Zinspolitik: Krise, Great Reset, Umverteilung und Zentralisierung auf Zinsknopfdruck!
Umwertung aller Werte durch Zins- und Geldpolitik
von Benjamin Mudlack
Was würde ich tun, wenn man mich zum Notenbankpräsidenten ernennen würde? „Die EZB als technokratisches Institut ist in ihren Aktionen interventionistisch, antimarktwirtschaftlich, verzerrt die Wirtschaftsstruktur, dient der Finanzoligarchie und schadet der breiten Masse der Bevölkerung.“ Insofern würde ich folgerichtig das Treiben der EZB beenden und sie schnellstmöglich abwickeln und mich anderen Projekten zuwenden.
Mit der Gründungsgeschichte der amerikanischen Notenbank und den Hintermännern werden wir uns in den nächsten Wochen noch in einer eigenen Kolumne beschäftigen. Heute greife ich ein wenig vor und thematisiere die umverteilenden Vorgänge, die durch Zentralbankpolitik und einen zentralistisch festgelegten Zins hervorgerufen werden.
Zentralbanken füllen Blasen mit geldgedruckter Luft und umgekehrt
In der letzten Woche haben wir uns der Fragestellung gewidmet, was passiert, wenn die Luft aus den mittels Fiatgeld getriebenen und darin gerechneten Blasen der Vermögensgütermärkte gelassen wird. Ob die Luft durch eine etwaige Golddeckung des Brics-Konglomerates gelassen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation. Was hingegen sicher ist, ist die Tatsache, dass die Anhebung der Zinsen durch die Fed, die EZB und so weiter die Vermögensgüter preislich bereits hat korrigieren lassen.
Dieser Vorgang wiederholt sich immer und immer wieder. Es handelt sich an der Stelle in der Praxis um die von Ludwig von Mises als Boom- und Bust-Zyklen in der Theorie skizzierten Phänomene. Die Vorgänge rund um diese Zyklen habe ich im dritten Teil meiner Reihe des Schuldenturmbaus zu Babel (siehe Link unter diesem Beitrag) thematisiert.
Jede Krise beschleunigt Zentralisierung und Werteumverteilung
Interessant ist die Tatsache, dass mit jedem neuen Zyklus immer mehr zusätzliche Werte umverteilt werden. Zudem zentralisiert sich die Welt mit jedem Bust-Zyklus. Das gilt insbesondere auch für die Finanzbranche und für die Macht im Allgemeinen. Immer mehr Banken (und auch Unternehmen) werden mit jeder Krise aus dem Markt geschüttelt. Das war 2007/2008 so, und auch zuletzt, als die Silicon Valley Bank in den USA zahlungsunfähig wurde, stiegen die Marktanteile von den großen Banken – allen voran jene von JP Morgan Chase. Und auch in Europa lassen sich Zentralisierungs- und Umverteilungsprozesse festzustellen.
Die Credit Suisse ging per Staatsdiktat in der UBS auf und könnte nun im Falle einer Krise als Super-Institut das gesamte Alpenland finanziell, wirtschaftlich und auch gesellschaftlich ins Wanken bringen. Auch in Deutschland sind in der Krise nach 2007 einige Banken vom Markt verschwunden und Zentralisierungsprozesse zu beobachten. Zu nennen sind zum Beispiel die West LB, die Sachsen LB, die Hypo Real Estate und die IKB. All diese Institutionen haben sich vor 2007 beim Kauf von schlecht besicherten US-Immobilienkrediten verspekuliert und sind liquidiert worden.
Boom und Bust zur Finanzkrise nach 2007
Die globale Finanzkrise nach 2007 und auch die Euro-Krise wurden durch nicht marktkonforme Zinsen und zu viel Geld herbeigeführt. Anders gesagt sind durch zu viel und zu billiges Geld Spekulationsblasen im Bereich der Immobilienmärkte entstanden. Die Zentralbanken dies- und jenseits des Atlantiks haben durch die Festlegung niedrigerer Zinsen einen höheren Anreiz für den kreditbasierten Kauf von Immobilien gesetzt. Das Immobilienangebot verknappte sich durch den Boom, die Preise stiegen und es entstanden Ungleichgewichte. Der Immobilienboom war eindeutig durch die Politik beziehungsweise das Zinsdiktat der Zentralbanken entstanden.
