29. Januar 2025 10:00

Übergangszeiten Vier Trillionen Dollar sind ein Smooth Operator

Zumindest potenziell

von Axel B.C. Krauss

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Bildquelle: Alexander Limbach / Shutterstock Donald Trump: Ein technokratischer Trojaner?

Binärnarrative sind nicht totzukriegen. Siehe Spinat: Mit oder ohne Blubb? Doch ernsthaft: Was den amtierenden US-Präsidenten betrifft, scheint eine weitere binäre und recht radikale Spaltung der Meinungen vorzuliegen: Die einen bejubeln ihn als halbgöttlichen Heilsbringer, der angeblich eine Zeitenwende nicht nur in der amerikanischen, sondern internationalen Politik einleite, für die anderen ist er der Leibhaftige. Dann gibt es noch ein kleines, unbeugsames Dorf, das auch ich bewohne und das die Ansicht vertritt, Trump sei nichts von beidem, sondern ein technokratischer Trojaner.

Was Untergangsphantasien betrifft, herrscht in dieser Zeit wahrlich kein Mangel. Same procedure as every year? Gerne, Madam: Nächstes Jahr kommt der ganz große Crash, alles bricht zusammen und wir werden alle störben – sei es nun durchs Klimafegefeuer, weil uns der finanzsystemische Himmel auf den Kopf fällt oder sei es, weil eine neue Pandemie 90 Prozent der Weltbevölkerung dahinrafft, außerirdische Invasoren unseren Independence Day eintrüben oder der Dritte Weltkrieg für strahlendes Lächeln auf dem ganzen Planeten sorgt.

Ganz ruhig. Ich habe da so meine Zweifel. Wenn man sich nur lange genug mit der Frage beschäftigt, warum die Menschheit heute in dieser volatilen Situation steckt und es, wie manche behaupten, an allen Ecken und Enden zu „brennen“ scheint, wird man unweigerlich auf Informationen stoßen, die ein anderes Szenario vermuten lassen. Statt eines einzigen großen Krisenelefanten könnte nämlich auch ein „Smooth Operator“ seinen von der breiten Öffentlichkeit eher unbemerkten leisen Gang durch die nächsten Jahre nehmen. Ein technokratischer Smooth Operator.

Aus machtelitärer Sicht wäre das ohnehin vorzuziehen: Totales Chaos ist ja nicht – oder kaum – beherrschbar. Doch genau das ist eigentlich gar nicht erwünscht, stattdessen ein geordneter, kontrollierter Übergang in ein neues System des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen „Managements“. Da kann man grobe Kellen nicht gebrauchen – wahrscheinlicher dürfte sein, dass man den Leuten die gewollten Veränderungen mit einem weichen Silberlöffel verabreicht. Einer der „Vordenker“ dieses schrittweisen, mit Bedacht vollzogenen Systemwandels war bekanntlich Aldous Huxley, Mitglied der „Fabian Society“, die sich auf die Fahnen geschrieben hatte, einen schleichenden stillen Wandel zu vollziehen statt brachialer „kreativer Zerstörung“. Joshua Stylman wies in seinem Artikel „Die technokratische Blaupause“ noch mal darauf hin: „Am wichtigsten war jedoch, dass Huxley die Bedeutung einer ‚schrittweisen‘ Umsetzung betonte – und damit andeutete, dass durch eine sorgfältige Steuerung technologischer und sozialer Veränderungen der Widerstand bewältigt und neue Kontrollsysteme im Laufe der Zeit normalisiert werden könnten. Diese Strategie des Gradualismus, die den Ansatz der ‚Fabian Society‘ widerspiegelt, zeigt sich in allen Bereichen, von der langsamen Aushöhlung der Persönlichkeitsrechte bis hin zur schrittweisen Einführung digitaler Überwachungssysteme. Seine Warnung vor psychologischer Konditionierung durch die Medien lässt die heutigen Algorithmen der sozialen Medien und die digitale Verhaltensmodifikation erahnen.“

Schrittweise muss nicht Langsamkeit bedeuten. Ein anderer Autor, Jesse Smith, schrieb dazu: „In seinem Interview mit Mike Wallace im Jahr 1958 erklärte Aldous Huxley, wie der rasche technologische Wandel die Bevölkerung überwältigen und sie ‚ihre Fähigkeit zur kritischen Analyse verlieren‘ lassen könnte. Seine Beschreibung der ‚Kontrolle durch Überwältigung‘ beschreibt perfekt unseren aktuellen Zustand der ständigen technologischen Disruption, in dem die Menschen durch den raschen Wandel zu desorientiert sind, um neuen Kontrollsystemen effektiv zu widerstehen. Wenn Orwell uns die Peitsche zeigte, enthüllte Huxley die Karotte. Während Orwell vor Kontrolle durch Schmerz warnte, sagte Huxley Kontrolle durch Vergnügen voraus. Seine Dystopie von genetischen Kasten, weit verbreiteten stimmungsbeeinflussenden Drogen und endloser Unterhaltung ähnelt unserer Welt der CRISPR-Technologie, psychiatrischen Medikamente und der digitalen Abhängigkeit.“

Ob nun langsam oder schnell zur „Kontrolle durch Überwältigung“: Beim ständigen Krisen- oder gar „Doomsday“-Gerede dürfte es sich eher um Angstporno handeln – möglicherweise sogar zur bewussten Ablenkung von einem viel subtiler und leiser ablaufenden Wandel.

