Angriff auf die Menschlichkeit: Der okkulte Hintergrund der „Falschnachrichten“-Zensur
Die Verantwortung, Lüge von Wahrheit zu unterscheiden, kann ein Mensch nicht abgegeben
von Christian Paulwitz drucken
Am 7. Juli hatte Carlos A. Gebauer logisch-rational ausgeführt, warum die Aufgabe, dezentrale Kommunikation staatlich zu kontrollieren, um unwahre Aussagen zu entfernen, unmöglich umzusetzen ist und der Versuch der Umsetzung notwendigerweise scheitern muss. Auf der inhaltlich argumentativen Ebene ist damit eigentlich alles gesagt und die Forderung eines Zensurverbots, wie sie bis vor wenigen Jahren in Deutschland ja auch noch weitgehend Konsens war, ergibt sich als zwingende Konsequenz. Warum wird trotzdem am Anspruch zur Löschung von „Falschnachrichten“ festgehalten – ohne dass es zu einem breiten Widerstand kommt? Sehen sich die Befürworter der Meinungskontrolle in einer solchen Gefahr und haben sie gleichzeitig die Institutionen soweit unter Kontrolle, um eine Zensuragenda gegen den gesunden Menschenverstand durchsetzen zu können? – Meiner Meinung nach greift eine solche Fragestellung zu kurz; die Sache hat eine wesentlich tiefere und bösartigere Ebene, die ich hier versuche darzulegen und die wir auch in anderen politischen Agenden sehen. Sich dagegen zu wehren ist nicht weniger als eine Frage des Mensch-Seins.
Zunächst ein Rückgriff auf Ayn Rand (1905–1982) und ihre Philosophie des Objektivismus. Wie ich in einem Beitrag im Februar beschrieben habe, gründet Ayn Rand ihre Philosophie auf die These, dass es eine Realität gebe, die unabhängig vom menschlichen Bewusstsein ist. Der Mensch ist in der Lage, diese Realität zu erkennen, sein Werkzeug dazu ist der Verstand. Sein Glück erreicht der Mensch, indem er im Einklang mit der Realität sein Handeln ausrichtet, um seine Ziele zu erreichen. Daraus leitet sie einen Moralkodex ab, der im Wesentlichen das individuelle Recht auf die Verwirklichung des eigenen Glücks in eigener Verantwortung zum Inhalt hat. Weder soll das Glück anderer vor dem eigenen Glück Motivation des Handelns sein, noch darf man dies von anderen erwarten oder annehmen. – Ayn Rand sieht den größten Feind ihrer Philosophie im Altruismus.
Ausgangspunkt für zielgerichtetes Handeln ist das Erkennen der Realität und dazu gehört die Unterscheidung von Wahrheit und Lüge. Ein Mensch auf dem Weg zu seinem individuellen Glück kann sonst keine vernunftbasierten Entscheidungen für sein Handeln treffen. Da er hierfür die Verantwortung trägt, ist es auch seine Aufgabe zu prüfen, ob das, was er wahrnimmt, die Informationen, die er aufnimmt, mit der Realität in Einklang stehen und der Wahrheit entsprechen. Dazu ist ihm der Verstand als Mittel gegeben. Er kann diese Verantwortung nicht abgeben und auf andere übertragen. Wenn andere behaupten, dies zu tun, muss er trotzdem das Ergebnis prüfen, bevor er davon ausgeht, dass es der Wahrheit entspricht, denn am Ende bleibt er es, der sich irrt, mit allen Konsequenzen für seine Entscheidungen. Schon allein deshalb ist der Anspruch der institutionalisierten Faktenprüfung eine Beleidigung jedes einzelnen Menschen. Errare humanum est – Irren ist menschlich, sagt der Lateiner. Die Verweigerung der Verantwortung zu einer selbst vorgenommenen Plausibilitätsprüfung mit dem Ziel, die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden, ist jedoch eines Menschen unwürdig.
