04. Oktober 2024 18:00

Tag der Deutschen Einheit Brauchen wir einen deutschen Nationalfeiertag?

Es braucht stattdessen einen Gegenpart der Freiheit

von Thomas Jahn

von Thomas Jahn drucken

Artikelbild
Bildquelle: Rapit Design / Shutterstock Es ist an der Zeit: Hissen wir die schwarz-rot-goldene Flagge der Freiheit!

Scherzfrage: Was ist das Schönste am 3. Oktober, wenn man in Südbayern wohnt? Richtig! Die Einkaufstour im benachbarten Österreich.

Seit Jahren führt der inzwischen bald 35 Jahre alte offizielle deutsche Nationalfeiertag ein Schattendasein. Allein das staatsoffizielle „Festprogramm“, das im jährlichen Wechsel von den Bundesländern in den dortigen Landeshauptstädten absolviert wird, verströmt den öden Charme einer Provinzkirmes.  

Diese Kirmes fand heuer mit der Bezeichnung „Bürgerfest“ in Schwerin unter dem Motto „Vereint Segel setzen“ statt, allerdings ohne Bürger, denn neben dem unvermeidlichen ZDF-Fernsehgarten standen nicht die Bürger im Mittelpunkt, sondern die Staatsorgane, angeführt von der Bundesregierung mit der größten Ausstellerbude, den Bundesländern, den sonstigen Verfassungsorganen und einer „Blaulichtmeile“, womit wohl gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden konnten: Polizei und Rettungskräfte präsentierten stolz ihre neuesten Anschaffungen und wären bei Messerattacken und anderen unerwünschten Zwischenfällen auch gleich zupackend zur Stelle gewesen.      

Während den meisten „Schon-länger-hier-Lebenden“, auch wegen der desaströsen Politik der letzten 25 Jahre, kaum nach Feiern zumute ist und sich die Staatsorgane mit Würstchenbuden, einem Familienfest und musikalisch mit SPD-Fan Roland Kaiser zur Schau stellten, ist in anderen Ländern, man denke an Frankreich, Großbritannien oder die USA, wenigstens die Show wesentlich besser. Aber könnte man die Geburt, Unabhängigkeit oder die Wiedervereinigung einer Nation nicht auch anders feiern, als den jeweiligen Feiertag der Regierung, den staatlichen Streitkräften oder gar – wie heuer in Schwerin – Manuela Schwesig zu überlassen?

Diese Frage beginnt bereits mit dem Datum, denn anders als der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 erinnert der 3. Oktober eigentlich „nur“ an einen Verwaltungsakt, nämlich an den Tag des Inkrafttretens des Einigungsvertrages vom 31. August 1990. Der Tag wurde vor allem von der damaligen Bundesregierung und dem „Kanzler der Einheit“ Helmut Kohl festgelegt, gegen den vergeblichen Widerstand der Bayerischen Staatsregierung, denn in Bayern wird der 3. Oktober seit 1988 in erster Linie als Todestag von Franz Josef Strauß begangen.

Warum sollten die Deutschen überhaupt kollektiv feiern? Ist die deutsche Geschichte nicht voller Brüche und Katastrophen und war Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht Quell allen Übels in der Welt? Professor Gerd Habermann und seinem schon vor drei Jahren erschienenen Buch „Freiheit in Deutschland“ ist der Blick auf ein anderes, wahrscheinlich auf das wahre Deutschland zu verdanken, auf eine einzigartige, weltweit herausragende Kulturnation, die der Menschheit nicht nur zeitlose Schönheit in Musik, Literatur und bildender Kunst geschenkt hat, sondern auch zahllose Genies auf den Gebieten der Naturwissenschaften, der Technik, der Medizin und der Pharmazie, die durch ihre bahnbrechenden Erfindungen vielen Hundert Millionen Menschen das Leben überhaupt erst ermöglicht haben. Habermann weist nach, dass diese historisch einmalige Leistung der Deutschen nur möglich war, weil der deutsche Sprachraum seit Beginn des Hochmittelalters und bis zur Realisierung des Zentralstaats preußisch-sozialistischen Zuschnitts auch ein einzigartiges Freiheitsgebilde war. Ein echter Raum der Vielfalt unterschiedlicher freier Stadtrepubliken, Fürstentümer, geistlicher Territorien und eines Nebeneinanders von alternativen Lebensentwürfen, wie sie sich endgültig nach der Reformation herausgebildet hatten.

