23. Dezember 2024 11:00

Gestahlfedert: Personenkult What One Man Can Do

Das Beste zum Feste: Ausnahmsweise eine libertäre Streitschrift

von Michael Werner

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Bildquelle: gdef / Shutterstock.com Sägt seit Amtsantritt den argentinischen Etatismus zusammen: Javier Milei

Seit der Libertäre Javier Milei zum Präsidenten Argentiniens gewählt wurde, schwelt eine kontroverse Diskussion um den sogenannten „Personenkult“, den Libertäre per se ablehnen. Die Gründe dafür sind sicher edel und nachvollziehbar, denn ein Personenkult ist mit Gefahren verbunden, wie die Geschichte eindrucksvoll bewiesen hat.

Doch gibt es da auch eine andere Sichtweise, der ich diese letzte Kolumne dieses Jahres widmen möchte, da der Personenkult eine durchaus menschliche – und daher natürliche – Sache ist. Wo Libertäre doch die menschliche Natur stets so hochhalten, wenn es gegen Kollektivisten geht, die diese verändern oder gar abschaffen wollen, was bekanntlich nur eine einzige Folge hat: Massengräber.

Und so ganz frei von jedweder Neigung zum Personenkult sind Libertäre auch nicht, vielleicht sogar, ohne dass es ihnen klar ist. Es gibt die Hayek-Gesellschaft, etliche Hayek-Clubs und das Mises-Institut. Warum sind all diese Vereinigungen nach Personen benannt und heißen nicht einfach „Club der Freiheitlichen“ oder „Institut der Österreichischen Schule der Nationalökonomie“? Etliche Libertäre pilgern einmal im Jahr ans Grab von Roland Baader, um sich anschließend beim „Baader-Treffen“ gemeinsam mit hochgeistigen Getränken komplett wegzuscheppern. Was soll daran verkehrt sein? Männer wie Mises, Hayek und Baader haben uns alle doch immens geprägt, daher es ist nur fair, ihnen dafür die Ehre zu erweisen!

Wenn ich libertären Freunden erzähle, dass ich mal mit Hans-Hermann Hoppe allein zwei Stockwerke im Aufzug gefahren bin, was für mich in etwa so war wie Elvis zu treffen, spüre ich förmlich den Neid. Natürlich keinen negativen Neid („ich gönne dem das nicht“), denn den kennen nur Sozialisten, deren gesamte geisteskranke, menschenfeindliche Ideologie darauf beruht, sondern ausschließlich positiven Neid („wie toll – ich würde auch mal gerne mit Hoppe im Aufzug fahren, allein schon, um festzustellen, ob es dann nach Hubschrauber-Öl riecht“).

Auch ich war – abgesehen von meinem Hoppe-Erlebnis der dritten Art – das, was die Amis so treffend „star struck“ nennen, als ich zum ersten Mal libertären Ikonen wie André F. Lichtschlag, Thorsten Polleit, Stefan Blankertz oder Markus Krall, um nur mal einige zu nennen, gegenüberstand und kaum ein Wort rausbrachte.

Nach inzwischen etlichen Jahren publizistischer Tätigkeit und zahlreichen Gastauftritten in diversen Youtube-Formaten der Szene kenne ich mittlerweile auch die andere Seite, wenn ich von mir bis dato unbekannten Menschen Zuschriften erhalte oder auf libertären Veranstaltungen angesprochen werde, wie sehr sie sich freuen, mir endlich mal persönlich sagen zu können, was ihnen meine Beiträge gegeben haben. Ich bin dann immer eine Mischung aus verlegen, weil ich mich für nichts Besonderes halte, und gleichzeitig hocherfreut, dass meine Arbeit offensichtlich eine positive Wirkung hat. Bis heute bedanken sich Abonnenten des Youtube-Kanals von „eigentümlich frei“ bei Martin Moczarski und mir dafür, dass ihnen die „Alternativen Nachrichten“ seinerzeit geholfen haben, während der Corona-Diktatur psychisch stabil zu bleiben, was mich jedes Mal fast zu Tränen rührt. Daher möchte ich an dieser Stelle offiziell klarstellen: Dass ich das Privileg hatte, jeden Morgen meine Wut über diesen institutionellen Irrsinn, diesen blanken Staatsterror, in die Tasten hauen zu dürfen und damit dank der genialen Interpretation durch Martin auch noch Menschen im teilweise sechsstelligen Bereich zu erreichen, bis uns der Drecksstaat in Gestalt der „Landesmedienanstalt“ den Stecker zog, hat auch mir geholfen, in dieser Zeit psychisch stabil zu bleiben. Es war also keine Heldentat, für die ich mich aufgeopfert habe oder gar irgendein persönliches Risiko eingegangen bin, sondern nur das, was Libertäre so sehr schätzen, nämlich eine klassische Win-Win-Situation, bei der beide Seiten profitieren.

