Blackout: Es kam, was kommen musste
Die technischen Hintergründe für den flächendeckenden Stromausfall in Spanien und Portugal
von Klaus Peter Krause drucken

Es kam, was doch einmal kommen musste: ein flächendeckender Stromausfall jüngst in Spanien und Portugal, auch im Süden Frankreichs. Und zwar wegen der Stromversorgung mit Windkraft und Sonnenschein (Photovoltaik), letztlich also wegen des absurden CO2-Wahns, um das Klima zu schützen, also die Erde vor einem Erwärmen zu retten. Für Kundige ist diese Ursache sonnenklar. Aber Energiewende-Profiteure und CO2-Märchen-Gläubige in Politik und System-Medien versuchten prompt und hochnotpeinlich berührt, sich andere Erklärungen abzuringen – frei nach Christian Morgensterns Palmström: Es kann doch nicht sein, was nicht sein darf.
Zunächst geisterte gar etwas von „Cyberangriff“ und von „ein ungewöhnliches meteorologisches oder atmosphärisches Phänomen“ als Ursachen herum (so der portugiesische Netzbetreiber „Redes Energéticas Nacionais“ (REN). Dann aber schloss der spanische Netzbetreiber Red Eléctrica de España (REE) diese drei Phantasien recht zügig aus. Gleichwohl eröffnete der oberste spanische Gerichtshof ein Verfahren, um zu untersuchen, ob der Stromausfall vielleicht doch ein „Computer-Sabotageakt“ gewesen sei. Mit dem Ergebnis wird es freilich gerichtsüblich dauern. Spaniens Premierminister Pedro Sánchez sah als Ursache „ein Problem im europäischen Stromnetz“. Wohl wahr, aber welches genau? Auch eine „starke Oszillation“ fiel ihm zur Begründung ein. Mit der war aber ebenfalls nicht viel anzufangen, denn weitere Einzelheiten nannte er nicht. Am 28. April kurz vor Mitternacht hatte er von einem großen Rätsel gesprochen („FAZ“ vom 30. April 2025, Seite 7). Als Regierungschef hätte er es besser wissen können und müssen.
Die Medien schwelgten darin, was ohne Strom alles nicht funktionierte
Wer zögerte, mit der offensichtlichen Ursache herauszurücken, behalf sich mit der Formulierung, die Suche nach der genauen Ursache dauere noch an. Wer auf Seriosität in der Berichterstattung hielt, beschied sein Publikum lieber auch erst mit diesem Hinweis. Für andere wie das Info-Portal „Uncut-News“ aus der Schweiz vom 29. April (siehe Link unter dem Artikel) war gleich klar: „Alle Finger zeigen auf die Solarenergie.“ Die Medien schwelgten in Berichten darüber, was ohne Strom alles nicht funktionierte. Es ist ziemlich beeindruckend, und es wäre sehr, sehr hilfreich, wenn es in den Köpfen hängen bliebe, vor allem, dass die Ursachen des Netzzusammenbruchs der CO2-Wahn und die Klimaschutzpolitik sind.
Die Bedeutung der Netzfrequenz von 50 Hertz
Wer das Geschehen verstehen will, muss den technischen Hintergrund kennen. Die technische Vorgabe für das Stromnetz ist eine Netzfrequenz von 50 Hertz (Hz).Sie ist von den Netzbetreibern penibel einzuhalten. Vertragen kann das Netz nur eine sehr geringe Abweichung davon – 0,2 Hz nach oben und nach unten. Wird diese Toleranzschwelle überschritten, kommt es zum Netzzusammenbruch. Ferner hat Strom die physikalisch bedingte Eigenschaft, dass er, wenn er produziert wird, auch sofort abgenommen werden muss. Angebot und Nachfrage von Strom müssen in jeder Sekunde identisch sein. Sobald Erzeugung und Verbrauch voneinander abweichen, kommt es im Stromnetz zu Frequenzschwankungen, denen gegenzusteuern ist. Erzeugter Strom braucht Abnehmer, die ihn sofort verwenden können. Fehlen die, beeinträchtigt das die Netzfrequenz augenblicklich, wodurch die Netzstabilität und damit die Stromversorgung gefährdet sind.