Es folgte die Politik der steigenden Zinsen und so kehrte sich der Boom in einen Bust um. Immobilienkredite platzten, Bankenpleiten folgten und die Zentralisierung der Finanzwelt fand ihre Fortführung. Ziemlich willkürlich wurde das eine Finanzinstitut (zum Beispiel American International Group) durch Staat und Zentralbank herausgekauft (Bailout) und das andere Finanzinstitut (zum Beispiel Lehman Brothers) eben nicht.
Künstlich niedrige Zinsen setzen Fehlanreize, erzeugen Spekulationsblasen und locken Investoren in die Falle
Die durch die Zentralbanken künstlich herabgesetzten Zinsen setzen gewisse Fehlanreize, wie zum einen natürlich den Anreiz auf Kredit, also mit möglichst wenig Eigenkapital Vermögenswerte wie zum Beispiel Aktien, Immobilien, Oldtimer und so weiter zu kaufen. Die Nachfrage nach diesen Werten führt zu einer Verknappung und lässt die Preise steigen. Es können mitunter starke Trends ansteigender Preise mit enormen Übertreibungen entstehen. Je niedriger der Zins, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für Spekulation und die Tendenz zur Übertreibung. Eine riesige Partystimmung macht sich im Lager der Investoren breit und es wird auf Kredit spekuliert, als ginge die von den Zentralbanken in Gang gesetzte Party nie zu Ende. Immer mehr Investoren stoßen mit immer größeren Summen in die Märkte, kaufen auch auf hohem Niveau und treiben die Preise in ungeahnte Höhen. Die Risiken für die einzelnen Unternehmen, die finanzierenden Banken und gesamte Volkswirtschaften steigen ebenfalls beträchtlich. Die Überschuldung ist allgegenwärtig.
Kredite werden durch den Fehlanreiz des schnellen Geldes durch Spekulation mehrheitlich nicht dafür verwendet, in Innovationen, Forschung und Entwicklung und technologischen Fortschritt zur Erzeugung von Produktivitätsfortschritten zu investieren. Folglich wird die gesamte Produktions- und Wirtschaftsstruktur verzerrt. Im Grunde wird massiv Wohlstand umverteilt und für die breite Masse der Bevölkerung vernichtet.
Zinsumfeld doch keine Einbahnstraße: Die Party endet fatal
Irgendwann endet die Party – spätestens dann, wenn massive Teuerungsraten im Bereich der Konsumgüterpreise angekommen sind. Für diesen Fall, und teilweise schon früher, beginnen die Notenbanken, die Zinsen zu erhöhen. Die Kapitalkosten steigen, die Investitionen gehen zurück, die Wirtschaft beginnt zu schwächeln, es kommt zu Unternehmenspleiten, zu Kreditausfällen, zu Bankenpleiten und oft auch zu Übernahmen von Banken und Unternehmen im Allgemeinen. Die große Umverteilung und Zentralisierung nehmen ihren Lauf.
Die Zentralbanken haben durch das viele billige Geld die Investoren in die Spekulationsblasen getrieben. Durch das Anheben der Zinsen schnappt die Falle zu. Wie gewonnen, so zerronnen, könnte man sagen. Die Luft entweicht aus den Blasen, und die Preise für die Vermögensgüterpreise fallen parallel zu den Zinsanhebungen. Die Vermögensgüter fallen unter Umständen derart drastisch im Preis, und so übersteigen die noch offenen Kredite den Wert der Vermögensgüter. Es kommt zu Notverkäufen und zu Panik an den Märkten. Die Geschichte hält viele Beispiele bereit. Das Platzen der kreditbasierten Aktienspekulationsblase 1929, die Krise nach 2007 oder jüngst der Einbruch an den Immobilienmärkten in Deutschland oder jener an den Anleihemärkten.
Die großen Gewinner sind die Investorengruppen, Smart Money genannt, die dann zu den günstigeren Preisen einkaufen können. Die Vermögenswerte wechseln die Besitzer. Die Werteumverteilung findet Fortsetzung und der nächste, durch die Zentralbanken in Gang gesetzte Zinsabsenkungszyklus begünstigt diesen Prozess.
