Top Spin: Zitat der Woche: „Hitzewelle!“
Der Umgang mit dem Sommer wird in Mainstream-Medien und Politik immer ausgeflippter – ist dabei aber kühl berechnend
von David Andres drucken

Wir werden alle brennen, außer bei hitzefrei.
Das Zitat der Woche ist kein ganzer Satz und keine Äußerung eines Einzelnen. Es ist der Tenor der Hauptstrommedien in diesem frühen Sommer, lauter und hanebüchener denn je zuvor, abgefeuert auf allen Kanälen und in allen Formen. „Hitzewelle rollt auf NRW zu“, lesen wir beim „Westfälischen Anzeiger“, „Wetter-Experten warnen aber schon vor dem Gewitterknall“. Bei „t-online“, dem Zentralorgan der hündischen Übererfüllung staatstreuer Propaganda, „rollt“ nicht bloß eine „Hitzewelle“ auf NRW zu, sondern eine „Glutwelle rast auf Europa zu“ – gleich eine Steigerung in allen drei Kategorien des Satzes, vom Adjektiv über das Subjekt bis hin zur massiv erweiterten Zielregion. Man sieht sie vor sich, diese „Glutwelle“, als hätte ein über die Klimasünden des Menschen zorniger Gott einen Tsunami aus Lava losgeschickt oder zumindest einen gigantischen Himmelsgrill mit glühender Kohle ausgeschüttet.
Ihren Usprung hat die zornige Glutwelle in einer „Hitzeblase aus der Wüste“. Ein Schaubild unter dem Teaser des Artikels zeigt die Karte in bedrohlichen Farbtönen von Orange bis Rot. Im Süden Spaniens rechne man „mit Höchstwerten von bis zu 45 Grad“, in Frankreich seien „Temperaturen von bis zu 40 Grad möglich“, in Deutschland bis zu 38. „Werte, die nach Angaben von Meteorologen als ‘extrem heiß‘ eingestuft werden.“
Wer angesichts der aktuellen Wetterberichte glaubt, Europa stehe erstmals vor einer biblischen „Glutwelle“, sollte einen kurzen Blick zurückwerfen: Temperaturen von 38 bis 45 Grad sind keineswegs eine apokalyptische Neuheit, sondern haben bereits in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Die Hitzewelle von 2003 hat einen eigenen Wikipedia-Eintrag und galt als „Jahrhundertsommer“ – wie unter anderem auch die Sommer von 1947, 1983 und 2018. In Deutschland wurden Temperaturen wie die derzeit prognostizierten auch 2015 gemessen, in Südspanien 2019. Anekdotische Evidenz aus allen Generationen, die man heute noch fragen kann, dürfte das erstaunliche Ergebnis hervorbringen: Phasenweise war’s im Sommer immer knalleheiß.
Mit Klimapanik wird Politik gemacht, werden berufliche Pflichten erfüllt und Forderungen eingekleidet. Du bist antideutsch und möchtest noch mehr disruptive Migration nach Deutschland fördern? Setz dich dafür ein, dass Flucht vor den Folgen des Klimawandels ein anerkannter Asylgrund wird. Was er noch nicht ist, auch wenn der Sachverständigenrat für Integration und Migration mit Modellen wie dem Klimapass oder temporären Klima-Aufenthaltskarten erste Schritte in diese Richtung vorschlägt. Du bist Chef der Linken, deren Wählerschaft nur noch aus arbeitsscheuen, woken Traumtänzern besteht? Fordere „hitzefrei“ in Form verkürzter Dienstzeit am Arbeitsplatz ab 26 Grad Celsius. Du willst im Mainstream als Journalistin dein Auskommen haben? Gehe nach dem Studium der Journalistik in Hamburg erst für viele Jahre zum „Stern“ und werde dann die „Ressortleitung Panorama und Klima“ bei „t-online“, wie Ellen Ivits, welche die „Glutwelle“ auf Europa „zurasen“ lässt. Ach ja, „Russland-Expertin“ ist sie laut ihrem Profil bei „LinkedIn“ auch noch. Auf ihrem seit Jahren nicht bedienten X-Profil schreibt sie über sich allerdings in einem Moment der Selbsterkenntnis: „Specialised in russian affairs, but I am just a sample size of one, not statistically significant, nor representative.“
Quellen:
Hitzewelle rollt auf NRW zu – Wetter-Experten warnen aber schon vor dem Gewitterknall (WA)
Hitzeblase aus der Wüste – Glutwelle rast auf Europa zu (t-online)
Hitzewelle in Europa 2003 (Wikipedia)
Jahrhundertsommer (Wikipedia)
Klimaflüchtlinge (Mediendienst Integration)
Linke fordert Hitzefrei auf Arbeit (taz)
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