19. November 2024 21:00

Freiheit der Popkultur Gladiator 2

Nichts Besonderes, aber dennoch ein Sieg des Marktes über die Wünsche und Träume des Staates.

von Sascha Blöcker

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Bildquelle: Rokas Tenys / Shutterstock Paris, Frankreich - 2024 Oktober 21: Gladiator 2

Ich hatte nicht erwartet, dass man an das ursprüngliche Epos herankommen würde, aber dass man es auf diese Weise versuchen würde, hätte ich auch nicht gedacht. 24 Jahre nachdem mit Gladiator ein Meisterwerk (fünf Oscars) in die Kinos kam, macht Hollywood Hollywoodsachen und wärmt alte Erfolge auf, in der Hoffnung, zumindest Nostalgiker in die Kinos zu locken. Bei mir haben sie offensichtlich Erfolg gehabt. Warum der Film ein Sieg ist, was Maximilian Krah (AfD) damit zu tun hat und ob es sich lohnt, ihn zu schauen, verrate ich euch jetzt.

Wie immer werfen wir aber gemeinsam einen Blick auf die Handlung.

Handlung

Habt ihr Gladiator gesehen? Ja? Das ist die Handlung.

Unser Protagonist Lucius (Paul Mescal) ist Soldat und – oh Wunder – er kommt in die Sklaverei. Ein Gladiatorentrainer wird auf ihn aufmerksam, und er muss sich von den kleinen Arenen bis in das berühmte Kolosseum in Rom vorkämpfen. Hier kommen wir zu einer Besonderheit des Films: denn da es sich hier um Teil Zwei handelt, haben wir auch zwei Imperatoren als Antagonisten. Das ist aber noch nicht alles, was Gladiator 2 vom Original unterscheidet, denn die Rolle, die damals Russell Crowe verkörperte, wird auch auf zwei Figuren ausgelagert. Der Film versucht, gerade im Kolosseum größer zu sein als sein Vorgänger. Deshalb haben wir auch Seeschlachten mit Haien im Kolosseum, einen Kampf mit einem Nashorn und CGI-Affen, bei denen ich mich frage: Warum sehen die so viel schlechter aus als in „Planet der Affen“ von 2011 - den ich nur empfehlen kann? An dieser Stelle eine dicke Spoilerwarnung für beide Gladiator-Filme. Wisst ihr noch, wofür Maximus (Russell Crowe) sich rächen wollte? Was über den gesamten Film sein einziges Interesse war? Warum wir ihn so sehr mochten? Alles für die Familie. Da Teil Zwei aber eine Verbindung zum ersten braucht, ist Maximus doch nur ein Fremdgeher. Wie in Creed? Ja, genau wie in Creed. Mehr verrate ich noch nicht.

Handwerk

Ridley Scott kann was, insbesondere kann er bildgewaltige Aufnahmen schaffen, und das gelingt ihm hier auch sehr oft. Was ihm allerdings nicht gelingt, ist, die Erzählung in eine ordentliche Struktur zu bringen. Bei nahezu 150 Minuten wirkt es zum Ende sehr eilig.

Schauspielerisch ist der Film eine Achterbahnfahrt. Paul Mescal kann den Film nicht tragen und ist eher schlecht. Denzel Washington hingegen macht mir sehr viel Spaß und er funktioniert, wie immer – er kann es halt. Die anderen sind okay oder schlecht.

Alle Charaktere sind uns als Zuschaer egal oder nerven ganz furchtbar. So ist einer der beiden Imperatoren so drüber, dass ich ihn nur als Mischung aus Jared Leos Joker und Jim Carreys Ace Ventura beschreiben kann. Man versucht, in einem Ausmaß bedrohlich zu wirken, dass es einfach nur lächerlich wirkt und komplett sein Ziel verfehlt. Dazu passen dann auch die Haie im Kolosseum, als hätten wir es mit einem Cartoon-Bösewicht zu tun, der die Parodie auf einen Bond-Bösewicht ist.

Die Kostüme sind klasse und ja, wie im Film-Trailer bereits angekündigt, haben wir auch Maximus' alte Rüstung. Natürlich wird diese von Lucius getragen, denn dieser hatte sie ja schon im Original bewundert. Wisst ihr noch? Da gab es mal so ein Meisterwerk und wir haben ein Requisit.

Die Musik kommt nur dann an das Original heran, wenn man die Songs (Hans Zimmer) aus diesem übernimmt. Nur sorgen diese dafür, dass ich mir wünsche, jetzt auch das Original zu sehen. Nun hatte ich bei der Musik auch wirklich nichts erwartet, da man ja im Trailer Rap-Musik gespielt hat. Rap-Musik und Sandalenfilme passen einfach nicht.

Botschaft, oder was ich aus dem Film mitnehme

Positiv ist zu bewerten, dass Herrschaft hier nicht positiv dargestellt wird und die Verschwendungswut einer Regierung nahezu unbegrenzte Ausmaße annehmen kann. Hollywoodtypisch wird hier Wohlstand natürlich gleichermaßen dargestellt.

Eine vergebene Chance

Das Beste, was wir seit Gladiator an Sandalenfilmen bekommen haben, war die Serie Spartacus. Vielleicht hätte man sich deutlich mehr an ebendiesem orientieren sollen, statt uns quasi denselben Film abermals zu geben. 20 bis 30 Prozent mehr Game of Thrones und ein leichter Genrewechsel hätten dem Film auch gutgetan. Es ist die Angst, die durch hohe Kosten entsteht und die Studios davon abhält, mal etwas zu wagen. Aber Angst kann auch positive Ergebnisse bescheren.

Warum der Film dennoch ein Sieg ist

Mit zwei eindeutigen schwulen Szenen wollte man auch dieses Franchise in die Wokeness führen, aber das Studio hat Angst bekommen, dass die nicht gut ankommt. Richtig so. Die Wokeness kommt nicht gut an und der Markt erkennt sie und scheidet diesen Müll aus seinen Filmen aus. Der Markt bezwingt also gerade eben jene Wokeness, für deren Bekämpfung Maximilian Krah (AfD) mit türkischsprachigen Videos Verbündete sucht. Die Politik kann nur Zwang und stellt deshalb die Scharia als Gegenmodell zur Wokeness auf. Danke Markt, dass du mir beides ersparst.

Fazit

Mein Fazit ist kompliziert, denn ich habe jetzt über mehrere Zeilen auf diesen Film eingeschlagen, aber ist er denn wirklich so schlecht? Nein. Er ist etwas für einen verregneten und/oder verkaterten Sonntagnachmittag. Das war aber gewiss nicht sein Anspruch, wollte er doch mit ähnlicher Epochalität wie sein großer Vorgänger daherkommen. Die Schuhe, die der Film zu tragen versucht, sind einfach zu groß für das Werk, aber an den Kinokassen hat der Name natürlich Vorteile. Am Ende wird er als überflüssig in die Geschichte eingehen. Er ist nichts Besonderes, Punkt.

Nun aber noch schnell einen Daumen hoch dalassen oder: Gefällt es euch nicht – unterhalte ich euch nicht?

Ich bedanke mich wie immer für ihre Zeit.


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