14. Dezember 2025 06:00

Ökonomie Rückkehr der Kriegswirtschaft

Ein Irrweg, der weder die Freiheit garantiert noch zu Wohlstand und Frieden führt

von Antony P. Mueller drucken

Ein düsteres Szenario mit Symbolen der Kriegswirtschaft wie Panzer, Geldscheine und zerfallende Märkte im Hintergrund, in einem urbanen Setting bei grauem Himmel, das die destruktive Wirkung auf Wohlstand zeigt, 16:9, Querformat, ohne Text/Schrift/Logos
Bildquelle: Redaktion Ein düsteres Szenario mit Symbolen der Kriegswirtschaft wie Panzer, Geldscheine und zerfallende Märkte im Hintergrund, in einem urbanen Setting bei grauem Himmel, das die destruktive Wirkung auf Wohlstand zeigt, 16:9, Querformat, ohne Text/Schrift/Logos

In einer Welt zunehmender geopolitischer Spannungen – vom andauernden Krieg in der Ukraine über Eskalationen im Nahen Osten bis hin zu Rivalitäten im pazifischen Raum – erlebt die Kriegswirtschaft eine besorgniserregende Renaissance. Staaten pumpen Milliarden in Rüstung und subventionieren die Waffenindustrie – stets unter dem Vorwand der „nationalen Sicherheit“.

Die globalen Militärausgaben erreichen neue Rekorde. Allein im Jahr 2024 beliefen sie sich auf 2,718 Billionen US-Dollar – ein Anstieg um 9,4 Prozent, der höchste seit Jahrzehnten. Die USA führen mit den Rüstungsausgaben, gefolgt von China und Russland. Die USA – deren Staatsverschuldung derzeit rund 38,4 Billionen US-Dollar beträgt und sich auf über 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts beläuft – haben für das Fiskaljahr 2026 einen Militärhaushalt von etwa 900 Milliarden US-Dollar autorisiert. Das Repräsentantenhaus hat den National Defense Authorization Act (NDAA) verabschiedet, und Präsident Trump hat ihn unterzeichnet. Bei diesem Ausgabenkarussell sind die USA zwar Vorreiter, doch immer mehr Staaten folgen diesem Kurs – darunter auch die Bundesrepublik Deutschland. Auch hier dient die beschworene Kriegsgefahr als Begründung, um Milliardenbeträge freizugeben und die Staatsverschuldung weiter steigen zu lassen.

Aber auch in Europa steigen die Militärausgaben rasant: Die meisten NATO-Staaten erfüllen oder überschreiten das Zwei-Prozent-Ziel, wobei alle Mitglieder im Jahr 2025 voraussichtlich dieses Ziel erreichen. Flankiert werden diese Entwicklungen durch massive Subventionen. Die EU hat für 2025 über den European Defence Fund 1,065 Milliarden Euro bereitgestellt; das European Defence Industrial Programme (EDIP) verfügt über ein Budget von 1,5 Milliarden Euro (2025–2027), um die europäische Rüstungsproduktion zu forcieren. Im Rahmen des Readiness 2030-Plans (ehemals ReArm Europe) soll zudem das Security Action for Europe (SAFE)-Instrument bis zu 150 Milliarden Euro an Krediten mobilisieren. EDIP verfolgt unter anderem das Ziel, gemeinsame Beschaffungen zu fördern und die europäische Industrie zu stärken. In den USA profitieren die großen Rüstungsunternehmen erheblich, während Europas Abhängigkeit von US-Waffen weiterwächst. Zugleich drängen amerikanische Konzerne verstärkt auf den europäischen Markt – was in der hiesigen Industrie zunehmend auf Widerstand stößt.

Kriegswirtschaft bedeutet Interventionismus, Interventionismus bedeutet Planwirtschaft und Planwirtschaft bedeutet Sozialismus. Was mit dem Anspruch auf „Friedenssicherung“ und „Freiheitsbewahrung“ beginnt, führt zur Unfreiheit und am Ende warten Not und Tod.

Aus Sicht der Österreichischen Schule ist diese Entwicklung nichts anderes als ein Rückfall in die Planwirtschaft. Kriegswirtschaft ist mit Marktwirtschaft unvereinbar. Der Weg in die Kriegswirtschaft ist der Weg in den Sozialismus – und damit in Richtung Verarmung und Knechtschaft. Interventionismus zerstört den Wohlstand: Er lenkt Ressourcen fehl, verzerrt Märkte und untergräbt individuelle Freiheiten. Die Österreichische Schule betont den freien Markt als Ort spontaner Ordnung, der durch individuelles Handeln entsteht. Mises’ Konzept der Praxeologie – der Wissenschaft vom menschlichen Handeln – verdeutlicht: Wirtschaftliche Prosperität basiert auf freiwilligem Austausch, nicht auf staatlicher Planung, die zwangsläufig in Unfreiheit mündet.

