere Menschen erfolgen.

Freundliches Handeln

Freundliches Handeln liegt immer vor, wenn eine zwischenmenschliche Interaktion auf der Basis der Freiwilligkeit erfolgt, also gerade nicht Zwang, Täuschung oder Gewalt eingesetzt werden, um den anderen zur Kooperation zu bringen, sondern schadlos ablehnbare Angebote, Bitten und dergleichen. Jedes freiwillige Austauschgeschäft wie der Kauf eines Autos, jede vereinbarte gemeinsame Unternehmung wie die Verabredung zu einem Kinoabend und jede freiwillig gemeinsam unternommene Zärtlichkeit fallen in diese Handlungskategorie. Aus der freiwilligen Kooperation folgen stets Win-win-Situationen, sogenannte Pareto-Optima, das heißt, dass es allen Beteiligten nach ihren Vorstellungen danach besser geht als davor, sonst hätten sie die zwischenmenschliche Handlung nicht begonnen. Dem Bäcker sind die 40 Cent mehr wert als das Brötchen, das er hierfür verkauft, und umgekehrt ist es beim Kunden. Ein freiwilliger Austausch wird von Handelnden nur unternommen, wenn sie dasjenige, was sie erhalten, höher bewerten als dasjenige, was sie dafür hergeben.

Friedliches Handeln

Das friedliche Handeln hat mit dem freundlichen Handeln gemeinsam, dass kein sich selbst friedlich verhaltender Dritter zu Schaden kommt und dass es für den Handelnden stets eine Verbesserung seiner Situation mit sich bringt, denn ansonsten würde er es nicht tun. Der Mensch handelt, um seine Unzufriedenheit zu vermindern. Mises bezeichnete es als autistisches Handeln, wenn einer alleine handelt, es also zu keiner zwischenmenschlichen Interaktion kommt. Wer daheim seinen Pullover strickt (aus selbstgeschorener Wolle mit selbstgeschnitzten Holzstricknadeln aus dem eigenen Wald), der nimmt zwar nicht am gesellschaftlichen Austausch teil und beteiligt sich in diesem Moment nicht an der Erschaffung ständig neuer Pareto-Optima der Gesellschaft (Verbesserungen des Wohlbefindens der Beteiligten), aber er fügt zumindest niemandem einen Schaden zu.

Prinzipien einer friedlichen und freundlichen Gesellschaft

Aus dem vorher Gesagten können wir nun drei wesentliche Prinzipien einer friedlichen und freundlichen Gesellschaft herleiten. Diese will ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, in meiner nächsten Kolumne präsentieren. Wer es nicht mehr erwarten kann, kann auch mein Buch „Der Kompass zum lebendigen Leben“ bestellen, in welchem ich die hier beschriebenen Grundsätze ausführlich, systematisch und mit vielen Beispielen darstelle.

Quellen:

Are We Going to Win? – Questions for Corbett

Die Weltherrschaft, das Grab der Menschheit (1814) – Anselm von Feuerbach (Stephan Ring)

Steuern sind kein Raub! (Andreas Tiedtke)

Der Kompass zum lebendigen Leben (Andreas Tiedtke)


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