Doch es kommt noch schlimmer: Der Glaube an die Existenz einer objektiven Wahrheit ist nämlich nicht gängiges Allgemeingut unter den Menschen; es gibt vielmehr sehr viele Menschen, die unter dem Einfluss altruistischer beziehungsweise sozialistischer Ideologien eine objektive Realität sogar ausdrücklich verneinen und Wahrheit zu einer Frage des Bewusstseins erklären. Bestes Beispiel sind die Vertreter der Gender-Ideologie, die das Geschlecht eines Menschen zu einer Frage erklären, über die er entscheiden kann. Das ist die Konsequenz daraus, Wahrheit ihrer objektiven Grundlage zu entziehen und zu einer Frage des Bewusstseins und damit der eigenen Kontrolle unterworfen zu erklären. Wir können uns sicher sein, dass die Wahrheitskontrolleure eben solchen Ideologien anhängen, also selbst die Existenz einer objektiven Wahrheit verneinen, die sie aber dennoch gegen „Falschnachrichten“ zu verteidigen vorgeben. Hält man Wahrheit für eine Frage des Bewusstseins, glaubt man über die Steuerung dessen, was für Wahrheit gehalten wird, das Bewusstsein anderer Menschen zu steuern, nicht wahr? Das wäre noch nicht so schlimm, wenn jeder seiner Aufgabe gerecht würde, das, was er als Wahrheit vermutet, gegen die Realität zu prüfen. Wie aber, wenn derjenige, der vor „Falschnachrichten“ geschützt werden soll, selbst die Existenz einer objektiven Wahrheit gar nicht glaubt? Welchen Sinn hätte dann die eigene Plausibilitätsprüfung? Warum sollte man nicht bequemerweise das für wahr und gegeben annehmen, was andere dazu erklären? – Ayn Rand sagt, man könne die Realitäten ignorieren – also sich weigern, sie zur Kenntnis zu nehmen – aber nicht die Konsequenzen daraus.
Doch ich möchte mich hier nicht allein auf die sehr geschätzte Ayn Rand beziehen und hoffe, ihr als erklärte Atheistin nicht zu nahe zu treten (na ja, tue ich jetzt wohl), dass ich sie mit ihrem Anspruch auf die Existenz einer objektiven Wahrheit in voller Übereinstimmung zur christlich-jüdischen Glaubenslehre sehe, welche sie dagegen auf der altruistischen Seite sah. Und dabei hatte sie die heutige Ausprägung der Amtskirchen noch gar nicht gekannt. Ich sehe Religion als die Suche des menschlichen Individuums nach seiner Beziehung zum Universum. Selbst bin ich zwar nicht im religiösen Sinne gläubig – jedoch glaube ich tatsächlich an die Existenz einer objektiven Wahrheit. Tatsächlich ist das ein Glaube, da nicht beweisbar, und macht mich, der ich mich in Bezug auf Religionen als Agnostiker bezeichne, in gewisser Weise zu einem Gläubigen, ebenso wie Ayn Rand (sorry – musste leider sein).
Allerdings ist dieser Glaube notwendige Voraussetzung, um Sinn in der eigenen Existenz finden zu können – mit der vollen erschreckenden Konsequenz für diejenigen, die diesen Glauben nicht teilen, auch wenn sie schaffen, dies zu verdrängen. Die Bibel sehe ich als eine allegorische Sammlung tiefen, alten Menschheitswissens, und die Wahrheit – und ihre eindeutige Existenz – spielt dort eine große Rolle (wer mich hier aus berufenerer Feder korrigieren oder präzisieren möchte: Ich bitte darum). Zum religiösen Bezug kann ich hierzu nichts sagen, aber ich halte es eben für altes Menschheitswissen, dass die Existenz einer objektiven Wahrheit eine Bedingung für das Mensch-Sein ist und der Mensch die Wahrheit zu erkennen suchen muss, um sein Denken, Fühlen und Handeln in Einklang zu bringen, damit er auf diese Weise sein Glück erlangen und ein erfülltes Leben führen kann.
Wer sein Denken, Fühlen und Handeln nicht in Einklang bringen kann, weil er sich dem Erkennen der Realität verweigert, steht sich nicht nur selbst im Weg zu einem erfüllten Leben, sondern ist offen für die Manipulation durch andere, zu deren Werkzeug er sich macht. Der Widersacher in der Bibel verfügt ebenfalls über das alte Menschheitswissen und steht symbolisch für das, was den Menschen von dem Weg abbringt, der gut für ihn ist, nämlich den des freien Menschen, der weder Herrscher noch Sklave ist und sein will, sondern richtig und falsch unterscheidet, um den Weg eines erfüllten Lebens zu gehen. Verwirrung ist das Mittel, ihn davon abzubringen; die Verweigerung des eigenen Urteils und die Akzeptanz dieser Aufgabe als die von anderen hält das Tor zur Verwirrung offen. Ein weiteres Mittel ist die Erzeugung von Angst, denn sie blockiert vernunftbasiertes Denken und setzt den Menschen unter Stress – Kämpfen oder Fliehen sind die Alternativen unter Angst und Stress – nicht Denken. Wer unter Angst und Stress entsprechend dem modernen Leben in der beherrschten Massengesellschaft weder kämpfen noch fliehen kann, wird übrigens krank, aber das hier nur am Rande.
