17. Dezember 2024 21:00

Freiheit der Popkultur Stirb langsam – der Weihnachtsklassiker

John wird zu der Dunkelflaute in Hans Grubers Energiepolitik.

von Sascha Blöcker

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Bildquelle: Ralf Liebhold / Shutterstock Original Official Die Hard Film Poster mit Bruce Willis von 1988

Ja, heute geht es um den Weihnachtsklassiker überhaupt: Stirb langsam. In Amerika ist es schon sehr lange ein großes Thema, ob „Die Hard“ nun ein Weihnachtsfilm ist oder nicht. Für mich ist er es auf jeden Fall, auch wenn er nur mein Film für den 23.12 ist. Die Eins gehört einem anderen Klassiker. Stirb langsam ist aber mehr als ein Weihnachtsfilm. Er ist genau wie Ghostbusters ein Unfall der Achtzigerjahre, der auch geplant nicht hätte besser werden können, und er ist eine Ode an die Freude. Die unterschwellige Kritik an staatlichen Organen und ihren Normen dürfte für Freiheitliche die Kirsche auf der Sahnetorte sein, welche dieser Blockbuster ist.

Handlung

Der New Yorker Polizist John McClane begibt sich nach Los Angeles, um die Feiertage mit seiner entfremdeten Frau Holly Gennaro (Bonnie Bedelia) und seinen beiden Kindern zu verbringen. Holly, die in LA bei der Nakatomi Corporation als Führungskraft arbeitet, ist seine erste Anlaufstelle.

Während der Weihnachtsfeier im Nakatomi Plaza wird das Gebäude von einer Gruppe von „Terroristen“ unter der Führung von Hans Gruber (Alan Rickman) besetzt. Gruber und seine Männer planen, den Safe des Unternehmens zu plündern und einen gefälschten Terroranschlag zu inszenieren, um ihre Flucht zu decken.

McClane, der sich zufällig im Gebäude befindet, wird zum unfreiwilligen Helden. Er navigiert durch das Hochhaus und hinterlässt Hinweise für die Polizei von Los Angeles. Sein Kampf gegen die Terroristen ist begleitet von vielen Fehlschlägen und von noch mehr Glück. Das Ziel ist es, die Geiseln, einschließlich seiner Frau, zu retten.

Handwerklich

Er ist ein Film der Achtziger und das heutige Kino könnte viel von ihm lernen, wie es so häufig in dieser Epoche der Fall ist. Im Grunde stimmt fast alles an dem Film, aber lassen Sie mich auf das Negative eingehen. Wer den Film bis jetzt nur auf Deutsch gesehen hat, wird sich bereits bei meiner Handlungsbeschreibung gewundert haben. Wer ist Hans? Der Mann heißt Jack. In der Originalfassung handelt es sich um deutsche Terroristen, in Deutschland selbst hat man allerdings irische Terroristen anzudeuten versucht, da der Videoverleih Angst vor Parallelen zur RAF hatte. In der Originalfassung ergibt sich so logischerweise auch, dass die Antagonisten ab und zu mal Deutsch sprechen. Das Ergebnis sind Sätze wie: „Schieß den Fenster“.

Das ist etwas, das man hätte leicht besser machen können. Als zweiter Kritikpunkt bleibt natürlich der Filmfehler schlechthin. Hans und seine Bande kommen mit einem Lkw in die Tiefgarage des Nakatomi Plaza und wir sehen sie aus dem Lkw steigen, also auch von der Ladefläche. Später im Film ist auf dieser Ladefläche das geplante Fluchtfahrzeug. Kleinigkeit, aber erwähnenswert. Im Übrigen liegt das daran, dass man bei Drehbeginn noch nicht überlegt hatte, wie die eigentliche Flucht aussehen soll.

Der Film hat noch zwei weitere Besonderheiten im Handwerk, und beide findet man im Schwerpunkt der Waffen. Erstens haben die Waffen ein selbst für Hollywood überbordendes Mündungsfeuer. Dieses kommt sehr gut zur Geltung, da alle Schießereien nachts gedreht wurden, was daran lag, dass das Nakatomi Plaza eigentlich das Fox Plaza war und tagsüber auf den anderen Etagen gearbeitet wurde. Der zweite Punkt macht klar, warum Arbeit und die Dreharbeiten zu Stirb langsam nicht harmonieren konnten. Die Platzpatronen, die in diesem Film verwendet wurden, waren extra laut, gar so laut, dass Bruce Willis in der Szene, in der er unter einem Tisch liegt und schießt, zwei Drittel seiner Hörkraft auf dem linken Ohr verlor. Für immer.

