Guter Einkauf: Rubbellose: Vorfreude und freiwillige Förderung
Die kleine Freude des Alltags
von David Andres
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Wenn ich richtig entschleunigen, kurz anhalten, das Kleine und das Unspektakuläre feiern möchte, dann stehe ich in einer Bude für Tabak und Lotto und starre auf ein eben gekauftes Rubbellos. Ich lege die Flächen mit der Münze nicht sofort frei, sondern schaue mir an, wie die Designer das Motiv gestaltet haben. Die behagliche Szenerie eines Kaminzimmers an Weihnachten oder den karibischen Strand im Sommer. Das Comicbild rund um eine Katze oder die blausilberne Optik eines Geldspielautomaten.
Ich schaue mir das an, als wäre es große Kunst. So, wie ich auf der Kirmes gerne die Bemalungen der Fahrgeschäfte oder der Buden betrachte. Kein Schnitt, keine Hektik. Keine Aufforderung, direkt zum nächsten Reel zu scrollen, wie sogar wir Erwachsenen es in den sozialen Medien tun, zum nächsten Artikel und dessen Kommentarspalte, zur nächsten Empörung oder zur nächsten Zustimmung, beide vom gleichen Ingrimm begleitet. Ich stehe einfach da in der Lottobude, jemand kauft eine Bild und zwei klassische Marlboro, draußen brummt ein Kipplaster vorbei, und sauge dieses Bild auf. Dann erst nehme ich die Glücksmünze, die ich für diesen Zweck in ein Spezialfach meiner Geldbörse gesteckt habe, lege die Flächen frei und moderiere dabei innerlich, was ich mache, als wäre es eine Fernsehübertragung. „Zwei mal fünfzig Cent, einmal hundert Euro und einmal 50.000 Euro sind offen. Drei Felder haben wir noch. Ein drittes Mal fünfzig Cent sind wahrscheinlich, aber sogar der Hauptgewinn ist immer noch möglich.“ Oder, wenn ich eine „Super 7“ rubbele: „Wir haben eine acht, eine drei, eine neun und eine fünf, doch wir brauchen eine sieben, um den Gewinn neben der Zahl zu aktivieren.“
Natürlich kommt beim klassischen Los das dritte Feld mit fünfzig Cent und amortisiert somit „bloß“ den Kaufpreis. Und hinter der Sieben, die ich tatsächlich finde, liegen „nur“ zwei Euro. Kein Los meiner Laufbahn kam bisher über zwanzig, doch habe ich in einem halben Dutzend Annahmestellen, Zeitschriftenläden und Tabakgeschäften bereits von den Betreibern gehört, dass Gewinne bis zu mehreren Tausend Euro bei ihnen eingelöst worden sind. So oder so, es geht um den Prozess, das Spiel, die Vorfreude. Und darum, diese aufgeklebt auf Geschenke an Weihnachten oder bei Geburtstagen als Glücksspielgarnierung weiterzugeben.
Nun fragen Sie sich, wieso ich ausgerechnet die Freude am Rubbellos empfehle, da doch der Veranstalter Westlotto in staatlichem Auftrag unterwegs ist. Anders als etwa die zahllosen Sportwettenanbieter oder auch einzelne Unternehmensgewinnspiele wie der an dieser Stelle kürzlich vorgestellte „Cashkorken“ von Krombacher, zahlt man mit seinem Einsatz für Lotto oder für Rubellose in staatliche Fördertöpfe für Sportförderung, Denkmalschutz, Naturschutz sowie die Förderung von Wohlfahrt, Kunst und Kultur ein. Die Projekte sind auf der Webseite von Westlotto nachzulesen.
So.
Und da haben Sie Ihren Grund.
Ob ich durch meine Freude am haptischen Rubbel-Glücksspiel den Schmetterlingspfad in Höxter, die römische Grabkammer in Weiden oder die Arbeit einer „Talentscoutin für den Behinderten- und Rehabilitationssportverband NRW (BRSNW)“ fördere, um nur ein paar Projekte des Gießkannenprinzips zu nennen, das bleibt in der Lottobude meine persönliche Entscheidung. Es gibt keine Rundfunkgebühr für Glücksspiel, keinen Zwangskauf von mindestens zwei Lottoscheinen und zehn Rubbellosen pro Monat. Keine Rubbelsteuer. Keine Rubbelabgabe.
Rund um den Spaß an den kleinen, bunten Pappspielchen ist alles freiwillig. Persönlich entschiedene Solidarität mit Motivationsschub durch die gute, alte Gier nach Gewinn. Und somit auch ein schöner Anlass, um in den Buden und Lädchen mit ganz normalen Menschen darüber ins Gespräch zu kommen, dass diese Art von Unterstützung für Förderprojekte die einzig freie, würdevolle und gesunde ist.
Quellen:
David Andres: Guter Einkauf: Krombacher mit Cashkorken (Freiheitsfunken)
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