Was bedeutet das für die institutionalisierte Kontrolle und Löschung von „Falschnachrichten“? Zunächst einmal, dass es Menschen gibt, die Herrschaft über Massen von Menschen ausüben wollen, was nicht überrascht. Sie trauen den vielen anderen Menschen nicht zu, sich ein eigenes Urteil zu bilden, möglicherweise auch über den einen oder anderen irrtümlichen Umweg, oder sie wünschen es nicht. Zu den ersteren zählen vielleicht viele der systemischen Helfer, für die Initiative zu einem Wahrheitskontrollsystem ist das aber zu wenig. Um aktiv ein solches herbeizuführen und einzurichten, gehört die Vermessenheit der Menschen zweiterer Sorte: Sie wünschen nicht, dass sich Menschen ein eigenes Urteil bilden. Warum? – Weil sie über sie herrschen wollen. Sie wissen um die Bedeutung der Wahrheit zur Herrschaft und der Notwendigkeit, ihre Sklaven davon abzuhalten, selbst die Wahrheit zu erkennen. Es ist uraltes psychologisches Menschheitswissen. Das ist auch der Sinn altruistischer und sozialistischer Ideologien, die keine objektive Wahrheit anerkennen, so dass sie vorgegeben werden kann. Die Übereinstimmung von Denken, Fühlen und Handeln ist für den einzelnen so nicht mehr möglich: Er wird als (Massen-)Mensch beherrschbar.
Was uns tatsächlich beunruhigen muss, ist nicht, dass die Institutionalisierung von Wahrheitskontrolleinrichtungen angestrebt und auch umgesetzt wird. Was wirklich Sorge bereitet, ist die verbreitete Akzeptanz, die man vielfach sehen kann, dass „falsche“ Nachrichten aussortiert werden müssten, um Menschen vor ihnen zu „schützen“. Ich glaube dabei nicht, dass das Hauptproblem am mangelnden Verständnis liegt, wie unmöglich allein die gestellte Aufgabe im objektiven Sinne ist. Das würden vielleicht sogar viele zugeben und sagen – gut, gelingt zwar nicht vollständig und wird einige Schwächen haben, aber besser als nichts. Vielmehr macht mir Sorge, dass diese Akzeptanz ein Spiegel dafür ist, wie wenige Menschen an die Existenz einer objektiven Wahrheit glauben und sich daher im vermittelten, herrschenden Wahrheitsbild wohlfühlen, in dem sie sich mit den gefühlten oder tatsächlichen Mehrheiten im Einklang sehen können. Dann spielt es auch keine Rolle, wenn andere Meinungen gelöscht und ausgegrenzt werden. Wahrheit und die Suche nach ihr sind irrelevant, wenn sie zu einer Frage des Bewusstseins degradiert sind. Man muss dann später unter anderen Umständen auch kein Problem damit haben, zu einer anderen „Wahrheit“ zu wechseln.
Um hier gegenzusteuern, müssen wir eine Stufe tiefer beginnen als mit logischen Argumenten in der jeweiligen Sache. Wir müssen möglichst viele Menschen davon überzeugen, dass sie Denken, Fühlen und Handeln für ein erfülltes Leben in Einklang bringen müssen, um Glück zu finden. Dass es eine Realität gibt und die Leugnung einer objektiven Realität eine Lüge zum Zwecke der Herrschaftsausübung ist. Dass sie selbst herausfinden und erkennen müssen, was real und wahr ist und was nicht. Niemand ist damit überfordert, denn es betrifft nur die Felder, die für das eigene Leben von Bedeutung sind – nun, auch das muss natürlich jeder für sich herausfinden. Aber man darf auf keinem Feld einfach akzeptieren und übernehmen, was man nicht selbst ehrlich vor sich selbst geprüft hat. Irrtümer können selbst korrigiert und so Denken, Fühlen und Handeln wieder in Einklang gebracht werden. Was einen an der Beurteilung dessen, was die Realität ist, hindert, muss als erste Aufgabe aus dem Weg geräumt werden, sonst kommt man nicht auf den Weg, der für das eigene Leben richtig und von Erfüllung geprägt ist. Vor allem gilt das für die Angst: Sie ist nicht real, nicht objektiv, sondern eine Entscheidung. Real ist, was tatsächlich passiert ist und stattgefunden hat. Wer versucht, dir Angst zu machen, ist nicht dein Freund, sondern will dich beherrschen. Wer das begreift, hat schon viel an Lebensqualität gewonnen und ist auf dem Weg zur Selbstermächtigung.
Quellen:
Alternativlos: Ein absolutes Zensurverbot (Carlos A. Gebauer, Freiheitsfunken)
Das moralische Gegenkonzept zum um sich greifenden Irrsinn (Christian Paulwitz, Freiheitsfunken)
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