08. Oktober 2024 21:00

Freiheit der Popkultur Ghostbusters: Bustin’ Makes Me Feel Good

Eine Hommage an einen Film, der das Lebensgefühl der Achtziger perfekt einfängt

von Sascha Blöcker

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Bildquelle: Tinseltown / Shutterstock Ecto-1 bei der Weltpremiere von 'Ghostbusters' im TCL Chinesischen Theater in Hollywood, USA am 9. Juli 2016.

Welcher Film repräsentiert die Achtzigerjahre meiner Meinung nach am besten? Rambo 2, Scarface oder Full Metal Jacket? Nein, diese Filme behandeln zwar wichtige Themen, aber die Ära Ronald Reagan wird doch von Ghostbusters am besten wiedergegeben.

Ja, ich höre euch schon fragen: Kann eine Komödie über Geister wirklich die wahrscheinlich beste Zeit des Westens repräsentieren?

Doch bevor wir uns dieser Frage stellen, gehen wir in die Geschichte des Films für diejenigen, die ihn noch nicht gesehen haben.

Eine klassische Achtzigerjahre-Eröffnung

Der Film startet wie ein typischer Gruselfilm der Achtzigerjahre. Eine bedrückende Hintergrundmusik führt uns durch die düsteren Gänge einer Bibliothek. Wir folgen einer alten Bibliothekarin bei ihrer Arbeit, während hinter ihr etwas Unnatürliches vor sich geht. Sie bemerkt es zunächst nicht, doch als die Ereignisse immer spektakulärer werden, erkennt auch sie die Gefahr.

Natürlich flieht sie panisch, bis sie geschockt stehen bleibt – es leuchtet hell vor ihr auf, und sie beginnt zu schreien. Genau in diesem Moment setzt Ray Parkers ikonischer Titelsong ein: „Ghostbusters!“ Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber bei mir zieht der Film genau an dieser Stelle jedes Mal aufs Neue.

Die Einführung der Helden

Nun stellt der Film die drei Hauptcharaktere vor: Dr. Raymond Stantz (Dan Aykroyd), Egon Spengler (Harold Ramis) und Peter Venkman (Bill Murray). Ghostbusters geht dabei geschickt vor. Es wird uns nicht erklärt, welche Persönlichkeiten die Charaktere haben – wir sehen es in ihrem Verhalten.

Dr. Stantz erfährt vom Vorfall in der Bibliothek und ruft die beiden anderen Doktoren, die an der Universität paranormale Aktivitäten erforschen, zusammen, um die Geistererscheinung zu untersuchen.

In der Bibliothek treffen sie auf den Geist. Die Szene zeigt uns, wie jeder der Wissenschaftler individuell reagiert, ohne dass uns etwas erklärt wird. Das Zusammenspiel von Mimik und Körpersprache bis zur Flucht aus der Bibliothek ist perfekt inszeniert. Unsere Helden werden schreiend und weglaufend gezeigt – untypisch für die sonst sehr actionlastigen Achtzigerjahre.

Von der Wissenschaft zum Unternehmertum

Zurück an der Universität, noch begeistert vom Gesehenen, wird ihre Freude schnell gedämpft: Der Dekan entlässt sie aus dem Staatsdienst. Dies führt zu einem interessanten Dialog zwischen Stantz und Venkman:

Stantz: „Das ist eine absolute Schande. Jetzt können wir alle anderen Universitäten vergessen.“
Venkman: „Einstein hat seine besten Arbeiten geleistet, als er auf dem Patentamt angestellt war.“
Stantz: „Weißt du, wie viel ein Patentamtsangestellter verdient?“
Venkman: „Nein.“
Stantz: „Ich persönlich ziehe die Universität vor. Die haben uns immer Geld und Ausstattung gegeben, und wir mussten nichts produzieren. Du warst niemals außerhalb des Colleges, du weißt nicht, wie es da draußen zugeht. Ich war schon mal in der Privatwirtschaft... Die erwarten Resultate.“
Venkman: „Ich glaube, dass es unsere Bestimmung war, aus dieser Bruchbude hinaus geschmissen zu werden.“
Stantz: „Aber mit welcher Absicht?“
Venkman: „In die freie Wirtschaft zu gehen, auf eigenen Beinen zu stehen.“

Nach diesem Gespräch gründen die drei also ein Startup-Unternehmen, und zwar die Ghostbusters.

