16. Oktober 2024 18:00

Freiheit der Popkultur Warum Filme heute schlechter sind

Eine Analyse über Vorwürfe, die Hollywood häufig gemacht werden

von Sascha Blöcker

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Filme von damals: War wirklich alles besser?
Bildquelle: Ralf Liebhold / Shutterstock Filme von damals: War wirklich alles besser?

Heute möchte ich Sie, werter Leser, mit auf eine Reise durch meine Gedanken nehmen, vielleicht auch damit Sie mehr Verständnis dafür haben, warum ich Filme so bewerte, wie ich es tue.

Die Freiheit kommt auch hier nicht zu kurz, wenn es auch etwas abstrakter ist als sonst. Wie üblich starte ich mit einer Frage, nur weiß ich bereits jetzt, dass ich sie nicht beantworten können werde.

Ja, die Überschrift lautet: „Warum Filme heute schlechter sind?“, aber sind sie das überhaupt? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, würde ich gerne mit einer Analyse beginnen, und für diese orientiere ich mich an Vorwürfen, die Hollywood häufig gemacht werden.

Kritikpunkt eins: Hollywood fällt nichts Neues mehr ein.

Dieser Punkt ist kompliziert und hat wie so vieles sehr viel Wahrheit. Alte Franchise werden immer wieder belebt, um Nostalgie für die gute alte Zeit zu wecken, aber an dieser Stelle frage ich mich immer: Ist das wirklich so schlimm?

Eigentlich ist es das nicht, und ich glaube, die Ablehnung der Fans beruht auf den Erfahrungswerten der letzten Jahre. Hollywood kann und soll das gerne tun, aber behandelt das, was ich liebe, mit Respekt und hört auf, mir zu sagen, dass die alten Helden alle verbittert und unbrauchbar sind, wie ihr es mit Luke Skywalker, Han Solo, John Connor und Indiana Jones tatet.

Warum tun Sie das? Wir sollen neue Figuren mögen, und das versucht man zu erreichen, indem man die alten madig macht. Sie versuchen mittels Holzhammers, den oft weiblichen und/oder migrantischen neuen Protagonisten in unsere Herzen zu schummeln.

Das funktioniert allerdings nicht und so entstehen Kommentare wie zu Ghostbusters Reboot von 2016. Die Fans mochten ihn nicht und der Filmtrailer ist der mit den meisten Dislikes in der Geschichte, aber was macht die Presse daraus?

Am 01.08.2016 schrieb der Spiegel: „Doch was sich im Fall von ‚Ghostbusters‘ hinter vorgeblicher Fanleidenschaft überwiegend Bahn bricht, ist leider alltäglicher Hass und Sexismus.“

Nein, lieber und geschätzter Spiegel, es ist Enttäuschung und Entsetzen. Dass der Zuschauer kein Problem mit weiblichen Protagonisten hat, wird durch Terminator 1 und 2 sowie durch Alien und Aliens deutlich. Diese Kultfilme beweisen, dass es sich hier um eine linksextreme Verschwörungstheorie handelt.

Nun gut, die Verunglimpfung alter und liebgewonnener Filme ist das eine Problem, das andere Problem, das Hollywood hat, ist der Fanservice.

Fanservice und Fortsetzungen

Zunächst mal: Was ist Fanservice überhaupt und wie kann das etwas Schlechtes sein?

Fanservice ist, wenn das Filmstudio uns genau die Fortsetzung gibt, die wir erwarten, und daraus resultiert, dass wir ziemlich denselben Film noch einmal bekommen, nur dass die Idee nicht mehr innovativ ist. Die besten Fortsetzungen distanzieren sich nicht vom Ursprung, aber sie wiederholen ihn auch nicht.

Erstens: Terminator 2 ist Action statt Horror, und der Antagonist aus dem ersten Film wird zum Helden, der uns die Tränen in die Augen treibt.

Zweitens: Aliens ist auch wieder ein Wechsel vom Horrorklassiker zum Action-Film.

Drittens: Brennpunkt L.A., die Fortsetzung zu Lethal Weapon kann uns gar nicht die gleiche Geschichte erzählen, da sich unsere Helden weiterentwickelt haben und wir eine neue, aber spannende Dynamik erleben.

Viertens: Die Rückkehr der Jedi-Ritter macht so vieles ganz anders als Krieg der Sterne und wird als bester Star Wars überhaupt gewertet.

Fünftens: Scream 2 ist nicht so gut wie der Erste, aber er versteht, was er ist, und spielt sehr geschickt, damit, dass er eine Fortsetzung ist.

Ich könnte noch viele weitere nennen, aber ich denke, es ist klar, was ich damit meine. Wir wollen überrascht werden. Liegt es vielleicht an uns, sind wir zu anspruchsvoll? Nein, wir haben Erwartungen, oder hatten Sie mal, und als Kunden, aber auch als treue Fans steht uns das zu.

Der Inhaber eines Franchise darf sich glücklich schätzen, wenn ich enttäuscht oder wütend bin, denn Fakt ist: Star Wars löst dieses in mir nicht mehr aus. Es ist nicht absehbar, dass ich noch einmal ein Kino aufsuche, um etwas aus dieser Reihe zu sehen. Star Wars ist mir egal geworden. Danke, Disney, ihr habt etwas ganz Besonderes zu Grabe getragen.