Mit immer mehr Wind- und Solarkraftanlagen auch immer mehr Frequenzschwankungen
Seit Strom aus immer mehr
Windkraft- und Photovoltaikanlagen kommt und herkömmliche Stromerzeuger
(Kohle-, Gas-, Kernkraftwerke) immer weniger Strom liefern dürfen und möglichst
ganz verschwinden sollen, ist die Stromerzeugung zusätzlich starken
Schwankungen ausgesetzt – Angebotsschwankungen. Das wirkt sich nachteilig auf
die Netzfrequenz und die Netzstabilität aus. Extremfälle sind nächtliche
Windstille (keine Sonne, kein Wind – die sogenannte Dunkelflaute, folglich kein
Strom) und tagsüber lange sonnige und zugleich windreiche Tage (die sogenannte
Hellbrise, also Stromüberschuss). Die Schwankungen dieser Stromversorgung mit
Wind und Sonnenschein im Verlauf eines jeden Tages sind groß und häufig. Sie
gefährden das Stromnetz massiv. Wind- und Sonnenstrom fließen auch dann ins
Netz, wenn er gerade keine Abnehmer hat, es also am Bedarf fehlt. Oder es geht
dem Netz urplötzlich Strom verloren, wenn der Wind nachlässt und/oder sich eine
Wolkendecke vor die Sonne schiebt. Und je mehr Windkraft- und Photovoltaikanlagen
errichtet werden, umso häufiger sind auch die Gefährdungen.
Wetterabhängige Stromerzeugung strapaziert die Netzstabilität
Es wird immer schwieriger, Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen und die Frequenz im Netz stabil zu halten. Früher vor der „Energiewende“ war die Verteilung des Stroms vergleichsweise einfach gewesen. Produziert und stetig produziert haben ihn fast nur die Versorger und überwiegend in Großkraftwerken. Die Unternehmen und Haushalte waren nur Abnehmer, nicht ebenfalls Stromerzeuger. Das ließ sich vergleichsweise einfach kalkulieren und steuern. Aber mit dem Ausbau von Wind- und Solarstrom schwankt die Produktion abhängig vom Wetter. Auch wird der Strom nun sehr dezentral erzeugt. Selbst Privathaushalte speisen Strom von ihren Solardächern ins Netz. Der Regelungsbedarf, um das stetige Schwanken von Angebot und Nachfrage auszugleichen und die Netzfrequenz stabil zu halten, hat sich extrem ausgeweitet.
Nur herkömmliche Kraftwerke können einen Netzzusammenbruch beheben
Nur mit herkömmlichen Kraftwerken lässt sich bewerkstelligen, dass ein zusammengebrochenes Stromnetz wieder aufgebaut wird und wieder funktioniert. Nur sie verfügen über die Momentan-Regelenergie-Fähigkeit im Netz und die rotierenden Massen, die zum Regeln des Stromnetzes und für das Wiederhochfahren notwendig sind, Schwarzstartfähigkeit genannt. Man braucht die Herkömmlichen also nach wie vor. Mit der Stromerzeugung durch Windkraft- und Photovoltaikanlagen geht das Wiederhochfahren technisch nicht. Das funktioniert nur mit regelbaren Kraftwerken, also denen, die mit Kohle, Erdöl, Gas oder Kernkraft betrieben werden.
Stromausfälle gleichsam vorprogrammiert
Vor dem Energiewende-Spuk ist das schnelle Hoch- und Runterregeln von (damals vergleichsweise nur gelegentlichen) Frequenzabweichungen noch relativ einfach gewesen. Dafür gesorgt haben die herkömmlichen Kraftwerke. Mit ihrer Momentan-Regelenergie, ihren rotierenden Massen und ihrer Schwarzstartfähigkeit sind sie in der Lage, Frequenzabweichungen schnell aufzufangen. Mit unstetigem Wind- und Solarstrom ist das technisch nicht möglich. Heutzutage, mit immer mehr Wind- und Solarkraftwerken und immer weniger herkömmlichen Kraftwerken bis hin zur geplanten Netto-Null, ist das notwendige und weit zahlreichere Regeln der Frequenz hochkompliziert geworden und eine stets verlässliche Stromversorgung sehr gefährdet, Stromausfälle sind also gleichsam vorprogrammiert. In Deutschland ist die Stromversorgung vor dem CO2-Wahn zu 99,99 Prozent sicher gewesen. Das ist sie mit Wind- und Sonnenstrom nun nicht mehr. Dabei ist diese als Klimaschutz getarnte Stromerzeugung nicht nur eine deutsche Marotte, auch viele andere Länder machen das, doch deutsche Politik treibt es in ihrem Sendungs-, Perfektions- und Bürokratismusdrang weitaus zu arg, wodurch es für das Land und uns Bewohner weitaus gefährlicher wird.
