Ukraine: Die Geburt einer Nation
Eine Bedrohung für uns alle?
von Paul Siegenthal

Als Russland im Februar 2022 mit 40.000 Mann auf Kiew marschierte, geschah etwas Unerwartetes. Die ukrainische Regierung floh nicht.
Der Enthauptungsschlag der Russen misslang. Kiew hätte mit 40.000 Soldaten niemals erobert werden können. Derweil besetzten Russlands Truppen die russischsprachigen Gebiete im Osten und Süden des Landes. Widerstand gab es dort kaum.
Völkerrechtskonform. Solche Militäroperationen sind in Artikel 51 der UN-Charta ausdrücklich vorgesehen. Voraussetzung ist, dass eine Minderheit des Landes aktiv bedroht ist. Selbst westliche Medien berichteten über den Bürgerkrieg, der 2014 begann. Die Öffentlichkeit interessierte das kaum. Die ukrainische Armee belagerte und beschoss jahrelang abtrünnige russischsprachige Gebiete im Osten und Süden. Ultranationalistische ukrainische Freischärler verübten systematisch Verbrechen in den Gebieten.
Der Schutz der russischen Bevölkerung war nicht das einzige Motiv Putins. Die ukrainische Grenze liegt 300 Kilometer vom Kreml entfernt. Als die Ukraine sich der Nato anschließen wollte, war für ihn das Maß voll.
Vielvölkerstaat Ukraine. Die Ukraine war nie mehr als eine Provinz. Entweder gehörte sie zu Polen-Litauen, zum Zarenreich oder zur Sowjetunion. Das Land ging 1991 als unabhängiger Staat aus der Sowjetunion hervor, bevölkert von Polen, Ungaren, Rumänen, Juden – und auch Ukrainern. Russisch war seit Jahrhunderten die Lingua franca des Landes. Ukrainisch wird außerhalb der Städte im dünnbesiedelten Zentrum und Westen des Landes gesprochen.
Bevölkerungsrückgang. Viele Juden verließen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion das Land. Sie erhofften sich ein besseres Leben anderswo. Die Bevölkerung schrumpfte von 53 auf 42 Millionen in den Jahren 1991 bis 2021. Die niedrige Geburtenrate ist ein weiterer Grund, doch der entscheidende Faktor ist ein anderer.
Russische Auswanderung. Im dicht besiedelten Osten des Landes verließen die Menschen das Land Richtung Russland. Die Löhne dort waren mittlerweile doppelt so hoch. Die Korruption, anders als in der Ukraine, war nicht mehr die Norm. Oligarchen beherrschen bis heute die Ukraine. Nicht nur die Bidens profitierten, auch der Schauspieler Selenskyj verdankt ihnen seine Rolle als Ministerpräsident.
Die veränderte Demographie machte die Ukrainisch sprechende Bevölkerung zur Mehrheit. Damit war auch die Grundlage eines ukrainischen Nationalstaates gelegt. Jahrhunderte friedlicher Koexistenz kamen zu ihrem Ende. Ukrainisch wurde zur offiziellen Landessprache erklärt, Russisch als Amtssprache verboten.
Der Ursprung des ukrainischen Nationalismus. Die Vision eines ukrainischen Nationalstaates war nicht neu. Er entstand nach dem Ersten Weltkrieg im wiederauferstandenen Polen. Ukrainer wurden im östlichen Teil als Untermenschen behandelt. Die Nationalisten sahen ihre Stunde gekommen, als die Deutschen im Jahr 1941 einmarschierten.
Die Nazis hatten andere Pläne als einen ukrainischen Nationalstaat, änderten dann aber ihre Haltung. Unter der Führung von Stephan Bandera leisteten die Nationalisten einen „Beitrag“ zum Holocaust. Bandera wird in der Ukraine bis heute als Nationalheiliger verehrt.
Der Osten Europas oder der Westen Asiens? Die Mainstream-Medien werden nicht müde, uns die Ukrainer als den verlorenen Stamm lupenreiner Europäer im Osten zu präsentieren.
Historisch lässt sich das nicht belegen. Das Land war der westliche Ausläufer der euroasiatischen Steppe, besiedelt von nomadischen Hirten. Erst spät begann der Ackerbau. Von einer effizienten Landwirtschaft kann man erst reden, als sich die Donauschwaben im 17. Jahrhundert ansiedelten. Doch auch dann entwickelte die Ukraine keine engere Beziehung zu Europa. Der Handel lief vor allem in Richtung Moskau und St. Petersburg.
Eine Nation wird geboren. Die Ukraine kam nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht mehr auf die Füße. Wer konnte, verließ das Land. Die veränderte Demographie führte zu einem Wiedererwachen des ukrainischen Nationalismus. Dieser hat nicht die liberale Demokratie zum Ziel, sondern die Unterdrückung der Minderheiten.
Selbst die Russen, vor allem deren Oberschicht, stehen dem Westen näher. Europa holt sich einen weiteren Sozialfall ins Haus. Bis dahin dient der Ukraine-Krieg wenigstens dazu, von den eigenen Problemen abzulenken.
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