12. Dezember 2024 10:00

Der Milei-Effekt Freie Marktwirtschaft in Syrien

Zehn Geschäftsideen, die zu einer lustigen Steinigung führen könnten

von Sascha Koll drucken

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Bildquelle: Butus / Shutterstock Wer gegen (wirtschaftliche) Freiheit und für die Fatwa: Der werfe den ersten Stein …

Laut einem Bericht von „bild.de“ vom 11. Dezember 2024 sollen nach dem Machtwechsel in Syrien endlich die korrupten staatlichen Wirtschaftsketten gesprengt werden, um – Trommelwirbel! – eine freie Marktwirtschaft einzuführen.

Kaum weht in Syrien der Wind einer angeblich „freien Marktwirtschaft“, fängt man an, von Rückkehr und Wettbewerb zu faseln. Die lokale Handelskammer ist begeistert, als hätte man soeben das Konzept Privatbesitz erfunden. Nur dumm, dass in dieser freien Wirtschaft die Grenzlinie zwischen „erlaubt“ und „blasphemisch“ dünner ist als ein Stück unbedeckter Frauenhaut.

Während also die Auslands-Syrer fragen, wie die neue Regierung den Handel gestalten werde, schauen wir uns zehn Geschäftsideen an, bei denen „freie Wirtschaft“ schneller als ein Homosexueller vom Hochhaus auf den Boden der Realität klatscht – oder zu einer lustigen Steinigung führen könnte:

Erstens: Klassisches Bankenwesen: Kapital, Kredit und ein kecker Zinssatz – nur dumm, wenn einem die nächste Fatwa erklärt, dass sie dich lieber unter einem Berg Steine begräbt, als mit dir über Zinssätze zu reden.

Zweitens: Schweine-Metzgerei: Wenn dein Aushängeschild ein knuspriges Ferkel ist, kann es sein, dass die Kundschaft eher mit Wurfgeschossen als mit Wurstkäufen reagiert.

Drittens: High-End-Brauerei: Craft-Bier, Double IPA oder ein spritziger Cider? In vielen Breitengraden freut sich der freie Marktwirtschaftler über Bierkultur und Single Malt. Hier freut sich eher das zornige Publikum, dich schnell von deinen weltlichen Verirrungen zu befreien.

Viertens: Ein Casino für alle Lebenslagen: Glücksspiel bringt Geld. Oder eben einen spontanen Lynchmob. Setze ruhig auf Rot – wie das Blut, das bald aus deinem Hals strömt.

Fünftens: Unterwäsche-Boutique: weniger Stoff, mehr Prügel. Die Idee, Dessous mit weniger Stoff als ein Taschentuch zu verkaufen, könnte der Anfang eines amüsanten Steinhagels sein.

Sechstens: Erotikshops für gehobene Bedürfnisse: Hier trifft „freier Markt“ auf „eilige Peitschenhiebe“. Liebe ist schön, doch wenn dein Sortiment mehr Latex als Stoff enthält, erwartet dich keine Liebe, sondern eine spontane interaktive Moraldiskussion mit dem Pflaster deiner Wahl.

Siebtens: Freizügige Modelinie: Wer Knie und Schultern sehen will, zahlt halt den Preis. Nein, nicht in Bitcoin, eher in Form von Hämatomen und lustigen Striemen auf dem Rücken und im Gesicht.

Achtens: Kunstatelier mit Mohammed-Karikaturen: Du dachtest, ein paar handgezeichnete Karikaturen wären ein leichter Einstieg ins Business? Leider führt der Weg von der Eröffnung zur vorzeitigen Geschäftsaufgabe. Die Eröffnungsparty kommt quasi frei Haus – werbewirksames öffentliches Aufhängen inklusive.

Neuntens: Schwulen-Club: Die neue Freiheit lädt alle ein – nur leider sind die selbsternannten Moralwächter eingeladen, den Ladenbesitzer kurzerhand unter Einsatz eines praktischen, aber immerhin frei gehandelten Baukrans von seiner „Abweichung“ zu befreien. So wird aus der Party über Nacht ein Höhen-Finale der ganz besonderen Art.

Zehntens: Gemischtgeschlechtliche Sauna: Keine Trennwände, kein Schleier, stattdessen ein feuchtfröhliches Kennenlernen unter hohen Temperaturen. Doch Obacht! Die heißen Steine könnten zu Wurfgeschossen umfunktioniert werden.

Eine freie Marktwirtschaft hat Selbsteigentum zur Grundlage, aber genau dieses Selbsteigentum wird in der neuen syrischen Realität wohl nicht jedem zuteil. Frauen, für die Selbstbestimmung in solchen Kreisen ohnehin nur ein ferner Traum ist, werden dabei kaum als souveräne Individuen anerkannt. Und wer in moralischen Fragen von der „Linie“ abweicht – sei es durch unorthodoxe Kleidungsstile, amouröse Orientierungen oder schlicht nonkonforme Geschäftsmodelle –, erfährt, dass auch sein Anspruch auf Selbstbestimmung hier nichts gilt.

Eine Ökonomie kann nur so frei sein wie die Rechte, die sie jedem Individuum zugesteht, und wenn ganze Gruppen von Menschen beim Selbsteigentum ausgespart bleiben, ist das kein freier Markt, sondern ein bloßes Feigenblatt für autoritäre Gewalt.

Es ist halt immer das Gleiche: Für Politiker – und nichts anderes sind die neuen Machthaber in Syrien – bedeutet „frei“ so viel wie „alles, was wir dir noch nicht verboten haben“.


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