Gestahlfedert: Abgesägt: Das schönste Kettensägenmassaker der Welt
Von einem, der auszog, um alles richtig zu machen

Als Javier Milei im November 2023 zum Präsidenten des durch jahrzehntelangen Sozialismus heruntergewirtschafteten Argentiniens gewählt wurde, habe ich mich – wie wohl jeder Libertäre – zunächst einmal riesig gefreut. Doch sofort wurden in der Bubble durchaus berechtigte Bedenken laut, die noch mehr Wucht erhielten, als sie auch von Hans-Hermann Hoppe geteilt wurden: Was, wenn Milei scheitert?
Diese Zweifel basierten nicht auf mangelndem Glauben der Libertären an die Richtigkeit des Libertarismus, sondern auf der realistischen Angst vor seiner falschen Umsetzung. Scherzhaft merke ich an der Stelle gerne an, dass dies unsere einzige Gemeinsamkeit mit Sozialisten ist, die nach jedem krachend gescheiterten Umsetzungsversuch (also nach ausnahmslos jedem) stets behaupten, der Sozialismus sei nur nicht richtig umgesetzt worden. Wie peinlich, wenn ausgerechnet wir bei einem Scheitern Mileis mit derselben Ausrede daherkämen!
Da gibt es jedoch einen entscheidenden Unterschied: Den Sozialismus kann man nicht „richtig“ umsetzen, das hat Ludwig von Mises bereits vor über hundert Jahren in der Theorie begründet bewiesen und wurde seitdem von der Realität ausnahmslos bestätigt. Man kann höchstens sagen, je „richtiger“ der Sozialismus umgesetzt wird, desto mehr Tote gibt es. Das heißt, im konsequent umgesetzten Sozialismus sind am Ende alle tot, weshalb ich ihn als die genozidalste Ideologie der Menschheitsgeschichte bezeichne.
Im Gegensatz zum Sozialismus ist der Libertarismus – trotz gegenteiliger Behauptung seiner Feinde und Gegner – gar keine Ideologie, also keine intellektuelle Arschgeburt irgendeines Durchgeknallten, sondern eine natürliche Ordnung, die sich unter freien Menschen stets dort ergibt, wo kein Durchgeknallter meint, aus irgendeinem herbeihalluzinierten Grund Herrschaft ausüben zu müssen. Wobei die Beherrschten, die ihm diesen Grund glauben, nicht minder Teil des Problems sind. Und irgendwelche herbeihalluzinierten Gründe zur Unterdrückung und Ausbeutung anderer Menschen hat der Sozialismus immer wieder gefunden: Im roten Sozialismus die Reichen, im braunen die Juden und im grünen den Klimawandel. Eins haben alle diese „Gründe“ gemeinsam: Sie basierten stets auf Lügen.
Um nicht unnötig abzuschweifen: So „richtig“ umsetzen lässt sich der Libertarismus nur in einer Privatrechtsgesellschaft. In einem Staat kann man höchstens libertäre Reformen auf den Weg bringen, was sich je nach politischem System schwer bis unmöglich gestaltet.
So unschön das klingt, aber am einfachsten geht das in einer Diktatur, weshalb Augusto Pinochet das einstige Armenhaus Südamerikas, Chile, durch die Anordnung eines weitgehend freien Marktes in kürzester Zeit zu immenser wirtschaftlicher Blüte verholfen hat. Gleichzeitig war er schon Hoppe, bevor Hoppe selbst Hoppe war, und hat das „physical removement“ von Sozialisten betrieben mit dem Slogan „make helicopters great again“. Ein Militär-Mann macht halt Militär-Dinge!
Die Demokratie hingegen ist ein massives Problem für die Freiheit, da sie am Ende fast immer zu Totalitarismus und Sozialismus führt und Demokratien sich dabei nur im Faktor Zeit unterscheiden. Die Erklärung dafür liefert ebenfalls Hoppe in seiner „Bibel“ über die Demokratie, den Gott, der keiner ist (sondern die Ausgeburt der ewigen Arschhölle, Anmerkung des Verfassers). Sollte dennoch ein Libertärer in einer Demokratie an die Macht kommen, so ist seine Macht stets beschränkt – inhaltlich und zeitlich. Er kann nicht machen, was er will, sondern ist meist auf Kompromisse angewiesen, die in aller Regel fauler sind als Arno Dübel, Gott hab ihn selig. Selbst jemand, der eine absolute Mehrheit hat, was selten passiert, oder gar eine Zweidrittelmehrheit, was noch seltener passiert, ist noch gewissen Einschränkungen und Zwängen zu Kompromissen unterlegen, und seien es nur parteiinterne, was mitunter sogar noch schlimmer sein kann.
