Personalprüfung zu Elon Musk: Der Unberechenbare
Provokantester westlicher Milliardär
von David Andres
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Nehmen wir an, Sie finden auf einem Twitter-Account die folgenden Postings und Sie wissen nicht, wem dieser Account gehört. Was würden Sie denken?
Erstes Beispiel: Das berühmte Mem mit dem schematischen Gesicht, das aktuell eine ukrainische Flagge im Vordergrund hat, im Hintergrund aber viele weitere Symbole des „Virtue signalling“ auf Abruf bereithält, darunter die bunte Transgender-Flagge. Der sarkastische Spruch dazu lautet: „I support the current thing.“ Also: „Ich unterstütze immer das, was gerade angesagt ist.“
Zweites Beispiel: Das berühmte Mem mit dem wartenden Mann auf einer Hollywoodschaukel, dem man immer wieder andere Sprüche hinzufügt. In diesem Fall steht dort übersetzt, der Wartende versinnbildliche Netflix, wie es auf das Ende des Krieges warte, um „eine Serie über einen schwarzen ukrainischen Typen zu drehen, der sich in einen russischen Transgender-Soldaten verliebt“.
Drittes Beispiel: Ein Mem mit dem Bild von Adolf Hitler, unterschrieben mit dem Satz: „Hört auf, mich mit Justin Trudeau zu vergleichen. Bei mir gab es ein Budget.“
Nun? Was würden Sie denken, wer so twittert? Ein zynisch gewordener Widerständler, richtig? Ein Libertärer, ein Provokateur aus Prinzip, ein vom aktuellen Zeitgeist Angewiderter. Was würde der Hauptstrom denken, wer so twittert? Ein Rechter, ein Schwurbler, ein Querdenker. Alle diese Tweets stammen von Elon Musk.
„Offenbar gefällt Tesla-Chef Elon Musk gar nicht, dass Kanada die Kypto-Wallets eingefroren hat“, erklärt sich die linke „Frankfurter Rundschau“ den frechen Post gegen den kanadischen Premier, der den protestierenden Truckern jedweden Geldhahn abzudrehen versuchte. Den Tweet über eine potenzielle Serie mit russischem Transgender-Soldaten setzt das jedem Nerd (der Elon Musk als erwachsener Junge mit unvorstellbarem Vermögen immer noch ist) nahestehende Online-Magazin „Bounding Into Comics“ in den Kontext einer heutigen amerikanischen Film- und Serienindustrie, die mittels „Race Swap“ historische Charaktere in Serien über Wikinger oder alte Königshäuser aus Prinzip farbig besetzt oder Filme wie die „Matrix“-Reihe im Nachhinein zu Transgender-Allegorien erklärt – die ehemaligen Wachowski-Brüder, welche die Filme erschaffen haben, leben ja heute nach ihrem „Gender Swap“ als „Schwestern“.
Über all diese Ausprägungen des aktuellen Zeitgeistes dermaßen eindeutig und böse zu lästern, unterscheidet Elon Musik eindeutig von all den anderen westlichen Geldspeicherbewohnern, denen oftmals mit Recht unterstellt wird, als „globale Elite“ eben diesen Zeitgeist aktiv zu fördern.
Elon Musk ist Stammgast im Podcast von Joe Rogan, den die politisch Korrekten ebenfalls gerne canceln würden, es ob der immensen Reichweite und Wirtschaftsmacht von Rogan aber kaum können. Der Chef von Spotify stellte sich hinter ihn. Der Chef von Rumble bot ihm hundert Millionen Dollar für einen Plattformwechsel weg von Youtube: „Wie wäre es, wenn du alle deine Sendungen zu Rumble bringen würdest – egal ob alt oder neu – keine Zensur.“
Elon Musk hat seinen Firmensitz vom „woken“ Silicon Valley Kaliforniens ins kernige Texas verlegt, aus Ärger über die Corona-Restriktionen. Ein Trend, dem übrigens auch Oracle (nach Austin), Hewlett-Packard (nach Houston) und sogar in Teilen Apple gefolgt sind, die in Texas einen frischen Campus errichtet haben.
Gäbe es sie also, diese stringente, diese eine von einer woken Moraldiktatur bestimmte „neue Weltordnung“, zu der „alle“ in der diffus definierten „Elite“ gehören – Elon Musk bildete das große Störfeuer in ihr, den unberechenbaren Freigeist und Frechdachs, und das nicht nur auf der symbolischen Ebene. Denn wie wollen wir werten, was er praktisch alles „unternimmt“ und unterstützt, in jedem Sinne des Wortes?
Führen stärkere, nicht staatlich beeinflussbare Kryptowährungen, denen Musk auf vielfältige Weise immer wieder einen Schub verleiht, zu mehr oder weniger Freiheit? Führt ein schneller Internetzugang aus der Luft mittels seiner Starlink-Satelliten, der bei freigeschalteter Funkfrequenz (hier finden sich sicherlich mit der Zeit ebenfalls Wege, die staatlichen Behörden zu umgehen) mit Antennen auf dem Stromlevel eines Zigarettenanzünders empfangen werden kann, zu mehr oder weniger Freiheit? Führen eines Tages bezahlbarere Elektrofahrzeuge, die von astronomischen Spritpreisen unabhängig sind, zu mehr oder weniger Freiheit?
Diese Fragen sind komplex und nicht schwarz-weiß zu beantworten, ebensowenig wie durch einen Tweet.
Fest steht leider auch, dass ich dieses Essay nicht mit der Pointe beenden kann, zu schreiben, Musk habe immerhin niemals in Impfstoffe investiert. Der „Focus“ schreibt im Juni 2021 über heftige Verluste des reichen Mannes ob des Scheiterns einer deutschen Firma: „Elon Musks deutsche Tesla-Tochter war ebenfalls finanziell an der Entwicklung des Curevac-Impfstoffes beteiligt. Gemeinsam mit dem Tübinger Pharmahersteller arbeitete Musks Tochterunternehmen Grohmann Automation an der Entwicklung von RNA-Druckern. Mithilfe von Printer-Minifabriken sollten die RNA-Impfstoffe in Zukunft in jeder Apotheke problemlos und ohne Aufwand nachproduziert werden können.“
Und jetzt kauft dieser Elon Musk Twitter – ein Unternehmen, das er als Feind der Political Correctness seit Langem ständig herausfordert und dessen Gründer Jack Dorsey sowie Nachfolger Parag Agrawal er schon mal als Geheimpolizeichef Nikolai Jeschow und dessen damaligen Chef Josef Stalin als Collage porträtierte. Wie Claudio Casula auf der „Achse des Guten“ im dazugehörigen Beitrag treffend kommentiert: „Leute, holt das Popcorn raus!“
„Frankfurter Rundschau“ – „Trucker-Blockaden in Kanada: Elon Musk vergleicht Premier mit Hitler“
„Der Standard“ – „Joe Rogan erhält Angebot über 100 Millionen Dollar von Youtube-Konkurrent“
„FAZ“ – „Bye Bye Silicon Valley“
„Handelsblatt“ – „Tesla-Chef Elon Musk treibt den Dogecoin in die Höhe“
Deutschlandfunk – „Starlink für die Ukraine: Was bringt Satelliten-Internet im Krieg?“
„Focus“ – „Die US-Milliardäre und Curevac: Elon Musk und Bill Gates trifft es besonders hart“
„Die Achse des Guten“ – „Krempelt Afroamerikaner Elon Musk Twitter um?“
Kommentare
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