Freiheit der Popkultur: The Studio
Die Serie, die die Filmindustrie in Augenschein nimmt.

The Studio Die Serie, die die Filmindustrie in Augenschein nimmt.
In einer Zeit, in der Streaming-Dienste die Welt der Unterhaltung dominieren und traditionelle Hollywood-Studios um ihr Überleben kämpfen, erscheint eine Serie, die genau diesen Kampf mit beißendem Humor und messerscharfer Satire seziert: „The Studio“. Die Apple-TV+-Produktion, die am 26. März 2025 mit den ersten beiden Episoden startete, hat nicht nur die Kritiker im Sturm erobert, sondern auch die 77. Primetime-Emmy-Awards am 14. September 2025 zu ihrem Triumphbogen gemacht. Mit insgesamt 13 Emmys, darunter als beste Comedyserie, bester Hauptdarsteller (Seth Rogen) und für Regie sowie Drehbuch, brach The Studio Rekorde und etablierte sich als der unbestrittene Gewinner des Abends.
Diese satirische Cringe-Comedy ist mehr als nur ein Insiderwitz für Filmfans – sie ist eine zeitgemäße Abrechnung mit der Industrie, die Kunst und Kommerz in einem ewigen Tanz um den Profit balanciert.
Entstehung und Produktion: Von der Idee zur Kultserie
Die Geschichte von The Studio begann bereits 2022, als Apple TV+ eine Straight-to-Series-Bestellung für eine unbetitelte Showbiz-Comedy mit Seth Rogen in der Hauptrolle erteilte.
Rogen, bekannt für seine Kollaborationen mit Evan Goldberg (Superbad, Pineapple Express), entwickelte die Serie gemeinsam mit Peter Huyck, Alex Gregory und Frida Perez. Im März 2024 wurde der Titel offiziell enthüllt, und die Dreharbeiten starteten kurz darauf. Die Produktion fiel unter das Banner von Point Grey Pictures (Rogen und Goldbergs Firma) und Lionsgate Television, mit Rogen, Goldberg und James Weaver als Executive Producer.
Ein Highlight der Produktion war die visuelle Ästhetik
Jede Episode wurde von Rogen und Goldberg inszeniert und nutzt lange, fließende Takes, die an Filme wie Birdman oder The Player erinnern – eine bewusste Hommage an das Kino, das die Serie feiert und gleichzeitig zerlegt. Wer regelmäßig meine Arbeit auf YouTube verfolgt, weiß, wie lange ich schon voller Leidenschaft von diesen Kamerafahrten spreche. Sie sind beispiellos und zeigen, wie groß die Liebe in der Produktion war. Wir reden von Szenen, die deutlich über zehn Minuten laufen, keinen Schnitt beinhalten und sich teils über lange Sets bewegen. Wer auch nur fünf Prozent ein Auge für Details dieser Art hat, wird es sehen und es lieben, denn es ist unmöglich, nicht das perfekte Timing aller Beteiligten zu bewundern. Die Kulissen des fiktiven Continental Studios wurden nach der Mayan-Revival-Architektur von Frank Lloyd Wright gestaltet, inspiriert vom Ennis House, und Drehorte umfassten ikonische Bauten von John Lautner wie das Silvertop-Haus.
Handlung und Themen: Der Albtraum eines jeden Filmverrückten
The Studio dreht sich um Matt Remick (Seth Rogen), einen ambitionierten Filmfanatiker, der unerwartet zum neuen Chef des maroden Continental Studios ernannt wird.
Sein Traumjob? Eher ein Albtraum: Unter dem Druck des skrupellosen CEOs Griffin Mill (Bryan Cranston) muss Matt Künstler-Egos zähmen, korporative Forderungen erfüllen und vor allem Hits produzieren – beginnend mit einer absurden Verfilmung des Kindergetränks Kool-Aid.
Die Serie folgt Matt und seinem Team aus intriganten Executives, während sie mit Casting-Chaos, PR-Katastrophen und dem Studio-Besitzer ringen. Die Themen sind gnadenlos aktuell: Die Spannung zwischen künstlerischer Freiheit und kommerziellem Druck, die Dominanz von Franchises und IP-Rechten in Zeiten von Streaming und Sparmaßnahmen sowie die Absurdität von Hollywoods Selbstwahrnehmung.
Episoden wie die Jagd nach einem verschollenen Filmstreifen (eine Noir-Hommage) oder eine Preisverleihung, bei der Matts Ego vor dem Zusammenbruch steht, illustrieren, wie gute Künstler schlechte Filme machen – nicht aus Bosheit, sondern aus systembedingter Hilflosigkeit.
Die Serie wirft die Frage auf: Kann das alte „One for them, one for me“-Modell (ein Blockbuster finanziert ein Kunstwerk) in den 2020er-Jahren noch funktionieren? Wir tauchen mit jeder Menge Humor in die Welt von Hollywood ein und denken uns teilweise: „Ja, mach doch jetzt den Film, der offensichtlich Müll ist.“ Genau das macht die Show so faszinierend, denn wir verstehen auch, was in einem Studio los ist, wenn auf einmal zu wenig Diversität in einem Film sein könnte. Oder: Ist es richtig, einen Schwarzen zu feuern, weil die Stimme eines Schwarzen in Verbindung mit einem „Arme-Leute“-Getränk rassistisch sein könnte?
