Rückkehr des Krieges: Geänderter Zeitgeist: Kanonen statt Butter!
… oder ist es vielleicht doch eher umgekehrt?
von Andreas Tögel
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Der vor drei Jahren ausgebrochene Krieg in der Ukraine hat uns Europäern schlagartig klargemacht, „warum wir wieder lernen müssen, mit dem Krieg umzugehen“ – so der Untertitel des vom österreichischen Militärberater Franz-Stefan Gady verfassten Buches „Die Rückkehr des Krieges“. Die jahrzehntelange Verweichlichung und Feminisierung der westeuropäischen Gesellschaften haben der Illusion Bahn gebrochen, dass für Gewalt als Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele in der Welt des 21. Jahrhunderts kein Platz mehr ist. Welch ein Irrtum! Stets hat die Macht die Regeln gesetzt. Stets hatte und hat der Stärkere recht behalten! Und schreibt die Geschichte nicht immer der Sieger?
Der römische Kriegstheoretiker Flavius Vegetius Renatus riet: „Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor!“ (Im Original: „Si vis pacem para bellum!“) Frieden herrscht demnach dann, wenn der Preis des Krieges für den potenziellen Aggressor zu hoch ist. Militärische Rüstung dient somit der Abschreckung. Der weitgereiste Journalist Hugo Portisch beschrieb die prekäre Lage zur Zeit des Kalten Krieges als „Frieden durch Angst“ und als „Gleichgewicht des Schreckens“. Rationales Kalkül auf beiden Seiten vorausgesetzt, kommt es dann nicht zu einem Erstschlag mit Massenvernichtungswaffen, wenn der Gegner über eine glaubwürdige Vergeltungskapazität (zum Beispiel durch mit Nuklearraketen bestückte U-Boote) verfügt. Eine zynische Logik, die bis jetzt seit vielen Jahrzehnten funktioniert.
Euro-Land – und besonders Deutschland – hat sich mit seiner jahrzehntelangen sicherheitspolitischen Trittbrettfahrerei weitestgehend dem Wohlwollen seines transatlantischen Verbündeten, den USA, ausgeliefert. Der Kalauer, wonach Ursula von der Leyen während ihrer Amtszeit als deutsche Verteidigungsministerin (2013–2019) mehr Kinder als die Bundeswehr einsatzfähige Kampfflugzeuge hatte, kam der Wahrheit schon recht nahe. Deutschland ist – nach zwei verheerenden Niederlagen in Weltkriegen – zur Hochburg des Pazifismus verkommen. Gerade einmal 18 Prozent der Bürger wären derzeit bereit, mit der Waffe für ihr Land zu kämpfen. In Österreich, den Niederlanden und anderen westeuropäischen Staaten sieht es ähnlich aus. Einzig Skandinavien – und die Staaten des ehemaligen Ostblocks – stehen in dieser Hinsicht deutlich besser da.
Am buntesten treiben es – wie immer – die Deutschen: Entscheidend ist in der Bundeswehr dieser Tage weniger die Einsatzbereitschaft seiner Kampfeinheiten, als dass der Kampfraum von Schützenpanzern für schwangere Soldatinnen ein möglichst angenehmes Ambiente bietet. Tritt Wokeistan damit in sein Endstadium?
Bis dato war und ist der US-Atomschirm der Garant für Europa, die Russen draußen zu halten. Donald Trump ist zwar nicht er erste US-Präsident, der diesen Zustand kritisiert, aber er ist der erste, der ankündigt, damit Schluss zu machen. Europa kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass amerikanische Steuerzahler dauerhaft für die Verteidigung Europas bezahlen. Infolgedessen haben inzwischen selbst die rot-grünen „Frieden schaffen ohne Waffen“-Narren erkannt, dass eine engagierte Transgenderpolitik und umfangreiche Sozialprogramme einen potenziellen militärischen Aggressor nicht abzuschrecken vermögen. Daher werden plötzlich – zur Freude der Halter von Rüstungsaktien – massive Verteidigungsinvestitionen gefordert. Und das vor allem von der EU – einer in Fragen des Militärs von ahnungslosen Amateuren geführten Organisation, die sich um wirtschaftliche Belange kümmern, ganz sicher aber nicht mit Verteidigungsfragen auseinandersetzen soll!
