Ernährungsstrategie der Regierung: Sozialisten für gesunde Ernährung
Was dabei wohl rauskommt?
von Christian Paulwitz drucken
Vergangene Woche diskutierte der Bundestag über die „Ernährungsstrategie der Bundesregierung“, die leider nicht für sie selbst konzipiert wurde, sondern als Top-Down-Strategie für das gemeine Volk angesetzt ist. Die Bundesregierung stellt in ihrer Beschreibung ihren Minister Cem Özdemir mit dem Satz in den Vordergrund: „Ich will, dass jeder eine echte Wahl für gutes Essen bekommt. Leckeres, gesundes und nachhaltiges Essen darf nicht vom Geldbeutel abhängen oder davon, aus welcher Familie man kommt.“
Ein Satz, der der Lebensrealität widerspricht, wie jedes sozialistische Programm, aber dessen Verwirklichung man immerhin dadurch am nächsten käme, wenn die Politik es unterlassen würde, die allgemeine Wohlstandsentwicklung durch ihre Handlungen zu beschneiden. In der medialen Berichterstattung wurde FDP-Lindner übermäßig deutlich zitiert, dass die Ernährung immer auf individuellen Entscheidungen beruhen müsse – allein die Betonung sollte bereits misstrauisch machen.
Wer sich bewusst ernähren will, muss zunächst eine Grundsatzentscheidung treffen: Nach individuellen Maßstäben im Sinne optimaler Gesundheit oder ideologieabhängig nach Maßstäben politischer Korrektheit. Beides geht nicht. Die beiden Ansprüche stehen in einem unauflösbaren Zielkonflikt. Es ist schon mehr als 15 Jahre her, als ich das erste Mal von einem Wissenschaftler den Vorwurf las, die offiziellen behördlichen Ernährungsrichtlinien seien nicht so sehr von wissenschaftlichen Erkenntnissen geprägt, sondern durch Lobbyarbeit, in dem Fall durch die der US-amerikanischen Weizenproduzenten. Ich las dies in einem Buch von Barry Sears, einem amerikanischen Lipid-Wissenschaftler, der als persönliche Motivation für seine Forschung über den Einfluss der Ernährung auf die Gesundheit angab, dass seine männlichen Verwandten – unter anderem Vater und Onkel – trotz sportlicher Aktivitäten und bewusster Ernährung entsprechend dem, was damals offiziell so als gesund erachtet wurde, jeweils in ihren Fünfzigern an Herzinfarkten zu sterben pflegten.
Seine Bücher, in denen er den Einfluss der Makronährstoffe Kohlenhydrate und Proteine nicht nur auf die Auslösung des Speicherhormons Insulin und des Speicherzugriffshormons Glukagon erklärte, sondern auch die Auswirkung auf die darauf basierenden weiteren entzündungsfördernden bzw. entzündungshemmenden Hormonketten beschrieb, die für einen gesunden Körper ins Gleichgewicht gebracht werden müssen, waren für mich eine Offenbarung. Damals hatte ich mich intensiv mit der Verbesserung meiner körperlichen Leistungsfähigkeit befasst und bereitete mich zur Verifizierung auf das Marathonlaufen vor. Im Wikipedia-Eintrag von Barry Sears (Jahrgang 1947) liest man, seine Ernährungsempfehlungen würden „nicht durch gute medizinische Evidenz gestützt“. Wikipedia eben.
Unbestritten und allgemein anerkannt ist der Bedarf an Proteinen, um den Körper zu erhalten. Als Faustregel kann man sein Körpergewicht in Kilogramm heranziehen, den Körperfettanteil des Gewichts abziehen (beim schlanken Mann sollten das etwas weniger als 20 % sein, bei einer schlanken Frau etwas mehr), und erhält so den täglichen Proteinbedarf in Gramm. Mit Aufschlägen bei höherer körperlicher Aktivität wie Sport. Das braucht der Körper jeden Tag, um die regelmäßigen Reparaturarbeiten an sich durchzuführen. Für Mangelphasen gibt es Sonderprogramme des Körpers, um damit umzugehen; die Evolution hat uns da zahlreiche Methoden mitgegeben. Aber langfristig ist es nicht optimal für die Gesundheit, wenn das knappe Protein immer wieder nicht dafür eingesetzt werden kann, den belasteten Muskel zu erneuern und zu stärken, sondern an anderer Stelle dringender gebraucht wird. Ob die Proteine aus tierischen oder pflanzlichen Quellen stammen, ist erst einmal nicht so wichtig. Neben Fleisch und Milchprodukten sind gute Proteinquellen beispielsweise Hülsenfrüchte oder Nüsse. Wenn man sich mit den ergiebigen Proteinquellen zu sehr einschränkt, wird es allerdings – insbesondere bei hoher körperlicher Aktivität – zunehmend schwierig, seinen Bedarf effizient zu decken. Da muss man sich schon ein paar Gedanken machen, denn es geht um mehr als nur die Kalorien, die man verbrennt. Wer sich einmal die Mühe gemacht hat, ein paar Tage lang aus Ernährungstabellen abzuschätzen, was er so an Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten benötigt (deren Qualität zudem eine wichtige Rolle spielt), kann dies nachvollziehen.
