23. April 2025 10:30

„Klimaschutz“-Politik Die Böden als CO2-Quelle

Sie emittieren mindestens ebenso viel wie das Verbrennen von Kohle, Erdgas und Erdöl

von Klaus Peter Krause

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Bildquelle: BG Media / Shutterstock Gülle in Fülle: Reduziert die Fähigkeit der Böden zum Methanabbau

Pardon, schon wieder dieses leidige Klimathema. Aber ein interessanter Aspekt und für unsere Klimaschutzpolitiker in ihrer CO2-Besessenheit sehr, sehr ärgerlich. Glauben sie doch nach wie vor oder geben vor, die Erde vor bestimmten Gasen in der Erdatmosphäre schützen zu müssen. Noch immer unbewiesen behaupten sie, diese durch menschliche („anthropogene“) Aktivitäten emittierten Gase würden in der Lufthülle, die die Erde umgibt, wie ein Treibhaus wirken und das Erdklima gefährlich erwärmen oder – politisch-emotional zugespitzt formuliert – aufheizen. Sie nennen sie daher Treibhausgase. Die Gase, die sie meinen, sind vor allem drei: Kohlendioxid, Lachgas und Methan, in chemischer Summenformel also CO2 und N2O und CH4. Folglich sei deren Emission zu verhindern.

Dafür haben die Klimapolitiker aller maßgeblichen Parteien (außer der AfD) bekanntlich ein riesengroßes bürokratisches und superteures Ungeheuer an staatlichem Interventionismus aufgebaut, gerichtet vor allem gegen das Umwandeln „fossiler“ Energie in elektrische Energie und in Wärmeenergie, also durch Verbrennen von Kohle, Erdöl und Erdgas zum Erzeugen von Strom und Wärme, wobei CO2 freigesetzt (emittiert) wird. Aber Emittent von „Treibhausgas“ ist auch die Landwirtschaft. Was tun die Klimapolitiker hier beziehungsweise was tun sie hier nicht? Näher untersucht hat das der promovierte und habilitierte Landwirt Jörg Gerken in Rukieten (Mecklenburg). Ihm geht es dabei aber nicht darum, die Klimapolitiker in ihrem Irrglauben zu bestärken oder davon abzubringen, sondern zu zeigen, dass sie einseitig und inkonsequent verfahren und damit so unwissend wie ahnungslos den Agrar- und Forstböden umfassend und dauerhaft schaden, statt deren nachhaltige Fruchtbarkeit zu sichern und vor Schaden als Folge der Einseitigkeit zu bewahren. Gerke gehört zu den ungewöhnlichen Landwirten, die auch wissenschaftlich zu arbeiten verstehen.

Arbeitet die Bundesregierung tatsächlich am Schutz des Klimas?

Seine Untersuchung leitet Gerke so ein: „‚Klimaschutz‘ ist ein Allerweltswort geworden, für das ‚Klima‘ werden weitgehende Entscheidungen in der deutschen Bundespolitik getroffen. Diese sollen die gesamte Wirtschaft, ja das ganze Land ‚transformieren‘. Den politischen Akteuren um und am ‚Klima‘ wird fast einhellig eine gute Absicht unterstellt, allenfalls wird Realitätsferne und ein Zuviel und Zu-Schnell kritisiert. Was aber passiert tatsächlich aktuell? Arbeitet die Bundesregierung tatsächlich an dem Schutz des Klimas?“ Dabei beschränkt Gerke seine Untersuchung auf den Bereich Landwirtschaft und die als gewünscht propagierte Nachhaltigkeit.

Der Kohlenstoff: vorhanden und organisch gebunden vor allem in den Böden

Zum Kohlenstoff (C) erläutert Gerke, dass er – organisch gebunden – vor allem in den Böden und in der Biomasse (Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen) sowie als Kohlendioxid in der Atmosphäre und in den Gewässern vorhanden sei. Mit Abstand am höchsten seien die C-Vorräte in den Böden, sogar bei Weitem höher als die C-Mengen in der Atmosphäre und in der Vegetation zusammen. Das bedeute, dass schon geringe Veränderungen in den C-Vorräten der Böden weltweit die CO2-Konzentration in der Atmosphäre stark beeinflussten.