Kritikpunkt zwei: Zu viel Geld für einzelne Filme

Kommen wir zum nächsten Kritikpunkt, wenn das vielleicht auch einer ist, der seltener geäußert wird: Hollywood steckt zu viel Geld in einzelne Filme.

In der Top 10 der teuersten Filme aller Zeiten sind drei Flops dabei, und keiner kostet unter 300 Millionen Dollar.

Cord Jefferson sagte in seiner Oscar-Rede, dass ein 200-Millionen-Dollar-Film ein hohes Risiko sei. Man solle lieber zehn Filme für 20 Millionen drehen. Da stimme ich weitestgehend zu, denn aus einem kostenintensiven Film folgt die Verpflichtung, ihn einem möglichst breiten Publikum zugänglich machen zu müssen. Quasi von der Wiege bis ins Grab. Auch darfst du dem chinesischen Diktator nicht widersprechen, sonst ist dieser Markt für dich nicht greifbar. Für das Publikum in China werden gerne Chinesen in wichtigen Nebenrollen besetzt. Für eine Oscar-Nominierung muss der Cast divers sein und nebenbei sollte man noch darauf achten, weder die Rechten noch die Linken in den USA zu erzürnen.

Wo soll bei dieser nicht mal vollständigen Liste an Einschränkungen die Kreativität zu einer freien Entfaltung kommen? Kleinere Filme brauchen all das nicht und sind deshalb oft viel besser. Auch kann sich ein kleines Budget mehr trauen und ist häufig mutiger und unkonventioneller. In Anbetracht dessen, dass Film auch Kunst sein sollte, sind die Aspekte, die häufig für Überraschungserfolge verantwortlich sind.

Kritikpunkt Drei: Das Handwerk

Das Handwerkliche bleibt durch überbordende CGI-Nutzung komplett auf der Strecke. Inzwischen schaue ich mir nach jeder CGI-Schlacht einen Mission-Impossible-Film an, um mich zu kurieren – Übrigens macht Tom Cruise seine Stunts immer noch alle selbst und CGI wird sparsam eingesetzt.

Das Storytelling ist in sehr vielen Bereichen schlecht geworden, und ich hätte es in jedem der aufgeführten Kritikpunkte anbringen können.

Budget, Wokeness, teure Schauspieler oder namhafte Regisseure können nicht über eine schlechte Story hinwegtäuschen. Das kann nur Humor, wenn er gut ist. Die Geschichten, die sie uns zeigen sollten, werden immer häufiger durch plumpe und einfältige Frage-Antwort-Dialoge ersetzt. Ganze Charaktere werden inzwischen so gezeichnet und das Ergebnis davon ist, die Charaktere sind mir alle egal. Eine Geschichte, die mir erzählt wird, geht mir selten so nahe wie jene, welche mir gezeigt wird.

Kritikpunkt Vier: Wokeness

Wokeness resultiert auch aus einigen der vorangegangenen Kritikpunkte. Auf der einen Seite sind sehr viele Stars woke, mal aus Überzeugung und mal der woken Presse wegen. Auf der anderen Seite wollen Studios einen zu starken Gegenwind durch Presse und Social-Justice-Warrior vermeiden. Ich verstehe diese Punkte absolut, allerdings zeigt uns die Vergangenheit, dass so ein Shitstorm nicht immer negative Folgen hat. Tatsächlich macht Empörung einen Film noch um einiges interessanter. Joker hat zum Beispiel einen wahnsinnigen Ausbruch linker Tränen verursacht und war dennoch der erste R-rated-Film, der die Billionen-Dollar-Grenze geknackt hat. Freiheitliches und kreatives Arbeiten kann sich also lohnen.

Mein letzter Punkt galt dem Zuschauer und gleicht mehr einem Appell. Vieles im Kino ist inzwischen woke, aber es beschleicht mich hier und da der Verdacht, dass wir Filme heute schnell und gerne einen Stempel der Wokeness aufdrücken.

Die Verführung der Empörung lässt uns zuweilen kritischer sein, als wir es sein sollten. Verstehen Sie mich nicht falsch, ein kritischer Blick ist immer wichtig, aber geben Sie dem Gesamtwerk eine echte Chance. Ich will nicht der Hufeisen-Theorie folgend die andere Seite sein, welche die künstlerische Freiheit einschränkt, und ich möchte Filme wieder so genießen, wie es in den Achtzigern und Neunzigerjahren der Fall war.

Ich will Lethal Weapon sehen können, ohne mich zu fragen, warum der Schwarze die intakte Familie hat. Es soll für mich in Ordnung sein, dass der Weiße sich nicht an die Regeln hält und eher eine Affinität zur Gewalt hat. Ich will und werde mir das von der Politik nicht nehmen lassen.

Kommen wir zu meiner eingangs gestellten Frage: Sind heutige Filme schlechter?

Im Durchschnitt lässt sich das kaum negieren, aber es gibt sie noch, die aktuellen oder relativ aktuellen Perlen. Joker – also der Erste, ist zweifelsohne eine solche, aber es gibt noch weitere.

Diese werden immer wieder Bestandteil meiner Kolumne sein. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


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