Künstliche Intelligenz: KI als Herrschafts-Gleitmittel am Beispiel Steuern
Massenmanagement leicht gemacht

„Steuern“ darf hier ruhig im doppelten Sinne verstanden werden – nicht nur im üblichen, also in Form der Frage, wer denn sonst die Straßen bauen, „Hilfsgelder“ an Kriegsparteien überweisen, Banken „retten“, Millionen überzähliger Masken für seine Freunde aus der Industrie bestellen oder neue zukunftsweisende Lehrstühle für amorphes Geschlechterdesign an Universitäten einrichten solle, sondern auch im psychologischen Sinne: Sagen wir mal „Sozialkybernetik“.
Die Kybernetik, also die „Kunst des Steuerns“, spielte im Werdegang der technokratischen Governance, die gerade mit Schmackes heraufdämmert, schon immer eine zentrale Rolle. Erst recht, nachdem die moderneren Entwicklungen der Computertechnik und auch der Software Machteliten, die ein Interesse an der Perpetuierung ihrer Position haben, Vorteile verschafften, von denen frühere Herrscher natürlich nur feucht träumen konnten: Die „Kartierung“ einer ganzen Bevölkerung in Aktenordnern und -schränken – mit Papier und Stift sozusagen – ist ziemlich beschwerlich, vor allem benötigt sie menschliche Arbeitskraft. Und die will bezahlt werden. Mist. So lässt sich kein gläsernes Bürgertum schaffen.
Hat man jedoch soziale Netzwerke wie „Meta“, ehemals Facebook, zur Verfügung, deren Mitglieder, wie sich ein ehemaliger CIA-Direktor einmal ausdrückte, sowieso „alles preisgeben, und zwar freiwillig“ – mit wem sie gerade schmusen, ihre politische Einstellung, welche Bücher sie lesen et cetera, et cetera, das sollte sattsam bekannt sein –, braucht man diese Daten nur noch auf elektronischem Wege zu sammeln, auszuwerten und daraus zum Beispiel sogenannte „psychometrische Profile“ der Nutzer zu erstellen.
Hat man obendrein noch leistungsfähige Systeme auf Basis künstlicher Intelligenz zur Verfügung, wird das – um es abzukürzen – „Massenmanagement“ noch einfacher. Also kurz: Den Eliten von heute stehen Mittel zur Verfügung, die das altbekannte Argument, eine umfassende Überwachung sei schon aus Personal- und Kostengründen unmöglich, leider mehr und mehr ad absurdum führen. Doch: Die technischen Möglichkeiten dazu sind nun vorhanden. Und das alles in Echtzeit, global, mittels Glasfaserkabel oder per Satellit fast in Nullzeit rund um die Welt. Das „effiziente“ Verwalten – Effizienz ist ein weiteres Lieblingswort von Technokraten – großer Mengen an Steuerwollepflückern gestaltet sich dadurch fast zum Kinderspiel.
In einer Werbepause eines Filmes stieß ich neulich auf einen Spot, in dem eine Steuerberatungssoftware für „Otto Normalkonsument“ beworben wurde – ja, natürlich mit „KI-Assistent“. Nun will ich hier natürlich nicht nur mosern: Klar kann das eine große Erleichterung sein. Ich meine, zeigen Sie mir mal einen Menschen – auch nur einen –, der begeistert ausriefe: „Nächste Woche mache ich wieder meine Steuererklärung! Ich hab’ den Sekt schon kalt gestellt! Das feier ich total!“
Ich fürchte jedoch und sage hiermit voraus, dass man sich genau diesen psychologischen Umstand zunutze machen wird, um das zu fördern, was im gewohnt anglizistischen Sprachgebrauch von Technokraten „Compliance“ genannt wird: Fügsamkeit, Gehorsam.
Mag sein, dass manche Menschen die „effizienten“ Neuerungen nur mit einem gewissen Zähneknirschen akzeptieren werden. Letztendlich aber werden sie froh sein: „KI, machְ’ mal meine Steuererklärung. Keinen Bock auf den Scheiß“ – also nach der Devise: Schnell aus den Augen und noch schneller aus dem Sinn.
Was herrschaftsmethodologisch gesehen enorme Vorteile brächte: Niemand – oder kaum jemand – in der Bevölkerung würde ernsthaft noch die geistige Machete schwingen, um den Steuerdschungel zu lichten. Wie funktioniert das alles eigentlich? Stattdessen: „Computer, Steuererklärung. Bitte. Ich halt’s nich’ aus …“
Zweitens: Die entsprechende KI-Software ließe sich bei Gesetzesänderungen mühelos per Update aktualisieren. Begleitet von ellenlangen, gewohnt bürokratisch hackformschwurbulierten „Bitte lesen Sie sich die folgenden Hinweise aufmerksam durch“-Texten, zu deren vollständiger Lektüre man den bereits gewohnten Urlaub („Ich kann nich’ mehr …“) stornieren muss. Was natürlich niemand tun wird. Ergo: Klick auf „Akzeptieren“. Jaja, weiter.
Drittens: Man wird das Steuerrecht auch nicht wesentlich vereinfachen. Kann ich mir nicht vorstellen. Sondern es in bereits geschilderter Manier „effizient“ von KI-Systemen managen lassen, vielleicht wird man die „Schlagzahl“ der „Updates“ sogar erhöhen – damit erst recht niemand mehr Lust verspürt, durchzusteigen. Jaja, verdammt, weiter, weiter. Klick. Klick. Klick. Puh, feddich.
Klingt nach Science-Fiction? Ich könnte drauf wetten.
Bis nächste Woche.
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