14. Mai 2025 11:00

Deutsche Medienpreise Das Grimmemann’sche Gruppennarzissmusproblem

Böhmerdämmerung und Abblende: Bitte bald

von Axel B.C. Krauss

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Bildquelle: Krd / Wikimedia Verleihung von Grimme-Preis und Co: Wie lange müssen wir das noch ertragen?

Gruppennarzissmus in voller Aktion erleben zu dürfen, kann zugleich wissenschaftlich (psychologisch) lehrreich und erheiternd sein. Überall dort, wo sich die berühmten „Filterblasen“ bilden, wo berufsspezifische Verhaltensmuster pathologisch werden oder durch Politik und Presse über Jahre sogar kultiviert wurden, indem Nicht-Narzissten, also gruppenmäßig Abgetriebene und Aussortierte zum maoistischen Zwecke der Bestrafung eines Menschen, aber gleichzeitigen Erziehung Tausender anderer exemplarisch auf die zwölf bekamen, zeigt sich manchmal eine beinahe atavistische Pathologie.

So wie in Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“. Ich meine natürlich die Szene, in der eine Affenmeute eine andere überfällt, um sie vom Wasserloch zu vertreiben. Und Gekreische und -gröle, Fußaufstampfen, wildes Drohgebärden-Armgefuchtel, gefletschte Zähnen und so weiter. Das ganze Programm eben.

Nun hat im Laufe der letzten Jahrzehnte bekanntlich ein politisch so scharf getrimmter Regierungsbart, dass jeder Barbier vor Neid platzen und sein Handwerk frustriert aufgeben würde, irreführende Positionen in Funk und Fernsehen erklommen und das berühmte Diktum Gerd Ruges (ich glaube, es war Ruge, aber falls ich mich irre, korrigieren Sie mich bitte), dass sich ein Journalist mit keiner Sache gemein machen sollte, auch nicht mit einer guten, vollständig vergessen.

Denn von Journalismus kann ja schon lange nicht mehr die Rede sein: Das ist VEB-Buntfernsehen und „Aktuelle Kamera“ in einem. Die Volkspädagogik nahm drastisch zu. Egal, ob im Tatort, der, würde man ihn im Ausland zeigen, eine Notstandssitzung der Alliierten zur abermaligen Befreiung Schlands von Nazis zur Folge hätte, egal, ob klimaschweinische Omis, ganz gleich, ob eine Sarah Bosetti ein paar Semester Irgendwasstudium dazu hernimmt, das ganze Land an ihrem hyperkorrekt implantierten beziehungsweise ankonditionierten Drill-Instructor-Wesen genesen lassen zu wollen, oder ob eben ein Grimmermann mal wieder vergeblich versucht, Denunziation, Diffamierung und üble Nachrede als Komik zu tarnen.

Wenn also ein Herr namens Adolf Grimme über Jahre hinweg den Böhmermann-Preis erhält, vermochte das ebenso wenig zu überraschen wie das permanente gegenseitige Abklatschen der Funktionäre und Hochkommissare, sei es im abendlichen Nachgerichteten, auf den Anstalts-Webseiten oder auch den etwas provinziell-miefigen Preisbeschmeißungen. Gut, fairerweise muss ich hinzufügen, dass die grassierende oder besser endemische, geistig selbstverstümmelnde „Korrektheit“ wirklich kein reindeutsches Phänomen ist. Wer das glaubt, braucht sich ja nur nicht weniger gruppennarzisstische Festivitäten wie die Golden Globes oder die Oscars zuzumuten, die nicht umsonst schon seit Jahren mit herben Zuschauerverlusten zu kämpfen haben. Es sei denn, ein erfrischend parteiloser Ricky Gervais darf mal wieder um sich schlagen wie bei den Globes 2020, mittenmang und mit Anlauf, was im Netz, wie man heute so schön sagt, „viral“ ging, wohingegen er sich in den Celebrity-Filterblasen natürlich eine Menge Feinde machte.

Jemanden wie ihn könnten wir hier gut gebrauchen. Ein deutscher Gervais, der einen nicht ständig mit Belehrungen enerviert, sondern durch die Mitte läuft und allen Beistehenden links und rechts grinsend eine klatscht – das könnte die deutsche, korrekt verklemmte Medienszene wirklich mal vertragen.

Es ist ja schon albern genug, dass die hiesige Presse Gestalten wie Grimmemann überhaupt noch so viel Aufmerksamkeit widmet. Kein Wunder, dass ein Harrison Ford in einem Interview in seiner gewohnt lakonischen Art auf die Frage, was er denn von deutschem Humor halte, antwortete: „Welcher?“

Gruppendynamische Selbstbestöhnung wird die Habsburger Medienlippe nur schwulstiger machen. Das Elend braucht eine Abblende. Ein paar richtig gute Talentsucher wären auch nicht schlecht.

Bis nächste Woche.


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