03. April 2024 13:00

RKI-Luftnummer Von kaltem Kaffee, jetzt noch richtigerer Richtigkeit und den üblichen Auslassungen

Endlich „offiziell bestätigt“: Kopenhagener Deutung der Quantenphysik gilt auch für Politik und Presse!

von Axel B.C. Krauss

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Bildquelle: New Africa / Shutterstock Nur „kalter Kaffee“: Die ach so „neuen“ Enthüllungen

Ist der Staat Gott? Verzeihen Sie die dumme Frage, aber dieses Gefühl drängt sich mir derzeit mal wieder auf. Er scheint omniszient zu sein. Auf jeden Fall ist er klüger als hochdekorierte Wissenschaftler, die ihre Forschungsfelder seit Jahrzehnten beackern und der Corona-Politik spätestens nach dem ersten „Pandemiejahr“ vehement widersprochen haben. Und mal ehrlich: Was sind denn bitte ein paar versprengte, unbedeutende Individuen mit ihren wirren Thesen gegen die kollektive Entscheidungsmacht des Staates? Was ist der Einzelne gegen das, was wir wissen, was wir nicht wissen? Wollten diese nichtigen kleinen Frodos etwa den Ring der Macht aus Politik und Presse herausfordern?

Nun, Gott ist der Staat sicher nicht. Aber auf jeden Fall ist er in der Lage, in bloß probalistischer Form existierende Richtigkeiten durch zeitlich arg verzögerte staatliche Be(ob)achtung in noch richtigere Richtigkeit kollabieren zu lassen. Man könnte auch sagen: Erst durch offizielles Abstempeln kollabiert eine krude Wellenfunktion von Richtigkeit in konkrete. Wie bitte? Zur Erläuterung:

Manche haben sicher schon vom sogenannten „Paradox des intelligenten Beobachters“ aus der Quantenphysik gehört. Oder von der „Kopenhagener Deutung“. Kleiner Crashkurs und stark vereinfacht: Es geht darum, dass das, was wir Materie nennen – zum Beispiel ein Teilchen – erst durch eine „intelligente Beobachtung“ – eine Messung – quasi existenziell konkretisiert wird. Das nennt man den „Kollaps der Wellenfunktion“. Eine bloße „Potentia“ von Existenz, die ohne diese Beobachtung/Messung nur potenziell existiert – also nur als „Wellenfunktion“, die alle denkbaren Zustände eines bestimmten Systems beschreibt –, „kollabiert“ dadurch also in konkrete Existenz – das, was wir dann ein mess- beziehungsweise beobachtbares „Materieteilchen“ nennen.

Der deutsche Physiker Carl Friedrich von Weizsäcker schrieb dazu in seinem Buch „Die Einheit der Natur“: „Die Kopenhagener Deutung wird oft, sowohl von einigen ihrer Anhänger wie von einigen ihrer Gegner, dahingehend missdeutet, als behaupte sie, was nicht beobachtet werden kann, das existiere nicht. Diese Darstellung ist logisch ungenau. Die Kopenhagener Auffassung verwendet nur die schwächere Aussage: ‚Was beobachtet worden ist, existiert gewiss; bezüglich dessen, was nicht beobachtet worden ist, haben wir jedoch die Freiheit, Annahmen über dessen Existenz oder Nichtexistenz einzuführen.‘ Von dieser Freiheit macht sie dann denjenigen Gebrauch, der nötig ist, um Paradoxien zu vermeiden.“

Dies ließe sich auf Politik und Massenmedien zu Corona-Zeiten anwenden: Was von diesen noch nicht be(ob)achtet und somit „offiziell bestätigt“ wurde, existiert nicht …

Wenn also zum Beispiel ein Christian Tretbar, Chefredakteur des „Tagesspiegel“, am 26. März 2024 in bester erkenntnisverschleppender, sprachlos machender Manier schreibt, „die jüngst bekannt gewordenen Protokolle des Robert-Koch-Instituts geben erste Hinweise“, ist das nur eine weitere Zumutung in einer langen Reihe von Zumutungen.

„Erste“ Hinweise. Seit mindestens zwei Jahren ist vollkommen klar, dass an der staatlichen Pandemie-Erzählung etwas nicht stimmen konnte. Wer unbedingt weiter auf der Stelle treten und so tun will, als hätte es die unzähligen Veröffentlichungen dazu nie gegeben: Knock yourself out.

Der dänische Physiker Niels Bohr, der zusammen mit seinem deutschen Kollegen Werner Heisenberg die „Kopenhagener Deutung“ aufstellte, sagte einmal: „Wer über die Quantenphysik nicht entsetzt ist, der hat sie nicht verstanden.“ Und Albert Einstein soll sie zu der augenzwinkernden Frage an einen niederländischen Kollegen namens Abraham Pais veranlasst haben: „Glauben Sie wirklich, dass der Mond nicht existiert, nur weil sie nicht hinschauen?“ Gut möglich. Denn manche scheinen wirklich zu glauben, sämtliche widersprechenden Fachleute hätten nie existiert, nur weil sie politisch und massenmedial nicht be(ob)achtet wurden …

Man verstehe mich nicht falsch: Ich unterstelle natürlich nicht, Journalisten wären anfangs von den Ereignissen nicht ebenso aufrichtig überrascht und auch verängstigt gewesen wie große Teile der Bevölkerung. Es kann aber nicht sein, dass nach insgesamt drei Jahren (!) allen Ernstes behauptet wird, die RKI-Dokumente gäben „erste“ Hinweise, obwohl die darin enthaltenen Informationen heute nur noch kalter Kaffee sind. Es gibt deshalb keinen Grund, keinen einzigen, nun einen Riesenbohei darum zu machen und das kalte Getränk als frisch aufgebrühtes verticken zu wollen.

