29. Februar 2024 07:00

(K)ein Widerspruch Schadet die freie Marktwirtschaft der Umwelt?

Der Schutz des Eigentums hat eine umweltschonende Wirkung

von Olivier Kessler

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Bildquelle: Maxim Blinkov / Shutterstock Umweltschutz: Hat in ärmeren Ländern keine Priorität

Umweltschützer wenden sich mit immer extremeren Forderungen an die Adresse der Politik: Von ihr versprechen sie sich Lösungen. Die eigenverantwortlich handelnden Bürger hat man dabei längst abgeschrieben: „Die Zeit für Freiwilligkeit ist vorbei“, heißt es, und: „Um Verbote werden wir nicht herumkommen.“ Der Sündenbock wurde bereits ausfindig gemacht: Es sei der Kapitalismus, der Mensch und Natur ausbeute. Es brauche daher „einen strukturellen Wandel weg vom profitorientierten Wirtschaftssystem“. In anderen Worten: Die Marktwirtschaft zerstört den Planeten, mehr staatliche Planung, Regulierung und Verbote retten ihn.

Vergleiche zeigen aber: Je reicher eine Gesellschaft wird, desto mehr nimmt sie auf die Umwelt Rücksicht. Für die weltweit Ärmsten geht es gemäß einer Umfrage der Uno vor allem um Aspekte wie Nahrung, Gesundheitsversorgung und Bildung. Das Thema Klimaschutz landet abgeschlagen auf dem letzten Platz der Prioritätenliste. Es braucht also in erster Linie ein Wirtschaftssystem, das den Lebensstandard möglichst vieler Menschen anhebt, damit sich immer mehr Leute dem Schutz der Umwelt widmen können. Erfahrungsgemäß führt einzig eine zurückhaltende Politik zu diesem Ergebnis und nicht eine solche, die das Leben der Bürger von A bis Z durchplanen und -regulieren will. Nur Marktwirtschaften haben es geschafft, immer mehr Güter mit immer weniger Ressourcen herzustellen.

In der Vergangenheit hat die Menschheit Herausforderungen jeweils dann am besten gemeistert, wenn Raum für die Entwicklung neuer Lösungen vorhanden war; wenn Innovation nicht durch anmaßende Gesetzgebung und Detailregulierung verhindert, sondern durch freien Wettbewerb befördert wurde. Bei Umweltfragen verhält es sich nicht anders.

In einem wirklich marktwirtschaftlichen System – nicht zu verwechseln mit der heutigen Mischwirtschaft, wo der Staat Eigentumsrechte tendenziell immer stärker beschränkt – ist das Privateigentum der Definition nach geschützt. Gerade ein vollständig zugeordnetes Privateigentum trägt dazu bei, dass die Menschen den natürlichen Ressourcen, dem Grund und Boden, wie auch den Gewässern und Wäldern mehr Sorge tragen. Denn mit einer Verschmutzung, Vergiftung und einem nicht nachhaltigen Abbau von Ressourcen würde der Wert ihres persönlichen Eigentums vermindert. Dies schützt beispielsweise Gewässer vor Überfischung und Wälder vor Überrodung.

Das private Waldbewirtschaftungsunternehmen Precious Woods zeigt das enorme Potenzial eines solchen Ansatzes für die Nachhaltigkeit: Precious Woods bewirtschaftet 1,1 Millionen Hektar Naturwald in Brasilien und in Gabun, was etwa zweimal der Fläche des Kantons Bern oder des Waldes der gesamten Schweiz entspricht. Die gleichen Zonen werden nur alle 25 respektive 35 Jahre geerntet — dazwischen bleibt jeweils genügend Zeit, damit die Wälder wieder nachwachsen können, weshalb das Unternehmen zum Schutz der Biodiversität beiträgt. So fühlen sich etwa Gorillas und Elefanten in den privat bewirtschafteten Gebieten geschützt und halten sich vorzugsweise dort auf. Das Unternehmen leistet einen großen Beitrag zum Umweltschutz, weil die eigenen Zonen kontrolliert werden, sodass keine Wilderer eindringen können. Studien haben denn auch gezeigt, dass vom Staat geschützte Gebiete privat bewirtschafteten Zonen massiv unterlegen sind: In einer privat bewirtschafteten Zone beträgt das Wachstum des Waldes in einem 35-jährigen Zyklus 128 Kubikmeter pro Hektar, während dieses in staatlichen Schutzgebieten nur 35 Kubikmeter beträgt.

