Medial präsentes Säbelrasseln: Droht nun ein Weltkrieg?
Mit erhöhtem Tempo in die Kriegswirtschaft
von Christian Paulwitz drucken
Die NATO führt im Februar ein großes Manöver an der Ostgrenze ihres Gebietes durch. 90.000 Soldaten sollen daran beteiligt werden und es heißt, es sei das größte Manöver des Bündnisses nach dem Ende des Kalten Kriegs. Und so wie damals werde man die Abwehr eines möglichen Angriffs von Osten, durch Russland, auf das NATO-Gebiet üben. In den 80er Jahren, gerade noch rechtzeitig vor dem Mauerfall, leistete ich den seinerzeit üblichen 15-monatigen Wehrdienst im Westen Deutschlands. In den Manövern war es immer „Rotland“, das angriff; nie sprach man direkt vom Warschauer Pakt, das wäre politisch unkorrekt gewesen, wo sich die Politik doch um Entspannung bemühen wollte. Damals. Die Guten, die sich verteidigten, waren „Blauland“ – das wäre vermutlich heute politisch unkorrekt. Ich dachte damals anders als heute über staatliche Dienstverpflichtungen.
Die Bedrohung aus dem kommunistischen Osten war durchaus real – mal mehr, mal weniger in den vorangegangenen Jahrzehnten. Wäre mir auch nicht in den Sinn gekommen, mich freiwillig in die Armee zu melden, sah ich doch den Sinn der Verteidigungsfähigkeit eines Landes und der militärischen Bereitschaft zur Abwehr eines Angriffs. Einen wirklich kampfbereiten Eindruck machte die Wehrpflichttruppe, soweit ich sie wahrgenommen hatte, allerdings nicht. Im transportierten, politischen Selbstverständnis war die Bundeswehr dazu da, den Krieg zu verhindern. Daher wurde gerne geunkt, dass man im Kriegsfalle (den man allerdings auch nie so nennen durfte) ja dann auch nach Hause gehen könne, da der Auftrag nun einmal definitiv nicht mehr zu erfüllen war. Allgemein überwog aber die Stimmung, dass es in einem Atomkrieg sowieso kein Davonkommen und keine Sieger geben werde.
Ich halte Deutschland nach wie vor für verhältnismäßig stark kriegstraumatisiert. Man hat heute zwar kein Problem mehr, eine begrenzte Anzahl unbekannter Soldaten des Landes auf Wunsch bestimmter mächtigerer Staaten in diverse Ecken der Welt zu schicken, sofern sie freiwillig – von etwas Propaganda zur Überzeugung abgesehen – sich zum Dienst bereit erklärt haben. Das wird so etwa als Preis dafür gesehen, dass Deutschland als Staat durch andere Staaten doch irgendwie für voll genommen werden könnte; und das Bezahlen auf anderer Leute Kosten genießt heute allgemein eine hohe gesellschaftliche Reputation. Aber die Vorstellung eines Krieges im eigenen Land ist nach den Katastrophen zweier verlorener Weltkriege und der Ohnmacht, von fremden Truppen überrannt zu werden, nach wie vor von lähmender Unerträglichkeit, die sich in die Eltern- und Enkelgeneration, ja vielleicht sogar noch in die Urenkelgeneration fortgepflanzt hat.
Nein, es ist kein Erlebnis des Befreit-worden-seins, was sich da verankert hat – von außergewöhnlichen Einzelschicksalen vielleicht abgesehen; das ist im Allgemeinen nur das politische Arbeitskonzept, um mit zeitlichem Abstand psychologisch mit der Traumatisierung umzugehen. Dieses Trauma wird nun angestoßen, während die Unvorstellbarkeit eines Atomkriegs als Szenario für einen dritten Weltkrieg verblasst angesichts des realen Kriegs in der Ukraine. Ein entscheidender Unterschied zum Kalten Krieg, obwohl ein atomarer Konflikt in Wirklichkeit ein nicht weniger mögliches Kriegsszenario ist als damals, wenn zwei Atommächte aneinandergeraten. Das sind die Randbedingungen, unter denen die „Kognitive Kriegsführung“ (siehe Link unten) stattfindet, hier mit der Beschwörung der Gefahr eines heißen Weltkrieges. Polen meldet, dass einer Einberufung nun innerhalb von sechs Stunden Folge zu leisten sei; andernfalls drohen Gefängnisstrafen.
