18. April 2023 20:00

Erkenntnistheoretische Kriegsführung „Weiche Sprache“ – die Verdrängung der Gewalt in der Gesellschaft

Drohungen mit Zwang und Gewalt – und ihre sprachlichen Verschleierungen

von Andreas Tiedtke (Pausiert)

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Auf dem YouTube-Kanal „After Skool“ sah ich kürzlich ein Video über einen Ausschnitt aus einem Auftritt des US-Komikers George Carlin (1937–2008) mit dem Titel „Soft Language“ (siehe Link unten), also etwa „Weiche Sprache“. Das Video beginnt mit „Ich mag keine Worte, die die Wahrheit verbergen, ich mag keine Worte, die die Realität verschleiern, ich mag keine Euphemismen oder euphemistische Sprache und die amerikanische Sprache ist voller Euphemismen.“

Auch in Deutschland ist die euphemistische Sprache weit verbreitet. Neulich las ich einen Leitmedienbeitrag, indem die Verwendung eines Wortes geschmäht wurde, das nicht „weiche Sprache ist“: „Zwangsgebühren“. Sinngemäß hieß es, der Begriff „Zwangsgebühren“ anstatt Rundfunkbeiträge werde vor allem von der „rechten Szene“ verwendet. Allerdings, und das kann ich Ihnen als Jurist versichern, die Fernsehbeiträge sind Zwangsbeiträge. Es sind zwar keine Gebühren, weil das bedeuten würde, man müsste sie nur zahlen, wenn man die betreffende Leistung in Anspruch nimmt, sondern Beiträge, weil man sie bereits bezahlen muss, wenn man die Leistung in Anspruch nehmen könnte. Aber die Bezahlung wird definitiv erzwungen. Wer die Beiträge nicht bezahlt, bekommt es mit dem staatlichen Zwangsapparat zu tun: Zwangsgeld, Zwangspfändung, Zwangshaft – bis hin zum „unmittelbaren Zwang“, also Gewalt, wenn man nicht kooperiert, sich also etwa gegen die Zwangshaft wehrt.

Und auch bei den Corona-Zwangsmaßnahmen wurde „weiche Sprache“ als Propagandainstrument eingesetzt. Sie kennen sie alle, die Begriffe wie etwa „Maskenpflicht“, „Impfpflicht“ oder „Lockdown“. Die korrekten Begriffe wären handlungslogisch „Maskenzwang“, „Impfzwang“ und „Hausarrest“ oder „Ausgangssperre“. Pflicht klingt „weicher“ als Zwang, denn Pflichten kennen wir aus dem Bereich des freundlichen Handelns, also bei freiwilligem Austausch. Wenn Sie ein Auto kaufen, verpflichten Sie sich, den Preis zu bezahlen, der Verkäufer verpflichtet sich, das Auto zu liefern. Diese Vereinbarung ist eine freiwillig eingegangene und deshalb bewerten Sie die Pflicht des Autoverkäufers denknotwendig höher als Ihre eigene Pflicht zur Kaufpreiszahlung – und umgekehrt der Autoverkäufer. Es liegt also eine „Win-win“-Situation vor: Beide gewinnen. Sie haben sich aber nicht zum Tragen der Maske verpflichtet, sondern Sie wurden hierzu gezwungen. Das ist etwas komplett anderes. Wenn Sie sich dem Zwang beugen, dann ist das Maskentragen für Sie das geringere Übel im Vergleich zu den angedrohten Zwangsmaßnahmen wie „Bußgeldern“ und deren Vollstreckung („Bußgeld“ ist übrigens ebenfalls ein Euphemismus). Bei Zwang kommt es stets zu einer „Win-lose“-Situation: Derjenige, der den Betroffenen zwingt, vermindert seine Unzufriedenheit auf Kosten und zu Lasten des Betroffenen, dessen Unzufriedenheit beispielsweise durch das Tragen der Maske vermehrt wird, wenn er die Maske freiwillig nicht tragen würde.

Auch „Lockdown“ klingt als Lehenswort aus dem Englischen vergleichsweise milder als „Hausarrest“ oder „Ausgangssperre“. Bei Impfpflicht gilt natürlich dasselbe wie das oben bereits zum Maskenzwang Gesagte. Darüber hinaus gab es aber einen Impfzwang, was vertuscht wird, wenn berichtet wird, der Bundestag habe letztlich die „allgemeine Impfpflicht“ nicht verabschiedet. Denn die Menschen wurden genötigt, sich impfen zu lassen, indem man ihnen Zwang für den Fall androhte, dass sie ungeimpft Läden, Restaurants oder Weihnachtsmärkte betreten oder in den Urlaub fliegen und so weiter.

Auch „Steuern“ klingt netter als Zwangsabgaben und in dem Wort „Energiewende“ kommt der Zwang und die Gewalt, die damit verbunden sind, überhaupt nicht vor. Menschen werden gezwungen, die Subventionen für Windräder oder Photovoltaikanlagen zu finanzieren, sie müssen Zwangsabgaben auf Benzin, Strom und dergleichen leisten, sie werden im Neubau gezwungen zu dämmen und dergleichen – und künftig soll das auch für Bestandsgebäude gelten.

Wie Sie aus meinen vorangegangenen Kolumnen vielleicht bereits wissen: Das Androhen von Zwang gegen friedliche Menschen ist stets eine feindliche Handlung. „Ersetzt“ man das Wort Zwang durch „Pflicht“, wird dies verschleiert, da Pflichten zum Bereich des freundlichen Handelns gehören, zum freiwilligen Austausch durch Vereinbarung.

In der erkenntnistheoretischen Kriegsführung geht es um die Haltungen der Menschen zu sich selbst und der Welt. Es geht um ihr Denken, um ihre Ideen, denn die Tat folgt der Idee. Und für das Denken maßgeblich ist die Sprache. Über was wir nicht richtig sprechen, können wir auch nicht richtig nachdenken. Es ist deshalb wichtig, die Dinge beim Namen zu nennen.

Quellen:

Soft Language by George Carlin (YouTube)

Der Kampf um die öffentliche Meinung: Excommunicado! (Andreas Tiedtke, Freiheitsfunken)

Kampf um die Meinungshoheit. Intellektuelle und Experten. Die moderne Priesterschaft? (Andreas Tiedtke, Freiheitsfunken)

Der Kompass zum lebendigen Leben (Andreas Tiedtke)


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