Der Schutz des Eigentums hat auch deshalb eine umweltschonende Wirkung, weil man in einem das Eigentum schützenden System wirkungsvoller gegen Umweltsünder vorgehen kann (die das Eigentum anderer verschmutzen und beschädigen) als in jedem anderen System, in dem Eigentumsrechte partiell oder stark durch staatliche Interventionen beeinträchtigt werden. Wären Eigentumsrechte klar zugewiesen, könnte man gegen die Verursacher von Umweltschäden klagen. Durch das Damoklesschwert möglicher Schadenersatzzahlungen und Freiheitsstrafen werden die Menschen dazu angehalten, auf das Eigentum von Dritten zu achten.

Wirtschaftliche Freiheit und hohe Lebensstandards, wie sie nur in einem kapitalistischen System auftreten, sind kein Widerspruch zu einer gesunden Umwelt. Im Gegenteil. Werden Bevölkerungszahl und Wirkungsmacht in Beziehung zueinander gesetzt, wurden von früheren Generationen, die wesentlich weniger kapitalistisch und in armen Verhältnissen lebten, weitaus größere Umweltschäden angerichtet: Die fast komplette Entwaldung der Adria-Küste durch die Römer und die weitflächige Rodung der europäischen Landschaften für den Ackerbau sind eindrückliche Beispiele. Auch wurden in der Steinzeit diverse Tierarten ausgerottet.

Wirtschaftlich freiere Länder haben heute in vielen Bereichen die beste Umweltbilanz vorzuweisen, während tendenziell unfreie Länder schwach abschneiden. So ist beispielsweise der Konsum von ozon-schädigenden Stoffen in den wirtschaftlich freisten Ländern von 1990 bis 2013 stark gesunken: in der Schweiz – dem gemäß Index wirtschaftlicher Freiheit drittfreiesten Land der Welt – von 3.393 auf eine einzige metrische Tonne (minus 99,97 Prozent), in Singapur – dem wirtschaftlich zweitfreiesten Land – von 4.855 auf 116 (minus 97,61 Prozent) und in Neuseeland – dem wirtschaftlich freiesten Land – von 1.195 auf acht metrische Tonnen (minus 99,33 Prozent). In wirtschaftlich unfreien Ländern hingegen ist dieser Konsum teilweise wesentlich weniger stark gesunken. In Argentinien etwa – dem Land, das auf dem Index wirtschaftlicher Freiheit den fünftletzten Platz belegt – fand im gleichen Zeitraum nur eine Reduktion um 67,17 Prozent statt. Teilweise sind die absoluten Werte in den wirtschaftlich unfreien Ländern sogar gestiegen, wie etwa in Libyen – das den sechshintersten Platz belegt – von 135 auf 144 metrische Tonnen.

Der unter dem Deckmantel des Umweltschutzes geforderte Staatsinterventionismus hat letztlich unbeabsichtigte Folgen: Je mehr der Staat eingreift, desto mehr kommt es zu einer Verschiebung der Macht zugunsten der Politik. Dies führt typischerweise zu mehr Lobbying von Sonderinteressen für gesetzliche Privilegien und Subventionen, zur Förderung von suboptimalen Lösungsansätzen nach bürokratischen Maßstäben und damit zu weniger Wohlstand.

Marktwirtschaft und Umweltschutz sind natürliche Verbündete und stärken sich gegenseitig. Anstatt voreilig weitere marktwirtschaftliche Elemente in der Gesellschaft mit sozialistischen Rezepten wegzutherapieren, wäre der Umwelt besser gedient, wenn man auf Forschung und noch nachhaltigere und umweltschonendere Produktionsmethoden setzen würde.


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