15. August 2025 11:00

Selbstanzeige Der Angelschein-Fauxpas

Wenn Bürokratie selbst den transatlantischen Karpfen fängt

von Lydia Flaß drucken

Nahaufnahme eines frisch gefangenen Karpfens
Bildquelle: Barbarazm / Shutterstock Nahaufnahme eines frisch gefangenen Karpfens

In einer Szene, die direkt aus einem Kafka-Roman hätte stammen können, hat sich der britische Außenminister David Lammy selbst bei den Behörden angezeigt. Sein Vergehen? Er wagte es, mit dem US-Vizepräsidenten JD Vance auf dem idyllischen Landsitz Chevening House in Kent Karpfen zu angeln – ohne die heilige staatliche Erlaubnis, den sogenannten „Rod Licence“. Dieser bürokratische Fehltritt, der in Großbritannien für Schlagzeilen sorgt, entlarvt die absurde Überregulierung Europas, die selbst die mächtigsten Politiker in die Fänge der Amtsschimmel treibt.

Stellen Sie sich vor: Zwei Politiker, ein Teich, ein paar Fische und ein Fotograf, der die transatlantische Freundschaft für die Ewigkeit festhält. Lammy, der Labour-Mann mit dem Charme eines Großstadt-Anwalts, und Vance, der republikanische Vizepräsident mit dem Flair eines amerikanischen Hinterwäldlers, plaudern entspannt über Gaza und die Ukraine, während sie ihre Angelruten schwingen. Doch was als Symbol der Eintracht gedacht war, endet in einem bürokratischen Albtraum. Denn in Großbritannien, wo selbst das Atmen bald eine Lizenz erfordern dürfte, ist das Angeln ohne staatlichen Segen ein Verbrechen, das mit bis zu 2.500 Pfund Strafe geahndet werden kann.

Die britische Umweltbehörde, dieser Wächter über die Tugendhaftigkeit von Karpfenjägern, wurde auf den Plan gerufen. Lammy, peinlich berührt, sprach von einem „administrativen Versäumnis“ – eine Formulierung, die so bürokratisch klingt, dass sie fast schon als Kunstform durchgehen könnte. Prompt kaufte er sich nachträglich die Lizenz, als wäre das Fehlen eines Stücks Papier das eigentliche Problem und nicht die Tatsache, dass ein erwachsener Mann sich überhaupt für so etwas rechtfertigen muss.

In den USA, wo die Freiheit noch ein wenig mehr wie Freiheit schmeckt, würde man über eine solche Geschichte nur schmunzeln. Ein Angelschein? Für einen privaten Teich? Amerikaner wie JD Vance, die in den Wäldern von Kentucky aufgewachsen sind, kennen solche bürokratischen Fesseln nicht. Dort wirft man die Angel aus, fängt seinen Fisch und vielleicht ein kaltes Bier dazu – ohne dass ein Staatsdiener mit einem Formular wedelt. Vance selbst scherzte, seine drei Kinder könnten besser angeln als Lammy, was in diesem Kontext fast wie ein diplomatischer Seitenhieb wirkt.

Doch wenden wir den Blick nach Deutschland, wo die Bürokratie nicht nur ein Hobby, sondern eine Lebensphilosophie ist. Hierzulande würde ein solcher Vorfall nicht nur die Umweltbehörde, sondern wahrscheinlich auch das Ordnungsamt, das Fischereiamt und die örtliche Steuerbehörde auf den Plan rufen. In Deutschland braucht man nicht nur einen Angelschein, sondern auch eine Fischereiprüfung, die so komplex ist, dass man glaubt, man müsse die Biografie jedes Karpfens im Teich auswendig lernen. Dazu kommen Vorschriften über die Länge der Angelrute, die Art des Köders und vermutlich bald auch die CO₂-Bilanz des Angelsports. Während Lammy in Großbritannien noch mit einem milden Tadel davonkommen könnte, würde in Deutschland ein Heer von Beamten mit Formularen und Strafzetteln anrücken, um den Außenminister in die Mangel zu nehmen.

Die Ironie ist kaum zu überbieten: Während Lammy und Vance über die großen Fragen der Weltpolitik diskutierten – Kriege, Konflikte, globale Sicherheit –, stolperten sie über eine bürokratische Fußfessel, die selbst die mächtigsten Männer der Welt nicht ignorieren können. In Europa scheint kein Lebensbereich zu trivial, um von staatlichen Regularien verschont zu bleiben. Ob es das Angeln ist, das Rauchen in Kneipen oder die Größe von Gurken – die EU und ihre Mitgliedsstaaten haben eine unstillbare Lust, jede Facette des Lebens mit Vorschriften zu durchdringen.

Man könnte lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Der Vorfall zeigt, wie weit die europäische Bürokratie von der Realität entfernt ist. Während normale Bürger für jeden Verstoß gegen die unzähligen Regeln mit Geldstrafen oder gar Gerichtsverfahren rechnen müssen, dürfen Politiker wie Lammy auf Nachsicht hoffen. Das britische Außenministerium spricht von einem „Versehen“, und die Umweltbehörde nickt verständnisvoll. Doch was, wenn ein gewöhnlicher Angler aus Kent ohne Lizenz erwischt wird? Keine diplomatische Immunität, kein „administratives Versäumnis“ – nur ein saftiges Bußgeld und ein Eintrag in die Akten.

Die Moral der Geschichte? In Europa ist Freiheit ein Privileg der Eliten, während der normale Bürger in einem Netz aus Regeln und Vorschriften gefangen ist. Lammys Angelschein-Fauxpas ist nicht nur ein peinlicher Ausrutscher, sondern ein leuchtendes Beispiel für die Überregulierung, die den Kontinent erstickt. Es ist höchste Zeit, dass wir uns von diesem bürokratischen Wahnsinn befreien – oder zumindest eine Angelrute schwingen dürfen, ohne vorher ein Formular in dreifacher Ausfertigung auszufüllen. Denn wenn selbst ein Außenminister sich fürs Angeln rechtfertigen muss, wie frei sind dann wir?


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