Wie wäre es also, wenn sich die Freiheitsfreunde in Deutschland aufmachten und einen eigenen Feiertag ausrufen würden, an dem der reichen deutschen Freiheitstradition gedacht wird, die sich tatsächlich in unzähligen Ereignissen, auch kämpferischen Erhebungen gegen respektlose Freiheitsfeinde manifestiert hat? In Mittel- und Süddeutschland und im angrenzenden Tirol war der Deutsche Bauernkrieg mit den ersten schriftlich in Memmingen verfassten Freiheitsartikeln von 1524 ein Schlüsselmoment, der sich heuer zum 500. Mal jährt. In Norddeutschland behauptete sich vor bald 600 Jahren das freie Städtebündnis der Hanse gegen das Königreich Dänemark. Im Zuge der Märzrevolution von 1848 und der anschließend von der Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche verabschiedeten Grundrechte des Deutschen Volkes erhoben sich auch die Friesen in Schleswig, unterstützt von den Holsteinern ,unter der freiheitsverehrenden Losung „Lever duad üs Slaw“ (Lieber tot als Sklave). Vor allem die deutsche Freiheitstradition in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts würde eine Vielzahl von Vorbildern für echte Nationalfeiertage bieten. Denken wir zum Beispiel an das Wartburgfest von 1817 oder das Hambacher Fest von 1832, das die Freiheitsentwicklungen in Europa wie der Julirevolution in Frankreich und dem polnischen Novemberaufstand von 1830/31 aufnahm.

Deutschland ist auch reich an Freiheitssymbolen. Das bekannteste: Unsere Farben Schwarz-Rot-Gold, die von der etatistischen Linken nicht umsonst seit Jahren hasserfüllt bekämpft und durch Regenbogen- und „Progress Pride“-Flaggen, den neuen Klassenkampf-Bannern, ersetzt werden sollen. Mit Schwarz-Rot-Gold war nicht nur das Frankfurter Paulskirchenparlament beflaggt, als es erstmals unveräußerliche Grundrechte des Individuums zur Abwehr staatlicher und kollektiver Willkür konstituierte. Schwarz-Rot-Gold war auch die dominierende Flagge, die während des Wartburgfests und des Hambacher Fests als Demonstration für die Forderung nach Freiheit, Bürgerrechten und der Einheit Deutschlands gezeigt wurde.

Mögen sich also möglichst viele Freiheitsfreunde in ganz Deutschland, Bürger, Vereine und Unternehmen finden, um einen echten Nationalfeiertag der Freiheit auszurufen, der vielleicht sogar auch weltweit ausstrahlt und die Botschaft verbreitet: Wir sind eine friedliche, freie und unbeugsame Nation, die durch ihren Individualismus, ihren Fleiß und ihre Aufrichtigkeit überzeugen möchte, ohne andere Nationen bedrängen oder belehren zu wollen.

Die Botschaft der Freiheit braucht ebenso wie eine Nation Symbole. Warum sollte man die kommunikative Hoheit darüber ausgerechnet einer freiheitsfeindlichen Regierung überlassen, die, angeführt von einem einstigen DDR-Sympathisanten, den Tag der Einheit für parteipolitische Propagandareden missbraucht? Freiheitliche Ideen haben nur dann eine Chance, wenn sie mit Emotionen und Traditionen verknüpft werden und positive Identifikationsmerkmale bieten, für die sich möglichst viele Deutsche begeistern.

Alle Freunde der Freiheit sollten sich daher auf einen gemeinsamen Feiertag verständigen, einen Tag, der würdig, festlich und in den besten deutschen Freiheitstraditionen als bewusster Gegenpart zur rot-grünen Nomenklatura jedes Jahr begangen wird. Die Zeit dafür ist längst überfällig! 


Sie schätzen diesen Artikel? Die Freiheitsfunken sollen auch in Zukunft frei zugänglich erscheinen und immer heller und breiter sprühen. Die Sichtbarkeit ohne Bezahlschranken ist uns wichtig. Deshalb sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen. Freiheit gibt es nicht geschenkt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit.

PayPal Überweisung Bitcoin und Monero


Kennen Sie schon unseren Newsletter? Hier geht es zur Anmeldung.

Artikel bewerten

Artikel teilen

Kommentare

Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv nur registrierten Benutzern zur Verfügung.

Wenn Sie bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, können Sie sich mit dem Registrierungsformular ein kostenloses Konto erstellen.