Wie der Netzzusammenbruch in Spanien geschah
Zurück zum spanisch-portugiesischen „Blackout“. Auch wenn er nun schon rund zwei Wochen zurückliegt: Seine Ursache sollte sich einprägen, ist sie doch symptomatisch. Passiert war das Unglück mittags am Montag, den 28. April, kurz nach 12:30 Uhr. Es währte rund achtzehn Stunden lang, denn erst am frühen Morgen des 29. April meldete der spanische Netzbetreiber „Red Eléctrica“, dass 99 Prozent des Stromnetzes wieder in Betrieb seien. Betroffen gewesen waren etwa 80 Millionen Menschen. Das tatsächliche Geschehen stellt sich so dar: An diesem Tag herrschte starker Sonnenschein. Die Solaranlagen in Spanien und Portugal lieferten Strom zuhauf. Sie zentral einfach abzuknipsen (also herunterzuregeln wie bei herkömmlichen Kraftwerken), geht bei ihnen nicht. Die spanische Netzfrequenz steuerte auf riskante 50,2 Hz zu. Deshalb versuchte Spaniens Netzbetreiber „Red Eléctrica“, seinen Stromüberschuss nach Frankreich loszuwerden. Das Entsorgen klappte nicht. Folglich wurde die spanische Netzfrequenz über 50,2 Hz hinaus durchbrochen. Folglich nahmen zahlreiche Stromabnehmer in Spanien Notabschaltungen vor, Lastabwurf genannt, verließen das Netz und fielen für die Stromabnahme aus. Denn eine falsche Frequenz pflegt alle Geräte, die 50 Hz brauchen, zu zerstören. Durch die Notabschaltungen war die Nachfrage weggebrochen. Wohin mit dem vielen Strom, wenn die Nachfrage plötzlich weg ist? Angebot und Nachfrage, die sich sekundengenau gleichen müssen, klafften auseinander, das Netz kollabierte. Ähnlich in Portugal.
Der Ausfall Frankreichs beim Ableiten des Stromüberschusses
Noch nicht gleich zu klären war, weshalb das Ableiten des Stroms nach Frankreich misslang. Man las, vielleicht habe ein Waldbrand in Frankreich die dortigen Stromleitungen beschädigt. Oder die Strommenge des spanischen Entsorgungsversuchs sei zu groß gewesen, habe die Kapazitätsgrenze der französischen Stromleitungen überschritten und sei daher nicht aufgenommen worden. „Red Eléctrica“ hat für den 5. Mai eine offizielle Erklärung zu dem Debakel angekündigt. Das mag sie getan haben, doch zu finden war sie nicht.
Mit Wind- und Sonnenstrom lässt sich ein Stromnetz nicht wieder hochfahren
Wenn das Stromnetz zusammengebrochen ist, kann man es mit Wind- und Photovoltaikstrom nicht wieder hochfahren. Das ist nur mit regelbaren Kraftwerken möglich, also jenen, die mit Kohle, Gas oder Kernkraft betrieben werden. Sie setzen und garantieren im Netz den Takt. Sie sind also nach wie vor unabdingbar. Das Wiederhochfahren geht aber nur langsam. Denn man kann an Strom nur so viel wieder hochfahren, was an Strom gerade nachgefragt wird. Auch dann müssen Angebot und Nachfrage von Strom sekundengenau identisch sein. In Spanien hat es, wie schon (siehe oben) erwähnt, rund achtzehn Stunden gedauert, bis Strom wieder voll verfügbar war.
