05. November 2024 21:00

Freiheit der Popkultur Terminator 2

Ja, neues Hollywood, du solltest dich in Grund und Boden schämen.

von Sascha Blöcker

von Sascha Blöcker drucken

Gatlinburg, Tennessee / USA – 3. September 2019: Eine Harley-Davidson Fatboy aus dem Jahr 1991, gefahren von Arnold Schwarzenegger im Film Terminator 2: Tag der Abrechnung.
Bildquelle: Jon Kraft / Shutterstock Gatlinburg, Tennessee / USA – 3. September 2019: Eine Harley-Davidson Fatboy aus dem Jahr 1991, gefahren von Arnold Schwarzenegger im Film Terminator 2: Tag der Abrechnung.

Mal abgesehen von Ghostbusters hatte ich noch nie einen solchen Respekt, einen Artikel zu schreiben. Die Frage, ob ich diesem Meisterwerk gerecht werden kann, schwebt mir im Hinterkopf, seit ich das erste Mal darüber nachgedacht habe, über Terminator 2 zu schreiben.

Wie immer möchte ich mit einer Frage beginnen, aber dieses Mal geht die Frage nicht an mich, sondern an dich, werter Leser.

Kannst du noch Kunst vom Künstler trennen?

Handlung

Die Handlung von T2 beginnt am Ende von T1. Denn der erste Film endet nicht wirklich mit positiven Zukunftsaussichten. Wir wissen, der Judgment Day wird kommen, und wir wissen, dass Sarah Connor einen Sohn zur Welt bringen und sein Leben einzig und allein aus Krieg bestehen wird.

Auch Sarah weiß das und deshalb bereitet sie ihren Sohn von Kindheitstagen an darauf vor.

Der Film zeigt uns das düstere Szenario, das nach dem Judgment Day eintreten wird. Wir sehen Menschen im Krieg mit Maschinen – und ja, die meisten der Maschinen sind die bedrohlichen T.800 aus dem ersten Film.

Nächste Szene: Wir sind im Hier und Jetzt, wir bekommen die Zeitreise-typischen Blitze und einen nackten Schwarzenegger. Ich liebe es übrigens, wenn der T.800 (Schwarzenegger) diese Rockerbar betritt und alle unterschiedlich auf ihn reagieren. Besonders die weiblichen Barbesucher reagieren mit einer gewissen Zufriedenheit. Dann folgt der berühmte Satz „Ich will deine Kleider, deine Stiefel und dein Motorrad“. Da sich niemand innerhalb dieser Bikerbar mit dieser sozialistischen Umverteilung einverstanden erklärt, bricht ein Kampf aus. Was an diesem Kampf untypisch ist, ist, dass der Terminator nicht terminiert. Versteht das nicht falsch: Man möchte wirklich mit niemandem in dieser Bar tauschen, aber James Cameron möchte uns diesen T.800 näherbringen und deshalb tut er eben nicht, wofür er eigentlich geschaffen ist.

Kurz darauf sehen wir auch einen zweiten Zeitreisenden ankommen, und wir wissen nichts über ihn. Alles, was wir sehen, ist, dass er sich jetzt auf die Suche nach John Connor macht. Ebendiesen lernen wir gleich in der Sequenz kennen, klein, kriminell, aufmüpfig und wohnhaft bei Pflegeeltern.

Es beginnt ein Wettrennen der beiden Zeitreisenden, wer Connor als Erstes findet. Nebenbei führen wir noch Sarah Connor ein, die wir bis jetzt nur als Stimme vernehmen durften. Sie ist in eine psychiatrische Klinik eingesperrt. Kurzum wird John Connor gefunden und beschützt. Ja, das ist der Film.

Wieso lieben wir diesen Film bis heute?

Nun, diese Frage ist vielschichtig, aber ich versuche, sie so gut wie möglich zu beantworten.

Die Charaktere in diesem Film machen bestimmt 75 Prozent der Qualität des Films aus.

Sarah Connor (Linda Hamilton)

Sie hat eine Entwicklung durchgemacht, seit wir sie in T1 gesehen haben. Sie ist stark, aber auch sehr verletzlich, was sie eigentlich nicht sein will. Wir spüren ihren Konflikt über den gesamten Film. Sie will die liebende Mutter sein, kann es aber nicht, denn wenn ihr Sohn nicht die Zukunft rettet, hat er selbst keine. Sie will zu ihrem Sohn, muss ihn aber strafen, als er den T.800 nutzt, um sie zu retten, weil es ihn in Gefahr bringt. Sie will, dass ihr Sohn sicher ist, kann aber dem T.800 nicht trauen. Sie will, dass John die Rebellion gegen die Maschinen anführt, traut ihm aber keine Entscheidungen zu. Sie will die Menschen retten und den Judgment Day verhindern und wird dafür selbst zu einer Art Terminator.

Sie ist nie plump oder besonders dumm in diesem Film, aber sie ist auch nicht, wie es heutzutage so geschrieben wird, frei von Fehlern oder in allem perfekt. Sie ist ein menschlicher, starker und weiblicher Charakter. Ja, ich schaue dich an, Disney!