Es war Sam Altman, Chef von OpenAI, der andeutete, wie man die Bevölkerungen angesichts dieses Wandels „ruhigstellen“ könnte. Der amerikanische Journalist Derrick Broze berichtete darüber in seinem Artikel über das „Projekt Stargate“ („Stargate: Trump geht Partnerschaft mit Technokraten ein, um für mRNA-Injektionen, KI und Transhumanismus zu werben“): „Altman war auch an dem Projekt ‚Worldcoin‘ beteiligt, das den Datenschutz gefährdet und das universelle Grundeinkommen fördert. Altman hat das Projekt als eine Möglichkeit beworben, sich auf die Störungen vorzubereiten, die KI voraussichtlich in einer Reihe von Branchen verursachen wird. Führungskräfte von ‚Worldcoin‘ haben erklärt, dass sich ihre Arbeit darauf konzentriert, die Unterscheidung zwischen Menschen und Bots zu erleichtern, indem sie eine eindeutige ID bereitstellen und ein universelles Grundeinkommen bieten, um den durch KI verursachten Verlust von Arbeitsplätzen auszugleichen.“

Das klingt nach „Erschlage sie mit Freundlichkeiten“: Finanzielle Wohltaten wie das „UBI“ (Universal Basic Income) sollen es den Menschen also leichter machen, das neue technokratische System zu akzeptieren. Fragt sich nur, wie das alles finanziert werden soll. Die USA haben derzeit circa 36 Billionen Schulden. Also woher soll das Geld kommen?

Zum einen höchstwahrscheinlich durch eine Art „Umschichtung“ von US-Schulden in Kryptowährungen. Whitney Webb berichtete darüber (meine Hervorhebung): „Trump scheint jedoch – gemäß seiner jüngsten Rede – bereit zu sein, Bitcoin als Auffangbecken für aus dem Ruder gelaufene US-Staatsschulden einzusetzen und die Expansion digitaler Dollar-Stablecoins zu entfesseln, die bereits zahlreiche Länder im globalen Süden im Stillen dollarisieren. Das Bitcoin-Mining war auch ein späterer Schwerpunkt der Rede, in der Trump behauptete, dass ‚Amerika das unangefochtene Bitcoin-Mining-Machtzentrum der Welt werden wird‘. Dies würde etwas anderes, das Trump ansprach, weiter festigen, nämlich dass ‚die Regierung der Vereinigten Staaten zu den größten Bitcoin-Besitzern gehört‘. Das wahrscheinlichste Ergebnis unter Trump wäre, wie Kanäle wie ‚CNBC‘ spekuliert haben, den Bitcoin zu einem Reserve-Aktivum zu machen und infolgedessen eine Senke für die Inflation zu schaffen, die durch die ständige Ausweitung der Geldmenge durch die Regierung verursacht wird.“

Doch ob das reicht? Als ich darüber nachdachte, wie man das für einen sanften „Transformationsprozess“ nötige Kleingeld auftreiben könnte, erinnerte ich mich an einen anderen Artikel Webbs, der bereits im Oktober 2021 erschien („Die Übernahme der Natur durch die Wall Street schreitet mit der Einführung einer neuen Anlageklasse voran“). Darin heißt es über die sogenannten „NACs“ („Natural Asset Companies“): „Ein Projekt des multilateralen Entwicklungsbankensystems und der New Yorker Börse hat kürzlich eine neue Anlageklasse geschaffen, die nicht nur die natürliche Welt, sondern auch die Prozesse, die allem Leben zugrunde liegen, unter dem Deckmantel der Förderung der ‚Nachhaltigkeit‘ zum Verkauf anbietet. Während die Vermögensklassen der gegenwärtigen Wirtschaft einen Wert von etwa 512 Billionen Dollar haben, sind die Vermögensklassen, die durch NACs erschlossen werden, mit 4.000 Billionen Dollar (das heißt vier Trillionen Dollar) deutlich größer.“

Uff. Dafür muss eine alte Frau lange stricken. Vier Trillionen. Viertausend Billionen (!). Wie gesagt: Die USA haben derzeit einen Schuldenstand von 36 Billionen. Mit einer sagenhaften Summe wie dieser könnte man – sofern dieses Vorhaben auch funktioniert – also nicht nur die aktuellen Schulden fluffig „remonetisieren“, wie es so schön heißt, sondern durchaus auch Projekte wie ein universelles Grundeinkommen angehen – zumindest in der Übergangszeit zwischen dem alten, etablierten politischen System und der „Wachablösung“ durch die Technokratie.

Mich dünkt, als hätte sie genau das vor: Mache es den Menschen nicht nur etwas leichter, den Wandel zu akzeptieren, sondern bringe sie dazu, ihn sogar zu begrüßen, vielleicht sogar zu bejubeln? Ist Trump wirklich der „Disruptor“, wie manche vermuten (so wie Jacob Nordangård), oder wird er tatsächlich ökonomische „Wundertaten“ vollbringen – als technokratisch-trojanischer „Heilsbringer“?

Bis nächste Woche.


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