Veranstaltungsrückblick: Property and Freedom Society
Konferenz 2025 in Bodrum
von Andreas Tögel drucken

Vom 18. bis 23. September 2025 ging in Bodrum die 19. Konferenz der von Hans-Hermann Hoppe vor 20 Jahren gegründeten Property and Freedom Society über die Bühne (im Jahr 2020 fiel die Konferenz wegen der herrschenden Corona-Restriktionen aus). 80 Teilnehmer aus 15 Nationen waren gekommen – einerseits, um interessante Vorträge zu hören, und andererseits, um sich mit Freiheitsfreunden aus aller Welt auszutauschen.
Die Palette der auf drei Tage verteilten Beiträge war, wie immer, breit gestreut und die Liste der Vortragenden enthielt auch in diesem Jahr wieder bekannte Namen.
Der britische Historiker und Autor zahlreicher Geschichtspublikationen, Sean Gabb, beschäftigte sich mit dem Römischen Recht und dem den meisten Zeitgenossen vermutlich unbekannten Phänomen der in der Antike gebräuchlichen „vertraglichen Sklaverei“.
Der in Houston praktizierende amerikanische Rechtsanwalt Stephan Kinsella setzte sich mit der Frage auseinander, „wo das Gewohnheitsrecht versagt“ und bot dabei einen Einblick in die Unterschiede zwischen dem kodifizierten Recht und dem Gewohnheitsrecht sowie in die Entstehungsgeschichte von Letzterem.
Der viele Jahre lang im Bereich des Strafvollzugs beschäftigte britische Arzt Anthony Daniels war darum gebeten worden, über seine Berufserfahrungen zu berichten, und nutzte diese Gelegenheit, um von seinen in verschiedenen Staaten Afrikas gemachten Abenteuern und seinen in britischen Strafvollzugsanstalten gewonnenen Erfahrungen zu berichten.
Alessandro Fusillo, ein italienischer Rechtsanwalt, hatte das Thema „Die Piraten der Karibik – Vorfahren der Libertären und der amerikanischen Revolution“ gewählt und lieferte in seinem launigen Vortrag zum Teil sehr überraschende Einsichten in die Wiederentstehung der Piraterie in der Neuzeit.
Der Schweizer Titularprofessor an der Universität Zürich, Anwalt und Notar David Dürr referierte zum Thema „Schweizer Anarchismus“, in dem er sein Land als die „Wiege des Anarchismus“ präsentierte.
Der Ökonom und Präsident des Ludwig von Mises Instituts Deutschland, Thorsten Polleit, bezog sich in seinem Vortrag auf Stanislav Andreskis Buch „Sozialwissenschaft als Hexerei“ und lieferte grundsätzliche Einsichten in die Gesetzmäßigkeiten der Ökonomie.
Der vormalige Chef des US-Mises-Instituts, Anwalt und Autor Jeff Deist, beschäftigte sich mit der aktuellen politischen Lage in den Vereinigten Staaten. Er sieht in der viel beschworenen Spaltung der Gesellschaft der USA keine Bürgerkriegsgefahr und stellte die originelle These auf, dass die Bevölkerung insgesamt dafür „zu alt und zu übergewichtig“ sei.
Der an der katholischen Universität Angers, Frankreich, Volkswirtschaftslehre unterrichtende Ökonom Guido Hülsmann wählte das Thema „Universitäten und der Staat“ und fand überaus kritische Worte zur Vermassung der universitären Bildung und den damit einhergehenden Qualitätsverlusten.
Der Ökonom, Philosoph und Chef des „Scholarium“, Rahim Taghizadegan referierte wohlwollend zum Phänomen „Bitcoin aus dem Blickwinkel der Österreichischen Schule der Volkswirtschaftslehre“. Er betonte besonders die Möglichkeit zum gefahrlosen Transport dieses „Wertspeichers“ – auch über Staatsgrenzen hinweg.
Kristoffer Hansen, Ökonom an der Universität Leipzig, setzte sich in seinem Vortrag kritisch mit der Politik Javier Mileis in Argentinien auseinander.
Der Hausherr, Hans-Hermann Hoppe, referierte zum Thema „Demokratischer Friede und Umerziehung – die deutsche Erfahrung“ und beleuchtete unter anderem den drastischen Unterschied zwischen dem Friedensschluss des Jahres 1815 auf dem Wiener Kongress im Anschluss an die Napoleonischen Kriege und dem Frieden von Versailles im Juni 1919.
Der durch sein Buch „Der Bitcoin Standard“ bekannt gewordene, in Jordanien lebende Ökonom und Autor Saifedean Ammous sprach zum hochaktuellen Thema der „Wurzel des palästinensisch-israelischen Konfliks“, die er in den in der Region fehlenden privaten Eigentumsrechten an Grund und Boden zu finden meint.
Der US-Ökonom Thomas DiLorenzo widmete seine sarkastischen Betrachtungen dem Thema „Tugendhafte Kriegsverbrechen: Die amerikanische und israelische Tradition“.
Im erstmals eingesetzten Format einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Über Betrug, Fakes, Gauner, Schleicher und Clowns“ erörterten und diskutierten Hans-Hermann Hoppe, Thorsten Polleit, Guido Hülsmann, Guido Fusillo, Saifedean Ammous und Stephan Kinsella einige ihnen interessant erscheinende Phänomene der Gegenwart.
Ein dabei in besonderer Weise im Fokus stehendes Thema war die Präsidentschaft Javier Mileis, der in seinem erfolgreich geschlagenen Wahlkampf angekündigt hatte, ein „anarchokapitalistisches“ Programm umsetzen, Steuern senken, die Staatsschuld verringern und die Zentralbank abschaffen zu wollen. Nichts davon wurde indes von ihm realisiert, obwohl er etwa für die Schließung der Zentralbank keine Zustimmung des argentinischen Parlaments gebraucht hätte.
Nicht nur Hans-Hermann Hoppe (der bereits zuvor einen vernichtenden Artikel zur Politik Mileis auf der Plattform Lew Rockwell publiziert hatte) befürchtet nun, dass nach dem absehbaren Scheitern Mileis der gute Name des Libertarismus massiv in Misskredit geraten könnte. Die Sozialisten erklären bereits seit 100 Jahren – nämlich nach jedem Scheitern eines sozialistischen Experiments: „Das war kein richtiger Sozialismus.“ In genau dieser peinlichen Lage würden sich die Libertären nach dem allfälligen Untergang Mileis befinden, weil sie dann aller Welt erklären müssten: Das war kein wahrer Libertarismus!
Beendet wurde die Konferenz mit dem traditionellen Bootsausflug zu einer vor dem Hafen Bodrums gelegenen Insel. Als langjähriger Teilnehmer an diesen Konferenzen kann ich nur empfehlen, dass jeder Freund libertärer Ideen sich um eine Einladung zu einer dieser exklusiven Veranstaltungen bemühen sollte. Es tut nämlich gut, wenigsten ein paar Tage im Jahr unter Gleichgesinnten verbringen und geistige Energie für das kommende Jahr tanken zu können.
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