Freiheit der Popkultur: Zurück in die Zukunft: Ein zeitloses Meisterwerk
Back to the Future ist die „Power of Love“
von Sascha Blöcker

„Zurück in die Zukunft“ (im Original: „Back to the Future“) ist ein ikonischer Science-Fiction-Film aus dem Jahr 1985, der unter der Regie von Robert Zemeckis und mit Steven Spielberg als ausführendem Produzenten entstand. Das Drehbuch stammt von Zemeckis und Bob Gale, und der Film markiert den Beginn einer der besten Trilogien der Filmgeschichte. Den Begriff „perfekter Film“ verwende ich nur äußerst selten, so selten, dass „Terminator 2“ diesen Begriff nicht erhalten hat. „Zurück in die Zukunft“ wird aber von mir in aller Deutlichkeit als perfekter Film betitelt. Er hat Geschichte geschrieben und beeinflusst die Popkultur bis heute. So ist die Serie „Rick and Morty“ im Grunde auch nur ein schmutziges „Back to the Future“. Aber für die drei Leute, die ihn noch nicht gesehen haben und auch nicht planen, ihn zu sehen, hier einmal die Handlung.
Handlung
Die Ausgangssituation: Hill Valley, 1985
Die Geschichte beginnt in der fiktiven Kleinstadt Hill Valley, Kalifornien, im Jahr 1985. Marty McFly ist ein 17-jähriger Highschool-Schüler, der mit seiner Familie ein eher unspektakuläres Leben führt. Sein Vater George (Crispin Glover) ist ein schüchterner, unsicherer Mann, der sich vom tyrannischen Biff Tannen (Thomas F. Wilson) herumschubsen lässt, während seine Mutter Lorraine (Lea Thompson) resigniert. Marty selbst träumt davon, mit seiner Band groß rauszukommen, doch seine Unsicherheiten und die schwierigen Familienverhältnisse halten ihn zurück. Sein einziger Lichtblick ist seine Freundschaft mit dem exzentrischen Wissenschaftler Dr. Emmett Brown, den alle nur „Doc“ nennen. Doc ist ein genialer, aber zerstreuter Erfinder, der Marty eines Nachts zu einem Parkplatz am Einkaufszentrum Twin Pines Mall bestellt, um ihm seine neueste Erfindung vorzustellen: einen DeLorean DMC-12, der zu einer Zeitmaschine umgebaut wurde. Die Energiequelle des Fahrzeugs ist ein plutoniumbetriebener Fluxkompensator („Flux Capacitor“), der es ermöglicht, durch die Zeit zu reisen, sobald der Wagen 88 Meilen pro Stunde (ca. 141 km/h) erreicht. Doc demonstriert die Funktionsweise, indem er seinen Hund Einstein eine Minute in die Zukunft schickt. Doch bevor Marty das Wunder richtig begreifen kann, tauchen libysche Terroristen auf, von denen Doc das Plutonium gestohlen hat. Sie erschießen Doc, und Marty flieht in Panik mit dem DeLorean – nur um versehentlich eine Zeitreise ins Jahr 1955 anzutreten.
Hill Valley, 1955: Ein Blick in die Vergangenheit
Marty landet am 26. Oktober 1955, genau dreißig Jahre in der Vergangenheit, und versteckt den DeLorean auf einer Farm außerhalb von Hill Valley. Verwirrt macht er sich auf den Weg in die Stadt und entdeckt eine idyllischere Version seiner Heimat: Die Straßen sind sauber, die Menschen freundlich und das Leben scheint simpler. Doch seine Ankunft bringt die Zeitlinie durcheinander. In der Stadt trifft er auf seine Mutter Lorraine – damals eine attraktive, lebensfrohe Teenagerin –, die ihn nach einem kleinen Unfall mit dem Auto ihres Vaters ins Haus mitnimmt. Zu Martys Entsetzen verliebt sich die junge Lorraine in ihn, was ein Problem darstellt: In der ursprünglichen Zeitlinie sollte sie sich in seinen Vater George verlieben. Als Marty ein Foto seiner Geschwister betrachtet, bemerkt er, dass eines von ihnen zu verblassen beginnt – ein Zeichen dafür, dass seine Existenz gefährdet ist, weil seine Eltern nicht zusammenkommen. Marty sucht den jungen Doc Brown von 1955 auf, der zunächst skeptisch ist, aber schließlich überzeugt wird, als Marty ihm den Fluxkompensator zeigt und ein Video aus 1985 vorspielt. Doc erklärt, dass der DeLorean zurückkehren kann, wenn er mit 1,21 Gigawatt Energie versorgt wird – eine Menge, die 1955 nur durch einen Blitzstoß erreichbar ist. Glücklicherweise weiß Marty, dass in einer Woche, am 12. November 1955, ein Blitz in das Rathausuhrwerk einschlagen wird.
