Top Spin: Zitat der Woche: „Der Staat an sich ist von Gott gewollt.“
Ein katholischer Fels predigt Unterwerfung – und warnt vor der Freiheit
von David Andres drucken

Ja, Sie haben richtig gelesen. Dies sind die Worte eines Geistlichen, allerdings nicht die eines Zeit-Geistlichen der Evangelischen Kirche, sondern die eines radikal konservativen Katholiken, der eigentlich ein provokantes Bollwerk gegen die heutigen politischen Marotten darstellt. Aber der Reihe nach…
Vor einer Weile habe ich Pastor Oliver Dembski aus Reinbek hier vorgestellt, der Beitrag ist unten verlinkt. Mit seinen pointierten Impulsvorträgen und Predigten übt er auf Youtube eine gewisse Faszination aus – eben die, ein Fels in der Brandung des Zeitgeistes zu sein, an dem wirklich jeder noch so postmoderne Gedanke zerschellt. Überaus angenehm zu hören, wie er in seinem Vortrag über die vermeintlich „toxische Theologie“, die wichtig und richtig sei, „weil es eine absolute Wahrheit geben muss“, den Schwenk zurück in die Corona-Zeit macht und darlegt, wie die sogenannte Wissenschaft damals zur Quasi-Religion erhoben wurde, mit unhinterfragbarem Absolutheitsanspruch. Ebenso angenehm zu hören, wie er in klarer Struktur verschiedene Aspekte absoluter Wahrheiten begründet und wie er seiner Kirche in ihrer Funktion als Institution und Felsen treu bleibt, unabhängig vergänglicher Verfehlungen durch konkrete Mitglieder.
Nun allerdings hat er mit seiner jüngsten, auf Youtube veröffentlichten Predigt den Dolch in jede Hoffnung gestoßen, dass eine radikal-katholisch begründete Frontalopposition gegen den Zeitgeist automatisch wenigstens ein bisschen kompatibel sein könnte mit unserem freiheitlichen Denken.
Man traut seinen Augen kaum, wenn man den Titel der Predigt liest, entnommen dem ersten Petrusbrief: „Seid jeder menschlichen Obrigkeit untertan.“ Auch bekannt als: „Unterwerft euch um des Herrn willen jeder menschlichen Ordnung.“ Dembski gibt zu bedenken, wie schwer es den Christen damals gefallen sein muss, dieses Gebot zu befolgen, vor allem unter Kaiser Caligula, dem „Christenschlächter“. Aber, es ist so gemeint – aus katholischer Sicht solle man sich weltlichen Autoritäten unterwerfen, die den Staat repräsentieren. So, wie die katholische Kirche als einzige den wahren Weg hin zu Gott und Glaube darstelle, so gelte: „Der Staat ist die mit moralischer Autorität und physischer Macht ausgestattete und durch die Rechtsordnung geeinte Volksgemeinschaft zur Sicherung und Förderung des Gemeinwohls.“ Dieses eherne Gesetz gelte gerade heute, so Dembski, wo eine sogar größere Gefahr existiere als der Linksextremismus oder Rechtsextremismus – der Libertarismus.
Man sitzt davor und glaubt es nicht. Man fragt sich: Wie kann dieser Mann diesen absoluten Gehorsam gegenüber dem Staat tugendhaft finden, wo er doch in anderen Vorträgen vollkommen zurecht die gotteslästerliche Anmaßung eben dieses Staates kritisiert, der sich im Verbund mit ihm weisungsbefugten Institutionen der Wissenschaft zur Quasi-Religion aufschwingt oder auch die Auflösung der natürlichen geschlechtlichen Ordnung und – aus konservativ-katholischer Sicht – viele anderen möglichen Formen der Sünde fördert? Doch er erklärt es ja, es geht nicht um die jeweils aufkommenden und wieder vergehenden inhaltlichen Trends, ja nicht einmal um die konkrete Staatsform, sei diese nun eine Form des Absolutismus oder eine Form der Demokratie. Es geht um die Institution an sich. Wie die Staatsgläubigen auf der ganz linken und der ganz rechten Seite – von der MLPD bis zum ehemaligen „Institut für Staatsforschung“ in Schnellroda – gilt die Loyalität dieses Katholiken dem reinen Prinzip und nicht seiner konkreten Ausführung – die seltsamerweise seit Jahrzehnten und Jahrhunderten nie zu einem Ergebnis führt, das aus humanitärer oder freiheitlicher Sicht zufriedenstellend ist. Um die übliche Denkweise linker Idealisten abzuwandeln, ließe sich sagen: „Die hervorragende Idee des Staates wurde halt noch nie richtig ausprobiert.“
Aber immerhin – diese überraschende Breitseite gegen unser Denken scheint mir ein netter Beweis dafür, dass ihn der damalige Beitrag womöglich erst dazu animiert hat, sich mit der immensen Gefahr, die unser Denken darstellt, näher zu beschäftigen.
Quellen:
„Seid jeder menschlichen Obrigkeit untertan.“ (I Petr. 2, 13) (Pastor Dembski)
Impuls: „Toxische Theologie? - Warum es eine absolute Wahrheit geben muß“ (Pastor Dembski)
Schützenhilfe durch: Pastor Dembski | Die gelassene Strenge (Freiheitsfunken)
Kommentare
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