Warum es Deutschland regional leichter hat als Spanien
Die Frage, ob so ein weiträumiger Stromausfall auch in Deutschland passieren kann, liegt nahe. Es kann, aber die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Fall eintritt, wird als geringer dargestellt. Rein regional gesehen sei eine Situation wie in Spanien zumindest derzeit unwahrscheinlich. Wohl hat auch Deutschland ein Problem bei Dunkelflauten vor allem im Winter und bei Hellbrisen im Sommer. Durch seine 28.766 Windkraft- und 4,75 Millionen (!) Photovoltaikanlagen (Stand Ende 2024) wird das Netz bei Hellbrisen mit zu viel Strom überschüttet. Aber dank seiner geographischen Lage in Europas Mitte hat es acht Nachbarländer, denen es seinen Stromüberschuss andrehen kann, wenn auch immer wieder unentgeltlich oder mittels Zuzahlung subventioniert, damit die Nachbarn den deutschen Überschuss überhaupt abnehmen. Mit diesen acht Entsorgungsmöglichkeiten hat es Deutschland leichter als Spanien. Ein Problem sind die Voltaikanlagen auf den Dächern. Die liefern Strom, der bei Überschusslage zentral nicht geregelt, also nicht gedrosselt, nicht abgeknipst werden kann und somit für die Netzstabilität eine besondere Gefahr darstellt.
Höher ist für Deutschland das Risiko, falls die Stromversorgung europaweit kollabiert
Immerhin gut (und notwendig) ist, dass es noch einige konventionelle Kraftwerke gibt, die man zur Frequenzregelung und zum Widerhochfahren braucht. Wenn auch sie demnächst fehlen und, wie von den Energiewende-Fanatikern geplant, fehlen sollen, sieht es ganz düster aus. Ohne verlässlichen Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen keine Zukunft, ohne ihn wirtschaftlicher Niedergang und schwindender Wohlstand für uns Bürger. Man kann es auch Selbstmord auf Raten nennen. Dagegen ist in Deutschland die Gefahr eines regionalen Stromausfalls größer als das Risiko, dass die Stromversorgung europaweit kollabiert und sogar tage- oder wochenlang andauert. Ausgehen kann so ein Kollaps auch von Deutschland, wenn es alle herkömmlichen Kraftwerke abgeschafft hat und wenn nur noch Wind und Sonnenschein Strom liefern, also unzuverlässigen Zufallsstrom. Deutsche Systemmedien unterrichten über dergleichen entweder gar nicht oder nur lückenhaft.
Kundige haben vor den Gefahren der Energiewende vergebens gewarnt
Die Gefahr, die von dieser Energiewende-Politik ausgeht, war von Anfang an absehbar. Elektroingenieure, Wissenschaftler und andere Kundige haben vor dieser Gefahr schon früh und immer wieder gewarnt. Vergebens. Auch ich selbst habe mich bei ihnen kundig gemacht und ihnen mit ihrer Argumentation auf meiner Blog-Seite von Anfang an Gehör eingeräumt. Dort finden Sie unter „Kategorien“ (erste Spalte links) seit 2008 zum Stichwort Energiewende immerhin 198 Beiträge und zum Stichwort Klimaschutzpolitik 241. Schon 2008 schrieb ich fünf Beiträge über „Windstrom-Illusionen“. Ein weiterer war betitelt „Die Klimaschutzpolitik führt ins Unglück“, und der folgende beschreibt, dass hinter der Klimaschutzpolitik eine üble Mischung aus geschäftlichen und fiskalischen Interessen steckt (Titel „Wahnsinn mit Methode“), aber kein Klimaschutz.
Die Merz-Regierung setzt die Energiewende-Politik unbeirrt fort
Der Nun-doch-Bundeskanzler Merz setzt mit seiner Regierungstruppe die Energiewende-Politik der Vorgängerregierung in allen ihren Sparten unbeirrt fort und ist sachlichen Gegenargumenten nicht zugänglich. Das vorgebliche Ziel, damit das Erdklima retten zu wollen (und zu können), steht unverrückbar weiterhin fest. Die staatliche Planwirtschaft in der Stromversorgung gegenüber dem Ampel-Gehampel wird eher verschärft und versinkt immer tiefer in einer durch sie unausweichlichen Bürokratieorgie wie in einem Morast.
Dieser Artikel erschien zuerst auf dem Blog des Autors.
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