Schauspiel

Wenn wir bei Stirb langsam über das Schauspiel sprechen, dann braucht es im Grunde nur zwei Namen. Willes und Rickman. Beginnen wir mit Rickman. Rickman war bis dahin ein Theaterschauspieler und tat sich entsprechend schwer mit den Actionszenen. So waren ihm die Waffen zu laut, was der Grund dafür ist, dass er beim Schießen immer die Augen schloss. Wenn man das weiß, dann kann man es nicht mehr nicht sehen. Auf der anderen Seite verletzte er sich das Knie, als er einen kleinen Sprung machte, aber er hat alles gegeben, denn wenn er zum Schluss aus dem Gebäude fällt, dann lässt er sich tatsächlich zwölf Meter tief fallen. Fun Fact: Sie zählten bis drei, dann wollten sie ihn fallen lassen, da sie es aber echt haben wollten, ließen sie schon bei zwei los. Rickman war davon nicht begeistert.

Kommen wir zu Bruce Willis, dem Herz des Films. Er war nie geplant, was inzwischen jeder wissen dürfte, aber was kaum einer weiß, ist, dass sie sein Gesicht nur halb auf dem Kinoplakat zeigten, damit niemand erkennt, dass das Bruce Willis ist. Der hatte zuvor eher lustige Klamauk-Sachen wie Das Model und der Schnüffler gemacht. Fox ging davon aus, dass er für schlechte Besucherzahlen sorgen könnte.

Was mir der Film mitgibt

Das wohl bestechendste Merkmal ist, dass die Banditen ihr Ziel nur erreichen können, wenn der Staat sein übliches Schema durchläuft. Ergo: Der Staat wendet dieselben Methoden auf jedes Individuum an. Die Strukturen sind langsam und festgefahren, und das kluge Individuum kann das für sich nutzen. Mir drängt sich bei dieser starren Handlungsweise unweigerlich der Vergleich zum Bildungssystem auf, bei dem jeder Schüler im gleichen Tempo die gleichen Dinge lernen soll wie alle anderen.

Das Ganze ist eigentlich sehr sympathisch erzählt, denn der Staat hat einen Plan, wie er bei dieser Situation zu verfahren hat. Hans Gruber hat sein Vorhaben auf ebendiesen staatlichen Plan aufgebaut. Nur John hat kein Konzept und improvisiert sich durch die gesamte Handlung. Er wird zu der Dunkelflaute in Hans Grubers Energiepolitik.

Nice to know

Erstens: Stirb langsam basiert auf dem Roman Nothing Lasts Forever.

Zweitens: Nothing Lasts Forever ist die Fortsetzung von The Detective.

Drittens: The Detective wurde bereits mit Sinatra verfilmt, der fühlte sich aber bereits zu alt, um eine Action-Fortsetzung zu drehen.

Viertens: Clint Eastwood hatte die Rechte an Nothing Last Forever und wollte selbst die Hauptrolle spielen, entschied sich dann aber, einen weiteren Dirty Harry zu machen.

Fünftens: Obwohl Bruce Willis gegen deutsche Banditen kämpft, ist er neben Andreas Wisniewski der einzige „Deutsche“ unter den Darstellern.

Fazit

Es gibt kaum etwas, das über Stirb langsam noch nicht gesagt oder geschrieben worden ist. Ich habe mich dennoch dafür entschieden, es auch zu tun. Stirb langsam zählt zu meinen absoluten Favoriten unter den Filmen und selbst als Reihe sind sie alle sehenswert – bis auf Teil fünf.

Ich bedanke mich dafür, dass Sie sich die Zeit zum Lesen genommen haben, möchte aber noch eine Frage an Sie richten. Was ist ihr liebster Weihnachtsfilm? Meinem werde ich direkt am 24.12. einen Artikel widmen, aber es interessiert mich sehr, ob jemand die gleiche Antwort gibt wie ich.

Und vergessen Sie nicht: Weihnachten ist erst, wenn Hans Gruber vom Nakatomi Plaza fällt.

Stirb langsam – Original Trailer


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