Leitzentrum im Ukraine-Krieg: Die „Task Force Dragon“ in Wiesbaden
Amerikas verborgene Rolle bei den ukrainischen Militäroperationen gegen die russischen Invasionsarmeen
von Klaus Peter Krause drucken

„An einem Frühlingsmorgen zwei Monate nach dem Einmarsch der Invasionsarmeen von Wladimir Putin in die Ukraine glitt ein Konvoi nicht gekennzeichneter Autos an eine Straßenecke in Kiew heran und sammelte zwei Männer mittleren Alters in Zivilkleidung auf. Der Konvoi verließ die Stadt und fuhr – bemannt mit britischen Kommandos, ohne Uniform, aber schwer bewaffnet – 400 Meilen nach Westen zur polnischen Grenze. Die Überfahrt verlief reibungslos, mit Diplomatenpässen. Weiter kamen sie zum Flughafen Rzeszów-Jasionka, wo ein im Leerlauf liegendes Frachtflugzeug vom Typ C-130 wartete. Bei den Passagieren handelte es sich um hochrangige ukrainische Generäle. Ihr Ziel war die Clay-Kaserne, das Hauptquartier der U.S. Army Europe and Africa in Wiesbaden, Deutschland. Ihre Mission war es, dabei zu helfen, eines der am strengsten gehüteten Geheimnisse des Krieges in der Ukraine zu schmieden.“ Jedenfalls damals streng geheim.
Wie tief USA und Nato in diesen Krieg gegen Russland wirklich schon verwickelt sind
Was so beginnt, ist der überaus lange Bericht der „New York Times“ („NYT“) über Details zum Krieg in der Ukraine, die bisher nicht allgemein bekannt gewesen sind. Dagegen ist bekannt, dass die USA diesen Krieg samt ihren westlichen Vasallenstaaten als ihren eigenen (formal unerklärten) Krieg gegen Russland nutzen – verkappt unter dem Deckmantel, der Ukraine helfen zu wollen.Wie sehr und wie tief die USA und die Nato in diesen Krieg gegen Russland wirklich schon verwickelt waren und noch sind, berichtet das amerikanische Blatt in aller Ausführlichkeit in seiner Ausgabe vom 29. März. Haben Sie davon aus den maßgeblichen deutschen Medien erfahren? Nein? Dann lesen Sie weiter.
Steckt der „Tiefe Staat“ hinter dem „NYT“-Bericht?
Der amerikanische Journalist und (einstige Vize-Finanzminister unter Ronald Reagan) Craig Roberts urteilt, die „NYT“ habe „die offizielle Darstellung des Ukraine-Konflikts vollständig aufgegeben und damit den Karren voller Lügen umgestoßen“. Der Zweck des Artikels sei es, Selenskyj als Sündenbock, der den Krieg verloren habe, hinzustellen und ihn loszuwerden, damit der Konflikt beendet werden könne. Roberts vermutet, dass höchstwahrscheinlich der Tiefe Staat hinter dem Artikel steckt und beschlossen hat, den Konflikt aufzugeben. Dieser habe die „NYT“ benutzt, um seinen Rückzug aus dem Konflikt mit Russland zu verkünden. Roberts: „Einige von uns wussten vom ersten Tag an, dass der Ukraine-Konflikt Washingtons Krieg war, der von Wiesbaden aus geführt wurde.“ Der in der Schweiz ansässige Online- Informationsdienst Uncut-News nennt das Ausmaß der nun zusätzlich offengelegten Unterstützung beispiellos (siehe Links unter dem Artikel).