Die Böden haben bisher mindestens ebenso viel zum CO2-Anstieg beigetragen wie das Verbrennen fossiler Rohstoffe

Seit Längerem, so Gerke, werde angenommen, dass rund 50 Prozent der heute höheren CO2-Konzentration in der Atmosphäre aus dem Abbau der organischen Substanz aus den Böden stammten. Andere wissenschaftliche Quellen gingen von einem noch höheren Anteil aus. Oder anders formuliert: Die Böden haben in der Vergangenheit mindestens genauso viel zum CO2- Anstieg beigetragen (von rund 280 auf 400 Volumenprozent ppb) wie das Verbrennen fossiler Rohstoffe. Demnach setzt also nicht allein das Verbrennen fossiler Rohstoffe CO2 frei – vermehrt seit rund zwei Jahrhunderten –, sondern mindestens gleich wichtig oder von größerer Bedeutung ist die CO2-Herkunft aus dem Abbau der organischen Bodensubstanz. Die Böden spielen also eine besondere Rolle: Sie speichern in organischer Form Kohlenstoff, und sie setzen in gasförmigem Zustand CO2 frei. Ob das eine oder andere geschieht, darüber entscheidet die Art und Weise, wie Land- und Forstwirtschaft die Böden bewirtschaften.

Die Böden vor Armut an Kohlenstoff schützen

Gerke will, dass Kohlenstoff als organische Substanz im Boden bleibt oder in ihn zurückkehrt, indem Landwirte ihre Böden in besonderer Weise bewirtschaften. Er will die CO2-Ausgasung der Böden nicht deswegen verringern, um das Klima vor Erwärmung zu schützen, sondern um die Böden vor Armut an Kohlenstoff zu bewahren, damit die Böden fruchtbar bleiben oder es wieder werden. Gerke bemängelt, dass deutsche Politik für den „Klimaschutz“ eine vermeintliche Vorreiterrolle beansprucht, dass aber ihre Aktivität, die Bodenbewirtschaftung so zu fördern, dass in den Böden mehr Kohlenstoff gespeichert wird, nur gering ausgeprägt ist.

Besonders wichtig: Stallmist statt Gülle

Die Netto-Speicherung von Kohlenstoff in landwirtschaftlichen Böden in organischer Form (Humus, Huminstoffe) ist nach Gerke mit einer Reihe von landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsmaßnahmen verbunden. Zwei dieser Maßnahmen seien dabei besonders wichtig: zum einen der Einsatz von Stallmist, verrottetem Stallmist oder Stallmistkompost statt des Einsatzes flüssiger Wirtschaftsdünger wie Gülle. Die Entwicklung der Landwirtschaft gehe aber seit Jahrzehnten genau in die entgegengesetzte Richtung: vom Stallmist weg, hin zur Gülle. Mit der Industrialisierung der Landwirtschaft in den letzten zwei Jahrzehnten habe sich dieser Trend nochmals beschleunigt. Politische Anstrengungen, diese Entwicklung aufzuhalten und umzudrehen, seien allenfalls marginal.

Auch die Fruchtfolge kann die CO2-Konzentration in der Luft vermindern

Die zweite landwirtschaftliche Maßnahme, um den C-Gehalt von Böden zu erhöhen und damit die CO2-Konzentration der Luft zu vermindern, ist für Gerke, die Fruchtfolge in die C-speichernde Ackerkulturen einzubeziehen. Solche Kulturen seien vor allem (Klee-) Gras oder Klee-Luzerne-Gras-Gemenge als Futterbaukulturen.

Aber politische Programme gibt es dafür nicht

Die für Gerke zentrale Frage ist, ob es politisch eingeführte Programme gibt, die Festmist und Klee-Luzerne-Gras-Gemenge in der Fruchtfolge fördern. Seine Antwort: „Es gibt sie nicht.“ Und selbst im organischen Landbau (auch Bio- oder Ökolandbau) seien die Maßnahmen letztlich heute nur noch fakultativ, aber nicht mehr verpflichtend. Doch die Begründer des organischen Landbaus in Deutschland und der Schweiz in den 1920er und 1930er Jahren hätten diese beiden Maßnahmen als zentral für die Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit angesehen. Für den organischen Landbau seien Luzerne-Klee-Gras-Gemenge und Festmist kein essenzieller Bestandteil von Regelungen in der EU oder in Deutschland. Die Bundesregierungen seien bis heute in diesem Bereich nicht über eine beauftragte Studie zum Gehalt an organischer Substanz in den Böden hinausgekommen.