Argentinien ist eine Demokratie, weshalb es über den Zeitraum von rund hundert Jahren schleichend den Weg vom reichsten Land der Welt zur peronistischen Arschhölle gegangen ist. Und dann geschah eine Art Wunder, denn statt dass die Menschen – wie in Demokratien normalerweise üblich – aufgrund der allgegenwärtigen Gehirnwäsche bei jedem Scheitern von sozialistischen Maßnahmen stets noch mehr davon herbeiwählen, wurde plötzlich ein erklärter Anarchokapitalist, der sich gegen all das stemmte, zum Präsidenten gewählt. Für uns Europäer (und vielleicht sogar für den Rest der Welt, was ich nicht beurteilen kann) kam das überraschend, denn bis kurz vor der Wahl hatte hier kaum jemand von „El Loco“ (dem „Verrückten“, der aber in Wahrheit der einzig Normale unter lauter Irren war) gehört.
Wie zum Teufel hat Milei das geschafft? Ich maße mir an, das erklären zu können, denn ich komme aus dem Showgeschäft und habe daher schon früh analysiert, wo der Knackpunkt liegt, warum wir Libertären kaum Land gewinnen können: Weil die Sozialisten die bessere Show machen!
Warum machen Sozialisten die bessere Show? Nun, zwangsweise, denn sie haben keine andere Wahl: Sie folgen einer Scheißhausideologie, die bereits auf einer falschen Grundannahme, also einem Generalirrtum, beruht, und ansonsten nur aus Widersprüchen besteht, weshalb sie in der Realität stets krachend gescheitert ist. Wenn man ein Produkt anzubieten hat, das bereits der allerhinterletzte, dysfunktionale Dreck ist und bei Anwendung jeden umbringen wird, weshalb das niemand jemals freiwillig „kaufen“ würde, wenn er all das wüsste, dann muss man sich halt was einfallen lassen, und setzt gezwungenermaßen auf Show-Effekte: Inhaltslos, aber emotional packend. „Wir sorgen für soziale Gerechtigkeit…“ klingt super, wenn man den Teil „…und wir bestimmen, was sozial und gerecht ist, und stecken jeden, der das anders sieht, in den Gulag“ einfach weglässt. „Wir sorgen für Gleichheit…“ klingt ebenfalls sehr überzeugend ohne „… und am Ende sind alle gleich tot“. Dazu gibt es noch tolle Lieder, schöne Filme, eine Gulaschkanone und mit etwas Glück sogar eine Bratwurst, und alle machen begeistert mit. Sounds familiar?
Libertäre hingegen sind weitgehend schlaue Nerds, denen billige Show-Effekte eigentlich zuwider sind, weil sie denken, wer Recht hat, braucht sowas nicht. Sie gewinnen jede Diskussion mit Sozialisten, Etatisten und sonstigen Kollektivisten haushoch, weshalb diese Diskussionen vorsichtshalber gar nicht erst stattfinden. Doch selbst wenn sie stattfänden, würden die Libertären dabei keinen Blumentopf gewinnen, denn die meisten Zuschauer verstehen einen Punktsieg in ökonomischen Fragen gar nicht, weil das staatliche Zwangsverblödungssystem in Schulen und Universitäten seit fünfzig Jahren zuverlässig dafür sorgt, dass sie zu staatsgläubigen Ökonomielegasthenikern werden. Sogar die meisten deutschen Volkswirte können von Hayek, falls sie seinen Namen überhaupt mal gehört haben, höchstens einen Satz falsch zitieren, bevor sie bei der Nennung von Keynes ehrfurchtsvoll in die Knie gehen.
Deshalb trieb mich seit Jahren der Gedanke an, dass wir die besseren Witze und die geilere Show machen müssen, wenn wir etwas erreichen wollen. Weshalb ich bei „eigentümlich frei“ meine libertäre Heimat gefunden habe, da man das Problem dort ebenfalls erkannt hatte und mit „viel guter Laune und Heiterkeit“ gegen den täglichen Wahnsinn anlachte. Inzwischen ist die Botschaft auch bei den zwei deutschen libertären Parteien angekommen: Bei der „Partei der Vernunft“ zeigt Dirk Hesse, dass man gleichzeitig inhaltlich kompetent und trotzdem lustig sein kann, und „Die Libertären“ haben mit dem „Afuera-Fest“ ein libertäres Woodstock aus dem Boden gestampft, wo genau das gelebt und auch in gleich mehreren Vorträgen (von Dr. Dr. Rainer Zitelmann, Prof. Dr. Philipp Bagus sowie meiner Wenigkeit) thematisiert wurde: Wir liegen nicht nur richtig, sondern wir sind auch noch cooler und lustiger als die anderen, und wir können so hart Party feiern wie kaum jemand anders.