Wir alle wissen: No man is an island. Menschen sind soziale Wesen, sie brauchen andere Menschen, zum Austausch, zur Kooperation, als Feedback auf das eigene Handeln – und manchmal eben auch als Vorbild, als Leitfigur.

Machen wir uns nichts vor: Historisch betrachtet waren es selten irgendwelche neuen Ideen, die Menschen begeisterten, sondern meist charismatische Persönlichkeiten, die diese Ideen verkörperten, die die Massen in ihren Bann gezogen haben. Nicht selten war es ein einziger Mensch, der einen Unterschied gemacht hat und ohne den das, was er ausgelöst hat, nicht denkbar wäre. Aus aktuellem Anlass sei hier zuerst Jesus Christus genannt, dessen Geburtstag seine zahlreichen Anhänger in dieser Zeit feiern.

Es gibt noch weitere Beispiele für einzelne Menschen, die etwas ausgelöst haben, das die Welt – zumindest in Teilen – verändert hat: Mohammed, Karl Marx, Wladimir Iljitsch Lenin, Joseph Stalin, Adolf Hitler, Mao Zedong. Traurigerweise befinden sich in dieser Auflistung vornehmlich Negativ-Beispiele, um es mal vorsichtig auszudrücken, was wohl die libertäre Ablehnung des Personenkults erklärt. Richtig, aber nur weil es meistens in die Hose gegangen ist, ändert es nichts daran, dass diese menschliche Neigung zu Leitfiguren existiert, weshalb auch nichts dagegenspricht, das zur Abwechslung mal in eine gute Richtung zu lenken.

Lassen Sie mich für ein Positiv-Beispiel kurz in die Populärkultur abschweifen: Elvis Presley, ein armer Junge aus den Südstaaten, hat – in Kooperation mit seinem genialen Manager Colonel Tom Parker – wie kein anderer die Geschichte der Popmusik geprägt. Ohne diese beiden Herren gäbe es die Unterhaltungsbranche in der Form, wie wir sie heute kennen, gar nicht. Dabei hatte Elvis nichts davon beabsichtigt: Er wollte einfach nur Musik machen, weil er sie liebte, und im besten Fall damit genug Geld verdienen, um der Armut zu entfliehen und seiner geliebten Mutter einen rosa Cadillac zu schenken. Allerdings besaß die Frau Mama noch nicht mal einen Führerschein, so dass der junge Mann dann notgedrungen selbst mit dem scharfen Schlitten durch die Straßen von Memphis, Tennessee cruisen musste. So kann’s gehen!

Die Art von Musik, die Elvis machte, gab es vorher schon. Aber es war diese eine charismatische Persönlichkeit, die damit zumindest die westliche Welt eroberte und ein Stück weit veränderte.

Analog dazu gibt es die Ideen und Erkenntnisse der Österreichischen Schule, des Libertarismus, auch schon sehr lange – leider jedoch unbemerkt und unbeachtet von weiten Teilen der Menschheit. Was sicher auch daran liegt, dass Libertäre eher ein bisschen nerdig daherkommen und sich keine allzu großen Gedanken machen über ihre Außendarstellung – nach dem Motto, unsere Idee ist eh die beste, daher wird sie sich am Markt früher oder später schon von ganz allein durchsetzen. Dabei verkennen sie jedoch, dass zum Markt auch Marketing gehört: Schlechtes oder gar falsches Marketing kann den Siegeszug einer guten Idee verhindern oder zumindest immens verlangsamen – ein gutes Marketing hingegen kann ihn immens beschleunigen.

Was spricht also ernsthaft dagegen, dass auch hier eine charismatische Persönlichkeit daherkommt und die Menschheit für die Ideale der Freiheit begeistert, um sie von den Fesseln des Etatismus, Korporatismus, Interventionismus, Protektionismus und Sozialismus zu befreien? Wenn dieser Mensch auch noch das Auftreten eines Rockstars (mit Kettensäge statt Gitarre) hat und dazu noch über das intellektuelle Rüstzeug eines Ökonomie-Professors verfügt, verbunden mit einer unschlagbaren Wortgewalt, und sein positiver Einfluss sogar merklich sowohl auf den künftigen US-Präsidenten als auch auf den reichsten Mann der Welt abfärbt, dann ist das doch ein absoluter Glücksfall! Oder hat jemand eine bessere Idee, wie man die Freiheit öffentlichkeitswirksam promoten könnte, und zwar mal eben weltweit? Dann bitte her damit!

Erlauben Sie mir daher, diese Kolumne mit ein paar Zeilen aus einem Lied des großen amerikanischen Song-Poeten John Denver zu schließen, dessen Titel ich für meine Überschrift geklaut habe:

“What one man can do is dream.
What one man can do is love.
What one man can do is change the world and make it work again.
Here you see what one man can do.”

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest sowie ein gesundes, glückliches, friedliches und vor allem freies neues Jahr!

Quelle:

John Denver – „What One Man Can Do” (Youtube)


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