Afuera-Fest in Regensburg: Sommerhöhepunkt unter freiheitlichen Menschen
Erkenntnisse, Vernetzung und libertäres Lebensgefühl
von Christian Paulwitz drucken

Letzte Woche musste meine Kolumne mal wieder ausfallen. Grund dafür war die nun größte libertäre Veranstaltung Deutschlands mit über 500 Teilnehmern – das Afuera-Fest in Regensburg, gut 20 Autominuten von meinem Wohnort entfernt. Klar, dass ich da dabei sein musste – nicht nur als Teilnehmer, sondern auch als einer von vielen Helfern. Das ganze Wochenende aktiv und am Sonntagabend dann ziemlich platt. Keine Zeit für Kolumnen. Doch ist das jetzt, mehr als eine Woche später, noch aktuell als Thema? – Absolut!
Dabei habe ich selbst vom Veranstaltungsprogramm gar nicht so viel mitbekommen. Als Haupttätigkeitsfeld hatte ich mir die Bar, also den Getränkeausschank ausgesucht. Gut 30 Jahre nach meinem Studium, zu dem ich mir mit derartiger Tätigkeit gerne ein paar Mark zu dessen Finanzierung verdiente, hat das wieder einen Riesenspaß gemacht – noch fühlen sich zwei volle Bierkästen nicht wesentlich schwerer an als früher. In guter Position zur Hauptbühne – jedenfalls akustisch, direkt konnte man nicht hinschauen – dachte ich ja, einen guten Platz zu haben, um sowohl helfen als auch zuhören zu können. Aber Libertäre sind durstige Zeitgenossen, zumal bei sommerlichen Temperaturen, so dass es zwischen Ausschenken, Kassieren und den Nachschub im Blick haben wenig Raum zur Verfolgung des Geschehens auf der Bühne gab. Gut, dass alles aufgezeichnet wurde, sowie auch Interviews am Rande, und die Nachlese im Netz sehr gut möglich sein wird. Für die, die dabei waren, wird das noch einmal die Stimmung nachschwingen lassen. Und die, die nicht dabei sein konnten, wird es für das nächste Jahr auf den Geschmack bringen.
Was ich am Ausschank an der Bar lernte: Wie einfach es ist, mit Bitcoin zu zahlen über das Bitcoin-Lightning-Netzwerk. Ein kleines Gerät an der Kasse generiert einen QR-Code, der von der App auf dem Mobiltelefon aufgenommen wird, um eine Verbindung für den Zahlungsvorgang zu schaffen. Musste natürlich am Bitcoin-Stand mir die hier empfohlene Satoshi-Wallet gleich aufspielen und selbst testen, nachdem ich mir wenigstens noch den letzten Teil des Vortrags dazu auf der Nebenbühne angehört hatte. Gut, dass ich nun einen Kontakt zum lokalen Bitcoin-Stammtisch bekommen habe, da kann es dann weitergehen. Einen Tipp, wie man die Hemmung überwindet, seine wertvollen Bitcoins zum Zahlen zu verwenden – wozu sie schließlich da sind – habe ich auch noch mitgenommen: Einfach immer (doppelt) so viele Sats nachkaufen wie man ausgibt. Na dann!
Ansonsten habe ich mich nur für zwei Vorträge die Zeit genommen und mich auf sie konzentriert. Zum einen der praxeologische Vortrag von Andreas Tiedtke, dessen Buch ich zuvor während meines Urlaubs gelesen hatte – wie immer gut strukturiert und auf den Punkt gebracht. Wie die Diskussion zeigte, gibt es aber auch im libertären Milieu, das ja gegenwärtig stark wächst, großen Bedarf, über die praxeologischen Erkenntnisse aus Ludwig von Mises „Human Action“ zu sprechen.
Der zweite Vortrag, dem ich meine ungeteilte Aufmerksamkeit widmete, war der von Philipp Bagus über den laufenden Kulturkampf, der zu verstehen ist, wenn man ihn erfolgreich führen will. Sehr inspirierend, eine Aufgabe für jeden einzelnen. Ich habe viel Motivation mitgenommen, den Kulturkampf bewusster und konsequenter zu führen und freue mich schon, Bagus voraussichtlich auf der Ludwig-von-Mises-Konferenz am 11. Oktober in München zum selben Thema zu hören.
