28. April 2025 16:00

Gerichtsurteil über „Frau“ und „Geschlecht“ in Großbritannien Der Wind dreht sich gegen den „Irrsinnsflügel“ der Kulturrevolution

Die „Pragmatiker“ sind dabei, die „Radikalen“ einzuhegen

von Robert Grözinger

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Bildquelle: Shutterstock Guillotine während der Französischen Revolution: Als dem pragmatischen Flügel das Treiben der Radikalen zu bunt wurde, machte er mit seinen „nützlichen Idioten“ kurzen – und kürzenden – Prozess

Am 16. April fand im Vereinigten Königreich eine kleine Sensation statt. Das Oberste Gericht urteilte, dass, zumindest im Gleichstellungsgesetz von 2010, die Begriffe „Frau“ und „Geschlecht“ ausschließlich im biologischen Sinn gemeint sind. Ausdrücklich seien damit nicht Menschen gemeint, deren Frausein ein sogenanntes „Genderanerkennungszertifikat“ anzeigt. Die Reaktionen auf dieses Urteil waren erwartbar: Feministinnen der „alten Schule“ jubelten, Transaktivisten dagegen sprangen wütend im Quadrat. Die Polizei griff nicht ein, als Denkmäler beschmiert und auf Protestschildern zu Gewalt gegen „TERFs“ oder „trans-exclusionary radical feminists“ aufgerufen wurde. Ein deutliches Zeichen der Zweiklassenjustiz in diesem Land, wo Leute, die bei den Unruhen im vergangenen Sommer nach dem Mord an drei kleinen Mädchen auf „X“ zu Gewalt gegen Einwanderer oder deren Einrichtungen aufgerufen hatten, noch immer im Gefängnis schmoren.

Dennoch, irgendwas war anders: Medien und Politik reagierten auffällig ruhig und sachlich. Die Erklärung dafür lieferte Marian Halcombe auf der Webseite der „UK Libertarian Alliance“. Sie beginnt ihre Ausführungen mit einer Warnung an Libertäre und Konservative, angesichts dieses Urteils nicht in Jubelgeschrei auszubrechen, auch wenn hier der „gesunde Menschenverstand“ einen Sieg davongetragen habe. Schließlich hätten hier nicht Konservative oder Libertäre geklagt, sondern, wie Halcombe betont, Feministinnen.

Was geht hier wirklich vor? Die britische Libertäre meint, dass der „nichtverrückte“ Flügel der gegenwärtig ablaufenden Revolution eine Vormachtstellung hat und den „verrückten Flügel“ ein wenig gestutzt hat, weil dieser seine Nützlichkeit für erstere Fraktion verloren hat. Sie verweist auf einen längeren aktuellen Beitrag von Alan Bickley, dem Leiter der „Libertarian Alliance“, der schrieb, dass wir „Zeugen der Endphase eines Konflikts innerhalb der herrschenden Klasse“ sind.

Die Macht, schreibt Bickley in seinem Text weiter, sei nie unkompliziert. Sie trage keine Uniformen und besetze keine klar gekennzeichneten Büros. In Großbritannien, wie auch in Amerika, agiere sie durch ein Geflecht von Finanzinteressen, Regulierungsbehörden, Bürokratien und ideologischen Vollstreckern. Die eigentliche Macht liege bei den in der Londoner City ansässigen Finanzinteressen. Die Regierung operiere nicht als ihr Gebieter, sondern als ihr Werkzeug – sie nehme politische Vorschläge von oben und Druck von unten auf, alles vermittelt durch eine Schicht von gehorsamen Funktionären. 

Weiter mit Halcombe: „Dieses monetäre Interesse verdrängte die alte Landelite nach 1918 und festigte seine Kontrolle in den Jahrzehnten nach 1945. Das formelle Kolonialreich wurde gegen ein informelles eingetauscht, das auf Finanzen, Einfluss und dem vorsichtigen Einsatz amerikanischer Muskeln beruht.“ Seit den 1970er Jahren sei diese monetäre Herrscherschicht „noch bösartiger, dekadenter und absurder geworden.“ Sie habe „einer Managerklasse von dummen, aber loyalen Bürokraten zu Machtpositionen verholfen“ und „die soziale Atomisierung durch Masseneinwanderung und Ethnie-Politik gefördert.“ Sie habe „die britische Industrie ruiniert, um das Entstehen einer unabhängigen wirtschaftlichen Basis zu verhindern, die ihre Vorherrschaft bedrohen könnte.“

