09. April 2025 14:00

US-Zollpolitik Der Handelskrieg kennt nur Verlierer

… mit Ausnahme der Bürokratie

von Andreas Tögel

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Bildquelle: Andrean21 / Shutterstock Zoll-Eskalation: Kann ein Handelskrieg noch verhindert werden?

Präsident Trump hat mit seiner Zollpolitik weltweit für Aufregung gesorgt. Im Zuge der zum Teil geradezu hysterischen Kommentare geraten jedoch oft verschiedene Aspekte durcheinander: Handelsbilanzen respektive deren Ungleichgewichte einerseits und Zölle andererseits.

Außer Streit steht, dass Spezialisierung und Arbeitsteilung den Wohlstand fördern, wie Adam Smith bereits im 18. Jahrhundert erkannt hat. Dieses Prinzip gilt unabhängig davon, ob Waren und Dienstleistungen politische Grenzen überschreiten oder nicht. Je größer der Markt, desto besser. David Ricardo (1772–1823) verdanken wir darüber hinaus die Einsicht in die Bedeutung „komparativer Vorteile“. Demnach soll sich jede Nation auf die Produktion jener Güter konzentrieren, die sie am wirtschaftlichsten herstellen kann (Ricardo wählte zur Erläuterung seiner Theorie die Tuchproduktion in England und die Weinproduktion in Portugal).   

Donald Trump hat wiederholt behauptet, die USA würden von Freund und Feind gleichermaßen „ausgeraubt“, weil Ungleichgewichte in den Handelsströmen vorlägen. In der Tat weisen die USA seit Jahrzehnten ein erhebliches Handelsbilanzdefizit gegenüber dem Rest der Welt auf. Das sei, so Trump, der den internationalen Handel offenbar als Nullsummenspiel betrachtet, unfair, was aus zwei Gründen nicht stimmt: Die notorisch von Sozialisten und Planwirtschaftlern vorgebrachte Behauptung, dass der Gewinn des einen den Verlust des anderen bedeute, ist hundertfach widerlegt. Geschäfte bringen nämlich – sofern sie nicht unter Zwang, sondern auf freiwilliger Basis erfolgen – stets für beide Seiten Vorteile, sonst würden sie nämlich gar nicht erst stattfinden. Kein bei klarem Verstand befindlicher Akteur stellt sich bei einem Geschäft aus freien Stücken schlechter, als es ohne das Geschäft der Fall wäre.

Darüber hinaus bedeutet das US-Handelsbilanzdefizit, dass die Amerikaner Waren aus aller Welt beziehen und dafür mit (inhärent wertlosem) Fiatgeld bezahlen. Welcher Grund zur Klage sollte also aus dem Umstand resultieren, dass aus aller Welt reale Güter in die USA geliefert werden und dafür im Gegenzug aus dünner Luft geschaffenes Geld ins Ausland fließt? Es kann nicht oft genug daran erinnert werden, dass seit der Präsidentschaft Richard Nixons, um genau zu sein seit dem 15. August 1971, der US-Dollar nicht mehr in Gold umgetauscht werden kann. Die Welt schwimmt seither auf einem Meer von Greenbacks, denen kein Realwert gegenübersteht, wie das noch bis zum 15. August 1971 der Fall gewesen war. Die USA ziehen aus der Tatsache, dass der Dollar die Leit- und Reservewährung der Welt ist, offensichtlich einen gewaltigen materiellen Nutzen.

Allerdings läuft die Chose nicht ganz kostenlos für die USA. Der Preis, den sie dafür bezahlen, ist der Export von Arbeitsplätzen, da die in den USA konsumierten Güter zu großen Teilen eben nicht mehr im Inland, sondern in Mexiko oder in Übersee hergestellt werden. Länder wie China oder Vietnam sind dadurch zu Werkbänken der Welt geworden.,

Trumps Idee soll nun darauf hinauslaufen, ausländische Lieferanten durch prohibitiv hohe Zölle dazu zu nötigen, ihre Produktion in die USA zu verlegen. Das steht indes im Widerspruch zu seiner Vorstellung, die Staatsfinanzierung der USA von Einkommensteuern auf Zolleinnahmen umzustellen. Denn bedingt durch die Übersiedelung bislang ausländischer Industrieanlagen in die USA würden ja auch die angepeilten Zolleinnahmen wegfallen. Steigende Inlandsproduktion und zugleich explodierende Zolleinnahmen kann es aus logischen Gründen nicht geben.

Donald Trump mag ein sprunghaft-unberechenbarer Narziss sein. Ein Trottel ist er nicht. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass ihm die oben dargestellten Überlegungen nicht unbekannt sind. Was hinter seinen Zollplänen stecken könnte, hat soeben Elon Musk bei einer Veranstaltung der Lega Nord ausgesprochen: Musk schlug nämlich die Einrichtung einer Freihandelszone USA–Europa vor, mit Zollsätzen von jeweils null Prozent.

Die EU-Nomenklatura wäre im Sinne der Binnenindustrie und der Arbeitsplatzsituation Europas gut beraten, diesen Gedanken aufzugreifen und mit den USA in entsprechende Verhandlungen einzutreten. Beiderseits des Atlantiks könnten daraus große Vorteile resultieren. Geld würde aus den Händen des Fiskus in jene der produktiv Tätigen transferiert werden.

Und weil das so ist, wird es dazu wohl nicht kommen. Bürokratien, wir wissen es seit den Untersuchungen des britischen Historikers und Soziologen Cyril Northcote Parkinson, neigen, malignen Tumoren gleich, zum unbegrenzten Wachstum. Brüssel bildet da keine Ausnahme. Dementsprechend unstillbar ist ihr Geldbedarf. Würde die EU nun mit reziproken Zöllen auf die Maßnahmen der US-Administration reagieren, spülte das gewaltige Summen in ihre stets leeren Kassen. Dieser Verlockung werden Von der Leyen und Genossen kaum widerstehen können. Dass jedes Handelshemmnis immer zulasten aller Beteiligten (mit Ausnahme parasitär lebender Bürokraten) geht, wird in Brüssel, wie zu befürchten steht, niemanden kümmern.

Intuitiv mag der Gedanke naheliegen, auf Druck mit Gegendruck zu reagieren, was aber nichts an der Schädlichkeit seiner Umsetzung ändert. Der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Stefan Homburg erläutert das anschaulich anhand einer Fahrt in einem Schlauchboot. Wenn einer der beiden Insassen auf die Idee kommt, den Stöpsel aus einer der Luftkammern zu ziehen, wird die Situation nicht dadurch besser, dass der zweite Mitfahrer ebenfalls eine Kammer entstöpselt. Der darauffolgende Schaden träfe beide gleichermaßen.

Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Möge es den EU-Granden dämmern, dass ein weiterer Konflikt mit einem starken „Gegner“ das Letzte ist, was Europa derzeit brauchen kann. Daher steht zu wünschen, dass sie geschickte Verhandlungen mit den USA einem offenen Krieg vorziehen. Letzten Meldungen zur Folge hat Präsident Trump bereits seine Verhandlungsbereitschaft signalisiert.


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