Sprachabusus: Das Verbrechen der Wortverkehrer
Warum der Begriff der „Weltoffenheit“ in sein Gegenteil verkehrt wurde
von Oliver Gorus
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„Wir wollen, dass Magdeburg eine weltoffene Stadt bleibt, dass die Stadt ein lebens- und liebenswerter Ort bleibt für alle, die hier ihre Heimat gefunden haben“, sagte vor Wochen der Bundesgrüß- und -traueronkel Steinmüller – oder wie der heißt – bei einer Trauerfeier für die Opfer des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Das nahm der aufgeweckte Journalist Alexander Kissler zum Anlass, die ermüdende Floskelhaftigkeit, die dümmliche Pflasterhaftigkeit und die aggressive Diskursverengung durch den Gebrauch dieses Begriffes kommentierend aufzuspießen. Zu Recht sagte er in seinem Videoformat in den Social Media, die Hunderten von Opfern von Magdeburg seien nicht wegen zu wenig Weltoffenheit gestorben oder verletzt worden, sondern wegen zu wenig Sicherheit.
Die Hauptübernutzer des Begriffs Weltoffenheit sind die Linken in Rot und Grün, sie wollen aus unerfindlichen Gründen ein Land, in das so viele Einwanderer wie möglich unbegrenzt und ungebremst einreisen können, um dort von dem arbeitenden Rest der Bevölkerung vollversorgt zu werden. Für alle Einwanderer, egal, wie kriminell oder kulturfremd, solle das Land offen bleiben, meinen sie, wenn sie mit erhobenem Zeigefinger Weltoffenheit anmahnen. Das dokumentierte die politische Linke aus SED, SPD und Grünen jüngst mit der empörten Verhinderung des Zustrombegrenzungsgesetzes, aber etwa auch mit dem Wahlprogramm der Grünen, in dem sie die Ausweitung des Familiennachzugs fordern, und mit dem Einfliegen von 1.600 potenziellen Hamas-Terroristen aus Gaza durch Baerbocks Ministerium seit dem 7. Oktober 2023. Das nennen sie Weltoffenheit und betonen das bei jeder Gelegenheit.
Das alles, so Kissler, sei eine Pervertierung und Abnutzung des Wortes, denn „weltoffen“ sei einmal eine schöne Sache gewesen: neugierig bleiben, sich anregen lassen, keine Vorurteile pflegen.
Der Sprachbetrug reicht aber noch tiefer. Kissler greift, ähnlich wie die woken Grün-Roten, das Wort lediglich in seiner modernen Bedeutung auf – die heraldisch redend im Wappen der Stadt Offenburg fast schon kindlich ausgedrückt wird: offene Tore. Offen für das Eindringen von außen, für das Eindringen von Eindrücken, aber auch für das Eindringen von Menschen aus fremden Kulturen. Die ursprüngliche philosophische Bedeutung des Begriffs ist aber eine ganz andere, und hier wird es noch interessanter.
Der Begriff der Weltoffenheit wurde im 15. Jahrhundert in der Renaissance geprägt und differenzierte damals den Menschen gedanklich vom Rest der Schöpfung: Im Gegensatz zu den Tieren und Pflanzen ist dem Menschen vom Schöpfer kein fester Ort in der Welt zugeteilt. Er kann überall leben und ist nicht an einen Ort gebunden, er hat kein Biotop, sondern kann sich frei auf der Welt bewegen und dort leben, wo er will. Insofern ist ihm die Welt Untertan, sie steht ihm offen. Es ist damals also genau umgekehrt gemeint gewesen: Nicht der Mensch soll offen sein für die ganze Welt, sondern die Welt ist offen für den Menschen.
In der Weimarer Klassik wurde dieser Gedanke von Herder weitergesponnen. Er sah den Menschen nicht nur offen für die bestehende Welt, sondern darüber hinaus fähig, durch seine Sprache seine Welt überhaupt zu erschaffen: „Der Mensch hat keine so einförmige und enge Sphäre, wo nur eine Arbeit auf ihn warte.“ Er betonte die Wirksamkeit und die Schaffensfreude des Menschen und meint damit Weltoffenheit.