Aber da ist ja auch noch die Rettung der Zeitlinie. Marty hat nun zwei Aufgaben: Er muss sicherstellen, dass seine Eltern sich verlieben, und gleichzeitig mit Doc einen Plan entwickeln, um den Blitz für die Zeitreise zu nutzen. Er spürt George auf, der in der Schule ein schüchterner Außenseiter ist, und versucht, ihn zu ermutigen, Lorraine zum Schulball („Enchantment Under the Sea“) einzuladen. Doch George traut sich nicht, und Biff, der auch 1955 ein brutaler Rüpel ist, macht die Sache noch komplizierter. In einem cleveren Schachzug nutzt Marty seine „Zukunfts“-Identität aus, indem er sich als „Darth Vader vom Planeten Vulkan“ ausgibt und George mit einem Walkman und lauter Musik „droht“, falls er Lorraine nicht einlädt. Der Plan funktioniert, doch Martys Eingreifen hat Nebenwirkungen: Lorraine wird immer faszinierter von ihm statt von George. Am Abend des Balls inszeniert Marty eine Situation, in der George Lorraine vor Biff „retten“ kann. Als Biff Lorraine belästigt, greift George ein, schlägt Biff k.o. und gewinnt damit Lorraines Herz. Die Zeitlinie stabilisiert sich, und Martys Geschwister erscheinen wieder auf dem Foto. Bevor er geht, übernimmt Marty auf der Bühne die Gitarre und spielt „Johnny B. Goode“ – Jahre bevor Chuck Berry den Song veröffentlicht –, was die Menge begeistert und die Musikgeschichte subtil beeinflusst.
Der dramatische Höhepunkt: Zurück in die Zukunft
Parallel dazu hat Doc ein Kabelsystem am Rathaus aufgebaut, um die Blitzenergie in den DeLorean zu leiten. In einer nervenaufreibenden Schlussszene rast Marty mit dem Wagen durch die Straße, während der Blitz einschlägt. Im letzten Moment wird die Energie übertragen, und Marty landet wieder im Jahr 1985 – genau zehn Minuten vor Docs Erschießung. Er versucht, Doc zu warnen, doch dieser ignoriert den Brief, den Marty ihm 1955 geschrieben hat, aus Angst, die Zukunft zu verändern. Zu Martys Erleichterung überlebt Doc jedoch, da er den Brief dann doch gelesen und eine kugelsichere Weste angezogen hat.
Zurück in Hill Valley von 1985 stellt Marty fest, dass sein Eingreifen die Zukunft verbessert hat: George ist nun ein selbstbewusster Schriftsteller, Lorraine ist fit und glücklich und Biff arbeitet als unterwürfiger Autowäscher für die Familie. Martys Leben hat sich zum Positiven gewandelt. Doch die Freude währt nur kurz: Doc taucht mit dem DeLorean auf und warnt Marty, dass in der Zukunft – im Jahr 2015 – etwas Schlimmes mit seinen Kindern passieren wird. Er fordert Marty auf, mit ihm zu kommen, und der Film endet mit dem legendären Satz: „Wohin wir fahren, brauchen wir keine Straßen!“ Der DeLorean hebt ab und fliegt in die Zukunft – ein perfekter Übergang zur Fortsetzung und „brauchen wir keine Straßen“ (so wie Abwandlungen davon, zum Beispiel: Wer baut dann die Straßen) ist für viele Libertäre inzwischen ja ein Running Gag.
Der DeLorean war nicht die erste Wahl: Ursprünglich sollte die Zeitmaschine kein Auto, sondern ein Kühlschrank sein. Steven Spielberg und Robert Zemeckis entschieden sich jedoch dagegen, weil sie befürchteten, Kinder könnten in Kühlschränken spielen und sich verletzen. Der DeLorean DMC-12 wurde gewählt, weil sein futuristisches Design mit den Flügeltüren perfekt passte.
