Afghanistan: Taliban untersagen das Spiel wegen „Glücksspielgefahr“
Die radikalislamische Regierung setzt Schach erneut aus und verweist auf angebliche Widersprüche zum islamischen Recht
von Tyler Durden drucken

Uns war nicht bewusst, dass das Schachspiel zu einer hemmungslosen Spielsucht führen kann – offenbar aber den Taliban.
„Die Taliban-Regierung in Afghanistan hat Schach bis auf Weiteres verboten, da sie befürchtet, das Spiel sei eine Quelle des Glücksspiels“, berichtete die „BBC“ am Montag. „Beamte erklärten, das Spiel sei auf unbestimmte Zeit untersagt worden, bis seine Vereinbarkeit mit dem islamischen Recht geklärt sei.“
„Es gibt religiöse Überlegungen im Zusammenhang mit dem Sport Schach“, sagte Atal Mashwani, Sprecher der Sportdirektion der Taliban-Regierung, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. „Bis diese Überlegungen geklärt sind, ist der Schachsport in Afghanistan ausgesetzt.“
Er erläuterte, dass Schach im islamischen Scharia-Recht „als eine Form des Glücksspiels betrachtet“ werde – ohne jedoch näher darauf einzugehen, wie genau das der Fall sein soll.
Dies ist lediglich der jüngste absurde und drakonische Schritt der Taliban-Behörden seit ihrer Rückkehr an die Macht im August 2021, nach einem mehr als zwanzigjährigen Krieg mit den US- und Nato-Besatzungstruppen.
Einige Café-Besitzer wurden in westlichen Medien mit der Aussage zitiert, Schach gehöre zu den wenigen positiven und gesunden Aktivitäten, denen junge Menschen im Land nachgehen könnten.
Doch da viele Sportarten und geistige Betätigungen ebenfalls eingeschränkt und als „unislamisch“ eingestuft werden, bleiben der Bevölkerung immer weniger Spiele und Hobbys – zudem leidet das Land weiterhin unter wirtschaftlichem Zusammenbruch und allgemeinem Elend.
„Schach hat in den letzten Jahren in Afghanistan an Beliebtheit gewonnen“, so die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf „Khaama Press“. „Einige Tage vor Bekanntwerden des Verbots hatte eine Gruppe von Aktivisten die Regierung um finanzielle Unterstützung zur Förderung des Schachsports gebeten.“
„Chess.com“ zufolge hatten die Taliban bereits kurz nach ihrer ersten Machtübernahme im Jahr 1996 ein Schachverbot verhängt: „Die Taliban hatten bereits kurz nach ihrer Machtübernahme in Afghanistan im Jahr 1996 ein Schachverbot erlassen, doch nach dem Regimewechsel 2001 kehrte das Spiel als beliebte Freizeitbeschäftigung zurück. Bei der Schacholympiade in Batumi 2018 gewann Afghanistan die D-Kategorie – mit dem Kandidatenmeister (CM, englisch „Candidate Master“) Khaiber Farazi, dem Kandidatenmeister Habibullah Amini, Wais Abdul Khaliq, Ashrafi Sulaiman Ahmad und Safy Kanz Ahmad im Team. Die Taliban übernahmen 2021 erneut die Kontrolle über das Land und haben nun die Aussetzung verkündet.“
Doch viele islamisch geprägte Länder und Bevölkerungen im Nahen Osten entsenden regelmäßig Schachspieler zu internationalen Wettkämpfen und Veranstaltungen. Die Taliban stellen sich damit einmal mehr als die „extremste“ Regierung der Region und der Welt dar.
Diese „Pause“, die aller Wahrscheinlichkeit nach in ein dauerhaftes Verbot münden wird, dürfte den Taliban jedenfalls nicht helfen, internationale Sanktionen gegen sie aufheben zu lassen.
Das kriegsgeschundene Land hatte vor der Machtübernahme der Taliban – beispielsweise in den 1970er Jahren – eine relativ liberale, weltoffene Bevölkerung. Frauen trugen regelmäßig europäische Mode, islamische Kleidung war in den Städten selten zu sehen.
All das änderte sich mit der CIA-Operation „Cyclone“, bei der amerikanische und verbündete Geheimdienste – etwa der pakistanische Geheimdienst ISI – radikale afghanische und arabische Mudschahedin bewaffneten, ausbildeten und ausstatteten. Diese Kämpfer bildeten später den Kern der Taliban und ihrer Terrorverbündeten.
Information: Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von zerohedge.com zur Übersetzung bereitgestellt.
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