Milei hatte das bereits vor über zehn Jahren verstanden und die einzig folgerichtige Konsequenz daraus gezogen: Er wurde selbst zur Show, zur One-Man-Show. Es ist ein absoluter Glücksfall der Geschichte, dass dieser Mann auch noch alle Voraussetzungen mitbrachte: Er hat das Aussehen und Auftreten eines Rockstars, mit seiner wilden Frisur, als trüge er die alten Haare von Tom Jones auf, verbunden mit den Koteletten von Elvis Presley, und kommt mit Lederjacke auf die Bühne, wo er die Kettensäge schwingt, so wie der Rockstar seine E-Gitarre. Er hat das ökonomische Wissen eines Professors, und zwar über keinen keynesianischen oder MMT-Voodoo, sondern über seriöse Ökonomie, also die österreichische. Er beherrscht das schier unmögliche Kunststück, diesen teils doch recht drögen Stoff so spannend und für jedermann verständlich zu erklären, dass er wirtschaftswissenschaftliche Vorlesungen auf Marktplätzen gehalten hat, wohin Massen geströmt sind und ihm begeistert zugehört haben, von denen die wenigsten VWL-Studenten gewesen sein dürften. Und dazu verfügt er noch über tonnenweise Charisma: Er gehört zu dieser Sorte Mensch, der einen vollen Raum betreten kann, ohne etwas machen zu müssen, einfach nur aufgrund seiner Anwesenheit, und plötzlich sehen alle nur noch ihn.
Allerdings hat Milei nicht nur die beste Show abgeliefert, sondern den Menschen reinen Wein eingeschenkt, statt ihnen die Sofortlösung all ihrer Probleme zum Nulltarif zu versprechen, so wie alle anderen: Er hat ihnen klipp und klar gesagt, dass sein Kettensägenmassaker nicht von heute auf morgen wie durch ein Wunder aus dem sozialistischen Sumpf Argentiniens ein Land machen würde, in dem Milch und Honig fließen. Er hat ihnen klipp und klar gesagt, dass es bei derartigen Reformen zunächst einmal zu übelsten Verwerfungen und zu einer sogenannten Anpassungskrise kommen wird. Er hat ihnen klipp und klar gesagt, dass sie schlimmstenfalls zwei Jahre oder noch länger durch ein Tal der Tränen wandern müssen, bevor endlich die Sonne aufgeht, und dass sie das durchhalten müssen.
Das ist die Wahrheit, die zu sagen sich in Deutschland niemand wagt, weil er wüsste, damit niemals gewählt zu werden. Dass dann jemand wie Milei bei Menschen, die seit langem staatlich auf eine kurze Zeitpräferenz gezüchtet wurden, mit einer solchen Ansage durchkommt, ist das eigentliche Wunder.
Zwei Gründe könnten ihn zum Scheitern bringen: Dass er aufgrund der Tatsache, dass er keine uneingeschränkte Macht hat, sondern immer noch ungeliebte Kompromisse eingehen muss, die „reine Lehre“ so sehr verwässert, dass sie nicht mehr zum Erfolg führen kann, oder dass die Anpassungskrise so hart und/oder lang wird, dass seine Anhänger den Glauben verlieren. Im schlimmsten Fall tritt alles beide ein.
Und damit hätte er dem Libertarismus natürlich einen Bärendienst erwiesen, denn wir hätten uns fortan vorhalten lassen müssen, dass Freiheit ja nicht funktioniere, und wir hätten uns dann wirklich lächerlich gemacht mit der Antwort „die wurde doch nur nicht richtig umgesetzt“, obwohl es gestimmt hätte.
Die Bedenken waren durchaus berechtigt, aber ich denke, es deswegen gar nicht erst zu versuchen, wo es einmal diese historische Chance gab, ist genauso, als würde man aus Angst vor dem Tod Selbstmord begehen.