An dieser Stelle sei übrigens der guten Ordnung halber darauf hingewiesen, dass Investitionen mit der Absicht getätigt werden, zu einem späteren Zeitpunkt daraus Gewinne zu ziehen, was von Politik und Publizistik gegenwärtig geflissentlich ausgeblendet wird. Denn „Investitionen“ in Panzer, Kampfflugzeuge, Bomben und Raketen bringen niemals einen Return on Investment, sondern werden faktisch à fonds perdu getätigt. Kriegsgerät ist nämlich per se unproduktiv – liefert niemals einen Gewinn, sondern verursacht durch Betrieb, Wartung und Besoldung des Bedienungspersonals immer nur Kosten. Rüstungsausgaben sind daher keine Investition, sondern – wie auch Pensionszahlungen – Aufwand.
An der Antwort auf die Frage „Butter oder Kanonen?“ kommt die Politik auch im 21. Jahrhundert nicht vorbei. Wie die gewaltigen „Sondervermögen“ in kolportierter Höhe von 800 Milliarden Euro für Rüstungsprojekte dargestellt werden sollen, ohne den Wohlfahrtsstaat drastisch zurückzubauen, liegt im Dunkeln.
Wie dem auch sei – an einer Aufrüstung Europas führt kein Weg vorbei, wenn die USA nicht länger für seine Verteidigung aufkommen und die militärische Sicherheit diesseits des Atlantiks eigenständig gewährleistet werden soll.
Vor der alleinigen Konzentration auf Zahl und Qualität der zu beschaffenden Waffensysteme sei indes gewarnt! Deren Bedeutung wird nämlich meist überschätzt. Nach wie vor entscheiden Strategie, Kampfmoral und Durchhaltewillen von Nationen und Armeen über Sieg oder Niederlage und weniger die zur Verfügung stehende Technik. Das Debakel der USA in Vietnam und die Niederlage der Sowjets in Afghanistan liefern schlagende Beweise dafür, dass auch technisch überlegene Armeen von einem entschlossenen Feind geschlagen werden können. Weder in Vietnam noch in Afghanistan brachten überlegene Waffen den Sieg.
Auch die Analyse der beiden großen Kriege des 20. Jahrhunderts zeigt, dass Strategie, Geheimdienstaktivitäten, vor allem aber der Wirtschaftskraft deutlich mehr Bedeutung zukam als der Waffentechnik. Libertäre Ökonomen wie Hans-Hermann Hoppe weisen darauf hin, dass marktwirtschaftlich organisierte Gesellschaften aufgrund ihrer gegenüber zentralwirtschaftlich organisierten Systemen überlegenen Produktivität einfach mehr Geld in die Rüstung stecken können. Auch hier gilt: It’s the economy, stupid!
Von noch größerer Bedeutung ist es indes, die Bürger davon zu überzeugen, dass eine militärische Landesverteidigung überhaupt notwendig ist. Das wird aber dann nicht leicht sein, wenn die Regierungen nicht den Interessen der autochthonen Bevölkerung dienen, sondern jenen der oft genug illegal anwesenden Immigranten, wenn der Lebensunterhalt für viele Bürger kaum noch zu erwirtschaften ist, wenn die Meinungsfreiheit mehr und mehr durch die unerbittlichen Zwänge der politischen Korrektheit unterdrückt und wenn eine Existenz nationaler Identitäten von woken politischen Eliten bestritten wird.
„Süß und ehrenvoll ist es, fürs Vaterland zu sterben“, schrieb der römische Dichter Quintus Horatius Flaccus im ersten vorchristlichen Jahrhundert. Beim gegenwärtigen Zustand Euro-Lands sieht das die Mehrheit der Bevölkerung Euro-Lands mit Sicherheit ganz anders.
Also doch lieber Butter als Kanonen?
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