22. April 2025 11:00

Top Spin: Zitat der Woche „21. April: tja. Dann eben nicht.“

Mit Gratismut gegen das Christentum

von David Andres

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Bildquelle: Shutterstock Heiland statt Hase: Darum geht es an Ostern

Das Osterfest liegt hinter uns und bei der Durchsicht Dutzender, ja Hunderter Kanäle und Profile von Bekannten, Verwandten und sogenannten Kulturmenschen, ist mir erstmals sehr deutlich aufgefallen – kein Christentum, nirgends. Die öffentlichen Ostergrüße der Mitmenschen auf Instagram, Facebook oder in Massenbriefen auf Whatsapp zeigen Osterhasen, Ostereier, die Frühlingsblüte von Stockfotos oder den eigenen Garten und allenfalls mal ein „freches“ Gläschen Eierlikör. Den Urheber und Urgrund des Festes allerdings wagt niemand abzubilden, zu erwähnen oder gar zu ehren.

Was sich alle „trauen“ und sich dabei wahrscheinlich immer noch so rebellisch vorkommen, als lebten wir im Mittelalter oder zumindest in einem erzkatholischen Dorf der frühen Fünfzigerjahre: die Verhöhnung der christlichen Religion, ihres Heilands sowie der biblischen Geschichte. Eine hochnäsige, selbstgerechte und wie selbstverständlich dahingerotzte Beleidigung aus dem Gestus des modernen und aufgeklärten Menschen heraus. Würde man diese Flitzpiepen fragen, was sie dazu treibt, würden sie ganz sicher was von „Religion als Unterdrückungsinstrument“ faseln, von „Diskriminierung“ der Frauen und Schwulen und Queeren, von „steinzeitlichen“ Ansichten und „blinder“ Autoritätshörigkeit.

Wo, das frage ich mich dann angesichts dieser offenbar geistig überlegenen, jeden Tag ihren Immanuel Kant, ihren Charles Darwin und ihren Ray Kurzweil im ungeschnittenen Original lesenden Glaubenskritiker – wo waren sie mit ihrer öffentlichen Attacke anlässlich des Ramadan? Oder beim Zuckerfest? Wo sind sie mit ihren Cartoons, ihren Memes, ihren Bildwitzen und ihren gehässigen Worten, wenn’s gegen eine Religion ginge, die in Sachen „Religion als Unterdrückungsinstrument“, Diskriminierung der Frauen und Schwulen und Queeren, „steinzeitlicher“ Ansichten und blinder Autoritätshörigkeit bis in den Tod als Kamikaze-Attentäter hinein heute oft das Level erreicht, das die Kirche vor langer Zeit einmal hatte? Wo? 

Sie schweigen. Und sie schweigen nicht etwa, weil sie als Atheisten, Agnostiker und Religionsverächter tief in ihrem Inneren den Islam nicht ebenso ablehnen würden wie das Christentum, sondern weil sie wissen, dass dessen Vertreter derlei Respektlosigkeiten selten hinnehmen. Durch ihre Angst davor, den einen Glauben in Ruhe zu lassen und ihren Gratismut, den anderen zu attackieren, belegen sie somit, dass die eine Religion eigentlich viel aggressiver, unterdrückerischer und somit kritisierungswürdiger ist als die andere. Ihr Hohn gegenüber den Christen gereicht ihnen implizit zur Ehre, unterstreicht es doch ihre Friedfertigkeit und Nächstenliebe.

Ich weiß aus Erfahrung, dass sich unter Libertären in recht interessanter Verteilung rein säkulare Denker „ohne religiöses Gen“ (wie Herr Lichtschlag es im Gesprächsband 20 Jahre eigentümlich frei einst beschrieb) ebenso befinden wie Christen, konfessionslos Spirituelle oder Buddhisten. Muslimische Freiheitsfunkensprüher sind mir noch nicht begegnet, aber ich lerne gern dazu. So oder so käme innerhalb unserer Bubble niemand dazu, dem Glauben des anderen mit Hohn und Spott zu begegnen. Eher hört man sich gegenseitig in ergebnisoffener Neugier zu. Die ausgerechnet in Köln ansässige Schriftstellerin, Journalistin, Moderatorin und Buchempfehlungsikone Elke Heidenreich hingegen postete gestern, am Ostermontag, auf Instagram das Foto eines alten Schriftzuges mit den Worten: „Glaubet ihr nicht, so bleibet ihr nicht.“

Als Kommentar zu dem Bild schrieb sie lediglich in die Caption: „21. April: tja. Dann eben nicht.“ Hochgeladen hat sie es nahezu exakt zur Todesstunde von Papst Franziskus, dessen Verscheiden allerdings erst rund zwei Stunden später öffentlich wurde. Es war also in dem Punkt eher Zufall als Zynismus. Das Muster, das sich hingegen zeigt, wenn die Mehrheit der Menschen im christlichen Abendland an den Ostertagen wie besessen das Christentum ignoriert oder beleidigt, unterstreicht es perfekt. Und die Pointe mit dem sprechenden Nachnamen der Kölner Bestseller-Dame, die verkneife ich mir lieber.

Quellen:

Papst Franziskus ist tot (Vatican News)

Elke Heidenreich (Instagram)

André F. Lichtschlag: 20 Jahre eigentümlich frei. Das Buch (Amazon)


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