Dubai: Kapitalistisches Wunder in der Wüste
Eine Art Reisebericht
von André F. Lichtschlag (Pausiert)
von André F. Lichtschlag (Pausiert) drucken
Vorgestern kam ich zurück nach sechs Tagen in Dubai – einmal Reinschnuppern in jene Metropole in der arabischen Wüste, in der immer mehr Deutsche gut und gerne leben, nicht zuletzt auch einige Libertäre. Vorneweg: Das wäre eher nichts für mich, nicht zuletzt aufgrund des extremen Wetters, das allerdings ausgerechnet jetzt Ende Februar mit durchschnittlich 27 Grad am Tag ein großer Pluspunkt war. Vor allem aber sind Großstädte grundsätzlich nicht mein Ding, wobei viele besonders abstoßende Krankheitssymptome moderner westlicher Großstädte in Dubai gerade nicht zu diagnostizieren sind.
Denn Dubai ist drei Viertel des Jahres nicht nur ein extrem heißes Pflaster, sondern zu jeder Jahres- und Tageszeit vor allem auch extrem sauber und extrem sicher. Nirgends sieht man die typischen gescheiterten oder gar bedrohlichen „Untoten“ der westlichen Metropolen, keine Graffitis, vor allem auch kein Pisse-Geruch, den vor allem amerikanische Großstädte schon von Weitem ausstrahlen. Alles ist sehr gepflegt, selbst die Toiletten sorgen für Wohlbefinden und nicht Ekel. Wir spazierten durch ärmere Wohngegenden und fühlten uns auch dort sehr sicher – wo gibt es das denn sonst noch?
In Dubai leben nur etwa 15 Prozent Einheimische und 85 Prozent Ausländer – es ist also vor allem eine wirklich bunte und internationale Atmosphäre. Uns fielen vor allem viele Pakistaner auf, die zum Beispiel oft als Uber-Fahrer in Dubai ihr Geld verdienen. Offenbar sind das völlig andere Pakistaner als jene problematischen, die im alten Europa vom Sozialstaat wie ein Magnet angezogen werden und die Kriminalitätsstatistik „bereichern“. In Dubai sorgen gegensätzliche Charaktere mit genau demselben Pass nun für mehr Wohlbefinden und Wohlstand für sich und andere. Kapitalistischer Win-win, wohin das Auge blickt. Ist womöglich gar nicht der Islam das Problem, sondern der hiesige Sozialstaat und seine Anreizsysteme? Dubai macht offenbar sehr vieles sehr richtig.
Apropos Uber. Ein Hoch auf alle Länder, in denen Menschen nicht an eklig-klebrigen Papierstrohhalmen nuckelnd in abgewrackten und überteuerten, zwangsmonopolisierten Taxis fahren müssen, sondern im supersauberen und preiswerten Uber ihre Cola mit Plastikstrohhalm genießen dürfen. Ein Hoch auch diesbezüglich auf Dubai!
Dabei hatte ich mir diese Stadt den Fotos der Skyline nach besehen immer intuitiv als eine Art Manhattan in der Wüste vorgestellt, wo man also zum Beispiel durch verschiedene Stadtteile und zwischen diesen hin und her schlendern kann. Nichts dergleichen in Dubai – denn es gibt eigentlich nicht ein Dubai, sondern viele weit auseinanderliegende „Städte“, jede davon riesig groß und von zwölfspurigen Autobahnen durchzogen. Dubai ist also nicht das Manhattan Arabiens, sondern eher eine Art futuristisches Ruhrgebiet im Wüstensand.
Eigentlich hätte ich mir das denken müssen, dass eine Metropole bei 50 Grad und mehr im Sommer wohl kaum als Fußgängerparadies angelegt ist. Dafür war es wirklich faszinierend, die riesigen Dimensionen Dubais zu erleben (und dabei immer wieder viel Strecke und Zeit bequem im Uber zu überwinden, mit freundlichem Pakistaner am Steuer und Plastikstrohhalm in der Cola, Sie wissen schon).