Lachgas: Erhöhtes Düngen mit mineralischem Stickstoff und industrialisierte Landwirtschaft emittieren immer mehr davon

Zum zweiten „Treibhausgas“ schreibt Gerke, dass rund 60 Prozent aus der Landwirtschaft stammen. Lachgas sei unter den drei betrachteten Gasen das zweitwichtigste Treibhausgas. Ähnlich wie beim CO2 seien Lachgasemission und -konzentration in der Atmosphäre seit 1800 stark gestiegen. Die Gründe für die erhöhten Lachgasemissionen aus der Landwirtschaft sieht Gerke im drastisch erhöhten Einsatz von mineralischen Stickstoffdüngern, im zunehmenden Anteil von Gülle (statt Stallmist) bei den Wirtschaftsdüngern, in der immer größeren Konzentration der landwirtschaftlichen Tierhaltung und in der zunehmenden Bodenverdichtung, vor allem durch immer schwerere Maschinen auf Acker und Grünland. Die Ursachen zusammengefasst seien erhöhte Stickstoffdüngung und Industrialisierung der Landwirtschaft.

Methan: Die Landwirtschaft emittiert es, aber ihre Böden bauen es auch ab

Zum dritten „Treibhausgas“ erläutert Gerke, dass rund 40 Prozent der anthropogenen Methanemissionen aus der Landwirtschaft stammen. Hauptverursacher weltweit seien der Nassreisanbau und die landwirtschaftliche Haltung von Wiederkäuern (Rind, Schaf, Ziege), bei denen das Methan im Pansen entstehe. Aber die Landwirtschaft sei nicht nur Methan-Emittent, sondern landwirtschaftliche Böden bauten Methan auch ab, es werde in den Böden oxidiert. Vergleichbare Prozesse fänden auch in Forstböden statt.

Doch mineralischer Stickstoffdünger und zu viel Gülle vermindern den Abbau von Methan

Nun sei aber die Fähigkeit von Böden, Methan abzubauen, dann eingeschränkt, wenn im Boden eine hohe Konzentration löslicher Stickstoffverbindungen vorliege, und das bedeute vor allem eine hohe Nitratkonzentration: „Also vor allem dort, wo hohe Mengen an mineralischen Stickstoffdüngern gegeben werden, oder wo, wie in der Umgebung großer industrieller Mastanlagen, hohe Güllemengen appliziert werden, ist die Fähigkeit der Böden, Methan abzubauen, reduziert.“ Dies betreffe nicht nur hoch gedüngte Acker- und Grünlandböden, auch Forstböden verlören dann einen Teil ihrer Fähigkeit, Methan abzubauen, wenn beispielsweise größere Mengen an Stickstoff, vor allem Ammoniak aus hochgedüngten landwirtschaftlichen Böden in die Forstböden eingetragen würden.

Daher in der Landwirtschaft andere Bodennutzungssysteme etablieren

Gerke folgert: „Um den Methanabbau in land- und auch forstwirtschaftlichen Böden zu maximieren, müssten andere Bodennutzungssysteme als die heutigen in der Landwirtschaft etabliert werden. Auch hier sind die ursprünglichen Vorstellungen der Pioniere des organischen Landbaus hilfreich. Die Stickstoffversorgung durch langsam im Boden fließende organische Stickstoffquellen aus Mist, Kompost und die organische Substanz im Boden kann das lösliche Stickstoffniveau niedrig halten, die Stickstoffernährung der Pflanzen sicherstellen und dennoch den Methanabbau im Boden mit hoher Rate erlauben. Außerdem würde durch eine solche Bewirtschaftung der Austrag an Stickstoff aus den landwirtschaftlich genutzten Böden minimiert, damit auch der Ammoniak-Eintrag zum Beispiel in Waldböden minimiert.“

Eine überforderte, fehlberatene und inkompetente Agrarpolitik konzentriert sich aufs Falsche

Stattdessen konzentriere sich heute in Deutschland eine überforderte, fehlberatene und inkompetente Agrarpolitik, um Methanemissionen aus der Landwirtschaft zu vermindern, auf zwei politische Instrumente: den Fleischkonsum zu reduzieren und Nahrungsmittelabfälle zu vermeiden. Doch seien Schweine und Geflügel keine Wiederkäuer, die in ihrem Pansen Methan bildeten. Und Nahrungsmittelabfälle vermeiden sei eine grundsätzliche Frage, die eher im Zusammenhang mit der Hungerbekämpfung auf der Erde stehen sollte. Wiederkäuer jedoch seien ideal geeignet, um Gras oder Klee zu verwerten und dabei wertvolles Protein und auch für Menschen verdauliches Eisen bereitzustellen. Rinder, Ziegen oder Schafe in Dauergrünlandgebieten abzuschaffen, würde das Hungerproblem auf der Erde dramatisch verschärfen und das Preisniveau für Lebensmittel gerade für eine arme Bevölkerung erhöhen.