John Connor (Edward Furlong)

Zunächst mal: Er ist einer der mit Abstand besten Kinderdarsteller, den ich je habe auf der Kinoleinwand erleben dürfen, und das macht seine Figur auch so gut. Er ist immer ein Kind. An keiner Stelle des Films versuchen sie uns diesen Jungen als übertrieben reif oder Ähnliches zu verkaufen. (Ja, ich schaue dich an, Once Upon a Time in Hollywood.) Auch ist er kein dummes Kind, das kein Gespür für Gefahr hat. Und ja, als er herausfindet, dass er eine Killermaschine befehligt, baut er Scheiße. Wem wäre das nicht passiert? Des Weiteren geht John uns auch immer unter die Haut, wenn wir feststellen, dass diese kalte Maschine immer mehr zu einem Vater für ihn wird. Auch wenn der T.800 das nie verstehen wird. Er und Arnold haben so eine verflucht gute Dynamik, und man wünscht diesem Jungen einfach nur, dass er mit dem T.800 und seiner Mutter ein gutes Leben führen kann. Im Gegensatz zu vielen anderen Kindern in Filmen nervt John Connor nie. Wir wollen ihn sehen und wir wollen ihn erleben. Es ist wirklich schade, was aus Edward Furlong geworden ist. Nachdem er in American History X noch einmal brillant war, ging es mit ihm bergab.

Der T.1000 (Robert Patrick)

Er kann sich sehr viel menschlicher geben und passt sich der Umgebung sehr viel besser an, deshalb begegnen wir ihm auch fast immer als Polizist. Er weiß, dass die Menschen dumm genug sind, einige Leute als hochwertiger zu betrachten, weil diese Kleidung vom Staat bekommen haben. Das erleichtert es ihm, Vertrauen zu gewinnen, und auf diese Weise erhält er auch ein Foto von John Connor, sodass er weiß, wie dieser aussieht. Dass er zuweilen gar sympathisch wirken kann, macht ihn nur noch bedrohlicher. Alles in allem ist er sehr viel bedrohlicher als der T.800 im ersten Film. Das wird uns aber nie erzählt, wir sehen es. In seiner ersten körperlichen Auseinandersetzung mit dem T.800 kann man ebendiesem die Überraschung ansehen.

Robert Patrick hat für diesen Film ein hartes Lauftraining absolviert. Wenn er Connor auf dem kleinen Motorrad hinterherläuft, dann ist das tatsächlich er. Er hat dieses Motorrad eingeholt. Das Ganze macht er mit einem komplett neutralen Gesichtsausdruck. Versucht das mal.

Der T.800 (Arnold Schwarzenegger)

Es ist die beste Performance seines Lebens. Ich weiß, das Actionkino wird schauspielerisch sehr gerne belächelt, aber ist euch schon mal aufgefallen, dass der T.800 fast nie auf seine Waffen schaut? Das war Arnolds Idee. Er war der Meinung, dass eine Maschine, welche zum Töten konstruiert ist, nicht hinsehen muss. Das Wichtigste in seinem Schauspiel ist aber das Menschlichwerden des T.800. Das macht er einfach großartig, insbesondere wenn wir an Sarah Connor denken, die sich in entgegengesetzter Richtung entwickelt.

James Cameron

Nun wissen wir, warum wir den Film mögen. Ja, weil Cameron gute Figuren schreibt und sie sehr gut besetzt. Warum aber sieht der Film eigentlich immer noch so gut aus? Er ist von 1991 und alles wirkt so echt. Gold richtig, das liegt daran, dass fast alles echt ist. Egal, ob ein Hubschrauber unter einer Brücke durchfliegt, ein Lkw von einer Brücke fährt, der T.1000 angeschossen wird und wir die Löcher im flüssigen Metall sehen, wenn der T.800 sich die Haut vom Arm zieht, und gar wenn der T.1000 am Ende in Fetzen hängt, dann ist das echt. Ja, neues Hollywood, du solltest dich in Grund und Boden schämen, wenn du das siehst. Was Cameron hier an praktischen Effekten angewendet hat, lässt aktuelle Blockbuster für 400 Millionen Dollar aussehen wie etwas, das jemand mit einem gratis KI-Programm generiert hat. Ich habe noch nicht einmal über die großartige Maskenarbeit bei Schwarzeneggers Gesicht geschrieben, welche natürlich eine perfekte Illustration ist. Für einige Aufnahmen fand Cameron keinen Kameramann, weil sie zu gefährlich waren. Was sollte er da tun? Die Kameraeinstellung verwerfen? Nein, er stellt sich selbst hin und filmt, während ihm Betonteile einer Brücke um die Ohren fliegen.

Cameron liebt Filme, und wer diese Liebe teilt, wird sie auch in seinen Filmen finden.

Fazit

Terminator 2 gehört definitiv zu meinen absoluten Lieblingsfilmen, und er berührt mich jedes Mal aufs Neue. Allein das Theme bricht mir das Herz. Kaum einen Film habe ich häufiger gesehen, und er ist die wahrscheinlich beste Fortsetzung der Welt. Leute wie Schwarzenegger mögen aktuell für eine Dummheit nach der anderen stehen, aber mir ist das egal. Ich trenne Kunst und Künstler. Wie geht es euch damit? Viele der Stars, mit denen ich aufgewachsen bin, sind mittlerweile nur noch unangenehm.

Könnt ihr immer noch den Terminator erkennen oder seht ihr nur noch den Kamala Harris-Unterstützer?

Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, dies hier zu lesen, und dann bleibt mir nichts anderes zu sagen als „Hasta la vista, Baby“.


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