Der Aufstieg der Ghostbusters

Das Geschäft läuft anfangs schleppend, doch bald stellen sich erste Erfolge ein, und sie machen sich schnell einen Namen. Es entwickelt sich eine klassische Aufsteigergeschichte – fast wie bei „Rocky“, nur eben im Unternehmertum.

Alle relevanten Magazine berichten, und sie werden zu lokalen Helden in New York City. Die Auftragslage wird so umfangreich, dass sie Winston Zeddemore (Ernie Hudson) einstellen. Seine Motivation? Er hat keine persönliche Geschichte mit Geistern und ist jetzt überengagiert, weil er Rache nehmen will oder Ähnliches. Nein, er braucht einfach einen Job – ganz typisch für die pragmatische Haltung der Achtzigerjahre.

An dieser Stelle ist unser Team vollständig und die Dinge nehmen ihren Lauf.

Der Bürokrat als Bösewicht

Wie könnte es in den Achtzigern anders sein: Der Gegenspieler der Ghostbusters ist ein Bürokrat – von der Umweltbehörde. Der Film zeigt uns das Amerika dieser Zeit, in dem vier Unternehmer mit explosiven Teilchenbeschleunigern auf dem Rücken weniger gefährlich sind als ein Bürokrat, der die Regeln durchsetzt. Am Ende sind es die Unternehmer, die die Fehler der Bürokratie ausbügeln und die Stadt retten. Gott segne Amerika.

Wer mehr zur Story wissen will, der muss und sollte sich dieses Meisterwerk ansehen.

Ein Liebesbrief an die Achtzigerjahre

Kommen wir zum Handwerklichen des Streifens: Die Performance aller Beteiligten ist herausragend und unglaublich dynamisch. Wir haben drei völlig Verrückte, die aber niemals lächerlich wirken in diesem eigentlich ziemlich ernsten Szenario.

Sigourney Weaver, im Film Dana Barrett, spielt einen Gruselfilm und keine Komödie – auch sonst tut das abgesehen von den Ghostbusters keiner. Das sorgt dafür, dass sich die Bedrohungen auch wie solche anfühlen.

Die Effekte sind natürlich schon etwas in die Jahre gekommen, aber im Gegensatz zu CGI haben handgemachte Effekte auch nach 40 Jahren immer noch einen unglaublichen Charme. Der Humor ist etwas Besonderes, denn Ghostbusters ist selten ein Film zum laut Auflachen – nein, vielmehr ist es ein subtiler Humor, bei dem man auch heute noch das eine oder andere neue Lächeln finden kann – besonders bei Dialogen wie diesem:

Stantz: „Alles war okay mit unseren Systemen, bis das Energienetz ausgeschaltet wurde, von diesem Schwanzlosen da.“
Umweltbehörde: „Sie lösten eine Explosion aus.“
Bürgermeister: „Ist das die Wahrheit?“
Venkman: „Ja, das ist die Wahrheit. Dieser Mann da hat keinen Schwanz.“

Dieser Dialog zeigt bereits, dass der erste Ghostbusters-Film eben nicht für Kinder war, wie seine Nachfolger und die dazugehörige Zeichentrickserie. Es wird geraucht, geflucht, getrunken – auch mangelt es nicht an sexuellen Anspielungen, bis hin zu einem oralen Abenteuer mit einem Geist.