The Studio ist episodisch aufgebaut, jede Folge ein Mini-Film, der den Wahnsinn des Business einfängt, ohne je die Liebe zum Kino zu verlieren.
Die Besetzung: Ein All-Star-Ensemble mit Cameo-Feuerwerk
Seth Rogen als Matt Remick ist das Herz der Serie: Ein unsicherer, filmverliebter Manager, dessen Idealismus ständig an der Realität scheitert – eine Rolle, die Rogens komödiantisches Timing perfekt nutzt. Unterstützt wird er von einem glanzvollen Ensemble: Catherine O'Hara als weise Mentorin Patty, Ike Barinholtz als zynischer Kollege, Chase Sui Wonders als ehrgeizige Assistentin und Kathryn Hahn als chaotische Kreative.
Bryan Cranston als CEO Griffin Mill bringt die „dunkle Seite“ des Geschäftes ein, mit Anklängen an seine ikonische Rolle in Breaking Bad. Ein weiteres Highlight sind die Cameos: Martin Scorsese, Ron Howard, Zoë Kravitz, Anthony Mackie, Ice Cube und Sarah Polley spielen Versionen ihrer selbst – oft selbstironisch und bissig.
Scorseses Auftritt in Folge 1 oder Howards Konfrontation in Folge 3 sorgen für Lacher, die nur Insider voll zu schätzen wissen, dennoch sind die Gags so gut, dass sie die Serie universell zugänglich machen.
Ergänzt wird das Ensemble durch Gaststars wie Jessica St. Clair als flirtende Agentin und Rebecca Hall als Matts Ärztin-Freundin.
Rezeption und Erfolg: Von der Kritik bis zu den Emmys
The Studio startete mit einer Rotten-Tomatoes-Bewertung von 97 Prozent und einem Durchschnitt von 8,4/10, basierend auf über 60 Rezensionen. Kritiker loben die Serie als „definitives Porträt des modernen Hollywood“ (AP News) und „die erste Must-See-Show von 2025“, die mit ihrem Tempo und ihrer Intelligenz besticht. Auf Reddit und IMDb feiern Fans die Lacher und die Ehrlichkeit: „Ich habe so laut gelacht, dass es sich anfühlt, als wäre es nur für mich gemacht.“ Dennoch gibt es Kritik: Manche finden den Stil zu „Sorkin-mäßig“ oder Rogens Charakter zu unsympathisch. Alles Kunstbanausen, denn die Kritik kommt hauptsächlich von links. Obwohl sich die Serie oder die Idee dahinter nicht politisch zuordnen lässt, da es Schläge in alle Richtungen und Lager gibt, fließen viele linke Tränen, wenn mal ein Witz auf ihre Kosten stattfindet. Es ist ihnen unmöglich, ein ausgewogenes Produkt zu genießen, was ja irgendwie verständlich ist, wenn man bedenkt, dass noch bis vor zwei Jahren ganz Hollywood versucht hat, es ihnen recht zu machen. Der Emmy-Erfolg war explosiv: 13 Siege, darunter „Outstanding Comedy Series“, machten The Studio zur erfolgreichsten Freshman-Comedy aller Zeiten und Apple TV+ zum Drittplatzierten der Plattformen mit 22 Gesamtsiegen.
Fazit
In einer Ära, in der Filme wie „Singin’ in the Rain“ oder „The Player“ die Glanzzeit Hollywoods einfingen, zeigt „The Studio“ die verzweifelte Gegenwart: eine Industrie, in der sogar die Mächtigen sich machtlos fühlen. Als ich die Serie zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich, sie sei zu tief im Film-Business und Zuschauer, die sich weniger mit Filmen beschäftigen, würden möglicherweise keinen Zugang zu den Themen finden. Das ist übrigens auch der Grund dafür, dass ich erst jetzt über die Serie schreibe, obwohl ich sie verbal schon unzählige Male gelobt habe und auch für die Empfehlung Danksagungen erntete. Meine Befürchtung war, dass wieder nur ich diese Serie gut finde und sie als Flop eingestampft wird. Selten war ich so glücklich, mich geirrt zu haben, denn es wird eine zweite Staffel geben und die Thematiken finden bei sehr vielen Menschen Anklang. Und das zu Recht. Die erste Staffel ist ein Hochgenuss und fast alle Episoden ein Volltreffer, nur eine Folge hätte man sich meiner Meinung nach sparen können. Sie ist für mich die bis dato beste Serie des Jahres und das bei einer wirklich starken Konkurrenz. Sie ist eine absolute Empfehlung meinerseits, und es ist ein sehr gutes Zeichen, dass eben diese Show die Emmys abräumte und nicht irgendwas Wokes. Danke für ihre Zeit.
Kommentare
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