Die unerzählte Geschichte von Amerikas verborgener Rolle
Erschienen ist der „NYT“-Artikel unter der Überschrift „The Partnership. The Secret History of the War in Ukraine. This is the untold story of America’s hidden role in Ukrainian military operations against Russia’s invading armies“ (übersetzt also: Die Partnerschaft. Die geheime Geschichte des Krieges in der Ukraine.Dies ist die unerzählte Geschichte von Amerikas verborgener Rolle bei den ukrainischen Militäroperationen gegen die russischen Invasionsarmeen). Sein Autor ist Adam Entous. Er führte nach „NYT“-Angaben über mehr als ein Jahr lang mehr als 300 Interviews mit Regierungs-, Militär- und Geheimdienstbeamten in der Ukraine, den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Deutschland, Polen, Belgien, Lettland, Litauen, Estland und der Türkei.
Wie die USA der Ukraine die „Partnerschaft“ antrug
Einer der beiden Männer aus der Ukraine, die von Polen aus nach Wiesbaden geflogen worden waren, ist, wie die „NYT“ berichtet, Generalleutnant Mychajlo Sabrodskyij gewesen. Er sei in das Büro von Generalleutnant Christopher T. Donahue, dem Kommandeur des 18. US-Luftlandekorps, geführt worden. Dieser habe eine Partnerschaft vorgeschlagen – eine „Partnerschaft aus Geheimdienst, Strategie, Planung und Technologie, die nur für einen kleinen Kreis amerikanischer und verbündeter Beamter sichtbar war“, als „Geheimwaffe in dem, was die Biden-Regierung als ihre Bemühungen zur Rettung der Ukraine und zum Schutz der bedrohten Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg bezeichnete“. Mit dem Wissen von später und von heute muss man wohl sagen: vorgab. Offensichtlich und nicht überraschend ging die Initiative zur „Partnerschaft“ von den USA aus. Inzwischen hat Präsident Trump, wie bekannt und wie die „NYT“ schreibt, bereits damit begonnen, Teile der Partnerschaft, die an jenem Tag im Frühjahr 2022 in Wiesbaden besiegelt wurde, abzubauen. Die Partnerschaft stehe jetzt auf Messers Schneide, weil Trump eine Annäherung an Putin suche und schwöre, den Krieg zu beenden.
Wie das Hauptquartier der gefürchtesten russischen Armee beschossen wurde
Die „NYT“ schreibt: „Seite an Seite planten amerikanische und ukrainische Offiziere in der Wiesbadener Einsatzleitstelle die Gegenoffensiven Kiews. Eine umfangreiche amerikanische Geheimdienstaktion leitete sowohl die Gesamtstrategie als auch die Übermittlung präziser Zielinformationen an die ukrainischen Soldaten im Feld.“ Die Amerikaner in Wiesbaden spürten das Beschussziel auf, die Ukrainer beschossen es. Das Blatt nennt ein Beispiel: „Ein früher Proof of Conceptwar ein Feldzug gegen eine der gefürchtetsten Kampfgruppen Russlands, die 58. Armee der Kombinierten Waffen. Mitte 2022 entfesselten die Ukrainer unter Verwendung amerikanischer Geheimdienst- und Zielinformationen einen Raketenbeschuss auf das Hauptquartier der 58. Armee in der Region Cherson, bei dem Generäle und Stabsoffiziere getötet wurden. Immer wieder richtete sich die Gruppe an einem anderen Ort ein; jedes Mal fanden ihn die Amerikaner, und die Ukrainer zerstörten es.“
Ja, ein Stellvertreterkrieg – wie vorher in Vietnam, Afghanistan, Syrien
Dass der Krieg in der Ukraine für die USA ein Stellvertreterkrieg ist, sie also Krieg zu gegen Russland ohne förmliche Kriegserklärung führen, steht für die „NYT“ fest: „In gewisser Weise war die Ukraine, betrachtet auf einer breiteren Leinwand, eine Neuauflage in einer langen Geschichte von Stellvertreterkriegen zwischen den USA und Russland – Vietnam in den 1960er Jahren, Afghanistan in den 1980er Jahren, Syrien drei Jahrzehnte später.“ Ich erinnere an den Beitrag auf meiner Blog-Seite vom 4. März 2022 „Die Schurkenrolle der USA im Ukraine-Krieg“.