Die tiefere Bedeutung des Films

Kommen wir also zu eurer, zugegebenermaßen von mir in den Mund gelegten, Frage:
Kann eine Komödie über Geister wirklich die wahrscheinlich beste Zeit des Westens repräsentieren?

Geht es um Geister? Ja. Ist es eine Komödie? Klar. Aber ist es nicht auch die Geschichte von vier Start-up-Unternehmern, die in das kalte Wasser der Privatwirtschaft geworfen werden – mit kaum mehr als einer Vision und dem Glauben, eine Marktlücke aufgetan zu haben? Scheiße, ja, genau das ist der Film.

Ein paar „Nice to Knows“ über Ghostbusters

Bei einem Budget von 31 Millionen Dollar spielte Ghostbusters knapp das Zehnfache ein und gehörte damit zu den zehn erfolgreichsten Filmen seiner Zeit.

Dan Aykroyd, der Co-Autor und einer der Hauptdarsteller, glaubt seit seiner Kindheit an Geister. Das erste Drehbuch, das er schrieb, unterschied sich jedoch stark von dem, was wir als Ghostbusters kennen und lieben. Harold Ramis und Ivan Reitman überarbeiteten das Skript und brachten es auf den Boden der Tatsachen zurück, was auch den ernsten Charakter von Egon Spengler erklärt. Er ist der Analytiker im Team und macht sowohl das Filmprojekt als auch die Geisterjagd möglich.

Bill Murray war ursprünglich gar nicht für den Film vorgesehen. Seine Rolle war für den verstorbenen John Belushi geschrieben worden. Slimer, der grüne Geisterfreund, ist Belushi gewidmet. Deshalb sehen wir ihn in seiner ersten Szene schlemmen – genauso wie Belushi es in „Ich glaub’, mich tritt ein Pferd“ getan hat.

Bevor Bill Murray für die Rolle gefragt wurde, sollte Chevy Chase einspringen, doch er lehnte ab, da ihm das Skript nicht düster genug war. Murray selbst stimmte zwar den Dreharbeiten zu, aber bis zum ersten Drehtag war man sich nicht sicher, ob er wirklich erscheinen würde. Als er schließlich am Set war, improvisierte er so viel, dass man sich fragte, ob er das Skript überhaupt gelesen hatte.

Ernie Hudson, der Winston Zeddemore spielt, kam anstelle von Eddie Murphy ins Team. Da Hudson damals noch kein großer Name war, fiel seine Rolle auch entsprechend kleiner aus. Am Set fragte er mehrmals, ob er überhaupt noch im Film vorkommen würde – eine berechtigte Frage, da das fertige Skript stark vom eigentlichen Film abwich.

Ursprünglich war die Rolle von Louis Tully für John Candy gedacht. Rick Moranis, der die Rolle schließlich übernahm, improvisierte so viel, dass er bei der „IMDb“ (Internet Movie Database) als nicht gelisteter Co-Autor des Films geführt wird.

Der Name „Ghostbusters“ war rechtlich bereits vergeben, weshalb jede Szene, in der der Name erwähnt wird, zweimal gedreht werden musste. Der Ausweichtitel lautete „Ghost Breakers“. Ein glücklicher Wechsel in den Chefetagen der Studios ermöglichte jedoch, dass der Film doch als „Ghostbusters“ erscheinen konnte.

Ein Meisterwerk der Popkultur

Die Liste der Zufälle und genialen Marketingmaßnahmen, die Ghostbusters zu einem Meisterwerk machten, ist endlos. Doch am Ende möchte ich euch noch einen Tipp geben: Öffnet auf YouTube den Song von Ray Parker Jr. und in einem anderen Tab „I Want a New Drug“ von Huey Lewis & The News. Wer den Zusammenhang hört, darf mir das gerne in die Kommentare schreiben.

Dieser Artikel ist vielleicht mehr ein Liebesbrief als eine kritische Betrachtung, aber ich denke, das ist in Ordnung – denn: Bustin’ makes me feel good.


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