Freiheit der Popkultur: The Big Short: Wie ein paar Außenseiter die Finanzkrise vorhersagten
McKay bricht die vierte Wand: Gosling spricht direkt in die Kamera und Promis erklären Begriffe.
Stell dir vor, du wettest gegen den gesamten Immobilienmarkt – und gewinnst Milliarden, während die Weltwirtschaft zusammenbricht. Genau das passiert in The Big Short, dem Film von 2015, der auf dem gleichnamigen Buch von Michael Lewis basiert. Regisseur Adam McKay (der Kopf hinter Komödien wie Anchorman) macht aus der trockenen Finanzkrise von 2007/2008 einen wilden, unterhaltsamen Ritt. Christian Bale, Steve Carell, Ryan Gosling und Brad Pitt spielen in diesem Film mit – und erklären nebenbei, warum das System so kaputt ist. Kein Spoiler-Alarm: Der Film ist sachlich, etwas zu zahm, aber dafür mit Humor gepfeffert.
Der Plot von The Big Short entfaltet sich wie ein dreisträngiges Drama
Das Drama beginnt 2005 in den USA und gipfelt 2008 in der globalen Finanzkatastrophe – erzählt aus der Perspektive von drei unabhängigen, aber miteinander verknüpften Gruppen von Außenseitern, die als einzige die gigantische Immobilienblase durchschauen und mit milliardenschweren Short-Positionen gegen den gesamten Markt wetten. Den Auftakt macht Michael Burry, ein brillanter, sozial isolierter Hedgefonds-Manager mit Asperger-Syndrom, der in seinem Kellerbüro in San José Tausende von Hypothekenverträgen analysiert und erkennt, dass ab Mitte 2007 Millionen von Subprime-Krediten – also riskante Darlehen an Kreditnehmer ohne Einkommensnachweis, oft mit lockeren „Teaser“-Zinsen für zwei Jahre – gleichzeitig ausfallen werden. Er entwickelt daraufhin als Erster die Idee, Credit Default Swaps (CDS) auf Milliardenbündel von Mortgage-Backed Securities (MBS) zu kaufen, also eine Art Versicherung gegen den Zusammenbruch dieser Wertpapiere, und überzeugt widerwillig Großbanken wie Goldman Sachs, ihm diese bisher ungewöhnlichen Derivate zu verkaufen, obwohl die gesamte Wall Street den Immobilienmarkt für unzerstörbar hält.
Parallel dazu wird Jared Vennett, ein zynischer, gewitzter Trader bei Deutsche Bank, auf Burrys These aufmerksam, erkennt das Potenzial für astronomische Gewinne und beginnt, die CDS als „once-in-a-lifetime“-Gelegenheit an andere Fonds zu verkaufen – mit einem selbstgeschriebenen Prospekt, der wie ein Werbeflyer für den Weltuntergang wirkt. Einer seiner Kunden wird das Team um Mark Baum, einen idealistischen, cholerischen Fondsmanager bei Morgan Stanley (basierend auf dem realen Steve Eisman), der nach dem Suizid seines Bruders die Finanzbranche zutiefst verachtet und gemeinsam mit seinen Analysten vor Ort in Florida recherchiert. Sie besuchen Stripperinnen mit fünf Hypotheken, Immobilienmakler, die offen zugeben, dass „jeder lügt“, und Rating-Agenturen, die AAA-Noten für offensichtlichen Müll vergeben. Baum erkennt den systematischen Betrug, kauft ebenfalls massiv CDS, kämpft aber innerlich mit der moralischen Frage, vom Leid Millionen Menschen zu profitieren.
Der dritte Strang folgt den jungen Garagen-Investoren Jamie Shipley und Charlie Geller, zwei Underdogs aus Colorado mit gerade einmal 110.000 Dollar Startkapital, die durch Zufall an Vennetts Prospekt gelangen, keine ISDA-Lizenz für den milliardenschweren CDS-Markt besitzen und daher den exzentrischen, weltverdrossenen Ex-Trader Ben Rickert (eine Mischung aus Ben Hockett und anderen) als Mentor rekrutieren. Gemeinsam bauen sie eine Position auf, die aus bescheidenem Anfangskapital 80 Millionen Dollar Gewinn generiert, wobei Rickert sie immer wieder vor der menschlichen Tragödie warnt, die ihr Erfolg bedeutet.
