24. März 2025 21:00

Begriffsfehldeutung Technik, wo bist du geblieben?

Ihre Verwechslung mit „Technologie“

von Klaus Peter Krause

von Klaus Peter Krause drucken

Artikelbild
Bildquelle: Dikarte / Shutterstock Handy und Computer: Technische Geräte, in denen zugleich viel Technologie steckt

Es hat einmal ein Wort gegeben, das hieß Technik. Es ist nahezu verschwunden, scheint ausgestorben zu sein, taucht so gut wie nirgendwo mehr auf. Es wurde verdrängt durch ein anderes Wort, das heißt Technologie. Allenthalben hören und lesen wir von Gentechnologie, Mikrotechnologie, Nanotechnologie, Technologie-Management, Technologiezentrum, Technologiepark und so weiter. Meist alles falsch, meist muss es „Technik“ heißen. In der Selbstdarstellung eines Unternehmens war mal zu lesen: „Seit unserer Gründung sind Innovation und die Entwicklung neuer Technologien die treibende Kraft in unserem Unternehmen.“ Hier könnte der Begriff „Technologien“ zutreffend gewesen sein. Oder aber auch nicht. Es kommt darauf an, womit sich das Unternehmen genau beschäftigt. Wann müsste man von „Techniken“ sprechen, wann von „Technologien“? Was ist der Unterschied?

Technologie ist die Lehre von der Technik und Technik die praktische Anwendung

Der Unterschied ist einfach und kurzgefasst dieser: Technologie ist die Lehre von der Technik, die Wissenschaft der Technik, die Herstellungs- oder Verarbeitungslehre oder die Lehre von der Verfahrenskunde im Allgemeinen. Technik dagegen ist die praktische Anwendung der Verfahrenskunde oder der Lehre im Speziellen, um die Technologie nutzbar zu machen. Man könnte auch sagen: „Der Begriff Technik bezeichnet eine Methode, die eingesetzt wird, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen. Der Begriff Technologie bezeichnet das Wissen um diese Technik, wie funktioniert sie, welche Erfahrungen mit ihr gibt es, welche Risiken, welche Chancen?“

Technik als eine Fähigkeit des Menschen

Umständlicher wird Technik mit dieser Definition erklärt: „Technik ist grundsätzlich die Anwendung von besonderen Methoden, Prinzipien, einzeln oder in Kombination, um bestimmte Wirkungen zu erzielen. Somit ist Technik Arbeit, um Arbeit zu sparen. Beispiel: Einbau eines neuen Eiweiß-Gens in das Genom eines Bakteriums mit gentechnischen Methoden, um anschließend mit biotechnologischen Verfahren mit Hilfe des neuen Bakteriums großtechnisch das gewünschte Eiweiß herzustellen. Technik kann als die Fähigkeit des Menschen verstanden werden, Naturgesetze, Kräfte und Rohstoffe zur Sicherung seiner Existenzgrundlage oder zur Befriedigung seines Bedürfnisses zur Selbstverwirklichung sinnvoll einzusetzen oder umzuwandeln. Neben den materiellen Bedürfnissen (Nahrung, Kleidung, Wohnen) werden auch kulturelle Bedürfnisse durch die Technik gesichert.“

Die Dampfmaschine ist Technik, nicht Technologie

In Handwerk, Industrie, Ingenieurwissenschaften zum Beispiel werden technische Fähigkeiten benötigt, nicht unmittelbar und unbedingt technologische. So sind beispielsweise Erfindungen wie das Telefon, die Zentralheizung, das Flugzeug, die Stromerzeugung, der Staubsauger technische Wunderwerke, aber nicht technologische. Die Dampfmaschine ist Technik, aber wie man Dampf maschinell nutzbar machen kann, ist Technologie.