Egal wie man an die Sache herangeht: Jeder, dem an Lebensqualität und einem aktiven Leben liegt, wird sich früher oder später auf die eine oder andere Weise damit beschäftigen, was ihm hinsichtlich seiner Ernährung guttut und was nicht, und entsprechende Konsequenzen ziehen müssen. In Europa, wo die Kultur der Milchwirtschaft über eine sehr lange Kulturzeit bereits existiert, hat ein relativ hoher Anteil der Bevölkerung eine hohe Laktosetoleranz und kann diese Produkte sehr gut vertragen. Aber selbst hier nicht die ganze europäische Bevölkerung. Bei manchen wird die Verträglichkeit von anderen Faktoren mitbeeinflusst, so dass sie mal besser, mal schlechter ist, und der Betroffene lange braucht, bis er merkt, was sein Problem ist.
Es gibt kaum etwas Individuelleres als die passende Ernährung, die jeder für sich selbst herausfinden muss. Hier kollektiv festsetzen zu wollen, was „besser“ und was „schlechter“ sei, ist eine ungeheure Anmaßung, vor der Politik natürlich noch nie zurückgeschreckt ist.
Der durchschnittliche Homo sapiens der Steinzeit hatte einen größeren und stärkeren Körperbau als der des europäischen Mittelalters, der deutlich kleiner war als der Mensch von heute. Erst im 17. Jahrhundert änderte sich der Trend, der seit Beginn der Industrialisierung verstärkt wurde. In den letzten Generationen gehörte es praktisch zur allgemein üblichen Feststellung, dass die jeweils nachkommende ihren Eltern an Körperwuchs überlegen sein werde. Der Grund liegt im Wesentlichen in der verbesserten Versorgung an Proteinen im Nahrungsangebot, auch für geringere Einkommen. Wer daran etwas ändern will, zum Beispiel indem er wichtige Proteinquellen verteuert oder deren Produktion erschwert, der macht gesundes Essen vom Geldbeutel abhängig – wie der Bundesminister, der von sich das Gegenteil behauptet. Ja, natürlich ist Fleisch als Proteinquelle grundsätzlich ersetzbar, aber für viele wird es zwangsläufig weniger einfach, denn die passende Ernährung ist sehr individuell und sollte schon allein deswegen ausschließlich in der persönlichen Verantwortung liegen.
Es ist ja nicht so, dass andere Proteinquellen nicht von Regulierung betroffen wären in der Staatswirtschaft der heutigen Ausprägung. Die Konsequenz der Propagierung von fleischlosem Essen in Schulen und Kindergärten – und schlimmer noch in Altenheimen – sieht in der Realität als Hauptversorgung durch billige Kohlenhydrate aus. Der Ersatz von Butter durch pflanzliche (= „gute“) Fette spiegelt sich häufig in der Verwendung ernährungsphysiologisch höchst fragwürdiger gehärteter Pflanzenfette wider. Ich kann gut nachvollziehen, dass sich Senioren in den Heimen unter diesen Umständen in die Demenz flüchten.
Sears formulierte, dass Nahrung, in passender Zusammensetzung, das mächtigste Medikament sei, das die Menschheit kenne. Wahrscheinlich findet „Big Pharma“ diesen Satz überhaupt nicht gut, aber wer einmal erlebt hat, wie er sich mit der richtigen Ernährung, ergänzt vielleicht noch um etwas Bewegung, gezielt und über einen langen Zeitraum in einen Zustand höchster Leistungsfähigkeit und körperlichen Wohlbefindens gänzlich ohne Nebenwirkungen steuern kann, will sich nicht mit weniger zufriedengeben.
Die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung“ propagierte früher eine ähnliche Ernährungszusammensetzung wie die amerikanischen Ernährungsempfehlungen. Sieht man heute auf deren Seite, findet man Hinweise auf Überarbeitung. Ziemlich schnell stolpert man über die globalistischen „Nachhaltigkeitsziele“ der Agenda 2030. „Klimaschutz“ bei der Ernährung ist angesagt. „Planetary Health Diet“. Alles versetzt mit Gendergebrabbel. Jeder Mensch mit etwas Verstand kann erkennen, dass individuelle Gesundheit hier nicht interessiert, sondern die eigene Wissenschaftlichkeit, die man zur Betonung ihrer Nicht-Hinterfragbarkeit inflationär mit dem Adjektiv „evidenzbasiert“ versieht, der Unterstützung übergeordneter Ziele dient. Am Ende läuft es darauf hinaus, dem Mangel, der die sozialistische Politik von heute nicht mehr als ungewollte Begleiterscheinung überrascht, sondern auf den sie sich bereits vorher einstellt, einen höheren Nutzen zuzuweisen, um so von der Verantwortung für ihre Verursachung abzulenken.
Sie wissen, was sie tun.
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