Aber in letzter Zeit seien die Dinge nicht ganz nach Plan dieser Herrscherklasse gelaufen: „China sollte eine willfährige Fabrik für den Westen sein, kein strategischer Rivale. Russland sollte zusammenbrechen, nicht aufrüsten. Der Ukraine-Krieg, mit dem Moskau isoliert und Peking eingeschüchtert werden sollte, ist spektakulär nach hinten losgegangen.“ Hinzufügen könnte man, dass die angebliche Corona-Epidemie nicht die Ergebnisse zeitigte, die sie hervorbringen sollte: eine Tyrannei auf Gesundheitsbasis. Dass das Internet noch immer zu unbändig und unabhängig ist, dass es zu vielen unerwünschten Gedanken zu einer unerwünschten Reichweite verhilft.

Was wir infolge dieser Fehlschläge jetzt erkennen, sei also das, was Bickley wenige Tage vor dem Richterspruch beschrieb: Die gegenwärtige Revolution ist in ihrer „Thermidorphase“.  Halcombe fasst erläuternd zusammen: „Der Begriff bezieht sich auf jene Phase einer Revolution, in der die Pragmatiker, die die Radikalen benutzt haben, um die alte Ordnung zu zerstören, nun ihrerseits versuchen, die Radikalen zu vernichten. Im revolutionären Frankreich war der Thermidor nicht das Ende der Revolution. Es war der Moment, in dem Robespierre und seine Freunde guillotiniert wurden, so dass die neue Elite regieren konnte, ohne darauf achten zu müssen, reiner als rein zu erscheinen. Was folgte, war nicht Freiheit, sondern Stabilisierung. Das Direktorium, dann Napoleon.“

Halcombe weiter: „Großbritannien steht nun vor seinem Thermidor. Die Rückkehr von Donald Trump als amerikanischer Präsident hat das Gleichgewicht in der Anglosphäre verschoben. Seine Fraktion will eine funktionierende industrielle Basis und eine kohärente Arbeiterklasse. Und da Großbritannien sich nicht unabhängig regieren kann, muss es diesem Beispiel folgen. Die Starmer-Regierung – ein Marionettenregime ohne Beispiel – wird sich diesem Wandel anpassen müssen. Sie kann dies nicht offen tun. Ihre Minister sind zutiefst kompromittiert. Ihre Aktivistenbasis würde revoltieren, sagte man ihr die Wahrheit.“

Daher müssten die Gerichte ran. Gerichte, die nicht wirklich unabhängig seien. Sondern die, wie Halcombe weiter ausführt, „wenn es um Angelegenheiten von staatlicher Bedeutung geht, dem Regime dienen. Nicht offiziell. Nicht offen. Aber mit Gewissheit. Kein britischer Richter würde sein Ansehen bei den Machthabern riskieren, indem er sich den Interessen der Macht widersetzt.“

So kann sich die Regierung, so können sich die angeblichen Herrscher aus der Verantwortung stehlen: „Das Starmer-Regime hat kein Gesetz zur Definition von Mutterschaft verabschiedet. Es hat die Transgender-Ideologie nicht verurteilt. Die Regierungsmitglieder haben es nicht gewagt, den Aktivisten zu widersprechen, die sie ins Amt gebracht haben. Stattdessen haben sie abgewartet. Sie haben nichts gesagt. Sie haben die Reaktion abgewartet. Und jetzt können sie die Hände in den Schoß legen und mit vollkommener Unaufrichtigkeit sagen: ‚So ist das Gesetz. Wir können nichts tun.‘“

Mit anderen Worten: „Das Regime ist dabei, sich neu zu positionieren. Nicht für die Freiheit. Nicht für die Wahrheit. Sondern für Funktionalität. Die verrückten Randgruppen werden ausgemerzt. Die nützlichen Idioten werden aussortiert. Und die Gerichte sind das auserwählte Werkzeug.“

An Stelle der Extremisten werden allerdings keine Konservativen oder Libertäre an die Macht kommen, sagt Halcombe voraus. Sondern Menschen, die mit Kompetenz auf „revolutionäre Mäßigung“ achten. Das könne dennoch eine gute Nachricht sein. Denn: „Bösartige Pragmatiker sind besser als bösartige Verrückte. Es ist weniger wahrscheinlich, dass sie die Währung zerstören oder den Dritten Weltkrieg auslösen. Aber sie sind immer noch bösartig. Sie glauben nicht an die Freiheit. Sie glauben nicht an die Wahrheit. Sie glauben an Stabilität und an ihre eigene fortgesetzte Kontrolle.“