Wut, Überraschung, Panik auf amerikanischer Seite
Man liest, wie überrascht und wütend die amerikanische Seite war, als es der Ukraine gelang, das Flaggschiff der russischen Schwarzmeer-Flotte, die Moskwa, zu versenken: „Die Amerikaner zürnten, weil die Ukrainer sie nicht einmal vorab informiert hatten, sie waren überrascht, dass die Ukraine Raketen besaß, die das Schiff erreichen konnten, und sie waren alarmiert, weil die Biden-Regierung nicht die Absicht hatte, den Ukrainern einen Angriff auf ein so starkes Symbol der russischen Macht zu ermöglichen.“ Die Episode, so folgert die „NYT“, spiegele den zerrissenen Zustand der ukrainisch-amerikanischen Beziehungen in den ersten Wochen des Krieges wider.
Jeden Morgen wurden in Wiesbaden die Beschussziele bestimmt
Man liest: „Bald trafen die Ukrainer, insgesamt fast 20, in Wiesbaden ein – Geheimdienstoffiziere, Einsatzplaner, Kommunikations- und Feuerleitspezialisten. Jeden Morgen, so erinnerten sich die Offiziere, versammelten sich Ukrainer und Amerikaner, um die russischen Waffensysteme und Bodentruppen zu begutachten sowie die greifbarsten und wertvollsten Ziele zu bestimmen. Die Prioritätenlisten wurden dann an das Intelligence Fusion Center übergeben, wo die Beamten Datenströme analysierten, um die Standorte der Ziele zu lokalisieren.“
Die „Task Force Dragon“ in Wiesbaden als gesamtes Backoffice des Krieges
Man liest, dass auf dem amerikanischen Militärstützpunkt in Wiesbaden insgeheim ein Operationszentrum eingerichtet und „Task Force Dragon“ genannt wurde, besetzt mit Vertretern aller amerikanischen Geheimdienste und Geheimdienstmitarbeiter der westlichen Anti-Russland-und-pro-Ukraine-Koalition. Sie alle sammelten Informationen über russische Positionen, Bewegungen und Absichten und bestimmten daraus wichtige Ziele für ukrainische Angriffe mit westlichen Waffen. Dieses Zentrum avancierte schnell zum „gesamten Backoffice des Krieges“.
Keine Auskunft darüber, woher sie wusste, was sie wusste
Die Task Force Dragon in Wiesbaden erkundete die Zielinformationen und teilte den Ukrainern die jeweilige russische Position mit. Sie behielt es aber für sich, woher sie wusste, was sie wusste. So wollte sie Geheimdienstquellen und -methoden vor russischen Spionen schützen. Als die Ukrainer fragten, warum sie den Geheimdienstinformationen vertrauen sollten, habe der amerikanische General Donahue geantwortet: „Mach dir keine Sorgen darüber, wie wir es herausgefunden haben. Vertraue einfach darauf, dass es beim Schießen treffen wird und dass dir das Ergebnis gefallen wird, und wenn dir das Ergebnis nicht gefällt, sag es uns, wir machen es besser.“
Ziele nicht „Ziele“ nennen, sondern nur „Points of Interest“
Damals wurde auch darüber debattiert, ob es „angesichts der heiklen Mission“ nicht „übermäßig provokativ“ sei, Ziele als „Ziele“ zu bezeichnen. Entschieden wurde dann, lieber nicht von „Zielen“ zu sprechen, sondern die Standorte der russischen Streitkräfte nur „Points of Interest" (Anhaltspunkte) und Geheimdienstinformationen über Bedrohungen aus der Luft „Tracks of Interest“ (Fährten von Interesse) zu nennen. Ein amerikanischer Beamter erklärte das so: „Wenn Ihnen jemals die Frage gestellt wird: ‚Haben Sie den Ukrainern ein Ziel übergeben?‘, können Sie legitimerweise nicht lügen, wenn Sie sagen: ‚Nein, das habe ich nicht.‘“ Es ging darum, das Risiko russischer Vergeltungsmaßnahmen gegen Nato-Partner zu verringern. Die „NYT“ zitiert einen hochrangigen US-Beamten: „Unsere Botschaft an die Russen war: Dieser Krieg sollte innerhalb der Ukraine geführt werden.“