Die Handlungsstränge laufen im Herbst 2008 zusammen: Lehman Brothers kollabiert, Bear Stearns wird übernommen, AIG steht vor dem Ausfall von 500 Milliarden Dollar an CDS-Verpflichtungen, die Märkte stürzen ab – und während die Short-Positionen explodieren, sehen Burry, Baum und die Jungs aus Colorado, wie ihre Prognose bittere Realität wird. Burry schließt seinen Fonds und zieht sich zurück, Baum verliert fast den Verstand vor Wut über die straffreie Gier der Banken, und Rickert erinnert die jungen Millionäre daran, dass jeder Prozentpunkt Marktrückgang Millionen von Arbeitsplätzen und Existenzen kostet. Der Film endet nicht mit Triumph, sondern mit einer nüchternen Bilanz: Die Profiteure kassieren Milliarden, die Verantwortlichen kommen davon, und die Zuschauer bleiben mit der Erkenntnis zurück, dass das System nicht nur kaputt, sondern bewusst so gebaut wurde – und dass die nächste Blase bereits in Arbeit ist.
Die wahren Menschen dahinter
Der Film erzählt von realen Figuren, die früh erkannten, dass der US-Immobilienboom eine riesige Blase war. Subprime-Hypotheken (Kredite an Leute mit schlechter Bonität) wurden in komplexe Wertpapiere gepackt, die als „sicher“ verkauft wurden. Rating-Agenturen gaben AAA-Noten, Banken verdienten fett, und alle ignorierten die Warnsignale.
Michael Burry (Christian Bale): Ein exzentrischer Hedgefonds-Manager mit Asperger-Syndrom. Er analysiert Daten, sieht die faulen Kredite und erfindet „Credit Default Swaps“ (CDS) – eine Art Versicherung gegen den Crash. Er wettert gegen die Blase und verdient über 700 Millionen Dollar.
Jared Vennett (Ryan Gosling): Der smarte Wall-Street-Typ, der die Wette verkauft. Er erklärt mit Jenga-Türmen und Margot Robbie in der Badewanne, wie CDOs (Collateralized Debt Obligations) funktionieren – genialer Trick, um Komplexes einfach zu machen.
Mark Baum (Steve Carell): Basierend auf Steve Eisman, ein zynischer Investor, der die Korruption hasst.
Warum der Film funktioniert
McKay bricht die vierte Wand: Gosling spricht direkt in die Kamera, Promis erklären Begriffe (Selena Gomez am Blackjack-Tisch für synthetische CDOs). Es fühlt sich an wie ein Dokumentarfilm auf Speed – sachlich, aber nie langweilig. Ich weiß von Menschen, die sich absolut gar nicht mit dem Finanzsystem beschäftigen, dass auch sie diesen Film mögen. Aber woran liegt das? Ich danke, für den Normie zählt die Stimmung im Film, und das ist kein Vorwurf. Wer Informationen unterhaltsam an den Mann bringen kann, der hat ein besonderes Talent. The Big Short besitzt als Film dieses Talent und setzt es im richtigen Maße ein. Das funktioniert bei Menschen wie uns, auch wenn wir uns hier und da aufregen müssen, aber es funktioniert auch bei themenfremden Menschen. Bildung plus Entertainment gibt uns auf zwei Arten ein gutes Gefühl. Weil wir uns klüger und unterhalten fühlen, wenn der Abspann läuft.
Fazit
Euch ist klar, dass der Film auf einem Buch basiert, das zum Teil auf der Realität basiert? Es dürfte jedem klar sein, dass der Staat in diesem Film nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient hätte, angesichts der Tatsache, dass die faulen Kredite ohne ihn gar nicht möglich wären. Dennoch sollte The Big Short einem jeden, der versucht, unsere Ideen unters Volk zu bringen, ein Vorbild sein. Die meisten Menschen haben bis heute nicht verstanden, was 2008 passiert ist. Wie und warum es passiert ist. Sie verstehen auch nicht, dass sich nahezu nichts verändert hat. Aber ich denke, dass Menschen, die The Big Short gesehen haben, zumindest grob eine Vorstellung gewinnen konnten. Warum? Wegen der guten Unterhaltung und dem Entertainment. Jeder von uns schaut sich auch mal einen oder zwei Stunden Vortrag oder Ähnliches an, aber die meiste Zeit wollen wir unterhalten werden. Da müssen wir ansetzen. Wir sollten unterhaltsamer sein. Das ist eine der Erkenntnisse, die ich aus dem Film gezogen habe. Aber auch ohne diesen Erkenntnisgewinn muss ich einfach sagen, dass der Film Spaß macht, und dafür ist der Film da. Ich persönlich könnte noch deutlich mehr von Unterhaltung dieser Art aus Hollywood vertragen, bin aber auch ganz froh, wenn die momentan auf links gedrehten Studios die Finger von derlei Material lassen. Sie bekamen es ja doch nicht auf die Reihe.
Kommentare
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