Michael J. Fox war nicht die erste Besetzung: Eric Stoltz wurde zunächst als Marty McFly gecastet und drehte bereits mehrere Wochen, bevor er ersetzt wurde. Die Produzenten fanden, dass er zu ernsthaft spielte, und holten Michael J. Fox, der durch „Family Ties“ schon ein Star war. „Fox“ drehte den Film nachts, während er tagsüber bei der Serie arbeitete.
Ein echter Fluxkompensator: Der Begriff „Flux Capacitor“ („Fluxkompensator“) wurde von Bob Gale erfunden, inspiriert von einem echten wissenschaftlichen Konzept, dem „Flusskondensator“. Fans haben später echte Nachbauten gebaut, und das Wort ist heute ein Kultbegriff.
Johnnys Musik kam fast nicht ins Spiel: Die Szene, in der Marty „Johnny B. Goode“ spielt, war improvisiert. Michael J. Fox übte die Gitarrenbewegungen mit einem Choreografen, und Chuck Berry musste persönlich zustimmen, dass sein Song verwendet wird – was er erst kurz vor Fertigstellung tat.
Der Name „Hill Valley“: Die fiktive Stadt wurde von Bob Gale nach einem echten Ort in Kalifornien namens „Grass Valley“ inspiriert. Die Dreharbeiten fanden größtenteils in Universal Studios und echten Orten wie Pasadena und Whittier statt.
Ein Präsident als Fan: Ronald Reagan liebte den Film so sehr, dass er ihn 1986 in seiner Rede zur Lage der Nation erwähnte. Er zitierte Docs berühmten Satz: „Wohin wir fahren, brauchen wir keine Straßen!“ Reagan war auch begeistert, als im Film sein Name als ehemaliger Schauspieler erwähnt wurde.
Die Uhrzeit 1:21: Der Wert „1,21 Gigawatt“ wurde willkürlich gewählt, klingt aber wissenschaftlich genug, um glaubwürdig zu sein. Interessanterweise wird die Zahl oft falsch ausgesprochen – im Film sagt Doc „Jiggawatt“, was damals eine gängige Fehlaussprache war.
Ein verpasster Disney-Deal: Zemeckis und Gale boten das Drehbuch zunächst Disney an, doch das Studio lehnte ab, weil die Handlung – insbesondere Lorraines Verliebtheit in ihren eigenen Sohn – als zu anstößig galt. Universal Pictures nahm das Projekt schließlich an. Ich hoffe, Disney bekommt es nie in die Finger.
Huey Lewis: Dass der Song „Power of Love“ von Huey Lewis and the News ist, wissen wir alle. Aber ist Ihnen aufgefallen, dass, als Marty den Song an seiner Highschool spielte, er von eben jenem Huey Lewis bewertet und abgewürgt wird?
Fast ein anderer Titel: Der Film sollte ursprünglich „Spaceman from Pluto“ heißen, ein Vorschlag von Universal-Chef Sid Sheinberg. Spielberg überlistete ihn mit einem scherzhaften Memo, und der Originaltitel blieb erhalten.
Fazit
„Zurück in die Zukunft“ ist mehr als nur ein Zeitreise-Abenteuer. Der Film verbindet eine packende Handlung mit emotionaler Tiefe und humorvollen Momenten. Die Chemie zwischen Marty und Doc, die detailreiche Darstellung der 1950er Jahre und die cleveren Wendungen machen ihn zeitlos. Mit seiner Botschaft über Mut, Familie und die Macht, die eigene Zukunft zu gestalten, bleibt der Film ein Meilenstein der Popkultur, der auch heute noch Zuschauer weltweit begeistert. Ein Film, wie er nur in den mutigen Eighties entstehen konnte, als Studios Filme nicht nach Schema F am Reißbrett konstruierten. Der Sound für „Back to the Future“ von Silvestri ist in einem Atemzug zu nennen mit jenen von John Williams für „Jäger des verlorenen Schatzes“ oder „Jurassic Park“. Er ist perfekt, und ich fürchte mich vor dem Tag, an dem Hollywood sich an diesem Meisterwerk vergeht und uns ein Remake oder, noch schlimmer, einen vierten Teil gibt. Ach, was gäbe ich für eine Zeitmaschine, ich wäre bereits jetzt auf dem Weg in die Eighties.
Ich bedanke mich für Ihre Zeit.
Kommentare
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