Kriegswirtschaften sind kein neues Phänomen – ihre verheerenden Wirkungen auf Märkte und Gesellschaft zeigen sich durch die Geschichte hindurch. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wandelten sich westliche Volkswirtschaften zu zentral geplanten Systemen mit Rationierungen, Preiskontrollen sowie staatlich geförderter Rüstungsproduktion. Mises kritisierte diese Entwicklungen bereits 1940 in seinem Werk „Nationalökonomie“. Kriegswirtschaften ignorieren Knappheit, verzerren Preissignale und zerstören die Grundlagen effizienter Allokation. Statt freiwilliger Produktion entsteht Zwang – eine Wirtschaftsform, die Innovationen erstickt und Armut erzeugt. Hayek sah die Kriegswirtschaft als Vorläufer zentraler Planung. In seiner Schrift Der Weg zur „Knechtschaft“ (1944) argumentierte er, dass staatliche Interventionen das von ihm beschriebene Wissensproblem verkennen: Kein Planer kann das dezentrale Wissen der Individuen ersetzen. Ressourcen werden nicht gemäß Nachfrage, sondern nach politischen Interessen verteilt. Nicht nur der Krieg selbst, sondern schon seine Vorbereitung dient als Vorwand für Steuererhöhungen, Inflation und Kontrolle. Kriegswirtschaft schafft keinen Wohlstand, sondern zerstört ihn. Kriegswirtschaft ist kein Garant für Sicherheit, sondern Ausdruck eines etatistischen Systems, das die individuelle Freiheit unterminiert. Wahrer Wohlstand entsteht durch Kapitalakkumulation – also durch Ersparnisse, die in produktive Aktivitäten fließen. Subventionierte Rüstungsausgaben, ob durch Steuern oder Geldschöpfung finanziert, verringern diese Ersparnisse.

Die Kernkritik der Österreichischen Schule an der Kriegswirtschaft lässt sich in vier Punkten zusammenfassen:

Opportunitätskosten: Jeder in Rüstung investierte Euro fehlt an anderer Stelle. Der Staat zieht Ressourcen vom Markt ab, der sie effizienter nutzen könnte.

Steigende Preise durch Geldschöpfung: Zur Finanzierung dieser Ausgaben bedienen sich Staaten zunehmend ihrer Zentralbanken. Die Geldmengeninflation führt zur Preisinflation.

Marktverzerrung: Subventionen schaffen keine nachhaltige Industrie, sondern Abhängigkeit und Ineffizienz. Programme wie EDIP oder SAFE fördern die Rüstungsproduktion – allerdings auf Kosten marktwirtschaftlicher Prinzipien. Das ist „Staatskapitalismus“ in Reinform.

Erosion der Freiheit: Kriegswirtschaften gehen mit Überwachung, Bürokratie und Mobilmachung einher. Der Interventionismus folgt seiner eigenen Dynamik und drängt zu immer weitergehenden Schritten. Nicht nur der Krieg selbst, sondern auch die Vorbereitung darauf durch die Kriegswirtschaft stellen die Antithese zum Kapitalismus dar: Wo Gewalt regiert, kann kein freier Markt bestehen.

Die Lehre der Österreichischen Schule ist klar: Freiheit, Frieden und Markt sind die Grundlage des Wohlstands. Dazu zählt auch eine strikt nicht-interventionistische Außenpolitik. Der Rückzug des Staates aus Wirtschaft und Rüstung wäre ein Befreiungsschlag. Statt Kriegswirtschaft sollten Freihandel und der Verzicht auf permanente Heere das Ziel sein. Die Rückkehr zur Kriegswirtschaft ist nicht alternativlos – sie ist gefährlich. Sie führt zu Inflation, Ineffizienz und Unfreiheit. Aus libertärer Sicht ist sie ökonomisch wie moralisch zu verwerfen. Jetzt ist es an der Zeit, sich für freien Markt, Kapitalakkumulation statt Kanonen und Handel statt Heeresmacht zu entscheiden. Der Weg zu Wohlstand führt über Frieden – nicht über Aufrüstung.

Quellen:

Nationalökonomie: Theorie des Handelns und Wirtschaftens

B1: Der Weg zur Knechtschaft

Ludwig von Mises über Kriegswirtschaft

Von der Kriegswirtschaft in den Kriegssozialismus


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