Dies sind nur einige anschauliche Beispiele aus dem „NYT“-Artikel. Er ist eine umfassende Darstellung des amerikanisch-ukrainischen Mit- und auch Gegeneinanders seit 2022 mit vielen öffentlich bisher nicht bekannten Einzel- und Begebenheiten. Gegliedert hat ihn die Zeitung zeitlich in vier Teile:
Teil 1 von Februar bis Mai 2022 (betitelt mit „Vertrauen aufbauen – und eine Tötungsmaschinerie“),
Teil 2 von Juni bis November (betitelt mit „Wenn ihr Russland besiegt, werden wir euch für immer blau machen“)
Teil 3 von November 2022 bis November 2023 (betitelt mit „Die besten Pläne“)
Teil 4 von Dezember 2023 bis Januar 2025 (betitelt mit: „Vertrauensbrüche und Grenzüberschreitungen“)
Aber der Artikel ist überaus lang, in DIN-A-Format übertragen sind es 26 Seiten. Auch ist die Beschreibung der vielen Militäroperationen mit ihren Erfolgen und Misserfolgen, mit Auseinandersetzungen und Konflikten zwischen der amerikanisch-westlichen und der ukrainischen Militärführung wie auch innerhalb der Ukraine selbst auf die Dauer ermüdend. Daher rate ich für den großen Rest zur Selbstlektüre. Ergänzend zu meiner Darstellung empfehle ich die von Uncut-News (siehe untenstehenden Link). Sie enthält weitere Details und hebt besonders die britische Rolle bei der Militärhilfe für die Ukraine hervor, gibt ihr aber mehr Gewicht als für den Leser des „NYT“-Originals nachvollziehbar.
Der „NYT“-Artikel endet mit diesem Text:
„Anfang Januarbesuchten die Generäle Donahue und Cavoli Kiew, um sich mit General Syrsky zu treffen und sich nach Angaben aus dem Pentagon auf Pläne zur Auffüllung der ukrainischen Brigaden und zur Verstärkung ihrer Linien zu verständigen. Von dort aus reisten beide zum Luftwaffenstützpunkt Ramstein, wo sie den Noch-Verteidigungsminister Lloyd Austin trafen, was das letzte Treffen der Verteidigungschefs der Koalition sein sollte, bevor sich alles ändern würde.
Hinter für die Presse und die Öffentlichkeit verschlossenen Türen würdigten Austins Amtskollegen ihn als ‚Paten‘ und ‚Architekten‘ der Partnerschaft, die trotz gebrochenen Vertrauens und Enttäuschungen die Hoffnung der Ukrainer aufrechterhalten hatte, die an jenem Frühlingstag im Jahr 2022 begann, als sich die Generäle Donahue und Sabrodskyij zum ersten Mal in Wiesbaden trafen.
Mr. Austin ist ein solider und stoischer Klotz von einem Mann, aber als er auf die Dankesworte erwiderte, versagte seine Stimme. ‚Anstatt mich zu verabschieden, möchte ich Danke sagen‘, sagte er, blinzelte Tränen fort und fügte hinzu: ‚Ich wünsche Ihnen allen Erfolg, Mut und Entschlossenheit. Meine Damen und Herren, machen Sie weiter.‘“
Uncut-News: Der Tiefe Staat hat die ‚NY Times‘ benutzt, um seinen Rückzug aus dem Konflikt mit Russland zu verkünden“
Uncut-News: Jetzt ist es offiziell: Der Ukraine-Konflikt ist ein britischer Stellvertreterkrieg“
Dieser Artikel erschien zuerst auf dem Blog des Autors.
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