Also was haben diese „Files“ denn nun an „Neuem“ enthüllt? Gar nichts. Exakt null.

Dass Lockdowns nicht wirklich einem medizinischen Zweck dienten, sondern wirtschaftliche/finanzsystemische Gründe hatten: kalter Kaffee. Dass die Maskenpflicht fragwürdig war: kalter Kaffee. Dass die Bedrohungslage absichtlich massiv übertrieben wurde: kalter Kaffee. Dass es in der Geschichte der Medizin noch nie eine „absolut“ sichere Impfung gab, keine einzige: kalter Kaffee. Dass diese Impfungen, wie nun „offiziell bestätigt“, zu „vermehrten Nebenwirkungen“ führen können: kalter Kaffee. Dass nach einem ganzen Jahr (2019), in dem die Presse des Landes vor einer mittelschweren bis schweren Rezession warnte, möglicherweise gar einer Weltwirtschaftskrise, ein „neuartiges Virus“ auftaucht, das es derselben Presse erlaubt, fürderhin nur noch von der „Corona-Rezession“ zu sprechen und die eigentlichen Ursachen vollständig zu „vergessen“: kalter Zufallskaffee.

Auch die Verbindungen zwischen dem Corona-Theater und dem Militär beziehungsweise militärischer Forschung sind nicht „neu“, wie derzeit in einigen alternativen Medien behauptet wird. Ich hatte bereits vor über zwei Jahren mehrere Artikel dazu in deutscher Übersetzung auf meiner Website präsentiert, unter anderem (Veröffentlichungsdatum in Klammern): „Krankheits-Engineering: UPMC, Corona-Thrax und ‚der dunkelste Winter‘“ (12. Oktober 2020); „Das Coronavirus gibt der düstersten Agenda der Darpa einen gefährlichen Schub“ (4. Dezember2020); „Operation Warp Speed – ein technokratischer Schachzug?“ (1. November 2020); „Fledermäuse, Gene Editing und Biowaffen: Darpa-Experimente wecken Bedenken inmitten des Coronavirus-Ausbruchs“ (19. Dezember 2020); „Darpas Mann in Wuhan“ (englischer Artikel vom 31. Juli 2020, meine Übersetzung vom 4. Dezember 2020); und aus etwas jüngerer Zeit zum Beispiel „Versteckt vor aller Augen: Technokratische Tyrannei hinter einer medizinischen Maske“ (26. Mai 2022).

Dies war nur eine kleine Auswahl. Diese Informationen stehen also schon lange im öffentlichen Raum. Nicht nur bei mir.

Ich könnte mir gut vorstellen – sehr gut sogar –, dass es sich mal wieder um einen der ältesten Tricks aus dem Arsenal staatlicher psychologischer Kriegsführung handelt: Mache Untertanen glauben, sie „dürften“ Informationen erst dann akzeptieren, wenn sie „offiziell freigegeben“ wurden. Lustigerweise vom selben Staat, der sie jahrelang belog. Liebenswerte Logik. Gib Informationen erst dann „frei“, wenn die Agenda weit genug fortgeschritten ist, sodass eine Veröffentlichung kein größeres Risiko mehr darstellt.

Es gab Widerspruch – mehr als genug. Dieser führte aber nicht zu einer wissenschaftlichen Debatte, was eigentlich geboten gewesen wäre. Stattdessen beharrten Politik und Medien nicht nur weiterhin auf ihrem Narrativ, sondern jede abweichende Meinung wurde beharrlich ignoriert, in den „sozialen Netzwerken“ sogar zensiert und so manchem Arzt, der nicht artig war, wurden berufliche Konsequenzen angedroht. Wie heißt es doch so schön: „Nur die Lüge braucht die Stütze der Staatsgewalt.“

Manche scheinen außerdem darauf zu hoffen (auch das kursiert derzeit bei den Alternativen), die – weisungsgebundene – Justiz würde nun Köpfe rollen lassen. Wird nicht passieren. Mark my words: Wenn überhaupt, wird man in gewohnter Manier ein paar niederrangige Bauernopfer ins Presseschaufenster stellen, an denen Untertan sich abarbeiten kann.

Mal ganz zu schweigen von der Frage: Was nützt im „Zeitalter der Polykrisen“ eine – gelinde gesagt – halbherzige „Aufarbeitung“ einer einzigen Krise, wenn die nächsten bereits um die Ecke schielen? In einem Artikel der „Welt“ wurde unlängst vor einer angeblich zu befürchtenden neuen weltweiten „Welle“ von Terrorattacken durch den „Intelligence State“ gewarnt. Ups. Sorry. Wo waren bloß meine Gedanken? Ich meinte natürlich den „Islamischen Staat“, der zu „Pandemie-Zeiten“ vollständig von der Bildfläche verschwunden war. Naja, kein Wunder. Wer geht schon gerne das Risiko ein, bei einem Terrorangriff von einem „neuartigen Virus“ infiziert zu werden? Mit anderen Worten: Wer reitet mal wieder durch den Polykrisenwind? Es ist der Terror mit seinem toten Pandemiekind.

Ich lasse mir gerne „Defätismus“ vorwerfen, lade Sie hiermit aber dennoch herzlich ein, sich mit mir schon heute auf folgende in, sagen wir mal, drei Jahren erscheinende „Enthüllung“ zu freuen: „Klimapolitik haute Wirtschaft vorsätzlich im Rahmen einer Nachhaltigkeits-Agenda zu Klump. Gut, das wussten wir schon vor drei Jahren, aber jetzt ist es offiziell! Jetzt wurde diese richtige Information dank staatlicher Freigabe noch richtiger! Jetzt dürfen wir es offiziell glauben, aber jetzt nützt uns das auch nix mehr!“

Bis nächste Woche.


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