Der Mensch muss insofern die Welt nicht erdulden, hinnehmen oder ertragen, schon gar nicht einen ihm aufgezwungenen Zustrom von Menschen, sondern er kann selbst entscheiden, wie er leben und wie er seinen Lebensraum gestalten will. Und das beinhaltet auch: Er kann selbst entscheiden, wen er in seine Welt hineinlässt – so weltoffen ist er.
Hier zeichnet sich ab, dass die heutige passive Bedeutung der Weltoffenheit früher eine aktive war: Der Mensch muss sich nicht als Objekt bedrohen, einschüchtern, erpressen, ermorden, verletzen, vergewaltigen und erobern lassen, um weltoffen zu bleiben, sondern er kann als Subjekt selbst wählen, mit wem er zusammenleben will und mit wem nicht. Er darf sich wehren, sich verweigern, sich schützen, er darf gestalten, wirken und walten – gerade weil er weltoffen ist.
Diese ursprüngliche Bedeutung der Weltoffenheit wurde im 20. Jahrhundert noch verstärkt und geschärft, zum Beispiel von Scheler, der den Menschen im Gegensatz zum Tier nicht seinen triebhaften Zwängen unterworfen sieht. Der Mensch sei darum nicht an seine Umwelt gefesselt, sondern er sei „umweltfrei“ und weltoffen. Spätestens hier wird die Weltoffenheit zu einem Aspekt der Freiheit. Scheler sagt, der Mensch „hat“ Welt. Er überwindet die Umweltgeschlossenheit und kann sich frei entscheiden, anstatt von der Welt zu etwas gezwungen zu sein. Wer weltoffen ist, ist frei von Zwang und Gewalt.
In dieser Richtung dachte dann Heidegger weiter, der den Menschen „weltbildend“ nennt, weil er zu einem freien Verhalten zum Seienden fähig ist. Der Mensch ist so frei, dass er seine Welt „bildet“, er „bestimmt das Seiende im Hinblick auf das Ganze“, die Welt ist nicht „festgestellt“ – hier wird endgültig deutlich, dass Weltoffenheit nicht bedeutet, dass der Mensch offen für die Welt sein muss, sondern dass die Welt offen für den Menschen ist.
Insofern ist der heutige Gebrauch des Wortes „Weltoffenheit“ als ideologisches Mantra zur Unterordnung der Massen unter das Dogma der unbegrenzten Migration nicht nur eine Abnutzung oder Aushöhlung des Begriffs, sondern sogar seine Verkehrung ins glatte Gegenteil: Gerade weil die Welt offen ist für unsere freie Entscheidung, dürfen wir Einheimischen sehr wohl entscheiden, wie wir unseren Lebensraum gestalten wollen, also auch, wen wir hereinlassen wollen und wen nicht.
Weltoffenheit drückt sich dann zum Beispiel weltgestaltend darin aus, dass eine Mehrheit der Bürger eine Begrenzung der Zuwanderung und darüber hinaus eine Auswahl treffen will: Willkommen sind Leute mit Arbeitsvertrag oder eigenem Vermögen, die ihren Wohnraum und ihren Lebensunterhalt selbst bezahlen und die eine große Motivation mitbringen, am hiesigen gesellschaftlichen Leben und an der hiesigen Kultur teilzunehmen und Teil unserer Welt zu werden. Nicht willkommen sind Mörder, Vergewaltiger und sonstige Kriminelle, Gotteskrieger, Arbeitsscheue, Dumme, Hasserfüllte und an uns und unserer Lebensweise Desinteressierte.
Der Einheimische ist so weltoffen im ursprünglichen Sinne, dass er es sich gestattet, eine Auswahl unter den Zuwanderern zu treffen und die Zuwanderung aktiv zu steuern.
Während die Weltoffenheit der Migranten ihnen gestattet, sich als Glücksritter ohne Erfolgsgarantie einen neuen Lebensraum auf der Welt zu suchen, können wir Einheimischen also mit gutem Recht und kraft unserer eigenen Weltoffenheit sagen: Unsere Stadt und unser Land bleibt weltoffen, indem wir den Umgang mit Ausländern aktiv und differenzierend gestalten: nämlich indem wir den Wirtschaftsstandort Deutschland durch das massive Senken von Steuern, Abgaben und Bürokratie wieder attraktiv machen, die materiellen Anreize für illegale Einwanderer komplett streichen und straffällig gewordene Besucher umgehend außer Landes befördern, während wir Touristen weiterhin freundlich und selbstbewusst willkommen heißen.
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