Das Verwechseln von Technik und Technologie scheint unausrottbar zu sein

Verwechselt werden Technik und Technologie nahezu stets. Mit beiden Begriffen geht es munter durcheinander. Ihr Verwechseln scheint unausrottbar zu sein. Das Wort Technologie wird absichtlich sogar als Synonym für Technik verwendet. So soll es wohl bedeutsamer klingen als das schlichte Wort Technik. Dann kommt es hochtrabend daher, wirkt hochgestochen. Seine Verwendung mag auch ein Ausfluss des deutschen Hangs zu Anglizismen sein, denn im Englischen heißt Technik nur „technology“; Die Unterscheidung zwischen Technik und Technologie gibt es dort nicht. Allerdings hat ein „FAZ“-Leser einst darauf hingewiesen, dass der Begriff Technologie nicht als Anglizismus in die deutsche Sprache gelangt ist, sondern bereits 1769 von dem Göttinger Professor der Ökonomie Johann Beckmann eingeführt worden ist (Dr. Eberhard Firnhaber, Bielefeld, in der „FAZ“ vom 31. März 2010).

Wie eine Seuche

Ebenfalls ein „FAZ“-Leser hat – noch länger her – angemerkt: „Fast in allen Fällen ist ‚technology‘ mit ‚Technik‘ zu übersetzen. Technologien sind im Deutschen die Lehre von den Verfahren zur Herstellung von Stoffen und anderen Erzeugnissen. Hüttenkunde oder -technologie lehrt die Erzeugung von zum Beispiel Stahl. Zur Erzeugung von Walzstahl wird Walzstahltechnik eingesetzt. Richtig muss von Mikrotechnik, Biotechnik, Gentechnik und so weitergesprochen werden. Die bequeme Übersetzung von ‚technology‘ mit ‚Technologie‘ wegen der Klangähnlichkeit hat die fatale Folge, dass dafür anfällige Leute angeregt werden, sich durch Gebrauch des ungewöhnlichen Ausdruckes von den gewöhnlichen Sprechern abzuheben. Wie Erfahrung mit anderen Beispielen lehrt, findet sie gleichgesinnte Nachahmer, und der falsch gebrauchte Ausdruck breitet sich aus wie eine Seuche, die dann alle erfasst, die nicht rückständig sein wollen. Schließlich hebt sich niemand mehr vom anderen ab, aber alle sprechen falsch“ (Dr.-Ing. Wolfgang Reichelt, Bonn, in der „FAZ“ vom 25. Juli 2000).

Zum alten Eisen gehört das Wort Technik keineswegs

Oder ist das Wort Technik einfach altmodisch geworden? Wohl kommt es vor, dass Worte ungebräuchlich werden, veralten, aus der Mode kommen, aus der Umgangssprache verschwinden, weil man sie nicht mehr zu brauchen meint oder man sich scheut, sie zu verwenden, um nicht als altmodisch oder altertümlich zu erscheinen. Es sind Redewendungen oder Worte wie zum Beispiel fürbass schreiten (gehen), nichtsdestoweniger (trotzdem), Gehsteig (Gehweg) oder allenthalben (überall). Aber zum alten Eisen gehört das Wort Technik keineswegs. Für die Unterscheidung zur Technologie wird es nach wie vor benötigt. So sind auch aus den Technischen Hochschulen in Deutschland noch immer keine Technologischen Hochschulen geworden. Das mag als ein Hoffnungsschimmer gelten.

Gibt es einen Unterschied zwischen Technik und Technologie?

Dieser Artikel erschien zuerst auf dem Blog des Autors.


Sie schätzen diesen Artikel? Die Freiheitsfunken sollen auch in Zukunft frei zugänglich erscheinen und immer heller und breiter sprühen. Die Sichtbarkeit ohne Bezahlschranken ist uns wichtig. Deshalb sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen. Freiheit gibt es nicht geschenkt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit.

PayPal Überweisung Bitcoin und Monero


Kennen Sie schon unseren Newsletter? Hier geht es zur Anmeldung.

Artikel bewerten

Artikel teilen

Kommentare

Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv nur registrierten Benutzern zur Verfügung.

Wenn Sie bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, können Sie sich mit dem Registrierungsformular ein kostenloses Konto erstellen.