Zur sachlichen Einordnung: Seitens der NATO wird die Gefahr eines russischen Angriffs auf NATO-Gebiet angegeben. Wie naheliegend ist das? Die russische Armee steckt in einem Stellungskrieg in der Ukraine fest, seit mehr als einem Jahr ohne entscheidende Gebietsänderungen. Entweder sieht Putin mit den Gebieten, die seine Armee jetzt kontrolliert, seine Kriegsziele erreicht und will sie im Wesentlichen nur absichern, oder die russische Armee ist schlicht und einfach nicht in der Lage, weiter voranzukommen und den Rest der Ukraine zu kontrollieren. Man mag sich je nach politischen Prämissen aussuchen, zu welcher Interpretation man neigt, aber beides sind nicht die Umstände, unter denen es Sinn ergeben würde, einen Konflikt mit der NATO zu suchen. Für Putin ist die jetzige Situation nicht brenzlig. Es scheint, als habe er weiterhin starke Unterstützung im Land, was mitunter auch daran liegen mag, dass Russland seine Soldaten für die Front vorzugsweise aus den Minderheitenvölkern rekrutiert und so die russische Bevölkerung in geringerem Maße bluten muss.
Andere fürchten, dass die NATO selbst auf Kriegskurs sei – doch wie wahrscheinlich ist das, wenn das Führungsland USA seine Soldaten zwangsweise einer experimentellen gentechnischen Behandlung unterzogen hat („Impfpflicht“); ich wüsste nicht, dass der Zwang zurückgenommen worden wäre, obwohl die negativen Auswirkungen gerade bei der US-Armee so ziemlich am besten dokumentiert sind. Das Gleiche bei der Bundeswehr, die man außer durch nebenwirkungsreiche Zwangsinjektionen zuvor für die Diskussion und Toleranz von wechselnden Geschlechteridentitäten vorbereitet hat. Und seit mehr als einem Jahr schickt man alles, was man an Material noch soweit transportieren kann, fort in die Ukraine und reißt dadurch nur noch größere Lücken in den ohnehin schon ausgedünnten Bestand.
Sehen so Armeen aus, die auf einen großen Krieg vorbereitet werden? Doch wohl eher nicht.
Unter dem Gesichtspunkt einer bereits laufenden „Kognitiven Kriegsführung“, die die NATO längst offiziell als Kriegsschauplatz definiert hat, ergibt die Beschwörung der Weltkriegsgefahr jedoch einen plausiblen Sinn, denn es geht um die Angst selbst, ob vor der NATO oder vor Russland ist am Ende unwichtig. Angst macht manipulierbar und nützt demjenigen, der sie kontrollieren kann. Lassen wir uns also zunächst einmal nicht Angst machen und in die Narrative hineinziehen.
Dass offenkundig keine Seite an einer Weltkriegseskalation interessiert sein kann und sie daher eher unwahrscheinlich ist, heißt jedoch leider nicht, dass sie gänzlich unmöglich ist. Staaten werden von Psychopathen geführt, die über andere herrschen wollen. Sie halten sich einen großen Verwaltungsapparat, der tun soll, was ihm aufgetragen wird. Er würde vermutlich gar nicht funktionieren, wenn nicht ein erheblicher Teil davon an die eigene Propaganda glaubt, was an sich schon gefährlich ist. Dazu kommt, dass situative Fehlinterpretationen geschehen können, wie sie wohl auch während des Kalten Krieges bei mehreren Gelegenheiten zu höchst kritischen Momenten geführt haben.
Aber in erster Linie dürfte es „nur“ um die psychologische Unterstützung für die Umsetzung der Kriegswirtschaft, also einer staatlichen Lenkungswirtschaft gehen, wie sie mittlerweile bereits nahezu überall erkennbar wird. Die Worte des niederländischen NATO-Admirals Rob Bauer in einem Fernsehinterview sind bezeichnend: „Was nicht geschehen ist, ist die Einsicht in unseren Gesellschaften, dass nicht nur das Militär in der Lage sein muss, in einem Konflikt oder in einem Krieg zu operieren. Die gesamte Gesellschaft wird einbezogen werden, ob es uns gefällt oder nicht.“
Lassen wir uns nicht in die Kriegswirtschaft einbinden und vermeiden dies, wo wir nur können.
Kognitive Kriegsführung (Freiheitsfunken)
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