Politisch gefördert wird die agrarische C-Speicherung in den Böden nicht

Gerke konstatiert: „Trotz politischer Bekundungen zum ‚Klimaschutz‘ gibt es keine politischen Anstrengungen, weder auf EU- noch auf nationaler Ebene, den Beitrag der Landwirtschaft zur Kohlenstoffspeicherung in den Böden zu fördern.“ Und dies trotz der Tatsache, daß CO2 unter den drei betrachteten Treibhausgasen mit fast 90 Prozent an dem Treibhauseffekt beteiligt ist.“ Zu ergänzen wäre: Wenn es den Effekt, wie behauptet, denn gäbe. Ohnehin macht der globale CO2-Anteil in der Luft nur 0,04 Prozent (oder 400 ppm) aus. Und von diesem winzigen Teil ist fast alles (97 Prozent) natürlichen Ursprungs, der anthropogene Anteil durch Verbrennen von Kohle, Erdöl und Erdgas beträgt lediglich drei Prozent. Und an diesen drei Prozent ist CO2 mit den von Gerke genannten fast 90 Prozent beteiligt, Lachgas und Methan zusammen also mit nur zehn Prozent.

Weitere Feststellungen von Gerke lauten in Schlagwortsätzen zusammengefasst: „Biogas“ und „Biosprit“ vermindern „Treibhausgase“ nicht. Es liegt vor allem am zu hohen Energiebedarf für den nötigen mineralischen Dünger. Der Energiepflanzen-Anbau setzt hohe Mengen an CO2 und Lachgas frei. Gleichsam steht hinter jeder mais-basierten Biogasanlage ein konventionelles Gaskraftwerk. Hoher Nitratgehalt in den Böden und noch mehr Lachgas sind eine weitere Folge (Einzelheiten dazu finden Sie in untenstehendem Link).

„Das gepflegte Image der Politiker als Klimaschützer ist nicht haltbar, es ist falsch“

Gerkes Fazit: Die aktuelle Entwicklung hin zur industriellen Landwirtschaft befördert bei der landwirtschaftlichen Nahrungsmittelproduktion die Emission von Treibhausgasen. Trotz der hohen Subventionen für die Landwirtschaft und trotz der vermeintlich überragenden Bedeutung des „Klimaschutzes“ für die Bundesregierung spielt bei deren Politik die Emissionsverminderung von CO2, N2O und CH4 aus der Landwirtschaft bei der Nahrungsmittelerzeugung keine Rolle. „Die landwirtschaftliche Bewirtschaftung wird zum Treiber der Treibhausgasemissionen. Das gepflegte Image der Politiker als Klimaschützer ist nicht haltbar, es ist falsch.“ Dominierender Emittent von Treibhausgasen sei anstelle der fossilen Energien die Landwirtschaft. Die Agrarpolitik von Deutschland und EU zeige, wie desinteressiert die Politik an der Reduktion der Treibhausgasemission tatsächlich ist. Oder anders formuliert: Die großen CO2-Emissionen aus den Böden (samt Bodenverarmung) duldet sie, nur nicht die bei der Stromerzeugung aus Kohle, Erdgas und Erdöl (samt den ebenfalls ruinösen Folgen).

Warum kümmert die Politik nicht, was Gerke anprangert?

Wenn die Klimapolitiker schon glauben, mit ihrem CO2-Wahn Klimaschutz betreiben zu müssen, warum kümmert sie dann nicht, was Gerke anprangert? Die Erklärung dafür lautet: Weil es ihnen um Klimaschutz in Wirklichkeit gar nicht geht, sondern er nur vorgeschoben ist, damit die Menschen willig dem eigentlichen Ziel folgen, das sie nicht erkennen (wollen), nämlich dass es sich erstens um ein Besteuerungsmodell für den Fiskus handelt, zweitens um ein Geschäftsmodell für begünstigte Unternehmen und drittens um ein Vorhaben zum Umbau von Gesellschaft, Politik und Staat. Gerke hat nichts mit diesen Klimapolitikern gemein, und zum eigentlichen Ziel äußert er sich auch gar nicht. Ihm geht es nur um die nachhaltige Bodenbewirtschaftung und darum, die Fruchtbarkeit der Böden zu verbessern und sie wenigstens zu erhalten.

Jörg Gerke: Sind Klimaschutz und Nachhaltigkeit Ziele deutscher Politik?

Zur Person Jörg Gerke


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