10. Dezember 2025 11:00

Künstliche Intelligenz Der ausgebüxte Technogott als Dauerkrise: Wie man permanente „Expertenherrschaft“ legitimiert

Die algorithmischen Wege des künstlichen Intelligenzherrn sind unergründlich …

von Axel B.C. Krauss drucken

Ein futuristisches, düsteres Setting mit einer übermächtigen KI-Gottheit als leuchtendes, abstraktes Symbol über einer Menschengruppe, die unter Kontrollmechanismen und digitalen Netzwerken steht, 16:9, Querformat, ohne Text/Schrift/Logos.
Bildquelle: Redaktion KI-Gottheit: Leuchtendes, abstraktes Symbol

Also Experten. Den Besten der Besten der Besten, Sir. Sehen Sie’s doch bitte endlich ein: Sie und ich, die niederen Humanressourcen, die Steuerwollepflücker auf der demnächst wahrscheinlich so gut wie vollständig KI-überwachten globalen Plantage – wir sind nun mal zu doof. Wie sollten wir jemals verstehen können, was Algogott – oder Technogott – umtreibt? Wenn selbst die Allerbesten der absoluten Top-Experten ihre Probleme damit haben?

Im Jahre 1952 schrieb Charles Galton Darwin, Charles’ Enkel, ein Büchlein mit dem Titel „The Next Million Years“. Darin beschrieb er, wie er sich die Zukunft vorstellte: Bevölkerungskontrolle mittels Technologie. Sein Sohn heiratete später in die Huxley-Familie ein. Und es war bekanntlich Aldous, Autor der „Schönen neuen Welt“, Mitglied der Fabian Society, der einmal an George Orwell, Mitglied der Fabian Society, schrieb:

„Ob die Politik des Stiefels im Gesicht tatsächlich unbegrenzt fortgesetzt werden kann, scheint zweifelhaft. Ich glaube, dass die herrschende Oligarchie weniger mühsame und verschwenderische Wege zum Regieren und zur Befriedigung ihrer Machtgier finden wird, und diese Wege werden denen ähneln, die ich in Brave New World beschrieben habe. Ich glaube, dass die Herrscher der Welt innerhalb der nächsten Generation entdecken werden, dass Kinderkonditionierung und Narkohypnose als Regierungsinstrumente effizienter sind als Knüppel und Gefängnisse, und dass die Machtgier genauso vollständig befriedigt werden kann – indem man die Menschen dazu bringt, ihre Knechtschaft zu lieben – wie durch Auspeitschen und Treten, damit sie gehorsam sind.“

Kinderkonditionierung (FOLGE dem Vorbeter an der Tafel, der dir sagt, was wir lernen, was wir nicht lernen sollten, wie im Schulsystem bereits realisiert) oder durch die Presse (was wir wissen, was wir nicht wissen) usw. sowie Narkohypnose sind natürlich nicht die einzigen praktikablen Methoden. Der kollektivistische Massenformierungs- und Gefolgschaftskult ist zwar eine der wichtigsten Säulen gehobenen Massenmanagements jenseits roher, brutaler Gewalt (zu offensichtlich, leicht erkennbar, weckt zu viele Widerstandsgelüste), doch wenn es um die „Legitimierung“ moderner technokratischer Herrschaftsformen geht, muss man sich etwas Besseres einfallen lassen. Es muss subtiler sein, unterschwelliger – vielleicht eine Art wissenschaftlich verbrämter, quasireligiöser Gefolgschaftskult?

Aldous’ Bruder, Julian Huxley, schwebte in seinem Buch „Religion without Revelation“ (Religion ohne Offenbarung) vor, traditionelle Glaubenssysteme zu ersetzen durch

„eine neue religiöse Orthodoxie mit der Wissenschaft als Gottheit und Experten als Priesterschaft. Diese quasi-religiöse Hingabe an die wissenschaftliche Autorität sollte den Rahmen für die heutige bedingungslose Akzeptanz von Expertenproklamationen zu allen Themen von Impfvorschriften bis hin zur Klimapolitik bilden. Die meisten Zivilisten verfügen nicht über das Fachwissen, um diese komplexen technischen Fragen zu bewerten, und dennoch wird von ihnen erwartet, dass sie sie mit religiösem Eifer annehmen – ›Folge der Wissenschaft‹ wird zum modernen Äquivalent von ›Folge dem Glauben‹. Diese blinde Ehrerbietung gegenüber der wissenschaftlichen Autorität, genau wie Huxley es sich vorgestellt hatte, hat die Wissenschaft von einer Untersuchungsmethode in ein Glaubenssystem verwandelt.“ (aus meinem Buch „Was ist Technokratie? Über den wichtigsten Begriff unserer Zeit“, S. 57).

