In Freiheit leben und in Würde sterben: Wie der Staat sogar noch beim Tod abkassiert
Den Zusammenhalt in der Familie stärken
von Manuel Maggio
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Liebe Leser, wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, erscheint meine Kolumne nicht mehr ganz so regelmäßig. Ich habe mir erlaubt, das ein oder andere Mal auszusetzen – sei es wegen erhöhtem Stress in der Arbeit oder aufgrund von familiären Ereignissen, die einen auch mal aus der Bahn werfen können. Während sich viele noch vom Ausgang der Wahl und dem damit verbundenen politischen Spektakel haben ablenken lassen, habe ich mich um die Beerdigung meines Stiefvaters gekümmert, der leider vor zwei Wochen verstorben ist.
Für mich war er wie ein Vater – der Mann, der sich die letzten 30 Jahre um meine Mutter gekümmert hat. Mein echter und somit leiblicher Vater ist letztes Jahr verstorben. Da wir keinen Kontakt mehr hatten, war das kaum emotional für mich. Doch der Tod meines geliebten Stiefvaters hat mich sehr mitgenommen und kostet mich auch heute noch Kraft. Er litt an COPD und konnte die letzten drei Jahre nur noch mit einer Sauerstoffflasche überleben. Natürlich war uns allen in der Familie klar, dass er keine 90 Jahre mehr wird – doch so schnell, wie es jetzt zu Ende ging, damit hatte niemand von uns gerechnet. Für die Hinterbliebenen ist der Verlust eines geliebten kranken Menschen immer ein Schock, doch für den Betroffenen ist der Tod oft eine Erlösung, so wohl auch für meinen Stiefvater.
Da sich sein Zustand enorm verschlechterte hatte, wurde er wenige Tage vor seinem Tod in ein Krankenhaus eingeliefert. Dort hieß es dann, man habe ihn stabilisiert und könne ihn die nächsten Tage in ein anderes Krankhaus verlegen und auf die Entlassung vorbereiten. Doch innerhalb von einer Nacht verschlechterte sich sein Zustand so drastisch, dass meine Mutter die Entscheidung treffen musste, ob man ihn noch mal an Maschinen anschließt und somit sein Leben um wenige Tage verlängert oder ob man ihn in Würde und Frieden, wie es auch sein Wunsch war, gehen lässt. Meine Mutter rief mich sofort an, nachdem man ihr diese schreckliche Nachricht mitgeteilt hatte, doch ich war beruflich in Berlin. Natürlich habe ich mich sofort ins Auto gesetzt und bin losgefahren, doch ich konnte mich nicht mehr persönlich von ihm verabschieden. Seine Zeit war gekommen, bevor ich in München ankam. Da es nichts Unausgesprochenes zwischen mir und meinem Stiefvater gab, bin ich damit auch im Reinen.
Wie es so oft bei tragischen Ereignissen in einer Familie ist, schweißt dies die Hinterbliebenen enorm zusammen. So auch bei uns, und alle kümmern sich mit viel Liebe nun um meine Mutter, die nun von einem Tag auf den anderen ganz alleine ist und ihren geliebten Mann verloren hat.
Nun aber zu unserem geliebten Vater Staat, der selbst beim Tod noch ordentlich abkassiert und sich sogar in das Sterben der Menschen einmischt. Bereits drei Tage, nachdem mein Stiefvater verstorben war, ging es mit der Bürokratie los. Bestattungsunternehmen nehmen einem hier viel Arbeit ab, aber sie lassen sich ihre Arbeit auch ordentlich bezahlen. Mein Stiefvater wollte verbrannt werden, da es ihm wichtig war, dass so wenig Kosten wie möglich entstehen. Ich bin hier ganz offen und ehrlich mit Ihnen: Meine Mutter und ich haben beim Bestatter immer nur die günstigste Variante ausgewählt, egal, ob es sich um Sarg, Leichenhemd oder Urne handelte – günstiger hätte man es nicht haben können. Doch mit den unzähligen Vorschriften und Regeln, die für die Einäscherung und Beisetzung auf einem städtischen Friedhof gelten, ist selbst das Sterben kein günstiger Spaß mehr. Mit den ganzen Gebühren wird die Beisetzung am Ende locker bei 3.500 bis 4.000 Euro liegen – und da haben wir noch nicht mal den Grabstein vom Steinmetz bearbeiten lassen.
Bitte verstehen sie mich nicht falsch, natürlich ist mir das mein Stiefvater wert. Doch wieso muss sich der Staat auch hier wieder einmischen und die Kosten einer Beerdigung so in die Höhe treiben? Aber eigentlich sollte mich das nicht wundern, denn wo es etwas zu holen gibt, da macht der Staat auch die Hände auf. Ja, er greift einem sogar ins Leichenhemd, um die letzten Taler zu rauben.
Der Verlust eines geliebten Menschen kommt immer unerwartet, ist immer unpassend, und man wird sich niemals vollkommen darauf vorbereiten können. Daher mein Tipp von Herzen an Sie: Verbringen Sie mehr Zeit mit Ihren Liebsten, sprechen Sie noch heute Dinge an, die ausgesprochen gehören, warten Sie nicht. Nehmt die Alten und die Kranken wieder in eure Mitte und gebt ihnen die Würde, die sie noch zu Lebzeiten verdienen. Lassen Sie Politik einfach mal außen vor und schaffen Sie wieder mehr Raum für Menschlichkeit, Nähe und Liebe. Weinen Sie lieber Tränen der Freude mit Ihren Liebsten als Tränen der Trauer am Grab derselben.
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