So wie es derzeit aussieht, haben sich die Bedenken in Luft aufgelöst, und die Anpassungskrise dauerte kürzer als befürchtet. Stattdessen eilt Milei von Erfolg zu Erfolg:
Die jährliche Inflation sank von rund 211 Prozent bei Mileis Amtsantritt im Dezember 2023 auf etwa 2,4 Prozent monatlich im Februar 2025 – ein historisch niedriger Wert seit Jahren. Laut aktuellen Berichten liegt die monatliche Inflation nun bei ungefähr 1,5 Prozent, was die niedrigste Rate seit fünf Jahren darstellt. Argentinien verzeichnete erstmals seit über einem Jahrzehnt einen Haushaltsüberschuss von etwa 1,8 Prozent des BIP. Das Wirtschaftswachstum liegt bei plus 5,8 Prozent im ersten Quartal 2025 – die höchste Rate seit über 20 Jahren. Mehr als 300 Regulierungen wurden abgeschafft, inklusive Aufhebung von Mietkontrollen, was das Angebot verdoppelte und Mietpreise real um etwa 20 Prozent bis 40 Prozent senkte. Der Energiemarkt boomt, insbesondere im Gasfeld „Vaca Muerta“, sowie im Lithium- und Kupfersektor – Investitionen und Exporte steigen deutlich. Durch ein Steueramnestieprogramm flossen inländisch 19 Milliarden USD an privat gehaltenem Kapital zurück. Das Anlegervertrauen wächst: Die Risikoprämie für argentinische Staatsanleihen sank von etwa 30 Prozent auf 7,5 Prozent.
Friedrich Merz hat sich noch im letzten Dezember bei Maischberger entsetzt geäußert: „Was dieser Präsident dort macht, ruiniert das Land, tritt die Menschen mit Füßen.“ Um dann kurz darauf selbst das Gegenteil von Milei zu machen und damit das Land zu ruinieren und die Menschen mit Füßen zu treten – vor allem jene, die so naiv waren, ihm ernsthaft zu glauben, dass er die desaströse linksgrüne Politik beenden wolle, statt sie mit dem Antifanten Klingbeil, der ihn bei den nicht vorhandenen Eiern hat, auf Speed weiterzuführen.
Stand jetzt hat Milei gewonnen, hat der Libertarismus gewonnen. Das ist jetzt amtlich, spätestens seit die „Bild“ es verkündet hat.
Was allerdings keinen Libertären auch nur ansatzweise erstaunen dürfte, weil es so logisch und unvermeidbar ist wie der Donner, der auf den Blitz folgt. Deshalb sprechen Libertäre hinsichtlich der Zeit Ludwig Erhards auch nie (oder nur ungern) von einem Wirtschaftswunder: Ein Wunder ist etwas, das man sich nicht erklären kann. Der Aufschwung Deutschlands aus den materiellen und moralischen Trümmern des Zweiten Weltkriegs und der Nazi-Herrschaft zur größten Blüte aller Zeiten war aber tatsächlich kein Wunder, höchstens für Ökonomielegastheniker von der Karl-Marx-Universität, sondern die brüllend logische Folge der Freigabe der Preise und der Deregulierung der Märkte.
Wollen wir hoffen, dass Mileis Erfolg ein Signal an die ganze Welt, an die gesamte Menschheit sein wird, sich ihrer regulierungswütigen machtgeilen Scharlatane zu entledigen und die kriminelle Räuberbande namens „Staat“ auf ein Minimum zu reduzieren – oder am besten gleich komplett abzuschaffen, denn niemand braucht den Staat (außer regulierungswütigen machtgeilen Scharlatanen und sonstigen Kriminellen, die sich auf Kosten anderer bereichern wollen, ohne etwas zu leisten).
Doch auch aus Deppenland gibt es ein „bacon of hope“, dass nicht alles verloren ist: Offensichtlich hat sich – nach „D.O.G.E.“ und Milei – auch bis zur aktuellen Regierung herumgesprochen, dass es nicht ganz verkehrt sein kann, hie und da ein bisschen Geld zu sparen, vor allem, wenn man trotz „Sondervermögens“ so pleite ist wie Nordkorea. Daher hat man jetzt die deutsche Lösung gewählt und den Posten eines „Sparkommissars“ geschaffen. Das klingt jetzt schon verdammt sexy – so sexy, dass ich mir glatt vorstellen könnte, meine weibliche Leserschaft nässt sich gerade den Schlüpper ein! Aber der Gag kommt erst: Besetzt hat man diesen Posten mit einem Kerl, der mit seiner strotzenden toxischen Männlichkeit und dem Charisma einer Mischung aus Hardrocker und Gangsta-Rapper den laschen Kettensägen-Mann aus Argentinien für alle Zeiten vergessen lässt: Philipp Amthor!
Quellen:
Argentiniens Wirtschaft boomt dank weniger Staat: Kettensägen-Präsident Milei zeigt, wie Reformen gehen (Bild am 01.08.2025)
Er will bei Personal und Bürokratie kürzen: Amthor wird „Spar-Kommissar“ von Merz (Bild am 30.07.2025)
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