Dieser „Thermidor“ dürfe daher nicht mit einer Erlösung verwechselt werden. Er sei lediglich eine Atempause. Aber auf diese Atempause müssten wir uns vorbereiten. Das Regime weiche sich auf, nicht weil es sich reformiert, sondern weil es aufrüstet. Halcombe schließt mit den Worten: „Wir müssen diese Zeit nutzen, um eine echte Opposition aufzubauen – eine, die nicht von Gerichten, Wahlen oder öffentlicher Sympathie abhängt, sondern von parallelen Institutionen und dem langsamen, geduldigen Aufbau einer alternativen Macht.“

Ist dieser „Thermidor“ auch in Deutschland spürbar? Hier sitzen ganz klar die „Verrückten“ noch immer fest im Sattel. Ihnen ist es gelungen, einen Mann an die Schwelle des Kanzleramtes zu führen, neben dem ein Waschlappen aussieht wie ein Backstein und ein Lauch wie eine Brechstange. Der für sie tun wird, was sie verlangen, um in die Position zu gelangen, die ihm vor mehr als 20 Jahren verwehrt wurde. Der deswegen nach der Wahl seine politischen Versprechen im Rekordtempo brach. Der den Deutschen die abgewählte Ampelkoalition auf Steroiden bringt. Wokismus auf Speed. Und Schuldenmacherei im Endstadium.

Wie lange schaut sich die internationale Finanzoligarchie das Kasperletheater in Deutschland noch an? Ein Theater, das ihre Finanzinteressen zu gefährden droht, weil die Radikalen einen Bürgerkrieg vom Zaun zu brechen drohen. Meine Vermutung: Sie arbeitet bereits eifrig daran, auch hier „Pragmatiker“ der Revolution an die Macht zu bringen. Das würde unter anderem die aktuelle, präzedenzlose Breitseite des Magazins „The Economist“ gegen Bundesinnenministerin und Meinungsfreiheitshassexpertin Nancy Faeser erklären (siehe Link unten). Mit diesem Angriff sandte die Hauspostille der internationalen Herrscherkaste eine deutliche Warnung an alle ihre anderen deutschen Sockenpuppen, es nicht zu wild zu treiben.   

Vor allem aber würde das die seit einigen Jahren zu beobachtende, vorsichtige und subtile „Salonfähigmachung“ der Alternative für Deutschland erklären. Dieser Prozess geht gerade in eine neue, weniger subtile Phase. Jens Spahn und Konsorten werden vorgeschickt, um ein paar Steine aus der Brandmauer zu schlagen. Der Verbotsantrag gegen die AfD, wenn er denn kommt, soll, so meine Einschätzung, scheitern oder versanden. Bis dahin sind die Blauen in Umfragen bei um die 30 Prozent. Bis dahin hat die Herrscherkaste „ihre“ Leute in jener Partei in hinreichender Zahl in entscheidenden Positionen.

Sobald das der Fall ist, darf sich „Brechstange“ Merz so dermaßen blamieren, dass er sich freuen kann, wenn er mit Schimpf und Schande, aber mit intakter Pension das Kanzleramt zum letzten Mal verlässt. Er wird sich auch deshalb freuen, weil sein Bild vermutlich dort hängen bleiben darf. Wenn er sich nicht rechtzeitig von alleine blamiert, steht sicherlich schon jetzt jemand bereit, der im Bedarfsfall nachhelfen soll. 

Werden die Medien diesen Schwenk mitmachen? Warum nicht? Das ging doch auch bei Corona ganz schnell. Erst war das Virus kein wirkliches Problem und Trump ein Rassist, weil er Flüge aus China stoppen wollte. Dann waren plötzlich Abstandsregeln, Maskenzwang, Lockdowns und ungetestete „Impfungen“ das Gelbe vom Ei. Geht doch.  

Wenn es so weit ist, dann gelten die Worte Halcombes auch für deutsche Freiheitsfreunde: „Wir müssen diese Zeit nutzen, um eine echte Opposition aufzubauen.“

Quellen:

The Transgender Court Ruling: Warming up for Thermidor (Marian Halcombe, UK Libertarian Alliance)

Faesers internationaler Supergau (Aktien mit Kopf, Youtube)


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