Unmöglichkeit der Geldpolitik: Zinsanhebung in der Rezession
Die deutsche Wirtschaft wächst aktuell nicht einmal in der Nominalwertbetrachtung (also gerechnet in Euro beziehungsweise Fiatgeld) und befindet sich in einer spürbaren rezessiven Phase.
Nach Lehrbuch der sogenannten Mainstream-Ökonomie müsste die Zentralbank nun den Zinssenkungsknopf betätigen, um die Wirtschaft wieder in Form steigender Nachfrage durch billigeres Geld anzukurbeln. Jedoch klemmt dieser Knopf aktuell, weil die amtlich wie auch immer willkürlich errechnete Teuerungsrate über dem Leitzins liegt. Die Katze der Geldpolitik beißt sich buchstäblich in den eigenen Schwanz. Was tun? Die Wirtschaft durch höhere Zinsen noch weiter abwürgen oder die Zinsen absenken und die Teuerung zusätzlich befeuern?
An der Stelle wird der Punkt der Unmöglichkeit von Geldpolitik deutlich. Man blickt auf hochkomplexe Problemstellungen und Entscheidungen, die bestimmte Gruppen wirtschaftlich extrem benachteiligen oder extrem begünstigen. Cui bono – wem nützt es und wem dienen die Zentralbanken?
Die Finanzoligarchen gewinnen immer!
Es gewinnt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Sonderinteressengruppe, die den engeren Draht zur Zentralbank unterhält. Die amerikanische Notenbank wurde 1913 unter anderem von Vertretern der Häuser Rockefeller, Warburg und JP Morgan als private Institution gegründet. Die Basis für die staatliche Legitimität lieferte der damalige Kongress. Es liegt auf der Hand, wem die Königin der Fiatgeld-Welt dient, wer den engen Draht unterhält und wer auf diese Weise von den Umverteilungsprozessen profitiert. In den nächsten Wochen werde ich den Gründungsakt näher thematisieren.
Schlussbetrachtung: Geldpolitik funktioniert für diejenigen, die sie für sich vereinnahmt haben
Gutes Geld dient den Menschen, die es verwenden und für sich als nützlich erachten. Es ist frei von jeglicher Vereinnahmung durch politische oder andere Kräfte und bildet sich im Rahmen eines Marktprozess auf Basis konkurrierender Geldmittel. Schlechtes Geld wird den Menschen zentralistisch von oben und ohne Wahlmöglichkeit aufdiktiert.
Die heutige Welt ist geprägt von der vollständigen Vereinnahmung und Zentralisierung des Geldes durch die staatlich legitimierten Zentralbanken. Der Zins ist der Preis des Geldes und dient der Geldallokation oder auch -verteilung. Geld ist das (Tausch-) Mittel zur Güterallokation. Die Macht über die Steuerung der Geldproduktion und die Festlegung des Geldpreises (Zins) steht unter dem Strich für die Umverteilung von Gütern und Werten im großen Stil.
Die Macht der Zentralbanken ist somit gigantisch. Per Knopfdruck beziehungsweise durch einen simplen Buchungssatz sind sie in der Lage, Geld zu erschaffen, wackelnde Finanzinstitute durchzufinanzieren und Märkte durch Kauf- oder Verkaufsaktivitäten zu beeinflussen.
Die Geschehnisse vor und nach 2007 haben sich jüngst wiederholt. Damals wie heute wurden die Grundfehler der Geldpolitik nicht erkannt. Es braucht keine Revolution, sondern eher eine einfache Evolution, indem die Menschen aus dem Irrglauben an die Funktionsweise von zentralistisch-wissensanmaßender Geldpolitik ablassen.
Ohne Evolution wird – frei nach Friedrich Nitzsche – die Umwertung aller Werte Realität und die Menschen landen schrittweise in der Unfreiheit.
Benjamin Mudlack: „Geld-Zeitenwende – vom Enteignungsgeld zurück zum gedeckten Geld“
Goldgedeckte Währung – Teil I: Motivlage und Machtposition der Brics
Goldgedeckte Währung – Teil II: Neubewertung von Vermögenswerten und Schulden
Schuldenturmbau zu Babel – Teil 3: Anatomie einer Großen Depression
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