Noch faszinierender war es zu sehen, wie diese Perlenkette einer Stadt, die in den letzten 40 Jahren aus dem Wüstensand hervorgezaubert wurde, immer noch weiter boomt. Sehr vieles ist nämlich gerade erst noch im Entstehen, anderes noch in Planung. Unzählige Baukräne, gerade neu aufgeschüttete Inseln und vieles mehr zeugen von dem, was in dieser Glitzermetropole erst kommen wird. Kleiner Finanztipp deshalb am Rande: Ein Dubai-ETF könnte jedes Portfolio sinnvoll und erfolgversprechend (ohne Gewähr) diversifizieren.
Einen der Uber-Fahrer baten wir am Abend, kurz an einem Supermarkt anzuhalten, um Wein zu kaufen. Was er selbst nicht wusste, da ohne Bedarf: Alkohol gibt es nur in den Liquor Stores irgendwo in Hinterhöfen, versteckt hinter dicken Eisentüren. Die Auswahl dort lässt dann allerdings keine Wünsche offen, wobei man sich noch eben eine App herunterladen muss, Pass- und Telefonnummer, E-Mail sowie ein paar persönliche Daten preiszugeben hat, erst dann gibt es ordnungsgemäß den Wein und auch noch ein kleines Präsent vom Hause obenauf. Gewöhnungsbedürftig. Ebenfalls, dass in den meisten Restaurants, die nicht an ein Hotel angeschlossen sind, gar keine alkoholischen Getränke serviert werden. Auch das ist Dubai.
Nach Dubai reist man mit Emirates Airlines, die ihrerseits fast die Hälfte der gebauten Könige der Lüfte, des Airbus 380 also, in ihrer Flotte wissen. Nicht nur der Flug in dieser leider eingestellten Großraummaschine ist ein Erlebnis, sondern auch der Service der besonders adretten, jungen, superhübschen Stewardessen, die man heute wohl nur noch in einer – Treppenwitz der Geschichte – arabischen Airline findet. Wow.
Na gut, die Ehefrauen der wirklich Einheimischen in ihren schwarzen, schweren Burkas sind eine andere Geschichte. Mehr Verständnis konnte ich schnell für die Gewänder ihrer Männer entwickeln, von denen man im Februar nur ahnen kann, wie angenehm das im Sommer bei 50 Grad sein muss – sehr leichter glänzender weißer Stoff mit Luft im Schritt, Chapeau!
Alles in allem wird in Dubai Toleranz gepflegt und gelebt – wo gibt es heute ein friedlicheres Nebeneinander so unterschiedlicher Kulturen zu erleben? Man könnte annehmen, die linke Gutmenschen-Schickeria im Westen würde Dubai als Vorbild frenetisch feiern – das Gegenteil ist der Fall. Machen Sie, verehrte Leser, mal den ultimativen Test in ihrer Umgebung und erzählen, dass Sie nach Dubai reisen. Dann trennt sich die Spreu vom Weizen. Es sind genau jene, die Neuankömmlinge aus demselben Kulturkreis bei uns mit Teddybären in Empfang nehmen und dann gleich freudig dem asozialen Sozialstaat als Kundschaft übergeben, die sich gleichzeitig schon beim Gedanken an das kapitalistische Wunder Dubai empören. Wer darüber nachsinnt, erkennt ihre wahren verborgenen Motive hinter der woken vorgegaukelten Burka aus Fernstenliebe, die sich streng verborgen aus einer freiheitsverachtenden und zutiefst menschenfeindlichen Selbstüberhöhung speist.
Haben Sie mitgezählt? Dubai machte viele Pluspunkte bei mir – und streng genommen kaum einen Minuspunkt. Aber wie gesagt, was ein mögliches Leben dort als Alternative zum grassierenden Wahnsinn in Deutschland betrifft: Großstadt, nein danke! Selbst eine solche nicht, in der es nicht stinkt, sehr sauber und äußerst sicher ist. Ein Leben in der Mall mag andere reizen, mich nicht. Aber gelegentlich mal wiederkommen und bei 27 Grad im Februar die weiteren Fortschritte bei allerlei Annehmlichkeiten genießen, das immer sehr gerne!
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