11. Mai 2025 06:00

Die USA am Scheideweg Bei Donald Trump spalten sich die Geister

Wo hat er recht? Was macht er falsch?

von Antony P. Mueller

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Bildquelle: StunningArt / Shutterstock Finanzpolitisch am Scheideweg: Welche Richtung schlägt Trump ein?

Die Vereinigten Staaten importieren dauerhaft mehr, als sie exportieren. Gleichzeitig steigen Staatsverschuldung und Auslandsverbindlichkeiten unaufhörlich. Der amerikanische Präsident Donald Trump verspricht, das Problem zu lösen: Zölle auf ausländische Produkte, Druck auf andere Länder, den Dollar weiter zu akzeptieren, und der Versuch, durch politische Maßnahmen die eigene Industrie zu stärken. Doch all diese Maßnahmen stehen im Schatten eines grundsätzlichen Dilemmas, das tiefer reicht als aktuelle politische Entscheidungen. Es ist bekannt als das Triffin-Dilemma – und es betrifft nicht nur Amerika, sondern das gesamte internationale Währungssystem.

Der Widerspruch liegt im Herzen des globalen Geldsystems. Benannt ist das Triffin-Dilemma nach dem belgisch-amerikanischen Ökonomen Robert Triffin, der in den 1960er Jahren einen fundamentalen Widerspruch in der Konstruktion des Weltwährungssystems erkannte. Die zentrale Frage lautete: Wie kann eine nationale Währung gleichzeitig als stabiles Geld für das Inland und als globales Reserve- und Handelsgeld dienen?

In der Praxis bedeutet die Rolle des US-Dollars als Weltleitwährung, dass die USA konstant mehr Dollar in Umlauf bringen müssen, als sie selbst benötigen. Andere Länder halten den Dollar als Reserve, verwenden ihn für den Handel und investieren in US-Staatsanleihen. Dieses System verschafft den Vereinigten Staaten große Vorteile: Sie können ihre Defizite leicht finanzieren. Sie zahlen für reale Güter mit einer Währung, die sie selbst drucken – oder heute: elektronisch erzeugen.

Doch genau das ist der Kern des Problems: Um die Welt mit Dollar zu versorgen, müssen die USA Leistungsbilanzdefizite anhäufen. Gleichzeitig untergräbt diese wachsende Verschuldung das Vertrauen in den Dollar als eine stabile Währung. Das Triffin-Dilemma ist somit kein kurzfristiges politisches Problem, sondern eine strukturelle Schwäche des globalen Finanzsystems.

Die wirtschaftlichen Kennzahlen sind alarmierend. Die US-Staatsverschuldung lag im Mai 2025 bei rund 36,2 Billionen Dollar – ein historischer Rekord. Das entspricht mehr als 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Noch kritischer: Etwa ein Drittel dieser Schulden wird von ausländischen Investoren gehalten. Die sogenannte Netto-Auslandsvermögensposition – also die Differenz zwischen US-amerikanischen Auslandsvermögen und den Forderungen anderer Länder an die USA – beträgt inzwischen minus 26,2 Billionen Dollar. Sowohl bei der öffentlichen Verschuldung wie bei der Auslandsverschuldung zeigen die Trends steil nach oben. Die amerikanische Regierung ist nicht ohne Grund in Panik.

Diese Zahlen verdeutlichen, dass sich das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit der Vereinigten Staaten auf einem schmalen Grat bewegt. Eine abrupte Wende – etwa durch Zinserhöhungen, eine Rezession oder politische Instabilität – könnte das gesamte Kartenhaus ins Wanken bringen.

Vor diesem Hintergrund erscheint Trumps wirtschaftspolitische Strategie. Auf der einen Seite möchte er die Industrieproduktion im eigenen Land stärken und die Handelsbilanz verbessern, was durch einen schwächeren Dollar erreicht werden könnte. Eine schwächere Währung macht amerikanische Produkte im Ausland günstiger und importierte Güter teurer. Auf der anderen Seite aber besteht die amerikanische Außenpolitik darauf, die Dominanz des Dollars im globalen Finanzsystem aufrechtzuerhalten – teilweise auch mit Druck auf Länder, die Alternativen wie den Euro oder den chinesischen Renminbi in Erwägung ziehen. Das führt zu einem politischen Trilemma: Reindustrialisierung, Schuldenkonsolidierung und die Währungsdominanz – alle drei Ziele gleichzeitig zu erreichen, ist kaum möglich.

Die Lösung liegt woanders und mit Sicherheit nicht in der aktuell vom US-Präsidenten verfolgten Zollpolitik. Auch eine neue staatliche Reservewährung, zum Beispiel seitens des chinesischen Yuan, ist kein Ausweg. Fiat-Währungen erlauben es Staaten und Zentralbanken, Geld ohne reale Deckung zu schaffen. Dies führt oft zu Inflation, Spekulationsblasen und zur schleichenden Enteignung der Sparer. Die Lösung liegt in einer neuen Geldordnung. Wettbewerb zwischen Währungen würde Stabilität und Vertrauen schaffen – und staatliches Missmanagement durch Zentralbanken verhindern.