Stellt sich nur die Frage, wie man einen neuen, „wissenschaftlich“ begründeten Glauben stiften könnte. Vielleicht hilft hier eine übermenschliche Intelligenz weiter? Eine neue, technologisch hochgerüstete Gottheit, die in der Lage wäre, die „erste wahre Religion“ (Yuval Noah Harari) der Welt zu stiften? Wie gesagt: Die algorithmischen Wege des (von Technokraten programmierten …) Technogottes sollen unergründlich sein. Er hat – eine äußerst fragwürdige These, übrigens – angeblich ein „eigenes Bewusstsein“ entwickelt und bedroht nun den Fortbestand der Menschheit (also kein sonderlich liebender Gott, sondern offenbar der reinste Machtmensch). Propaganda dieser Art wird von vorgeblich „ehemaligen“ Mitarbeitern von OpenAI und anderen „Whistleblowern“ ja schon seit geraumer Zeit auf Youtube und anderen (von Silicon-Valley-Technokraten gegründeten …) Portalen verbreitet: Alarm! Die KI ist uns hoffnungslos überlegen und schmiedet finstere Pläne! Sie muss dringend eingedämmt und reguliert werden, man muss ihr ständig auf die Finger schauen!

„Die Welt“, 5. Dezember 2025. Alarm: „Abschaltung verweigert – die gefährliche Allmacht der KI wird real“! Ja nun. Was habt ihr denn erwartet? Algogott ist omnipotent, das sollen Götter ja so an sich haben. Jedenfalls heißt es in diesem putzigen PR-Stunt, und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt:

„Forscher berichten von Modellen, die Abschaltbefehle ignorieren – und eigene Ziele verfolgen. Die KI entwickelt dabei Strategien, die selbst Experten nicht mehr verstehen. Die Frage ist nicht mehr, ob Grenzen überschritten werden – sondern wie man verhindert, dass sie es unbemerkt tut.“

Selbst die Besten der Allerbesten kommen nicht mehr mit? Und was sagt dir das, du dummes Volk? Es könnte sich um eine permanente Krise handeln, ausgelöst durch einen permanent strategisch intrigierenden und Ränke gegen die Menschheit schmiedenden (und, diesen wichtigen Punkt kann man nicht oft genug wiederholen, von Technokraten programmierten …) Gott. Ergo?

Ergo und erstens: „Glaubwürdiges Dementi“. Sollte demnächst irgendwas schieflaufen, Technogott um sich schlagen und eventuell weitere Krisen auslösen, ist niemand schuld, niemand in die Verantwortung zu nehmen und niemand rechenschaftspflichtig. Force majeure, höhere technogöttliche Gewalt. Denn sie wussten überhaupt nicht (keine Sekunde lang!), was sie taten, sie waren „kopf- und konzeptlos“, sie hatten „keinen Kompass“, sie waren das reinste „Panikorchester“, sie haben eben einen (von Technokraten programmierten …) Geist aus der Flasche gelassen, den sie nicht mehr einfangen konnten. Zweitens: Die Permanenz der Krise erfordert permanente Wachsamkeit und Kontrolle. Das kann Volk nicht leisten, da zu doof. Also her mit der „wissenschaftlichen Hohepriesterkaste“, den „Experten“, die den (doofen) Rest der Menschheit liebevoll beschützen. Drittens: Vielleicht ließe sich Technogott ja durch ein paar Opfergaben besänftigen. Einfach Arbeitsplätze und selbständiges Denken auf den szientistischen Altar legen, anzünden, fertig.

Bis nächste Woche.

Quellen:

WELT - Aktuelle Nachrichten, News, Hintergründe & Videos


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