Manchmal wird der libertären Szene vorgeworfen, sie sei zu verkopft, ergehe sich gerne in intellektuellen Betrachtungen, der Erörterung ökonomischer Grundsätze, philosophischer Fragen über Recht und Eigentum, bleibe dabei aber auf der theoretischen Ebene und spreche zu wenig die Emotionen an. Auch in Regensburg wurde natürlich nicht nach Sozialistenart der Verstand außen vor gelassen, aber in erster Linie war es ein Fest, in dem man ein Wochenende lang libertäres Lebensgefühl spüren konnte – in dieser Weise und mit dieser Menge an Menschen für mich ein bisher einzigartiges Erlebnis.
Durch die ideale Lage der Location war es kein Problem, kommunistische Krawall-Antifanten, die ohnehin nur in geringer Zahl erschienen waren, völlig störungsfrei auszusperren. Auf dem Fest selbst existierte dagegen eine andere Welt aus friedlichen, Eigentum respektierenden Menschen. Man kam nicht einmal auf die Idee, wenn man irgendwo Telefon, Geldbörse, Autoschlüssel et cetera liegen ließe, dass dies jemand an sich nehmen könnte und man es nicht wiederbekäme. In einem Afuera-Chat schrieb jemand, er habe sich auf dem Festgelände absolut sicher gefühlt und fragte, ob das andere auch so empfunden hätten. Das veranlasste mich zu dem Kommentar, sicherer hätte ich mich nur noch fühlen können, wenn die Teilnehmer überwiegend bewaffnet gewesen wären. Das war natürlich auch etwas provokant mit Bezug auf das übliche staatliche Narrativ zum Waffenbesitz gemeint, aber im Grunde trifft es die Atmosphäre sehr gut. Man weiß ja trotzdem, dass es außen noch eine Welt der drohenden Übergriffe gibt.
Der lockere Festival-Charakter entstand durch die zahlreichen Nebenangebote auf dem Gelände: eine Hüpfburg für die Kinder – Libertäre sind nun einmal familienfreundlich; zahlreiche Gruppen bequemer Sitzgelegenheiten, am Abend mit Feuerschale, die zu spontanen Gesprächen einladen; Bogenschießen; Shops mit libertären Angeboten; Wasserwannen zum Entspannen im gewärmten Wasser; der Profi-Grill zu meinem Glück gleich neben der Getränkebar mit exzellenten kulinarischen Angeboten – und vieles mehr. Die Veranstalter – stellvertretend der Dank vor allem an den unermüdlichen Florian Handwerker als kühner Unternehmer und Master-Organisator – haben sich einiges einfallen lassen, um Räume zu schaffen, die jedem etwas anbieten. So trifft man alte freiheitliche Kampfgefährten wieder, die man schon ein paar Jahre lang aus den Augen verloren hatte und kommt spontan zu interessanten Gesprächen mit bisher völlig Unbekannten. Am Samstagabend bei Helge Pahls Bier-Tasting plauderte ich mit Dominic Frisby, der zufällig am Tisch saß und nur wenige Stunden zuvor auf der Bühne stand, und etwas später mit einem netten Ehepaar aus Graz.
Manches war noch etwas improvisiert, was auch an den organisierten medialen Querschüssen im Vorfeld lag, der Zeitablauf mit nicht immer optimal kommunizierten Verzögerungen, was sich aber bereits am zweiten Tag des Festivals dank umfassender Zusammenarbeit deutlich verbesserte. Ich hoffe, dass sich das Defizit einigermaßen in Grenzen hält, was dann nicht zuletzt den zahlreichen Sponsoren zu verdanken sein dürfte. Um es zu verringern und damit die Fortsetzung im nächsten Jahr zu unterstützen, werden weitere Spenden jedoch gerne entgegengenommen. Da „Die Libertären“ als Partei die Veranstaltung verantworten, sind für in Deutschland ansässige staatliche Raubzugsopfer Spendenbeträge bis zu einem bestimmten Höchstbetrag zur Hälfte von der jährlichen Raubabrechnung abziehbar (siehe Link unten) und gut angelegt.
Quellen:
AfueraFest 2025 – Das Recap (Die Libertären, Youtube)
Ludwig-von-Mises-Konferenz 2025 (misesde.org)
Hate Speech & Right Wing Women (Dominic Frisby, Youtube)
Spende für „Die Libertären“ (Die Libertären, Homepage)
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