Das globale Währungssystem bildet das Rückgrat des internationalen Handels, der Kapitalströme und der wirtschaftlichen Koordination über Grenzen hinweg. Doch das gegenwärtige System, das auf ungedecktem Papiergeld basiert und von Zentralbanken dominiert wird, hat wiederholt zu Inflation, Finanzkrisen und untragbaren Staatsschulden geführt. Diese Probleme sind keine Zufälle, sondern zwangsläufige Folgen der staatlichen Kontrolle über das Geld. Darin liegt das Problem und seine Lösung besteht in Privatgeld. Geld soll nicht durch staatliche Anordnung entstehen, sondern aus dem freiwilligen Handeln von Marktteilnehmern hervorgehen. Es würde solides Geld entstehen, ein solches, das seinen Wert über die Zeit erhält, wenn es gegen politische Manipulation geschützt ist. In einem solchen System könnten private Banken eigene Geldscheine ausgeben, die durch Gold oder Silber gedeckt sind. Diese Noten zirkulieren entsprechend dem Vertrauen der Kunden in die Zahlungsfähigkeit der Bank. Banken, die sich unvorsichtig verhalten oder übermäßig Kredit vergeben, würden schnell Kunden verlieren und aus dem Markt ausscheiden. So würde sich Marktdisziplin durchsetzen. Bereits 1976 forderte Friedrich von Hayek freie Währungswahl, dass jedermann das Recht haben sollte, eigene Währungen zu emittieren und zu nutzen. Geld würde damit zu einem normalen Gut, das wie jedes andere dem Wettbewerb unterliegt. Eine solche Währungskonkurrenz würde die Monopolstellung des Staates beseitigen und Emittenten dazu zwingen, den Wert ihrer Währungen zu erhalten. Das Ergebnis wäre ein dynamisches, dezentralisiertes und innovationsfreundliches Geldsystem – ohne politische Verzerrung.

In einem idealen System würden Zentralbanken abgeschafft und Fiatgeld aus dem Verkehr gezogen. Der natürliche Zinssatz würde sich wieder aus Angebot und Nachfrage nach Ersparnissen und Investitionen ergeben – im Unterschied zu dem von den Zentralbanken diskretionär festgelegten monetären Zinssatz. In einem Privatbankensystem ohne monopolistische Geldemission könnte der Markt die intertemporale Allokation von Ressourcen effizient und nachhaltig koordinieren. Nötig dazu sind die volle Legalisierung alternativer Währungen wie Kryptowährungen und goldgedeckter Zahlungssysteme und die Abschaffung der Verankerung der jeweils geltenden staatlichen Währung als „gesetzliches Zahlungsmittel“. Kommt es zur Aufhebung der gesetzlichen Zahlungsmittelfunktion einer bestimmten staatlichen Währung, könnten Bürger frei entscheiden, welches Geld sie nutzen – staatlich, privat oder digital. In einem solchen System wären Defizite nicht mehr durch Gelddrucken finanzierbar – und das Triffin-Dilemma verlöre seine Grundlage.

Technologische Entwicklungen beschleunigen die Möglichkeit der Abkehr vom staatlichen Zwangsgeld. Die Entstehung von Bitcoin und anderen Krypto-Assets stellt eine direkte Herausforderung für staatliches Geld dar. Obwohl noch volatil, verkörpern diese digitalen Alternativen Dezentralität, feste Geldmenge und freiwillige Akzeptanz. Mit dem Aufkommen von digitalen Währungen, Blockchain-Technologien und DeFi-Systemen (Decentralized Finance) entstehen neue Möglichkeiten. Kryptowährungen wie Bitcoin oder auf Sachwerte basierende Tokens könnten in Zukunft eine echte Alternative zum staatlichen Papiergeld darstellen. Auch wenn viele dieser Innovationen noch in den Kinderschuhen stecken und regulatorisch umstritten sind, zeigen sie einen Ausweg aus dem Dilemma: Entpolitisierung des Geldes, Wettbewerb der Währungen und Rückkehr zu stabilitätsorientierter Geldordnung.

Je mehr Menschen auf nicht-staatliche Währungen setzen, desto stärker wird der Druck auf das etablierte System, sich anzupassen – oder zu verschwinden. Ob durch Gold, private Währungen oder kryptographische Alternativen: Die Zukunft des Geldes liegt in der Wahlfreiheit, nicht in staatlichem Zwang.

Präsident Trump begibt sich auf einen Irrweg, das Problem durch Zölle zu lösen. Die Währungsprobleme lassen sich nicht durch kurzfristige Maßnahmen oder neue Machtzentren lösen, sondern nur durch eine grundlegende Neuordnung des Geldsystems, die sich an den Prinzipien von Stabilität, Freiheit und Marktorientierung orientiert. Kein Land kann dauerhaft die Rolle des Weltbankiers spielen, ohne selbst unter der Last zusammenzubrechen. Die USA stehen an einem Wendepunkt – und mit ihnen das globale Finanzsystem. Die Zukunft liegt nicht in noch mehr Staatsintervention, sondern in der Rückkehr zu einem entpolitisierten Geld, das den Menschen dient – und nicht den Mächtigen.

Friedrich von Hayek: „Denationalisation of Money“. Institute of Economic Affairs (1990)

Benjamin Mudlack: „Neues Geld für eine freie Welt. Warum unser Geldsystem kein Herrschaftsinstrument sein darf“ (2025)


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